zur ursprünglich bestimmten Höhe zu vollenden. Nachdem die wichtigsten unter den daran thätigen Baumeistern genannt wurden, bekundete der geehrte Herr Redner, daß es unserem Vaterland noch zu besonderer Ehre gereiche, daß die Errichtung des herrlichen Baues nur durch Baumeister aus unserem Heimatland geleitet worden sei. — Auch auf die verschiedenen Baustile kam der verehrte Herr Redner zu sprechen und wies namentlich auch au die erst vor einigen Jahren in reinem romanischem Stil erbaute Kirche in Simmersfeld hin. — Für den ausgezeichneten Vortrag brachte im Namen aller Anwesenden Herr Gewerbevereinsvorstand Maier dem verehrten Herr Stadtpfarrer den gebührenden Dank dar. — Es ist gewiß sehr anzuerkennen, wenn unsere Geistlichen auch außerhalb der Kanzel durch derartige Vorträge das religiöse Interesse im Volk zu wecken und die Liebe zur christlichen Kunst zu pflegen suchen. — Ein weiterer gleichfalls fesselnder Vortrag wurde am gestrigen Sonntag Nachmittag im Gasthans zu den „3 Königen" hier von Hrn. Dr. Paulus aus Stuttgart über „die Kolonien der Schwaben in Palästina u. deren Streben" gehalten. Beginnend mit einem kurzen Rückblick auf die Zeit der Gründung der Tempelgesellschaft führte der gewandte Herr Redner zunächst aus, welche Schwierigkeiten den schwäbischen Kolonisten in Palästina hindernd im Wege standen und teilweise jetzt noch vorhanden seien. Vor allem sein hier zu nennen die ungünstigen klimatischen Verhältnisse, der heiße Sommer, in welchem völlige Dürre herrsche und dadurch entstehen insbesondere für die Viehzucht große Mißstände. Das Verhältnis zu den Eingeborenen und die Unkenntnis ihrer Sprache sei auch twas Mißliches; aber am schwierigsten für die Kolonisten seien die türkischen Regierungsverhältnisse. Bei den Regierungs- und Gerichtsbehörden herrsche eine Lotterwirtschaft sondergleichen, und wenn man etwas bezwecken wolle, so sei's ohne Reichung eines gehörigen Trinkgelds („Backfisch") unmöglich. Auch viele Krankheiten haben anfänglich unter den Kolonisten gewütet, namentlich in den Jahren 1872—74. Diese Schwierigkeiten rechtfertigten früher und auch jetzt noch teilweise die abhaltenden Warnungsrufe. Allein das Ziel und das Streben der Tempelgesellschaft habe die Auswanderung dorthin erfordert. Jetzt haben die Kolonien ihre gesicherte Existenz trotz aller Widerwärtigkeiten. Die Kolonie Kaifa am Karmel habe 67 Wohnhäuser mit 63 Nebenge bäuden und zähle 400—450 Seelen. Verschiedene Gewerbe seien dort vertreten, Kaufleute, eine Oel- und Seifenfabrik. Auch der Verkehr sei gegen früher sehr erleichtert durch Benützung von Wagen und Erbauung von Straßen, die zwar nicht mit den hiesigen Kunststraßen verglichen werden können, dennoch aber gut zu befahren seien, so namentlich eine Straße nach dem 6 Stunden entfernten Nazareth. Auch die übrigen Kolonien blühen, so Jaffa, Saroma und Jerusalem. Für die Ausbildung der Jugend sei gut gesorgt. Jede der 4 Kolonien habe eine eigene Volksschule, in der aber außer Deutsch auch noch Französisch und Arabisch gelernt werde. Jede Kolonie habe ihr Gemeindehaus, sowie Spital, in welchem auch die Eingeborenen Aufnahme finden. Bisher seien die Kolonisten nur auf sich selbst angewiesen gewesen. Nur im Jahr 1881 sei ihnen auf Antrag des früheren Reichstags-Abgeordneten Hölder (des ff Ministers) ein Beitrag von 3700 vom Deutschen Reich gereicht worden. — Soviel über den Stand der Kolonien. In Beziehung auf ihr Streben wurde vom Redner betont, daß es seit Gründung dasselbe gewesen sei und zwar ein religiöses. In Württemberg beständen zwar allerlei Anschauungen über den Begründer Hofmann, er sei zu B. vom Glauben ans ewige Leben abgefallen, leugne die Gottheit Christi u. s. w. Allein dies sei grundlos. Die Gesellschaft stehe auf dem Grund, den die Bibel feststelle seit ihrer Gründung, weiche auch nicht davon in der Zukunft. — Der allgemeine Beifall, der dem gewandten Redner für seinen gediegenen Vortrag gezollt wurde, war ein wohlverdienter. Und wenn auch mancher, der bei der großen Versammlung anwesend war, die Anschauungen, welche Herr Dr. Paulus vertritt, nicht alle teilt, so war doch sicherlich jedermann von dem ruhigen, äußerst würdigen Verlauf seines Vortrags angenehm berührt.
