tionsstellmig älterer Offiziere, hauptsächlich älterer Korps-, Divisions- und Brigadckommandeure, nimmt zu nicht geringer Genugthuung des jüngeren Offi­zierkorps chren Fortgang. Durch die lange Friedens­epoche, deren Dauer noch auf Jahre hinaus ver­bürgt erscheint, war die Gefahr näher gekommen, daß eine gewisse Stagnation in den Avancements- verhältnissea eintreten wurde, wenn auch die mehr­fache Vergrößerung der Friedensstärke der Armee eine gewisse Bewegung in das Avancement brachte. Indessen hat jedes Ding seine zwei Seiten, so auch diese sogenannte Verjüngung der Armee. Will man nicht, wie in Frankreich, eine gewisse Altersgrenze für die Dienstsähigkeit älterer Offiziere ziehen, so muß notgedrungen durch ein solches forciertes Vor- wärtstreiben des Avancements dieses selbst nach einiger Zeit darunter leiden, indem in die oberen Kommandostellen junge Kräfte einrllcken, welche lange Jahre hindurch aus den einmal eingenomme­nen Posten wirken können: doch ein solches Be­denken wiegt nicht gerade schwer; bedeutsamer ist ein anderes, nämlich, daß durch ein solches allzu rasches Abnutzen der älteren Kräfte binnen kurzem neu oberen Kommandostellen alle jene Männer fehlen werden, welche bereits in verantwortlicheren Stellungen die Feldzüge gegen Frankreich, von Oesterreich und Dänemark ganz zu schweigen, mitgesochten haben. Wir werden früher, als es durch den Lauf der Zeit notwendig geworden, wiederum eine Armee besitzen, welche von solchen Offizieren befehligt wird, die noch keine Kricgserfahrung hinter sich haben oder im Kriege noch in ganz untergeordneten Stel­lungen sich befanden. Die Armee gewinnt dadurch wiederum allzuleicht den Charakter, der ihr vor 1860 anhaftete, einer Friedensarmee, deren Offi­ziere den Krieg nur vom Hörensagen kannten. Es ist dies im Laufe der Zeit ja nicht zu vermeiden, man soll sich nur hüten, diesen Zustand eher als nötig herbeizuführen, besonders in jenen Stellen, denen die verantwortliche Leitung großer Aktionen, sei cs in strategischer oder taktischer Beziehung ob­liegen. Deshalb ist es unseres Erachtens nach durchaus falsch, wollte man in der Stelle des Chefs des großen Gcneralstabs einen öfteren Wechsel einsühren; gerade diese Stellung muß, wie das ja auch die Ansicht Moltke's war, eigentlich unveränderlich sein."

Die sozialdemokratische Parteileitung sucht die Marx'sche Kritik des Parteiprogramms jetzt mit der

Ausrede zu beseitigen, Marx habe von London aus, wo er gelebt, die deutschen Verhältnisse nicht beur­teilen können. Früher wurde er stets als Sachver­ständiger von der sozialdemokratischen Partei selbst ins Treffen geführt, nun soll alio plötzlich alles nicht mehr sein. Solche Ausreden find denn doch gar zu armselig.

Italien.

