M

!> !

^' -

' !

die Nässe etwas gelitten haben mögen. Der zweite Schnitt von Esparsette und Rotklee fällt zweifellos gut aus, ebenso günstig sind auch die Aussichten auf Oehmd, was bei der schlechten Heuernte dem Land' mann sehr zu gönnen ist. Bor Allem aber ist es der Obstsegen, dessen wir uns dieses Jahr zu er­freuen haben, der zu den Gefühlen des Dankes an­regt. Erst jetzt bei beginnender Reife ist man im­stande, den enormen Ertrag der Obstbäume einiger­maßen schätzen zu können. Wir werden wohl eines der reichsten Obstjahre dieses Jahrhunderts zu ver­zeichnen vermögen. Vor Allem aber sollte davor gewarnt werden, mit der Ernte zu früh zu beginnen, und das um so mehr, als der ergiebige Regen wohl dem Wachstum des Obstes zu gut kam, die Qualität jedoch sehr beeinträchtigte. Erst den eingetretenen warmen Tagen haben wir es zu danken, wenn sich die Stärke bezw. der Zucker entwickeln konnte. Bor Ausgang September sollte mit dem Pflücken des Obstes, Frühsorten ausgenommen, nirgends begon­nen werden.

Enzklösterle, 11. August. Heute nachmittag 3 Uhr entstand im Staatswald Bärenkopf ein Brand, der sich über 5 6 Morgen verbreitete, wobei einige hundert Stämme, die in dem Kahlschlage zur Abfuhr bereit lagen, vom Feuer be­schädigt bezw. verzehrt wurden. Das Telephon wurde zur Bereitstellung der benachbarten Feuerwehren benützt und auch in Wildbad Sturm geläutet.

Stuttgart, 13. Aug. Samstag nacht ging der 3. Extrazug von hier nach München, von hier aus mit etwa 500 Personen, ab. Ein zweiter, von Straßburg kommender Extrazug, welcher ^ Stunden Verspätung hatte, war so besetzt, daß 2 Lo­komotiven vorgespannt waren.

Stuttgart, 13. Aug. Die württ. Gene­rallieutenants Pergler von Perglas und v. Branden st ein werden in Genehmigung ihrer Ab­schiedsgesuche zur Disposition gestellt. Generalmajor v. Wölckern, Kommandeur der 52. Jnfanteriebri- gade (2. würtlembergische) ist zum Kommandeur der 31. Division (Straßburg) ernannt, Freiherr von Falkensiein, königlich württembergischer Flügelad­jutant und Kommandeur des königlich preußischen Leibgrenadierregiments Nro. 8. zum Kommandeur der 52. Jnfanteriebrigade befördert. Der komman­dierende General v. Alvensleben begiebt sich näch­sten Monat zu den Manövern des Gardekorps, was wohl die Bestätigung des Gerüchts von seiner Ueber- nahme eines Berliner Kommandos bedeutet.

Zur Errichtung eines Denkmals für Kai­ser Friedrich auf dem Schlachtfelde von Wörth ist jetzt ein Aufruf erlassen worden. Die Idee, dem verewigten Kaiser an der Stelle ein Denkmal zu er­richten, wo er einen der glänzendsten Siege errungen hat, darf als eine sehr glückliche bezeichnet werden. Möchten zahlreiche deutsche Herzen in dankbarer Ver­ehrung die Ausführung dieses Gedankens recht bald möglich machen.

Berlin, 11. Aug. Herr v. Bennigs en ist, wie dieKöln. Ztg." erfährt, mehrere Tage in Fried­richsruh beim Fürsten Bismarck gewesen.

In Betreff der neuerdings angeregten Reichs- zivilliste für den Kaiser schreibt derHamb. C.": Es sei in parlamentarischen Kreisen die Frage lebhaft erörtert worden und es unterliege auch gar keinem Zweifel, daß ein dahingehender Antrag bei allen Parteien Zustimmung finden würde. Kaiser Wilhelm stehe aber diesem Gedanken vollständig fern. Bundesrat und Reichstag würden Zusammenwirken müssen, um Wilhelm II. zur Annahme einer Reichs- Zivilliste zu veranlassen. Auch dieFrkf. Ztg.", welche die erste Nachricht gebracht hatte, meint, daß wohl keine Partei Einspruch erheben werde, wenn die Sache bis zum Reichstag komme; in diesem Falle müsse die Frage vorher entschieden werden, ob der Kaiser annehmen wolle oder nicht.