Stuttgart, 5. März. Auf dem Gebiete der direkten wie der indirekten Steuern hat die Finanz
kommission einige Beschlüsse von großer Tragweite,, geordneten wird diese unzweideutige Zurückweisung Malzsteuer für die mittleren der jüngsten Zudringlichkeiten der freisinnigen Wa-
wie Ermäßigung der und kleinerett Brauereien, Ueberweisung der Hundesteuer an die Gemeinden und Einführung einer er gänzenden allgemeinen Einkommensteuer, gefaßt. Diese Vorschläge werden zweifellos im Plenum zu erheblichen Auseinandersetzungen führen und dürsten teil:
denstrümpfler von großer Sorge befreit haben. Wie tief übrigens Herr Richter seine Niederlage fühlte, bewies seine im höchsterregten Tone vorgebrachte persönliche Bemerkung am Schluffe, die ihm eine Verwarnung des Präsidenten v. Levetzow zuzog,
weise auch von der Regierung nicht unwidersprochen weil die persönliche Bemerkung in persönliche An b'eiben. I griffe ausartete.
Straß bürg, 27. Febr. Von der Mittwoch rede des Fürsten-Statthalters seien folgende Stellen hier wörtlich mitgeteilt: Zum Schluffe möchte ich noch einen mich persönlich berührenden Gesichtspunkt erwähnen. Es ist mir besonders erfreulich, heute wieder als ein Lebendiger unter Ihnen zu stehen, nachdem in jüngster Zeit die Presse sich bemüht hat, mich zum alten Eisen zu werfen. Solche Versuche, Männer in hohen Stellungen durch Zeitungskorrespondenzen aus dem Wege zu räumen, sind mir nicht neu. Ich bin ihnen begegnet als Minister präsidend in Bayern, als Botschafter in Paris und jetzt im Reichslande. Diese Versuche erinnern mich lebhaft an eine abergläubische Prozedur des Mittelalters, die darin bestand, daß man sich bemühte, den Gegner tot zu beten oder durch geeignet scheinende alte Weiber tot beten zn lassen. Daß solche Pro zeduren, die mittelalterlichen wie die modernen, von praktischen Erfolgen begleitet gewesen wären, ist mir nicht bekannt geworden. Ich kann daher meinen
Deutscher Reichstag. Derselbe hat die laufenden Einnahmen des Etats der Eisenbahnen genehmigt. Abg. Brömel (freis.) brachte dabei eine Ermäßigung der Eisenbahntarife zur Sprache und besürwortcte dieselbe eingehend. Die Anregung fand verschiedentlich Zustimmung, es wurde aber auch im Hinblick auf die allgemeine Finanzlage zur Vorsicht geraten. Seitens der Regierung wurde erklärt, daß die Verhandlungen über die Tarifrcform noch nicht zum Abschluß gebracht seien, Näheres deshalb zur Zeit nicht mitgeteilt werden könne. Weiterhin brachte Abg. Richter (freis.) die Schienenkartelle der Deutschen Industrie zur Sprache und forderte eingehende Uebcrsichten über die Schienenpreise im In- und Auslande. Der Antrag Richter auf Vorlegung solcher Uebcrsichten wurde der Budgetkommission zur Spc- zialberetung überwiesen.