Rom. Das neue Ministerium Rudini hat am Sonnabend vor der Kammer sein Regierungspro- gramm klar gelegt, welches im Parlament und in der Presse mit ganz lebhaftem Beifall ausgenommen ist. Der Ministerpräsident verspricht zunächst solche Ersparnisse, daß zur Deckung der Militärausgaben keine neue Steuern oder Anleihen erforderlich werden. Was die auswärtige Politik betrifft, so erklärt der Premier, die Negierung werde der bei den letzten Wahlen laut und deutlich zum Ausdruck gelangten Stimme des Volkes folgen; die Politik der Regie­rung werde einfach, offen und ohne Hintergedanken sein, wie es einem Lande zukomme, welches den Frieden wirklich wolle. Das Programm des neuen Kabinets sei glücklicherweise allen Hauptstaaten Eu­ropas gemeinsam; um den Wunsch und das Be­dürfnis nach Frieden vereinigten sich die Mächte, welche sich die absolute Sicherheit und Europa eine dauernde Ruhe verschaffen wollen. Die Regierung werde den Bündnissen, die heute abgeschlossen seien, feste und reine Treue halten, sie werde Allen durch ihr Verhalten beweisen, daß Italien kriegerische Ab­sichten nicht hege. Die Regierung werde sich auch bemühen, zu Frankreich wieder in ein besseres Ver­hältnis zu kommen. Wir find überzeugt, daß wir durch unser machtvolles, offenes Verhalten das Ver­trauen einflößen werden, welches wir zu verdienen glauben. Rudini erklärte zum Schluffe, der Friede sei notwendig, um Italien ans seinem wirtschaftlichen Mißbehagen aufzurichten und fordere ein promptes Vertrauensvotum für die demnächst anzubriugenden inneren Reformgesctze. Verschiedene Crispi'sche Ge­setze, welche lebhaften Widerspruch fanden, wurden von der neuen Regierung zurückgenommen. Die Kammern vertagten sich nach den Erklärungen des Ministers bis zum 2. März.

Aus Rom wird versichert, der Ministerpräsident di Rudini habe außer einem an alle Mächte abge- sandten Rundschreiben noch vertrauliche Noten an die italienischen Botschafter in Wien und Berlin

gerichtet, in denen die Aufrechterhaltung des Drei­bundes betont sei. Zum Marine-Minister im neuen Kabinett ist der Senator und Vize-Admiral Saint-Bon ernannt worden.

England.

Die Londoner Polizei hat am Sonnabend Mittag in den Docks einen Mann Namens Saddler mit blutgetränkten Kleidern verhaftet, welcher eine Viertelstunde vor der Auffindung einer ermordeten Frauenleiche in Whitechapel in Gesellschaft der Er­mordeten gesehen worden ist. Der Verhaftete ist ein Schiffshcizer. welcher seit langer Zeit polizeilich beobachtet worden ist. Die Polizei glaubt bestimmt, daß sie jetztJack den Ausschliyer" erwischt habe.

Rußland.

Der Erzherzog Franz Ferdinand von Oester­reich hat am Freitag Abend St. Petersburg verlassen und ist am Sonnabend Vormittag in Moskau ein­getroffen, wo er ebenfalls mit den höchsten Ehren empfangen worden ist. DieNordische Telegraphen- Agcntur" weiß noch zu berichten, daß der österrei­chische Thronfolger Petersburg mit dem Gefühl der Freude und des Dankes für den glänzenden snnd herzlichen Empfang verlassen habe. Deshalb wird aber wohl die Truppenmacht zu beiden Seiten der österreichisch-russischen Grenze um keinen Mann ver­ringert werden!

Amerika.

Aus Chile sind bis zum 7. Februar reifende Nachrichten eingegangcn, nach welchen die Insur­genten den Hafen und die Stadt Valparaison wieder eingenommen, Pisagua und Jquiguc bombardiert und niedergebrannt haben. Die Rebellen sollen aus Brasilien Unterstützung erhalten.

Nus Newyork kommt die Meldung von dem Tod des Generals Sh ermann, der während des letzten amerikanischen Bürgerkriegs einer der bedeu­tendsten und populärsten Heerführer der Unions- armec gewesen ist.

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Verantwortlicher Redakteur Steinwandel in Nago d. Druck und Verlag der G. W. Zaiser 'scheu Buchdru crei.

Amtliche und Privat - Bekanntmachungen.

K. Oberamt Nagold.

Zurückgenommen

wird der diesseitige im Gesellschafter Nr. 19 vom 9. Februar ds. Js. gegen den ledigen Schlosser

Albert Lauter

von Ulm wegen Bettels erlassene Steck­brief, da Sauter heute hier eingeliefert wurde.

Den 16. Februar 1891.

K. Oberamt. Amtm. Marquart.

Revier Psalzgrafenweiler.

Stangen-, Papierhol?-, Brennholz- und Keis- Verlrauf.