Berlin, 12. Aug. Der König von Portu­gal ist um 7 Uhr 40 Minuten hier eingetroffen. Am Bahnhofe, wo eine Ehrencompagnie vom 2. Garde­regiment aufgestellt war, wurde derselbe vom Kaiser empfangen und nach dem Schloß geleitet.

Potsdam, 13. Aug. Heute früh fand Hier­selbst im Lustgarten des königlichen Schlosses die Parade zu Ehren des Königs von Portugal statt.

Berlin, 13. Aug. Die Taufe des fünften Sohnes des Kaiserpaares ist vorläufig auf Freitag den 31. August verschoben worden.

Berlin, 13. Aug. Dem Vernehmen nach ist der Generalfeldmarschall Graf v. Moltke auf sein Ansuchen mittelst eines äußerst huldvollen Aller­

höchsten Handschreibens von den Funktionen des Chefs des Generalstabs der Armee entbunden und zum Präses der Landesverteidigungs-Kommission er­nannt, welche Stellung zuletzt Kaiser Friedrich inne hatte. Graf Waldersee ist zum Chef des Genc- ralstabs der Armee ernannt.

Berlin, 13. Aug. Kaiser Wilhelm wird sich künftigen Donnerstag zur Enthüllung des Denk­mals für den Prinzen Friedrich Karl nach Frankfurt an der Oder begeben.

Görlitz, 11. Aug. Fast einstimmig beschlos­sen die Stadtverordneten die vollständige Aufhebung des Schulgeldes in den Gemeindeschulen. Für viele schlesische Städte wird dieser Beschluß maßgebend sein. Frankreich.

Paris. Der Erdarb eiterstrike dauert immer noch fort. Die städtische Kommission schlug den ursprünglich 60 Centimes (48 -ff) pro Stunde fordernden Arbeitern einen Lohnsatz von 55 Centimes vor, womit die Leute auch zufrieden waren. Die Ar­beitgeber wollen aber nur 50 Centimes zahlen, und so haben die Streikenden beschlossen, den Ausstand bis zum Aeußersten fortzusetzen. Paris ist ruhig. Die Arbeiterbörse ist bis auf den Hauptsaal wieder eröff­net, doch sind die Eingänge mit Polizei besetzt. Zwi­schenfälle sind nicht vorgekommen. Die Polizei hat in der Arbeiterbörse 2000 Revolver gefunden, womit die Sinkenden sich morgens vor dem Begräbnis des Generals Eudes bewaffnen wollten. 40 Exzedenten wurden zu Gefängnisstrafen von 15 Tagen bis zu 3 Monaten verurteilt.

Das Journal offiziell veröffentlicht ein Dekret, demzufolge ein neues Regiment Chasseurs zu Pferde, das 21., gebildet werden soll.

Paris, 12. Aug. DasMemorial diploma­tique" glaubt zu wissen, daß Lord Salisbury von dem Fürsten Bismarck eingeladen worden sei, einige Tage bei ihm zu verbringen, und daß diese Begeg­nung in London als ein hochwichtiges Ereignis vom Standpunkte der europäischen Lage angesehen werde.

Paris, 13. Aug. Bei der gestrigen Ankunft Boulanger's in St. Jean D'augle (Charante infe- rieure) entstand ein kurzer Zwischenfall, bei welchem der Antiboulangist Perrin, Professor des dortigen Kollegs, mehrere Revolverschüsse abgab und bei sei­ner Festnahme noch feuerte. Nach kurzem Verhör wurde derselbe freigelassen. Die Polizei stellte die Ordnung her. Zahlreiche Verhaftungen wurden vorgenommen. 15 Personen blieben in Haft, die übrigen konnten, nachdem sie ausgeschrieben waren, wieder freigegeben werden. Boulanger verließ abends die Stadt und kehrte nach Paris zurück.

Italien.

