Der Gesellschafter
Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
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„Das Plauderstübchen" für die Monate August K September
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Amtliches.
K Amtsgericht Nagold
Der Kaufmann Christian Bücher in Nagold ist auch zum Gerichtsvollzieher in Schönbronu gewählt und bestätigt worden; seinen Wohnsitz hat er in Nagold.
Ten 1. August 1888.
Amtsrichter
_ Lehnemann.
Tages-Neuigkeiterr.
Deutsches Reich.
" Nagold, 2. August. Die am vergangenen Sonntag stattgehabte Generalversammlung des Kranken-Unterstützungs-Vereins entnahm aus dem vorgetragenen Rechenschaftsbericht mit Vergnügen den günstigen Stand der Kasse, indem den 638 ^ 60 Einnahmen nur 502 82 Aus
gaben entgegenstehen, so daß ein Kassenvorrat von 135 78 vorgemerkt werden konnte. An Kran-
kenunterstützungen in 26 Fällen wurden verausgabt 227,50 Todesfälle, worunter der eines Ehrenmitglieds, sind 2 zu verzeichnen. An Mitgliedern, inbegriffen der Ehrenmitglieder, umfaßt der Verein dermalen 300. Der Vorstand nahm auch diesmal wieder Veranlassung, den Herren Ehrenmitgliedern für ihre edle Beteiligung an diesem so wohlthätig wirkenden Verein den herzlichsten Dank auszusprcchen, was er auch an dieser Stelle bemerkt wissen möchte. Die Wahl zur Verwaltung der Vereinsangelegenheiten traf die gleichen Persönlichkeiten.
f Altensteig, 31. Juli. Die hiesigen bürgerlichen Kollegien haben in ihrer gestrigen Sitzung einstimmig beschlossen, für den von der K. Staatsregierung Äußer den schpn gezeichneten 100000 ^ verlangten (weiteren Beitrag von 25 000 zum Bau einer , schmalspurigen Eisenbahn vonNagold hieher ^ die Garantie zu übernehmen. (S. M.)
Herrenberg. 29. Juli. Gestern machte der hiesige landwirtschaftl. Bezirksverein unter Führung seines Vorstands, Oekonomierat Ruoff in Reuthin, einen Ausflug nach Hohenheim. Die Aufnahme war eine äußerst freundliche und aufmerksame, überall wurden die Erklärungen von den betreffenden Professoren gegeben. jede Frage fand ihre sachgemäße Antwort, so daß der Ausflug sich für die Teilnehmer zu einem wirklich lehrreichen Tag gestaltete, dem dieselben manche fortschrittliche Anregung zu verdanken haben.
Als Predigttext für die kirchliche Feier des bevorstehenden Höchsten Geburtsfestes Ihrer Majestät der Königin in den evangelischen Kirchen des Landes haben, wie wir vernehmen, Seine Majestät der König.die Stelle: „1. Johs. 5, 14. Das ist die Freudigkeit, die wir haben zu ihm, daß, so wir etwas bitten nach seinem Willen, so höret er uns" bestimmt.
Nürtingen, 30. Juli. Gestern feierte eines der bedeutendsten Geschäfte unseres Landes, die Baumwollspinnerei von Robert Otto in Unterboihingen, das Fest seines 25jährigen Bestehens. Teilneh
mer an demselben waren sämtliche Aufseher, Arbeiter und Arbeiterinnen, etwa 300 Personen. Sieben Aufseher und sieben Arbeiter, welche dem Geschäft seit der Gründung augehören, wurden von dem Fabrikherren je mit einer Uhr bedacht. Aber auch alle anderen Arbeiter und Pensionäre wurden beschenkt.
In München fand am Dienstag aus Anlaß der König-Ludwigfeier ein glänzender Festzug statt, an dem wohl 10000 Personen teilnahmen. Alle Gruppen, die zahlreiche Banner und Embleme mit sich führten, waren auf das Reichste, einzelne mit historischer Treue kostümiert, überall trat das künstlerische Arrangement des Festzuges hervor. Die den Odensplatz abschließende Feldherrnhalle war rot drapiert, auf einer in der Nähe des König Ludwig- Denkmals errichteten prachtvollen Zeltestrade hatten der Prinz-Regent und alle Mitglieder der königlichen Familie Platz genommen. Es währte mehrere Stunden, bis der Festzug vorüber war.
München, 31. Juli. Dem heute auf der Theresienwiese abgebrannten Feuerwerke wohnten weit über 200 000 Menschen an.
In die Helle Münchener Festfreude hat sich tiefes Leid gemischt. Vier in dem Festzuge am Dienstag mitgeführte Elephanten wurden scheu und durchrannten mehrere Straßen, bevor sie auf dem Marstallplatze aufgefangen werden konnten. Trotz aller Beschwichtigungsrufe erfaßte ungeheurer Schrecken die Menschenmassen. Die Panik entstand, als von der linken Seite des Siegesthores ein lautdampfender drachenartiger Maschinengewerkswagen an der orientalischen Handelsgruppe vorüberkam, daran 4 Dromedare und 8 Elephanten scheu wurden. Drei am Hals und an den Füßen festgekettete Elephanten durchbrachen das Spalier der Zuschauer, wobei gegen 20 Personen schwer verletzt wurden. Die Elephanten rannten bis zum Residenzplatz, wo sie cingefangen und weggesührt wurden. In der Ludwigsstraße, der Residenzstraße und der Dienerstraße stürzten mehrere leicht erbaute Tribünen ein, wobei einige Personen leicht verwundet wurden.