Deutscher Reichstag. Die zweite Beratung des Militäretats wurde fortgesetzt. Nach debatteloser Genehmigung verschiedener Kapitel erfolgte eine längere Erörterung über die Forderung der Geldvergütung für Beschaffung vou Offiziers-Dienstpferden. Die Budgetkommission hatte von der Regierungsvorlage ^ Millionen gestrichen. Der Kriegsminister bat um Bewilligung der ganzen Summe, das Haus blieb aber bei dem Antrag der Kommission stehen. Die Abg. Richter und Hintz (freis.) beantragten sodann die Streichung der Mehrforderungen für Kadettenanstalten und die
Freunden nur empfehlen, denselben keine Beachtung I Ablehnung einer Neuforderung zur Errichtung von Unterof-
zu schenken. Ich werde auf meinem Posten ausharren, so lange ich das Vertrauen des Kaisers besitze und so lange meine Kräfte ausreichen. Und ich denke auch ferner, so Gott will, meines Amtes zu walten mit der ganzen Berufsfreudigkeit, die eine o große Aufgabe verdient. Ich rechne dabei auf die Unterstützung der Vertreter des Landes, des Reichslandes, dem wir alle in treuer Anhänglichkeit ergeben sind.
Straßburg, 4. März. Bei Beginn der heutigen Sitzung des Landesausschusses verlas Präsi dent Schlumberger einen von 22 Mitgliedern einge gangenen Antrag, das Haus wolle folgende Adresse an den Kaiser richten: „Anläßlich der in jüngster Zeit im Auslande stattgehabten Vorgänge hat die Reichsregierung schärfere Vorschriften über die Paff maßregeln verordnet. Die Vertreter Elsaß-Lothrim gens versichern dem Kaiser, treu auf dem Boden des Gesetzes zu verharren und weisen aufs allerentschie- denstc jede Einmischung seitens fremder Elemente zurück. Keine aus dem Auslande kommende Agitation ist je geeignet, unsere Gesinnungen zu erschüttern. Im Vertrauen auf das Wohlwollen, welches der Kaiser uns stets gezeigt, bitten wir um Aufheb-
fizicrvorschulen in Jühlich und Wohlan. Die Anträge wurden indessen von der großen Mehrheit des Hanfes abgelehnt und die Forderungen unverändert genehmigt.
Berlin, 5. März. Bei Beratung des Reichseisenbahnetats erklärte Höffel (Lothringer), das Reichsland habe schwer unter den Paßmaßregeln gelitten. Leider hätten Hetzer in Frankreich, Politiker, die das Monopol des Patriotismus für sich beanspruchen, eine erfreuliche Wendung verhindert. Er erkläre namens Elsaß-Lothringens, daß die dortige Bevölkerung mit jenen Hetzern nichts zu thun habe.
Berlin, 6. März. Die Reichstagsferien sollen nach dem Beschluß des Seniorenkonvents vom 20 März bis 7. April dauern.
Berlin, 5. März. Das Zentrum hat beschlossen, auch im Plenum sämtliche neuen Kriegsschiffe abzulehnen.
Berlin. Der sozialdemokratische Parteivorstand hat nunmehr das Programm für die am ersten Sonntag des Monats Mai geplante Arbeiterfeier aufgestellt. Darnach werden die Genossen im ganzen Deutschen Reich, wo auch immer sie zur Feier vereint sein mögen, Punkt 4 Uhr nachmittags einen Massengesang anstimmen. Durch dieses Unisono soll
, me. Q , ^ .1 „dem Gedanken der Solidarität der Arbeiterklasse
ung der Pabmaßregeln oder, falls dies n.cht thun-' ^r Länder die entsprechende äußerliche Form ge- l.ch, um mildere Ausübung derselben." Der Antrag j ^ben werden." Ob dsts überall ein Kunstgenuß
wurde einstimmig angenommen; einige Mitglieder enthielten sich der Abstimmung.