Rom, 14. Aug. Rußland. Deutschland, Groß- britanien, Oesterreich-Ungarn und Spanien erklärten, daß Kapitulationen auf dem Gebiet von Massauah nicht anwendbar seien; alle übrigen Mächte nahmen dies unter Zustimmung zu der italienischen Note v. 25. Juli zur Kenntnis.

England.

Nach einer Mitteilung des engl. Blattes Truth" hätte Kaiser Friedrich seiner Gemahlin eine in englischen Staatspapieren angelegte Summe von 150000 Lstr. (3 Mill. Mark) für lebensläng­lichen Nießbrauch hinterlassen, welche Summe später auf seine jüngeren Kinder nach der Verfügung der Kaiserin übergehe. Die Verwalter des Betrages seien die Königin von England, der König der Belgier- und der Herzog von Sachsen-Coburg-Gotha.

Rußland.

Petersburg, 14. Aug. Dem Grashdanin zufolge hat der Rektor der Moskauer Universität eine Verordnung erlassen, wonach jüdische Studenten nicht mehr zum Studium zugelassen werden dürfen.

lieber die Gestaltung der Getreidepreise im Inneren Rußlands unter dem Einfluß der jüngsten Steige­rung der russischen Ausfuhr und der gleichzeitigen Erhöhung des Rubelkurses stellt dieSt. Petersb. Ztg." eine interes­sante Betrachtung an. Anfangs Mai d. I., als der Rubel­kurs 162 164 betrug, kostete das Pud Roggen 1. Qua­lität in den baltischen Hafenstädten 7274 Kopeken. Ende Juli stand der Rubel auf 194, während der Roggenpreis auf 58 -60 Kopeken Pr. Pud gefallen war. Dazu war der Preis­rückgang für Getreide im Inneren Rußlands noch viel bedeu­tender als in den Hafenstädten, wohingegen dm Transport­kosten von den Märkten im Innern nach den Ausfuhrhäfen unverändert blieben. Als in früherer Zeit die Getrcidcpreise , in den baltischen Häfen ans 70 Kopeken gestiegen waren, er- j hielt der Landwirt beim Verkauf seines Produkts 32 43 ! Kopeken für das Pud. Gegenwärtig muß er dasselbe Getreide > zu 1014 Kopeken verkaufen, während doch die Produktions- ! kosten eines Pud Roggen sich auf mindestens 2224 Kopeken

stellen. Man würfe deshalb besser das Getreide ins Feuer,

, anstatt cs zu den gegenwärtigen Preisen zu verkaufen.

Bulgarien.

Sofia, 12. Aug. Die Briganten verlangen für ihren neuesten Gefangenen, den Photographen i Karastojanow, 5000 türkische Pfund (nahezu 100000 i Mark) Lösegeld. Die bulgarische Regierung ist nicht ; gesonnen, diese wachsende Unverschämtheit zu dulden,

! sie sandte vielmehr zwei Bataillone zur Verfolgung der Briganten ab. Fürst Ferdinand kehrte heute nach Sofia zurück. Er fordert die sofortige Er­höhung des Armeestandes um 8000 Mann.

Amerika.

JnChattanooga, im Staate New-Iork, wurden mehrere der größten Geschäftshäuser durch eine Feuersbrunst zerstört. Der Verlust wird auf 4000000 Doll, geschätzt. 10 Personen sind in den Flammen umgekommen.

Kleinere Mitteilungen.

Unterjesingen, OA. Herrenberg, 13. Aug. Ver­gangene Nacht ist zwischen Entringen und hier ein Fuhrmann von Gomaringen, der auf feinem mit Gips beladenen Wagen eingeschlafcn war, so unglücklich heruntergefallen, daß ihm die Räder über seine Brust gingen und derselbe sofort eineLeiche war.

In Hardt (Oberndorf) mißhandelte ein in betrunkenem Zustande vom Wirtshaus heimgekchrter 26jähigcr Bursche seinen Stiefvater durch mehrmaliges Aufschlagen des Kopfes auf den Stubenboden so sehr, daß letzterer seinen Verletzun­gen erlag.

Köln, 10. August. In Breyll ward einem Handels­mann das 26. Kind geboren. Ob dieser Mann wohl ausgc- rufcn hat:Herr, höre auf mit deinem Segen!"?

