Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Samstag den 3. März

Für dcn Monat März

ladet zum Abonnement auf den freundlichst ein

die Rrdaluion.

A mt! iche s.

Nagold.

Bekanntmachung.

Einteiluug der Jmpfbezirke pro 1888.

Der bestehenden Vorschrift gemäß wird hiemit bekannt gemacht, daß in der Einteilung der Jmpfbe­zirke und in der Bestellung der Jmpfärzte gegenüber dem vorigen Jahr eine Aenderung nicht eingetreten ist.

De» !. März 1888.

K. Oberamt. I)r. Gugel.

Auf das neugebildele Forstamt Biber ach wurde der Forstmeister Frank in Altenstcig gnädigst versetzt.

Die erledigte Stelle eines Vorstands und ersten wissen­schaftlichen Hauptlehrcrs am Schullehrcrscminar inNürtingen wurde dem Rektor Beckh am Schnllehrerseminar in Kün- z e lsan nüt dem bisherigen Titel und Rang übertragen.

Tages-Nerrigkeiten.

Deutsches Reich.

Nagold. Wie wir hören, wird der Zir­kus Dietrich demnächst in hiesiger Stadt einige Vorstellungen geben, lieber die Leistungen desselben schreibt dieWunsiedl. Ztg." aus Forchheim: Der Zirkus Dietrich, welcher heute unseren Ort verlassen hat, um in Forchheim einige Vorstellungen zu geben, erfreute sich hier eines äußerst zahlreichen Besuchs und zwar mit vollem Rechte. Die Leistungen der sehr ehrenwerten Gesellschaft sind von allen Besuchern der Aufführungen anerkannt worden. Niemand »er­ließ unbefriedigt die Produktionen, denen neben ihrer sonstigen Bedeutung auch besondere Präzision nach­gerühmt werden muß. Es können sich einzelne Lei­stungen der Gesellschaft kühn mit denjenigen größerer Anstalten dieser Art messen. Die Produktionen auf dem Gebiete der Gymnastik verdienen alle Anerken­nung: und wer noch nie einen wahren Herkules ge­sehen, der besuche den Zirkus Dietrich! Die Dressur der verschiedenen Tiere (Pferde, Hirsch und Schwein) ist geradezu erstaunlich.

München. Der berühmte Theologe Dr. v. Döllinger (geboren zu Bamberg den 28. Febr. 1799) tritt heute in das 90. Lebensjahr. Der greise Herr erfreut sich seltener Rüstigkeit, kann noch längere Reden in der Akademie halten, besticht häufig die Reichsratssitzungen und fungiert als General-Kon­servator der wissenschaftlichen Sammlungen des Kö­nigreiches. Als Professor liest Döllinger nicht mehr. Im Hofstaate ist derselbe als Stiftpropst eingetragen, wenngleich der Gelehrte keine Beziehungen zu dem Regenten hat.

Frankfurt. 29. Febr. DieFrkf. Ztg." meldet: San Remo, 29. Febr. Gestern war der Zustand des Kronprinzen bis mittag befriedigend, dann trat Verschlimmerung ein und ein Erstickungsfall, dessen mögliche Fol­gen durch sofortiges ärztliches Eingreifen be­seitigt wurden.

Ein Kaufmann Emil Neumann in Lübeck hat das Wcchselfälschen im Großen betrieben. Er hat nicht weniger als 282 Wechsel zum Nachteil von 4 Hamburger Geschäften im Betrag von 241000 ^ gefälscht. Dafür hat er lO Jahre Zuchthaus erhal­ten, wodurch an ihm wenigstens der alte Spruch:

Jnsertionsgebühr für die Ispaltige Zeile aus ge­wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung S <1, bei mehrmaliger je 6 Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegebeu!

kein. !

1888 .

Die kleinen Spitzbuben hängt man und die großen läßt man laufen, zu Schanden wird.

