Gesellschafter.

Amts- und Intelligenz-Blatt für de« Oberamts-Bezirk Nagold.

Erscheint wöchentlich 3 mal: Dienstag, Donners- L tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier i.

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Dienstag den 24. Juli

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bei mehrmaliger je 6 Die Inserate muffen i O O O spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der I.OOO« Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben sein.

Gestorben: 20. Juli zu Kirchen, O.A. Geislingen, Pfarrer a. D. Waiblinger, 1854 Pfr. in Bösingen, R.

1. Kl. d. Fr.Ord, 69 Jahr alt._

Tages-Neuigkeiterr.

Deutsches Reich.

r. Nagold, 23. Juli. (Wahlnotiz.) Die Herren Rcvisionsassistent Leon Hardt von Cann­statt und Schultheiß Kolb von Haubersbronn sind als Bewerber zurückgetreten.

D. 21. Eingesendet. (Stadtsch ultheiß en- Wahl.) Nur die dem Konnte gemachten, aus der letzten Nummer des Gesellschafters ersichtlichen Bor­würfe veranlassen den Einsender, der sich für die Wahl des Stadtvorstands in seiner Vaterstadt sehr interessiert, in der Wahlangelegenheit einiges zu bemerken. Wie angezeigt es war, daß das Komite ohne irgend welche Rücksicht und in der Weise, wie es geschehen ist, sei­nes Amtes waltete, beweisen die Angriffe gerade von derjenigen Seite, welche allerdings ein anderes Ab­stimmungs-Ergebnis gewünscht hätte. Aus den bis jetzt erschienenen Bekanntmachungen im Gesellschafter ist ersichtlich, daß das Komite die eingegangenen Be­werbungen genau geprüft und sich über die Verhält­nisse der Bewerber erkundigt hat. Das Konnte hat die Vorstellung der Kandidaten abgewartet und ohne Zweifel auch sich über die Stimmung der Bürger­schaft nach der Vorstellung der Kandidaten orientiert, i und dann erst nach 2 ^ständiger Beratung abgestimmt. Was nun das Abstimmungs-Ergebnis betrifft, so hätte ! man allerdings, wenn berücksichtigt wird, in welcher Weise gegen dieNagolder" Kandidaten in Wort und Schrift agitiert wurde, nicht ein solches Vertrauens- ! Votum für dieverpönten" Nagolder Kandidaten er-! wartet. Daß, dieses Vertrauensvotum jedoch begrün­det war und nicht auf Verwandtschaftsrücksichten basiert, ^ welche übrigens auch von dem Komite in dieser Zu- ^ sammensetzung gar nicht zu erwarten waren, erhellt j daraus, daß diese beiden Nagolder Kandidaten aus ^ gutsituierten Familien, welche Rücksichten vom künftigen Stadtvorstand weder verlangen noch nötig haben, in Gemeinschaft mit dem alsDritter" vor- ! geschlagenen auswärtigen Kandidaten unter sämtlichen ! Bewerbern die besten Prüfungs-Zeugnisse haben, und ! siehe da", das Komite hat auch lediglich nur in! Berücksichtigung dieser Umstände die mit den besten Prüflings- und Führungs-Zeugnissen versehenen drei Bewerber der Bürgerschaft vorgeschlagen. Es liegt nun allerdings an dem gesunden Sinn der Wähler, denRichtigen" herauszusinden, welchen Wunsch der Einsender mit dem weiteren Wunsche verbindet, daß die Wahl zum Besten seiner Vaterstadt Nagold aus- fallen möge.

-s-f Nagold, 23. Juli. Gestern mittag von 12 Uhr an sollte die durch das neue Feuerwehrgesetz notwendig gewordene Neueinteilung der hiesigen Feuer­wehr vollzogen bezw. durch Eintrag der Unterschrif­ten und Vornahme der Wahlen zum Abschluß ge­bracht werden. Es erschien auch eine stattliche An­zahl von Feuerwehrmännern in dem oberen Rathaus­saal, um ihrer Pflicht zu genügen; aber viele fehlten beim Namensaufruf, und von denen, die erschienen waren, drückte sich mancher wieder, so daß, als um etwa str3 Uhr zur Wahl geschritten werden sollte, die für den ersten Wahlgang vorgeschriebene Zwei­drittelzahl. der eingeschriebenen Mitglieder auch nicht annähernd vorhanden war und somit die Wahl nicht zustande kam. Die säumigen Mitglieder werden nun an einem Wochentag unter Strafandrohung vorgela­den und zur Wahlhandlung wird ein erneuter Ter­min anberaumt werden.

