finden, ihn aus der Welt zu schaffen; und um solche ausfindig zu machen, gilt es zunächst festzustellen: Wer oder was ist schuld, daß es eben so und nicht anders ist?

Natürlich sie, diese Dienstboten!" höre ich einen ganzen Chorus von Hausfrauen rufen.Oder wollen Sie etwa behaupten, daß wir die Schuld tragen?" Gemach, meine Damen! wir dürfen nach keiner Seite hin vorschnell urteilen. Es handelt sich darum, die Quellen eines ernsten Uebels, unter dem Sie in erster Reihe zu leiden haben, zu erfor­schen, und wenn nun diese Nachforschung wirklich auf Sie zurückführen sollte, wenn es sich heraus­stellte, daß auch Ihr Verhalten, meine Damen, eini­ger Aenderungen bedürfte, um bessere Zustände her­beizuführen, dann werden sie mir dennoch hoffent­lich nicht zürnen, sondern Auge und Herz dem neuen, klaren Licht öffnen, in dem wir das ganze Verhält­nis jetzt einmal betrachten wollen.

Sie sind so sehr anspruchsvoll!" war wohl die erste Anklage,hinsichtlich des Lohnes sowohl wie der Schlafstelle und Kost, der Ausgehtage und Behandlung." Lassen Sie uns sehen, wie es sich damit verhält. Vierzig bis fünfzig Thaler oder etwas darüber erhält so ein Mädchen dafür, daß es wäh­rend eines ganzen Jahres Tag für Tag seine Zeit und Kraft andern zur Verfügung stellt und, aller freien Selbstbestimmung beraubt, die Arbeiten ver­richtet, die jenen andern zu beschwerlich sind. Nun sagen Sie selbst, meine Damen: Würde eine von Ihnen dasselbe für den doppelten Preis übernehmen? Die Mägde unsrer Großeltern thaten es für die Hälfte, ganz richtig; aber was für plumpe, bäurische

Gestalten waren das auch in den selbstgewebten Röcken und derben Schuhen! Mädchen, wie wir sie jetzt verlangen, nette, ansehnliche Erscheinungen, die uns gewissermaßen repräsentieren, müssen notwendig mehr haben, um diese unsre Ansprüche zu befriedigen. Und was die Schlafstelle anbetrifft, so scheint mir das Verlangen der Dienerin nach einem gesunden, men­schenwürdigen Raum für die kurze Nachtruhe, für die abendliche Rast kein übertriebenes. Euch dünkt es freilich schon eine Anmaßung, wenn das Mädchen beim Mieten die Frage danach wagt, aber ihr könnt doch nicht in Abrede stellen, daß nur zu oft diese ihnen zugewiesenen Plätzchen nichts weniger als men­schenwürdig sind. Man denke an die Berliner Hänge­böden, kleine, luftleere, dunkle Räume, die mit einer Leiter erklommen werden und in denen ein vierzehn­jähriger Knabe nicht mehr aufrecht stehen kann, in denen die mühsam erworbenen Habseligkeiten der In­sassin stocken und vermodern; man denke an die eisigen Bodenverschläge, an die Nischen unter der Treppe, deren Thür bei Nacht geöffnet sein muß, damit die Schläferiu atmen kann, an alle die un­möglichen Aufenthaltsorte, die für gut genug befun­den werden, umdas Mädchen" zu beherbergen. Und das Plätzchen für die Abendstunden, die es doch mit den notwendigen Handarbeiten für die eigne Garderobe ausfüllen muß! Eine Küche, die im Sommer meist unerträglich heiß, voll Fliegen und Speisedunst, im Winter zum Sterben kalt ist, ein vielleicht ungedielter Winkel bildet den Zufluchtsort, wo es bei dämmernder Küchenlampe rasten darf. Keine Spur von Rücksichten aus Behaglichkeit und Gesundheit, wie ein Tier muß solch ein Wesen zu­