Oberwesel, 12. Aug. Gestern nacht hat die Frau eines hiesigen Lumpensammlers ihren Mann erschlagen. Das Weib, welches in der letzten Zeit krank zu Bette lag, geriet über das zu späte Nachhausekommen des betrunken heimkeh­renden Mannes derart in Aufregung, daß es ihm den Nacht­topf auf dem Kopf zerschmetterte und darauf dem Hinsinken­den noch eine Anzahl Wunden mit einem Holzstück beibrachte.

Ein altdeutscher Schwank. Es wollte ein Pre­diger seiner Versammlung beweisen, daß der Wucher ein schlechtes Geschäft sei und rief also:Sind Schuhmacher da?'Ja!" ertönt es.Sind Schneider da?" Ja!"Bäcker? Müller? Leinweber? Kaufleute?" Im­mer antwortet lautes Ja.Ist der Schinder da?" Warum sollt ichs leugnen", spricht eine bescheidene Stimme, da bin ich."Gut", ruft der Prediger, nun frag ich:Ist ein Wucherer da?" Keine Antwort.Seht also", fuhr er fort,das ist ein schlechtes Handwerk und Geschäft, daß sich jeder dessen schämt. Ich sage euch aber, der Teufel wird sich ihrer nicht schämen, sondern sic einst holen und zur Hölle tragen."

Ein Hauseinsturz, welcher großes Unglück im Gefolge hatte, wird aus Havre gemeldet. Es stürzte dort plötzlich ein im Bau begriffenes, aber fast fertiges Haus ein, wobei 15 Maurer und Zimmerleute unter den Trümmern begraben wurden. Als man zu Hilfe eilte und bereits einen Zim- mermann mit gebrochenen Beinen herausgezogen hatte, da stürzte unter noch entsetzlicherem Krach eine bis dahin noch unversehrte Mauer ein und begrub auch die Retter. Erst nach mehrstündiger Arbeit gelang es, die Unglücklichen, meist lebensgefährlich verwundet, aus dem Schutte hervorzuzichen. Einer von den Rettenden konnte dann nur als Leiche her- vorgczogen werden.

Handel «k Berkehr.

Stuttgart, 13. Aug. (Laudesproduktcnbörse.) Wir notieren per 100 Kilgr. Weizen bayr. .^21.5021.75, russ.

21.75, Girka 21.25, uugar. altL 21.80, neu 21.75 bis 21.80.

Stuttgart, 13. Aug. (Mehlbörse.) An heutiger Börse sind von inländischen Mehlen 710 Sack als verkauft zur An­zeige gekommen zu folgenden Preisen: Mehl Nr. 0 .tL 31 bis 31.50, Nr. 1 29.50., Nr. 2 .L 27.50, Nr. 3 .6 25.50

bis 26., Nr. 4 .6. 22.50 -23.

Ulm, 11. Aug. Fleischpreise. Ochsen lebend 30 4., geschlachtet 60 4.; Rinder und Kühe geschlachtet 4056 4.; Kälber lebend 30 4., geschlachtet 45 4.; Schweine lebend 30 4 u. geschlachtet 52 4 je das Pfund.

Iurn Kapitel' der Dienstboten.

(Nachdruck verboten.)

Sie taugen alle nichts!" In neunundneunzig von hundert Fällen ist dies das Endurteil, wenn unsere Dienstboten, zumal die weiblichen, vor das l Forum der Hausfrauen-Meinung gezogen werden, i und daß dies nicht selten geschieht, wissen alle, die ' bei Kaffee- und anderen Damengesellschaften Zutritt ! haben. Hier erfährt man auch des Näheren, auf ^ welche Punkte sich hauptsächlich die Anklage stützt: i Sie sind anspruchsvoll, diese Mädchen, ohne Zart- ! sinn und Rücksichten, ohne Anhänglichkeit, ohne Trieb zur Arbeit, mit einem Wort, ohne den rechten Geist, die ganze Menschenklasse ist nicht dieselbe, die unfern Großeltern so treu und ergeben diente.

Wo so viele dasselbe sagen, muß wohl etwas wahres daran sein; ja, kein Zweifel, der Uebel- stand ist vorhanden, aber diese Erkenntnis wird uns verzweifelt wenig nützen, wenn wir nicht Mittel