Der Gesellschafter.

Amts- und Intelligenz-Blatt für de« Oberamts-Bezirk Nagold.

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/» o AID (ohne Trägcrlohn) 80 4, in dem Bezirk 1 4,

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Samstag den 28. April

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die Redaktion.

A ur tlicheS.

dl a g o l d. -lmtsversammlttng

Am Dienstag den 1. Mai d. I. findet auf dem Rathaus in Nagold eine Amtsversammlung nach Durnus XVII statt, zu welcher sich die betreffenden Herren Ortsvorsteher oder deren Stellvertreter, sowie die betreffenden Amtsversammlungsdeputierten vor­mittags präzis 8^2 Uhr einzufinden haben. Tagesordnung:

1f Publikation der Amtspflegerechnung pro 1886/87. /

2) Zahlreiche Wahlakte. !

3) Naturalvcrpslegung armer Reisender pro 1888/89.!

4) Regulierung der Amtsvergleichungstaxen pro ^

1888/89, >

5) Umlage der Amtsvergleichungskosten pro 1887/88.!

6 ) Besetzung der Distriktsarztstelle in Wildberg. >

7 ) Einführung einer periodischen Schafvisitation für den Bezirk.

8 ) Beratung des Amtskorporationsetats pr.1888/89.

9) Beratung über den Entwurf einer neuen Wege­ordnung für den Bezirk.

10 ) Ergänzung der Bezirksfcuerlöschordnung.

11 ) Bestellung des Oberamtspflegers Maulbetsch zum Bcrwaltungsaktuar der Gemeinde Minders­bach.

12 ) Heuriges landwirtschaftl. Bezirksfest in Nagold.

13) Bestellung des Verwaltungs-Ausschusses für die Krankenpflegeversicherung der Dienstboten.

14) Verschiedene Gesuche um Leistung von Beiträgen seitens der Amtskorporation.

15) Festsetzung einer Aversalsumme der Prüfungs­sporteln für die Revision der Amtspfleqerechnunq. Den 21 . April 1888.

_K. Oberamt. vr. Gugel.

Nagold.

Bekanntmachung.

Hiemit bringe ich zur öffentlichen Kenntnis, daß ich zur Auskunftserteilung rc. über amtliche mündliche Anfragen jeden Samstag in der Woche bereit sein werde. Den 24. April 1888.

_ Verwaltungs-Aktuar Rapp.

Mit Genehmigung der Oberschulbehörde vom 13. Ap­ril rückten je infolge der Erledigung der ersten Schulstelle in Calw die Schullehrer Den gl er, Roos, Müller, Bin-

_

Tages-Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

* Nagold, 27. April. Wie das gestrige Wet­ter so war auch der Krämermarkt an diesem Tage säst auf Null. Bon den paar erschienenen Krämern hatten einige nicht einmal das Standgeld, noch viel weniger die Zehrkosten heransgeschlagen. Es wird daher vielseitig der Wunsch laut, daß dieser Krämer­markt ganz eingestellt und mit dem Biehmarkt an Bartholomä verbunden werden möchte. Der Bieh­markt war ebenfalls schwach frequentiert und sind blos 8 Wagenladungen mit Vieh per Bahn abge­gangen ; auch der Personenverkehr auf letzterer war schwach.

Stuttgart, 23. April. Wie eine am 28. März d. I. von den hierzu bestellten königlichen und ständischen Kommis­sären vorgenommene Revision ergeben hat, beziffert sich der Betrag der württ. Staatsschuld Pr. 31. März 1887 auf

423 979 9514L 83 4, gegen 122694849 4L 7 4 im Vorjahre, hat also in genanntem Zeitraum um 1285102 4L 76 4 zugenom­men. Es wurden nämlich von 1886/87 neue Anlehen im Be­trage von 4232000 4L ausgenommen, abgelöst wurden dage­gen nur 2946897 4L 24 -4. Von dem Passivstand pro 31. März 1887 sind zu verzinsen 447942 4L 86 4 zu 5»/y, 80192200 4L zu4i/z0/n, 329306755 4L 32 4 (darunter 9566685 4L 72 4 Pensionsfondsanlehen) zu 4p/o und 14026882 4L. 17 4 zu 3i/zv/g. Nicht mehr verzinst wurden Restanten im Betrage von 6171 4L 48 4.