Berlin, 5. März. Die „Nordd. Allgem. Ztg." dementiert kategorisch die Gerüchte über einen Zwiespalt zwischen dem Kaiser und dem Reichskanzler.
Berlin. Der tiefe Eindruck der Reichstags sitzung vom Samstag spiegelt sich in allen Blättern wieder. Die „Köln. Ztg." giebt eine Schilderung der Absage Caprivi's an Eugen Richter, der wir folgendes entnehmen: Herr v. Caprivi erhob sich unmittelbar nach Richter und diente ihm so gehörig, daß derselbe selten eine so gründliche Abfuhr ehalten
sein wird, darf in Anbetracht der vorgerückten Stunde, zu welcher die musikalische Demonstration beginnt, billigcrweise bezweifelt werden. Daß die Herren Sozialdemokraten über das Singen das Reden nicht vergessen werden, ist selbstverständlich. Der Parteivorstand hofft, daß die Feier ein Beweis sein werde für die Stärke der Bewegung, für die internationale Verbrüderung und die Unbesiegbarkeit des Sozialismus.
Daß es den Sozialdemokraten nicht an Geld fehlt, beweist wieder der Umstand, daß die Abgeordneten Auer, Bebel und Singer am vorigen Sonn
haben dürfte. Noch vor wenigen Tagen hatte Herr tag in Hamburg die Buchdruckerei und Verlags-
Richter in einem seiner gewohnten bösartigen Ausfälle gegen den Fürsten Bismarck über den jetzigen 'Reichskanzler folgendes geschrieben: „Fürst Bismarck sieht offenbar selbst ein, daß er im Reichstage eine recht schlechte Rolle spielen würde, zumal er auch als Redner seinem Nachfolger v. Caprivi nicht entfernt gewachsen sein würde. Herr v. Caprivi spricht ruhiger, gewandter, schlagfertiger und beherrscht vor allem den Gegenstand, über den er spricht, viel eingehender, als es bei dem Fürsten Bismarck der Fall war." Gestern hat Herr v. Caprivi dem Herrn Richter dargethan, daß er ihn durchaus zutreffend geschildert hat. Hieb folgte auf Hieb so hageldicht, daß Herr Richter den besten Wahrheitsbeweis für seine eigene Schilderung der parlamentarischen Gewandtheit und Schlagfertigkeit des Herrn v. Caprivi erhielt. Fast jeder Satz der Caprivi'schen Rede wurde von der großen Mehrheit des Hauses mit lautem Beifall begleitet, und gar manchen der Ab
buchhandlung des Genossen Dietz käuflich für die Partei übernommen haben. Außerdem besitzen die Sozialdemokraten dort noch die Zeitungen „Hamb. Echo" und „Neue Zeit."
Berlin, 6. März. Ein Telegramm des „Berliner Tageblattes" aus Sansibar vom 5. März meldet, Major v. Wißmann habe den Stamm der Kibosho wegen zahlreicher Räubereien blutig gezüchtigt. Er erbeutete 6000 Stück Vieh, viel Munition und Elfenbein. 200 Kibishokrieger sind gefallen, 60 verwundet, 50 gefangen. Von der Schutztruppe sind zwei Schwarze gefallen, 15 verwundet, darunter zwei deutsche Unteroffiziere. Der Adjutant Bumiller erstürmte eine kolossal befestigte Boma. Die Eingeborenen erbaten die Hissung der deutschen Flagge, was geschah. Die Schutztruppe ist auf dem Rückmarsch nach der Küste.
Berlin, 4. März. Wie der „Börsencourier" mitteilt, hat der bulgarische Regimentsarzt Tranjen