Berlin, 27. Februar. DieF. Z." meldet: Die Aussicht auf Wicdergenesung des Kron­prinzen sind gewachsen, seitdem die Gefahren, welche aus dem Allgemeinbefinden drohten, nachgelassen ha­ben. Die Aerzte fürchteten nemlich einen Kräftezer­fall. Die Krankheit tritt jetzt in das Stadium der lokalen chronischen Erkrankungen, und es ist Aussicht, daß das Mittel gefunden ist, den Krankheitsprozeß an Ort und Stelle anzugreifeu und zu behandeln durch einen ebenso sinnreichen wie einfachen Apparat, den ein Darmstädler (?) Arzt erfunden hat und der mit der Kanüle in Verbindung gebracht worden ist, vorläufig jedoch geheim bleiben soll.

Berlin, 28. Febr. Die Sehnsucht des greisen Kaisers, seinen leidenden Sohn zu sehen, begreift sich, und damit wird es denn auch erklärlich, daß der Kaiser in den letzten Tagen öfter davon ge­sprochen hat, er wolle zu dem kranken Kronprinzen reisen. Die Aerzte stellten jedoch dem Kaiser vor, die Ausführung dieses Planes doch erst von dem Eintritt des warmen Wetters abhängig zu machen, und so hat der Kaiser darein gewilligt, seine Wünsche > zu vertagen. j

(Deutscher Reichstags Tie Mittwochssitzung erreichte wegen Beschlußunfähigkcit des Hauses nach kurzer Dauer ebenfalls ein vorzeitiges Ende. Angenommen wurde nach kurzer Debatte der Antrag der Gcschäftsordnungskom- missiou, die Ermächtigung zur Einleitung des Strafverfahrens gegen den freisinnigen Redakteur Dürholt in Hirschbcrg wegen Beleidigung des Reichstages nicht zu erteilen. Von dem Ge­setzentwurf bctr. Abänderung des Gesetzes über die Rechts­verhältnisse in dcn deutschen Schutzgebieten wurden die W 111 angenommen. Bei der Abstimmung über ß 12 stellte sich die Beschlußunfähigkeit des Hauses heran«. Nur 186 Abgeordnete waren anwesend. Mittwoch 1 Uhr: Anträge we­gen Entschädigung unschuldig Verurteilter und wegen Einfüh­rung des Befähigungsnachweises.

lieber die Krankheit des Kr onprinzen bringt heute dasFr. Journ." aus der Feder ihres Lon­doner Korrespondenten eine Nachricht, die, wenn sie sich bestätigt, woran leider kaum mehr zu zweifeln ist, die tiefste Niedergeschlagenheit Hervorrufen dürste. Aus den besten Quellen will dasselbe Meldungen aus San Remo erhalten haben, die in Kreisen, die über jede Beunruhigung durch Sensationsberichte unzweifel­haft erhaben sind, die tiefste Niedergeschlagenheit er­zeugen mußten. Nach Mitteilungen, die keineswegs etwa einseitig von einem oder dem anderen Arzt her­rühren , und die auch in Berliner Hofkreisen aufs Ernsteste gewürdigt werden, ist leider mit der er­schütternden Annahme zu rechnen, daß das Leben des hohen Leidenden nur noch nach Wochen bemessen werden kann. Der ganze Kehlkopf ist bereits in weit vorgeschrittenem Maße von der tückischen Krankheit zersetzt, und weiter unten im Schlunde hat sich eine neue Wucherung gezeigt, die auch die Gefahr der Katastrophe näher bringen muß. DasFr. I." setzt hinzu: Aus naheliegenden Gründen haben wir längere Zeit die Mitteilungen unseres, besonders gut unter­richteten Gewährsmannes unterdrückt, doch glauben wir nunmehr dem Publikum die volle Wahrheit schul­dig zu sein, nachdem auch anderweite Informationen uns die außerordentlich traurige Wahrscheinlichkeit gebracht haben, daß das Leiden unseres teuren Kron- j Prinzen längere Zeit nicht mehr dauern wird.

! Berlin, 1. März. Der Professor der patha- j logischen Anatomie, Wald eh er, ist nach San Remo ! abgereisi. (Wie berichtet, haben die Aerzte in San ! Remo die Begutachtung des Auswurfs des Kronprin- ! zen durch Prof. Waldeyer vorgeschlagen.)