Stuttgart. II. Mas. der König und die Königin werden nunmehr bestimmt in den Tagen zwischen dem !5. und 17. Mai aus Florenz wicoer hier eintreffen.

Laupheim, 23. April. Französisches Geld. Laut Bekanntmachung des K. Oberamts werden Oberamtspflege und Oberamtssparkasse die Napo- leonsd'or nur noch bis 1. Mai d. I. an Zahlungs­statt, aber ohne Wiederausgabe, annehmen. Die Verwaltungsstellen sind angewiesen, die gleiche Maß­regel gegenüber ihren Kasse» zu erlassen.

Karlsruhe, 2.4. April. Der Bürgerausschuß genehmigte einstimmig die für das Kaiser-Wilhelm- Denkmal geforderte Summe von 200000 ^

Der erste Fall einer Entschädigung eines unschuldig Verurteilten liegt in Bayern vor. Ein Häusler, der im September 1883 wegen Brandstiftung zu 7 Jahren Zuchthaus verurteilt, im Jahr 1886 aber nach Wiederaufnahme des Ver­fahrens freigcsprochen war, war im Gefängnis arbeitsun­fähig geworden. Er richtete an das Justizministerium ein ! Gesuch, und dieses bewilligte ihm eine jährliche Entschädigung von 300 4L vorläufig auf 2 Jahre.

Die Besserung im Befinden des Kaisers hält an. Sehr erfreulich ist, daß das Fieber jeden Tag mehr abnimmt, die Temperatur nähert sich be­reits wieder der normalen, nur in den Abendstunden tritt regelmäßig eine Steigerung ein, die aber die Höhe der vorigen Woche nicht mehr erreicht. Husten . und Auswurf sind ebenfalls geringer. Dieses stetige Abnehmen des Fiebers ohne nennenswerte Gaben von Antifebrilien und die gleichzeitige Abnahme des Aus­wurfes deutet auf Nachlassen der inneren Eiterung hin. Man kann wieder hoffen", sagen die Aerzte. Der Besuch der Königin von England beim Kaiser erstreckte sich nur auf kurze Zeit, worauf der Kaiser sich wie­der niederlegte. Die Königin soll sich erfreut und über­rascht über das gute Aussehen des Kaisers ausgespro­chen haben. Am Nachmittag sah der Kaiser auch seine kleinen Enkel, die Söhne des Kronprinzen, die zuerst ihren Kaiserlichen Großvater und dann ihre Urgroß­mutter, die Königin Viktoria, besuchten.

Der Eiterauswurf des Kaisers ist in der letzten Zeit wiederholt untersucht, man hat, ge­rade wie Professor Waldeyer in San Remo, Krebs­zellen gefunden. An dem Ernst der Gesamtlage be­steht kein Zweifel somit. Aber wenn die gegenwär­tige Krisis überwunden wird, ist doch wieder auf eine längere Ruhepause zu rechnen. Am Dienstag Nach­mittag ruhte der Kaiser längere Zeit. Durch den Besuch der englischen Königin war er sehr erfreut und fragte wiederholt, ob alles nach den Wünschen der­selben geordnet sei. Die Königin sprach mit tiefer Rührung von dem Kaiser. Am Abend nahm daS Fieber zu.

Berlin, 20. April. In den Kreisen des hiesigen Schneidergewerks ist man eifrig mit den Vorbereitungen für das am 29. Juli stattfindende 600jährige Jubiläum des Ber­liner Schneidergewerks beschäftigt. Die Feier soll imKroll'- schen Lokal sehr großartig stattfinde«. Den Glanzpunkt des Tages wird ein kostümierter Festzug bilden, welcher die Trachten der verschiedenen Zeitperioden darstellen soll, also gleichsam ein 600jähriges lebendiges Moden-Journal. Wäh­rend die Schneider so friedliche Gedanken hegen, rüsten sich Schuhmacher allen Ernstes zum Kampf. Am nächsten Mon­tag soll der allgemeine Strike beginnen.

Berlin. Sir Morell Mackenzie wird gegen

eine Anzahl von deutschen Blättern, welche seine Be­handlungsweise des Kaisers total entstellt und gegen ihn persönliche Angriffe gerichtet haben, den Straf­antrag wegen verleumderischer Beleidigung stellen.

Berlin, 26. April. DieKreuzztg." erklärt, den Beweis der Wahrheit für ihre Behauptungen an­tretenzu wollen , wenn Mackenzie sie verklage. Das Material liege bereit.