München, 31. Juli. Polizeilich konstatiert sind der „Fr. Ztg." zufolge bisher 10 Unglücksfälle als Folge der durch die Elephanten hervorgerufenen Panik. Zwei Frauen sind tot, eine davon infolge eines Trittes von einem der Elephanten. Die Elephanten selbst sind erst heute abend gegen 7 Uhr in die Sicherheit des Zirkus verbracht.
München, 1. August. Die Morgenblätter bringen über das gestrige Unglück nichts wesentlich Neues. Die Angaben über die Größe desselben differieren stark. Die „N. Nachr." geben 23 Verletzte, dabei 4 Tote an. Offiziell sind 17 Fälle, darunter 2 Tote und 6 Schwerverletzte, bekannt. Private Mitteilungen sprechen von 10 Toten. Jedenfalls ist die amtliche Angabe bedeutend zu gering.
In Regensburg ist der Herzog Maximilian von Württemberg im Alter von 61 Jahren nach längerem Leiden gestorben.
Augsburg, 1. Aug. Der Kronprinz von Italien ist von Lindau angekommen und fährt morgen nach Berlin weiter.
Görlitz, 1. Aug. Wanderheuschrecken sind in großen Zügen in der Umgegend eingefallen. Viele Felder werden ruiniert.
Straßburg, 1. Aug. Das „Elsässer Journal" vernimmt aus einer „über jeden Zweifel erhabenen Quelle", der Kaiser beabsichtige anfangs Oktober hier einzutreffen.
Aus Thüringen, 31. Juli. Am Sonntag
mittag hat es in Dermbach so geschneit, daß der Schnee eine halbe Stunde später noch einen halben Zoll hoch auf den Dächern lag; mitten im „heißen" Sommer Schneefall und eine geheizte Stube!
Frankfurt a. M., 31. Juli. Die Franks. Zeitung meldet aus Kopenhagen, daß der Charakter des Kaiserbesuchs ein herzlicher war; man erhofft von demselben die kräftigste Förderung des deutschdänischen Freundschaftsverhältnisses.
Berlin, 31. Juli. Die Berliner Schneider- Innung hat gelegentlich der Feier ihres 600jährigen Bestehens den Reichskanzler Fürsten Bismarck zum Ehrenmeister ernannt. Der Ehrenmeister-Brief, welcher dem Reichskanzler nach Friedrichsruh übersandt worden ist, spricht aus, daß die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft „aus Dankbarkeit für seine hohen Verdienste um die Einigung des deutschen Reiches, sowie besonders um die Hebung des deutschen Handwerkerstandes" erfolgt.
Berlin, 31. Juli. (Gegen Mackenzie.) Der bekannte Londoner Spezialist Dr. Semoe veröffentlicht über die Krankheit Kaiser Friedrichs im „Internat. Zeutralblatt für Laryngologie" einen Artikel, in welchem darauf hingewiesen wird, daß bei.Krebs ohne Operation Von hundert Kranken alle hundert in jammervollster Weise und in verhältnismäßig kurzerZeit zugrunde gehen müssen, während durch die Operation, wenn dieselbe nur hinreichend früh gemacht werde, zum mindesten 21 pCt. dauernd gerettet werden.
Die „Nordd. Mg. Ztg." schreibt heute: Nur böser Wille oder schlechtes Gewissen können in der deutschen Publikation der Aerzte Kaiser Friedrichs die Merkmale einer Beleidigung oder Berläumdung finden. Sie sind so objektiv gehalten, wie es nach Lage der Dinge möglich war. Schließlich konstatiert die „Nord. Allg. Ztg." daß Mackenzie seine wiederholt ausgesprochene Drohung, die deutschen Blätter, welche für Professor v. Bergmann Partei ergriffen, strafrechtlich zu verfolgen, bisher noch nicht wahr gemacht habe.
Aus der Umgebung der Kaiserin Friedrich wird kategorisch erklärt, daß alle die Geschichten von verschwundenen Papieren Kaiser Friedrichs einfach Lügen sind, rein gar nichts wahr. Der Verkehr der Kaiserin mit ihrem Sohn ist so herzlich, wie er nur je gewesen ist. Der Kaiser telegraphierte seiner Mutter häufig von seiner Reise.
Die „Nordd. Allgem. Ztg." widmet anläßlich der Zentenarfeier dem König Ludwig I. den wärmsten Nachruf, feiert seinen idealen Sinn und sein deutsch-nationales Wesen. „Ganz Deutschland," so schließt das Blatt, „gesellt sich der Feier zu, der Norden sendet seine aufrichtigsten wärmsten Glückwünsche nach der Stätte, wo heute und die folgenden Tage den Manen eines Fürsten gehuldigt wird, der für alle Zeiten als die Verkörperung echt deutschnationalen Wesens im geschichtlichen Bewußtsein unseres Volkes fortleben wird.
In der vorigen Woche brachten die Blätter die Nachricht von einem „coburgisch-orleanistischen Familienrat," der in Coburg in Anwesenheit besonders vieler Glieder des Hauses Orleans abgehalten werde. Jetzt berichten französische Blätter, „der Familienrat des Hauses Coburg habe entschieden, dem Prinzen Ferdinand zu raten, nicht mehr länger in Bulgarien zu bleiben." Möglicherweise ist etwas Wahres an der Sache.
Berlin, 1. Aug. Der Kaiser verließ 12'/n