Bei dem Bohrversuch nach Steinkohlen in Sulz ist der Bohrer, welcher nun seit 3 Wochen Tag und Nacht in Thätigkeit ist, ca. 7V Meter tief eingedrun­gen. Gegenwärtig arbeitet er immer noch im Mu­schelkalk.

Stuttgart, 17. Juli. Am 21. Juli be­ginnt in der Gewerbehalle die Tuchmesse, welche bis zum 23. Juli dauert. Anmeldungen der Fabri­kanten liegen in großer Zahl vor.

Wasserprüfung für Hunde. Das dies­jährige Cannstatter Volksfest wird eine interessante Bereicherung des Programms erfahren. Veranlaßt vom Verein der Hundefreunde sollen nämlich Wasser­prüfungen für Hunde im Neckar veranstaltet werden. Außer Apportieren von Gegenständen aus dem Wasser sollen große Hunde ihre Geschicklichkeit im Retten erwachsener Personen, mittlere im Retten von Kin­dern zeigen, Hühnerhunde werden sich im Beibringen von Geflügel aus dem Wasser produzieren. Den Schluß soll ein großes Wett- nnd Dauerschwimmen mit Hindernissen bilden. Außer Diplomen sind auch Preise bis zu 150 ansgesetzt. Wir werden dem­nächst weiter darauf zurückkommen.

Das 12. Württ. Landesschießen in Heil­bronn findet, entgegen früheren Bestimmungen, erst am 29. bis 31. Juli statt. >

Die Thronrede, mit welcher der Groß- ! Herzog von Baden am Mittwoch den Landtag! geschloffen hat, legt von neuem beredtes Zeugnis von ! der patriotischen Gesinnung des um das deutsche Eini- ! gungswerk so hoch verdienten Fürsten ab. Die schwe- ! ren Ereignisse, sagte er, welche in rascher Folge das ! deutsche Vaterland im innersten Leben erschütterten, ! waren geeignet, die Liebe zu Kaiser und Reich noch! fester zu begründen; sie werden dazu beitragen, die Regierung Kaiser Wilhelms zu einer gesegneten zu ' gestalten. Die Rede schließt mit den Worten: Das Reich, das inmitten der schmerzlichsten Verluste un- ! erschüttert geblieben ist, wird auch fortan unser starker Schutz nach außen sein.

In den letzten Tagen waren recht trübe Nach­richten über das Augenleiden der Frau Großherzogin von Baden, der Tante Kaiser Wilhelm's II., ver­breitet. Erfreulicherweise sind dieselben unrichtig. Das neue Heilverfahren hat im Gegenteil gute Er­folge gehabt und berechtigt zu den besten Hoffnun­gen auf völlige Wiederherstellung.

München, 20. Juli. Gegen zwölf hiesige Sozialdemokraten, darunter Abgeordneter Auer, ist Anklage wegen Mitgliedschaft an einem Geheimbunde erhoben worden.

Kempten, 16. Juli. 515 hiesige Handels und Ge­werbetreibende haben sich durch Unterschrift verpflichtet, das 20 Franksstück fortan nur mit 16 ^ anzunehmen.

Berlin, 19. Juli. Von der russischen Grenze wird demOberschl. Anz." ein plötzlicher Umschwung

> im Verhalten der russischen Grenzbeamten gegen die ! aus Deutschland kommenden Reisenden gemeldet.

! Während bisher die Reisenden in der Regel mit

> Grobheiten Ungefähren wurden oder gar keine Ant- ! wort auf ihre Fragen erhielten, zeigen jetzt die russi- ! schen Beamten eine seit Jahren ungewohnte Freund- ^ lichkeit und Zuvorkommenheit. Schlesische Geschäfts- - leute, welche häufig die Grenze passieren, können die j plötzliche Veränderung im Benehmen der russischen

Beamten nicht genug rühmen. Es ist wohl unzwei­felhaft, daß der Besuch des deutschen Kaisers in Pe­tersburg diese Wirkung hervorbringt, welche für den Grenzverkehr eine große Annehmlichkeit ist.