Berlin. Königin Viktoria von England stattete am Dienstag Vormittag alsbald nach ihrer Ankunft dem Kaiser ihren Besuch ab. Die Be­grüßung war eine sehr herzliche. Die Königin fand das Aussehen des Kaisers besser, als sie erwartet hatte. Der Kaiser empfing seine Schwiegermutter in seinem Arbeitszimmer, wo er auf dem Sopha saß. Er wollte aufstehen, aber die Königin ergriff schnell seine beiden Hände und drückte ihn auf seinen Platz zurück. Dieser Besuch, dem ein zweiter im späteren Verlauf des Tages folgte, währte nur einige Minu­ten. Der Kaiser hörte am Nachmittag die Vorträge der Generale von Albedyll und Winterfeld, empfing aber außer den nächsten Angehörigen der Vorsicht wegen keine Besuche.

Berlin, 24. April. Der bekannte antisemitische Kaufmann Rudolf Hertzog hat dem Kronprinzen 100000 Mark zu Gunsten der Ueberschwemmten zur persönlichen Verfügung gestellt.

Berlin, 24. April. Die Nachricht, daß die Frau Großherzogin von Baden auf die ihr zugefallenc Erbschaft des Kaisers im Betrage von einer Million zu Gunsten der jüngeren drei kaiserlichen Töchter verzichtet habe, ist nach einer von uns an maßgebender Stelle eingezogenen Informa­tion völlig aus der Luft gegriffen. (Fr. I.)

Der Klatsch, welcher seine Ware aus gewissen Krei­sen der Hauptstadt nach allen Seiten hin verbreitet, hat seit einiger Zeit auch die Erzählung in Umlauf gesetzt, daß die Kaiserin Viktoria als Kronprinzessin die ihr von England ausgesctzte jährliche Dotation von 8000 Pfd. St. nicht in Deutschland ausgegeben, sondern von jeher in England gelaffen und daselbst kapitalisiert habe. Eine in früheren Zeiten lange in der Umgebung der Kaiserin beschäftigt gewesene, unbedingt vertrauenswürdige Persönlichkeit äußert sich darüber wie folgt: Es müsse jedem mit diesen Verhältnissen Vertrauten eine solche Erfindung wahrhaft komisch klingen; denn es sei ^ bekannt, wie sehr der kronprinzlichc Hof zur Bestreitung ^ seiner regelmäßigen schmal bemessenen Ausgaben gerade auch , auf diese Dotation mit angewiesen war. Natürlich sei da- ! rum dieselbe auch gänzlich für die laufenden Bedürfnisse mit s darauf gegangen. Die Kronprinzessin habe ihre persönlichen ' Bedürfnisse nur aus diesen Mitteln bestreiten können, und / beispielsweise sei im voraus jedes Jahr ein Teil des Geldes als Pauschalsumme für die Mittragung des kronpinzlichen Hof- küchcn-Haushaltes eingezahlt worden.

Berlin, 24. April. Der Gesetzentwurf be­treffend die Alters- und Invaliden - Versicherung ist im Bundesrate den zuständigen Ausschüssen zur Vor­beratung überwiesen worden. Wenn diese Ausschüsse ihre gemeinsamen Arbeiten nicht sofort aufnehmen dürften, so wird man mit der Annahme nicht fehl­gehen, daß bei dem Umfang des Gesetzentwurfs (der­selbe soll 155 Paragraphen zählen,) namentlich aber bei den immerhin bedeutsamen Abweichungen, welche ! derselbe gegenüber den Grundzügen aufweist, die ^ Vorbereitungen des Referenten sowie die Stellung­nahme der Einzelregierungen zu diesen Abweichungen ^ einige Zeit in Anspruch nehmen müssen.

! Berlin, 25. April. Bulletin von 9 Uhr ! Morgens: Das Befinden S. M. des Kaisers ist ^ nach einer guten Nacht den Umständen nach zufrie- . denstellend, das Fieber ist wie gestern niedriger. Da ! der Zustand des Kaisers jetzt während des Tage» nur geringe Veränderungen zeigt, so wird bis auf Weiteres nur ein Bulletin täglich ausgegeben werden.

Berlin, 25. April. Dem Gottesdienst in der Charlottenburger Schloßkapelle wohnten die Königin