frieden sein, wohin es geschoben wird, wie ein Tier, ja schlimmer als dies, muß es sich's gefallen lassen, mit dem Abhub der Tafel gespeist zu werden. Grade in den besten Häusern ist die Kost für die Dienst­mädchen die denkbar erbärmlichste; von all den Ge­richten, die zubereitet werden, kommt nur das aus­gekochte Fleisch, kommen nur Kartoffeln in die Küche, und dieses Mahl muß kalt und stehend, gleichsam in der Flucht oder gar verstohlen, genossen werden, denn es kommt erst heraus, wenn man drinnen fer­tig ist, und das Sitzen der Dienstboten beim Essen ist bei einer richtigen Hausfrau als unerhörte Ge­mächlichkeit und Anmaßung streng verpönt. Sagte ich zuviel, wenn ich behauptete, ein Tier, zum min­desten jedes nützliche Haustier, lebe besser, als solch ein schwer arbeitender, jugendlicher Mensch, dessen Natur gebieterisch nach kräftiger, abwechselnder Nah­rung verlangt? (Schluß folgt.)

Allerlei.

Der Richtige. Freund, Du mußt mir aus der Patsche helfen! Das Wasser geht mir bis au den Hals. Da kommst Du gerade recht zu mir, ich sitze nämlich auf dem Trockenen.

Dankbar. Angeklagter:Was, nur einen Monat Hab ich gekriegt? Gott Vergelt es Ihnen tausendmal, Herr Präsident!"

Schwarz ganzseid. Latin meiveilleux v. M. 1.35 bis Mk. 9.80 p. Met. - j13. Qual.s - versendet roben- u. stückweise Porto- und zollfrei das Fa­brik-Depot (4. NenirslderK, fK. u. K. Hoflicf.s Xiii'iek. Muster umgehend. Briefe kosten 20 Pfg. Porto.

Verantwortlicher Redakteur Steinwandel in Nagold. DruL und Verlag der G. W. Hais e r'schen Buchhandlung in Nagold.

Amtliche und Arival-AekmrnLmachungen.

K. Amtsgericht Nagold.

Steckbrief

ergeht hiemit gegen den flüchtigen, am 14. November 1864 geborenen ledigen Müllerburschen Joses Müller von Unterthalheim, OA. Nagold, wegen Vergehens gegen 8- 142 Str.- G.-Bs. Einzuliefern in das Amtsge- richtsgefängniß dahier.

Derselbe ist 1,6568 in groß und corpulent, hat hellblonde Haare und klei­nen blonden Schnurrbart, trägt Hellen Mülleranzug und Hellen Hut, letzteren oben etwas eingedrückt. Besonderes Kennzeichen: das vorderste Glied des rechten Zeigefingers fehlt.

Den 14. August 1888.

Amtsrichter

_ Lehnemann.

Im Namen des Königs!

In der Strafsache

gegen den am 21. Dezember 1847 zu Altensteig Stadt geborenen, verheirateten Gipser Karl Friedrich Roh wegen Beleidigung

hat das Königliche Schöffengericht zu Nagold in der Sitzung vom 2. August 1888, an welcherTheil genommen haben :

1. Amtsrichter Lehnemann

als Vorsitzender

2. Friedrich Rapp , Gemeinderat in

Nagold,

3. Philipp Dürr, Gemeinderat in Sulz

als Schöffen,

Amtsanwalt Stv. Eytel als Beamter der Staatsanwaltschaft,

Brodbeck

als Gerichtsschreiber für Recht erkannt:

Der Angeklagte wird wegen eines Ver­gehens der Beleidigung im Sinne der 88 185, 200 u. 73 St.-G.-B. zu der Gefängnisstrafe von vier Tagen, zur Tragung der Kosten des Verfah­rens und des Strafvollzugs, auch zur Bezahlung der in Ansatz zu bringen­den Gerichtsgebühr verurtheilt. Außer­dem wird den Beleidigten Postsekretär Knorr, Postunterbediensteten Maier und Postillon Ottmer in Nagold die Be­fugnis zugesprochen, die Verurteilung auf Kosten des Angeklagten binnen acht

Tagen, von eiugetretener Rechtskraft des Urtheils an gerechnet, durch cinma- der Urtheilsformel im öffentlich bekannt zu

liges Einrücken Gesellschafter" machen.