Einen ganz eigenen, aber mit ihren früheren

Auslassungen überemstimmeckden Artikel zur Kaiser­begegnung bringt die Norddeutsche Allgemeine. Auf die Behauptung der Moskauer Zeitung, Deutschland habe seine Politik geändert, schreibt das Organ des Reichskanzlers:Die deutsche Politik hat sich durch die herausfordernde und revolutionäre russische Presse niemals in ihrer festen, seit mehr als zwanzig Jah­ren befolgten Friedenspolitik irre machen lassen. Sie ist durch den französischen Angriff von 1870 einmal genötigt gewesen, diese Friedenspolitik zu verlassen, ohne durch die erfolgreiche Abwehr des französischen Ueberfalls an dem Satze irre zu werden, daß auch siegreiche Kriege kein Aequivalent für die Wohlthaten des Friedens bilden. Diese Ueberzeugungen leiten auch die Politik des jetzt regierenden Kaisers Wilhelm und bewegen ihn, seinem befreundeten Nachbarn in Petersburg den Antrittsbesuch zu machen, ohne der russischen Politik gegenüber irgend welche Wünsche und Forderungen damit unterstützen zu wollen. Wir wüßten nichts, was Rußland uns gewähren könnte, und was wir nicht hätten, und uns sind keine, wie dieMosk. Ztg." sagt, streng legalen Forderungen Rußland's bekannt, denen Deutschland nicht jeder Zeit entsprochen hätte, ungeachtet der unverschämten Großsprechereien einiger russischer Zeitungen.

Berlin, 20. Juli. Der Kaiser hat ange­ordnet, daß ihm alle auf denAerztestreit" be­züglichen Zeitungsartikel mit dem täglichen Courier nachgeschickt werden.

Berlin, 20. Juli. Voneiner infolge reicher Erbschaften schätzenswerten Größe" der freisinni­gen Partei soll, wie in sozialdemokratischen Blättern verlautete, demunermüdlichen, selbstlosen Vorkämpfer der Partei, Eugen Richter, als fürst­liches Ehrengeschenk eine Villa in Tempelhof unter- thänigst offeriert" worden sein. Eine Danksagung haben wir bis jetzt in der Zeitung des Herrn Rich­ter noch nicht gelesen. Die Sache scheint also doch ! noch zweifelhaft zu sein.

i Nicht weniger als 41 Personen, Männlein und ! Weiblein, sind in der Nacht vom 10. zum 11. Juli j in Berlin beim Ankleben von sozialdemokratischen ! Plakaten von der Polizei verhaftet worden. Sie ! sitze« noch sämtlich im polizeilichen Gewahrsam. Schweiz.

> Nach einem Telegramm aus Bern hat der Schweizer Bundesrat in Folge einer Vorstellung der französischen Regierung dem Grafen von Paris den Aufenthalt in Neway am Genfer See untersagt.

OeKerreich-Ungar«.

Die Wiener Blätter äußern sich sehr sympa­thisch über die Kaiserbegegnung. Sie vertrauen fest auf den Fortbestand des Friedensbündnisses und hoffen, die Entrevue werde dazu beitragen, allgemein gesicherte Zustände und ein besseres Verhältnis auch zwischen Rußland und Oesterreich-Ungarn zu schaffen.

DiePensionierungdes österreichischen Feld­zeugmeisters Freiherr v. Kuhn erregt in allen Kreisen der Bevölkerung, nicht allein in Ofsizierskreisen, ge­rechtes Aussehen. Feldzeugmeister v. Kuhn, als Feld­herr ebenso bedeutend wie als Organisator, ist wider seinen Willen aus dem Aktivstande des Heeres ent­fernt worden, freilich unter dem Vorbehalt ander­weitiger Verwendung. Das kaiserliche Handschreiben , besagt, daß die vollständige Bereitstellung der Arme« - die anderweitige Besetzung des bisher von Kuhn innegehabten Korpskommando erforderlich mache. Die Enthebung Kuhns wird von der gesamten Presse er-

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