Der Gesellschafter.

Amts- und Intelligenz-Blatt für de« Oberamts-Bezirk Nagold.

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Samstag den 28. Januar

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Nagold.

Für die Oberamtspflege ist je der Sams­tag in der einzelnen Woche als Amtstag festge­setzt und ist die Kanzlei derselben an diesem Tag Vor- und Nachmittags während der gewöhnlichen Kanzleistunden geöffnet.

Dies wird hiemit zur allgemeinen Kenntnis gebracht.

Ten 26. Januar 1868.

K. Oberamt.

_ vr. G u g^cl. A.-B._

Terges-Äeuistksiteir.

DcuMes Reich.

Jselshausen. Dieser Tage verunreinigte hier ein Bube in unflüthigster Weise den Gemeinde­backofen und die darin noch befindliche Ware. Zur Ermittlung des Thäters setzt die Gemeinde 20 ^ Belohnung aus.

Calw, 23. Janr. In unserem Bezirk hat sich in letzter Zeit mit dem Sitz in Calw ein land- wirtschastl. Konsumverein gebildet, der sich schon jetzt einer zahlreichen von Tag zu Tag wach­senden Beteiligung erfreut. Zweck des Vereins ist nach den Statuten: 1) gemeinsame billigste Beschaf­fung von Bedürfnissen der Haus- und Landwirtschaft in bester Qualität. 2) gemeinschaftlicher Verkauf von Erzeugnissen des landw. Betriebs, 3) Schutz der Mitglieder gegen Uebervorteilnng. Die Zusammen­setzung des Vorstands bürgt für eine gedeihliche Wei­terentwicklung dieser zeitgemäßen, gewiß viel Segen stiftenden Vereinigung. (Sch. M.)

Stuttgart, 21. Jan. Wegen Beleidigung des hie­sigen Gemciudcrats, begangen durch einen Leitartikel vom 23. Juni v. I., betitelt:Der kleine Bismarck auf dem hiesigen Rathaus", wurde heute auf erhobene öffentliche Klage der damals in Abwesenheit Dr. Lipp's als verantwortlicher Re­dakteur zeichnende jetzige Verleger desBeobachter" Engen Binder von der Strafkammer I. des hiesigen Landgerichts zu 200 Geldstrafe verurteilt. Der fragliche Artikel war aus Anlaß des hiesigen Rathaus-Neubaues geschrieben und richtete sich hauptsächlich gegen den Oberbürgermeister Dr. von Hack, welcher jedoch keinen Strafantrag stellte. Dagegen erfolgte die Strafklagc auf Antrag von 20 Gemeinderätcn, welche sich durch den Artikel desBeobachter" in ihrer Ehre ge­kränkt fühlten, da ihnen darin vorgeworfen war, daß sie als ergebene Diener ihres Herrn", des Oberbürgermeisters, zu dessen Willensincinungen,Ja und Amen sagen" und auf Kommando mit einem Votumden Knoten durchhaucn". Auch war in dem Artikel von einerkleinen Schar Bürger, welche noch nicht in den Sumpf des Servilismus geraten sind," die Rede. Oberbürgermeister Dr. v. Hack war als einziger Zeuge anwesend und erläuterte die Verhältnisse.

Stuttgart, 25. Janr. In derPost" be­ginnt Herr v. Varnbüler eine Erörterung über die zünftlerischen Bestrebungen. In dem vorliegen­den ersten Artikel spricht der ehemalige württember- gische Minister, der gewiß keinliberaler Doktrinär" ist, sich auf das entschiedenste gegen diese Tendenzen aus. Er erklärt,daß die Lage des Handwerkes unter der Herrschaft der Zunftforderungen keine be­friedigendere war, daß unter derselben sich nicht we­niger Mißstände kundgaben, als die zurzeit beklag­ten." Er spricht seine Ansicht aus, daßdas Pub­likum jetzt besser bedient ist, als früher, vielleicht bis­weilen weniger dauerhaft, aber dafür entsprechend