Am Mittwoch den 2S. Februar,

vorm. 10 Uhr

auf dem Rathaus in Pfalzgrafenweiler aus den Durchforstungen Bildstöckle, Jgelsbergerweg, Spänplatz u. Grasweg:

6219 Stück Derbstangen, worunter 2475 Stück I. Klasse über 13 Mtr.

Stück durchaus fichtene Hopfenstangen, 3520 Stück Reissrangen Aer? Mtr. lang, größtenteils sichten, 7970 Stück Reisstangen von 57 Mt. ,3^ l?430 Stück Floßwieden und 10 L-tück birkene Wagnerstangen.

Ferner 41 Rm. buch. Prügel und Anbruch, 309 Rm. Nadelholzprügel, 176 dto. Anbruch, 46 Rm. buchene, 218 Rm. tanncne Reisprügel und 178 Rm. im Walde herumliegendes Streu­reis; schließlich aus denselben Abtei­

lungen und aus Abt. Wolfsgrube, La­chenrain, Kälbersteig, Stuzweg und Härdtle 76 Rm. 4,5 Mtr. lange Rah­men und 267 Rm. meistens 2 Mtr. lange Roller (Papierholz.)

Revier Altensteig.

Holz-Verkauf.

Am Freitag den 20. Febr., mittags 2 Uhr,

imHirsch" zu Bösingen aus Glas­hardt Abt. 5 und 6 Nadelholz:

56 Rm. Brennholz und 510 Rm. Reis.

Walddorf, O.-A. Nagold.

Holz-Berkauf.

Am Montag, den 23. Februar, von morgens 10 Uhr an, kommen auf hiesigem Rathaus zum Verkauf aus Gemeindewald Sommer- halve und Vogelherden der alten Post­straße :

41 Stück Bauholz 4. u. 5. Klasse mit 8,01 Fm., 562 St. Bauslangen über 13 Mtr. lang, 666 St. Bau­stangen von 1113 Mtr. l., 53 St. Bäustangen von 911 Mir. l., 740 St. über 9 Mtr. l., 885 St. Hopfen­stangen 79 Mtr. l., 112 St. Hopfen­stangen 67 Mtr. l.. 253 St. Hopfen­stangen 57 Mtr. l, 104 St. eichene Wagnerstangen 611 Mtr. lang.

Das Holz ist guter Qualität und Abfuhr günstig.

Gemeindepflege.

Revier Wildberg.

SLeinöeifuhr und Zer­kleinerungs-Akkord.

Am Samstag den 21. d. Mts., vormittags 9 Uhr,

wird die Lieferung und das Klein­schlagen von 20 Cbm. blauer Muschel­kalksteine bei Wirt Dittus hier im Akkord vergeben.

Wildberg, 17. Febr. 1891.

K. Rcvieramt.

M e z g e r.

Mez.- Aöstöau-Mrein Aagold.

Am Dienstag den 24. ds. Mts., (Matthiasfeicrtag), mittags 1 Uhr, findet im Gasthaus zumLamm" in Egenhausen eine Versammlung des Obstbauvereins statt, wobei folgendes zur Beratung und Besprechung kommt:

1) Rechenschaftsbericht von dem Kassier Herrn Gärtner Raas von Nagold,

2) Vortrag des Herrn Stadtbaumwarts Helber von Haiterbach über Obst- baumpflcge,

3) Vorlesung des v. Herrn Oekono- mierat Stirm in Stuttgart gehal­tenen Vortrag über Mostbereitung. Hiezu werden die Vereinsmitglieder

und Freunde der Obstbaumzucht freund- lichst eingeladen.

Der Ausschuß.

Altcusteig Stadt.

Stammholz- und Stangen-Verkauf.

Am Mittwoch den 25. Febr. d.J. nachmittags 2 Uhr auf hiesigem Rathaus aus Stadtwald Brandhalde:

105 Stück Langholz mit 50,43 Fm., 482 Stück Baustangen, 415 Stück Hopfenstangen.

Den 17. Febr. 1891.

Stadtschultheißenamt.

Welker.

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Bei Abnahme von 50 5°/o Kobalt.

Umtausch gestattet.

-Ii'