> Berlin. Nach einer weiteren Zusammenstel­

lung der Ziffern der deutschen Militärmacht kann man mit Sicherheit aunehmen, daß mit Beginn dieses Frühjahrs etwa 1800000 Mann Infanterie der ersten Linie (inkl. Reserve, Landwehr, Ersatz- und Garnison-Truppen), sowie 700000 Mann Landsturm 1. Aufgebots, also 2 500 000 Mann Infanterie voll­ständig bewaffnet und ausgerüstet bereit stehen wer­den mit einer Reserve von mindestens 1 Million Mann Landsturm 1. und 2. Aufgebots.

Abteilungen des Gardehusaren-Regiments in Potsdam werden gegenwärtig mit Lanzen ohne Fähnlein ausgebildet. Einzelne Husaren tragen dabei ein neues Kreuzlederzeug, an welchem der Karabiner, der senkrecht auf dem Rücken getragen wird, und der Säbel befestigt sind.

Wie der Kaiser die Trauernachricht vom Tod seines Enkels, des Prinzen Ludwig von Baden, em­pfangen hat, darüber erhalten Berliner Blätter von zuverlässiger Seite den folgenden Bericht:Der Mo­narch empfing stehend in seinem Arbeitszimmer durch den Grafen Perpvncher die betrübende Botschaft; auch der Leibarzt Dr. v. Lauer war hierbei zugegen. Der Kaiser erwiderte nichts alsIch danke Ihnen", setzte sich dann nieder und sprach lange Zeit kein Wort."

Ein unbegreiflicher Deutschenhaß geht schon seit Jahren durch gewisse Teile der Schweiz, und die jüngsten aus Anlaß der Sozialistendebatte gemachten Enthüllungen haben noch Oel ins Feuer gegossen. Einen geradezu widrigen Ausdruck hat diese Stim­mung während des Karnevals in Basel gefunden, und das deutsche Nationalgefühl wurde bei dieser Veranlassung aus geradezu unerhörte Weise beleidigt. Man hat in Won und Bild Beleidigungen gegen die Deutschen geschlendert, die unbedingt über das Erlaubte und das zu Duldende hinausgehen. Wir fanden eines derselben dieser Tage in einem Blatt abgedruckt, der Inhalt ist jedoch so widerlich, daß wir von einer Reproduktion selbstverständlich Abstand nahmen. Der Straßb. Post werden von der deutsch­schweizerischen Post derartige Spottlieder mit der Bitte um deren Veröffentlichung mitgeteilt. Das Blatt erklärt jedoch, nicht in der Lage zu sein, dem Wunsche nach dieser Richtung hin entsprechen zu können. Die betreffenden Lieder seien so bodenlos gemein und so boshaft deutschfeindlich, daß es diesel­ben nicht abdrucken könne.

Frankreich.

Die Ursache des Sturzes des Präsiden­ten Grevh in Paris, der großen Skandalge­schichte und des Prozesses Wilson ist nur ein Kleid, ein einfaches Frauenkleid. Frau Boissy, eine von den Ordensvermittlerin, wohnte im Sommer vorigen Jahres bei ihrer berüchtigten Kollegin, der Frau Limousin. Beide vertrugen sich aber nicht j lange und so erfolgte eine Trennung. Die Limousin, die weder für Wohnung noch Verpflegung Geld er­halten hatte, hielt nun einen Koffer der Boissy zu­rück, was die Letztere als praktische Frau auch ganz natürlich fand. Nun befand sich im Koffer ein Kleid, welches die Madame Boissy zurückverlangte, da sie ohne dasselbe keine Besuche, also auch keine Geschäfte machen könne. Sie ließ die Limousin wiederholt darum bitten und drohte zuletzt mit Veröffentlichung j der ganzen Schwindelgeschichten, wenn sie nicht bin- j neu acht Tagen ihr Kleid erhalte. Als die Limousin j darauf gar nicht antwortete, hielt die Boissy ihr j Versprechen und wenige Tage darauf erfolgte die ! Verhaftung des Generals Caffarel, womit der ganze j Lärm begann. Wenn also Frau Limousin Frau ^ Boissy ihr Kleid wiedergegeben hätte, wäre Caffarel