Zur Beglaubigung: Gerichtsschreiber R e m p p i s.

Revier Pfalzgrafenweiler.

Ktkilchch-Nerkimf.

Am Dienstag den 21. Ang

. vormittags 1 ^Uhr jim Rat.) use in Pfalzgrafenweile aus den Abt. 26 Holländerweg und 115 Sanriß:

6 Rm. buch. Scheiter, 16 dto. Anbruch, 89 Rm. Nadelholz­scheiter , 383 dto. Anbruch und 283 Rm. tannene Brennrinde.

Warth.

Die Unterzeichnete bedauert und ist ihr leid, die Ehefrau des Adam Schroth, Gipsers von Nothfelden, durch falsche Anschuldigung beleidigt zn haben, und leistet hiemit öffentliche

Abbitte.

N. Magdalene Stepper.

Nothfelden den 11. Ang. 1888. vät. Schultheißenamt. Buhler.

Nagold.

Strumpfwolle.

einfarbig, gereift und mclirt, empfiehlt in neuem Sortiment billigst

Willis «eitle,'.

Aolä-Lrsam-LsLkö

von 2nrl lodn L Lo., Lsrlill 11. L 2öln L. Ld. ist miiibortrnwtzn KvKsn raulie L sxiöd« Hanl und namniitlioli Hainen riiii' lüi- Iui1tiiNK«intz8 soliönon I°«iiit8 reu smpksli- Isn, ä knekvt (3 8tiiok) 50

6ar1 Harr, Xagnlck.

Nagold.

Ein kräftiger Bursche, der das

erlernen will, findet unter annehmba­ren Bedingungen sofort eine Stelle bei Schmid B rczi n g.

9 Tage.

Mit den neuen Schnelldampfern des

Norddeutschen Lloyd

kann man die Reise von

Bremen nach Amerika

in 9 Tagen

Pfrondorf.

Unterzeichneter verkauft einen fetten

machen. Ferner fahren Dampfer des

Norddeutschen Lloyd von I Bremen I uach

fcrvren

am Donnerstag den 16. August, mit­tags 12 Uhr.

_ Farrenhalter Renz.

>8 Sommersprossen. Zt

Hr. Dr. Bremicker, prakt. Arzt in Glarus , hat mich durch briefl. Be­handlung mit unschädl. Mitteln von Sommersprossen befreit, ohne daß solche wieder zum Vorschein gekommen sind. Goldbach, April 1887. Anna Howald. Keine Geheimmittel. Adresse:Dr. Bremicker, postlagernd Konstanz."

A ir ft r <r l i e n ii d a m e r i k a

Näheres bei Lein Haupt-Agenten

^oti8. koininAvr,

oder dessen Agenten:

Gottlob Schmid, Nagold,

John G. Roller, Altensteig, Ernst Schall am Markt, Calw.

6!4? deutscher Familienbuch.

DieIllustrierte Welt" be­ginnt soeben einen neuen Jahrgang. Zwei große, spannende Romane er­öffnen ihn:

, Justiz der» Seele"

von Anton Freiherr ». pcrkail

Mid

Wer ist sie"

von Hans plachenhuscil, denen sich zahlreiche interessante No­vellen und Erzählungen anschlicßcn, sowie eine Fülle nützlicher und beleh­render Artikel aus allen Gebieten des Lebens, der Wissenschaft, der Tcch- tiik, ttvcr Hauswirtschaft, Küche, Kel­ler, Garten, ferner Spiele, Rätsel, Rebus, Schach n. s. w.

prächtige Zilnlirationkll.

Alle 14 Tage erscheint ein Heft.

Preis pro stell nur -!0 pfg.

(also wöchentlich eine Ausgabe von nur 15 Pfg.).

A0onn«menIs-ÄnnaNme m

bei allen Buchhandlungen und Postanstallcn.