wohlfeiler, und in dem Falle solider, wenn die Dauer außer Berhältnis steht zum Aufwand für dieselbe." Der Artikel schließt: Wir sind nicht gemeint, die von uns hervorgehobenen Mängel ganz zu Lasten der früheren Organisation des Handwerks zu schreiben, wir würdigen in vollem Maße den großen Bor­sprung, welcher der gewerblichen Thätigkeit durch die Fortschritte in den Naturwissenschaften, in der Tech­nik, in der Entwickelung des Maschinenwesens, den verbesserten Hilfsgeräten, auch durch den gewerblichen j Unterricht gewährt ist; was wir gesagt haben, gilt i vorzugsweise der Behauptung, das Handwerk komme ! herunter weil es sich frei bewege. Fassen wir das Ergebnis unserer Bemerkungen zusammen, so ergibt sich für uns: Die zünftigen Einigungen des ^ Handwerks, ursprünglich durch die ungeordneten so- ! zialen und politischen Verhältnisse geboten, haben im Laufe der Zeit grobe Mißbräuche in sittlicher, wirt­schaftlicher und technischer Beziehung hervorgerufen, welche zu ihrer Auflösung hätten führen müssen, auch wenn die Neuerungen in den exakten Wissenschaften, der Technik, der Organisation der Arbeit, der herge­brachten Gebundenheit in der Erlernung und dem Betriebe des Gewerbes sie nicht unhaltbar gemacht hätten, es war also Gewerbefreiheit eine absolut ge­botene Forderung der Zeit.

Stuttgart, 26. Jan. Zur Eröffnung des Landtags hielt Präsident v. Hohl eine Ansprache, worin er der Erkrankung des deutschen Kronprinzen gedachte. Auch die Vertreter des württembergischen Volkes dränge es, den Gefühlen innigster Teilnahme Ausdruck zu geben;bewundernd blicken wir auf den Kronprinzen, welcher mit Seelen- stücke die schwere Heimsuchung trägt. Voll innigen Mitgefühls wünschen wir dem ruhmgekrönten Erben der Kaiscrwürdc baldige Wiedergenesung; die Zu­versicht des hohen Kranken bestärkt uns in der Hoff­nung, alles werde sich zum Besten wenden. Gott bejchirme und erhalte den Kronprinzen."

Urach, 25. Jan. Auch unsere Diöccse hat sich über die gegenwärtig brennende Frage, betreffend das Gesetz vom 14. Juni 1887, die Vertretung der evang. Obcrkirchengemeinden und die Ausscheidung des Kirchenvermögens, besprochen und dahin geeinigt, zunächst, bis die Landessynode und die Kirchenbe­hörde über die Stellung des seitherigen Pfarrgemeinde- rats zum Kirchengemeinderat, resp. die kirchliche Ver- ! pflichtung des letzteren Beschlüsse gefaßt haben wird, i bei Art. 92 des Gesetzes, der Aufrechterhaltung des . statns guo zu bleiben und event. erst später die Aus­scheidung des kirchlichen Vermögens und die Bildung eines Kirchengemeinderats vorzunehmen. Damit ist wohl die im evang. Württemberg in den meisten Ge­meinden herrschende Stimmung zum Ausdruck gebracht. Es wäre daher sehr wünschenswert, wenn die neue . Landessynode bald einberufen werden könnte, um die 1 von ihrer Seite aus noch fehlende Ergänzung dieses ' Gesetzes zu bewerkstelligen und damit den kirchl. Fak- ! toren Gelegenheit zum Ausdruck ihrer Anschauung zu ; geben. Erst damit ist dann volle Klarheit für die ^ Situation geschaffen und kann die Entscheidung im einen ! oder andern Sinne dann wohlgemut getroffen werden.

, Brandfälle: In Bildechingen (Horb)

! am 24. Jan. Scheuer und Wohnhaus des Aug. Gfrö- ! rer und das Wohnhaus samt Scheuer des Ferd. Sai- ^ ber; in Weil im Schönbuch am 23. Jan. ein Wohn- ! Haus; in Lau klingen ein Wohn- und Oekonomie- i gebäude; in Markgröningen die Papiermühle.

Aus Nürnberg wird über Landsturm blusen berichtet, die von der Reichsrcgierung bestellt sind.

Sie sind von starkem blauen Tuch und werden vorn durch 6 schwarze Knöpfe, die durch eine Art Latz verdeckt sind, geschloffen. Um den Leib werden sie durch eine Zugschnur, die jeder Körperstärke entspricht, festgehalten. An den Äermeln sind keinerlei Abzei­chen; am Kragen ist dagegen zu beiden Seiten vorn ein Stück rotes Tuch aufgenäht, auf welchem auch die Unteroffiziersabzeichen in Gestalt von weißblauen Litzen, die den Schießanszeichnungen bei der Linie gleichen, angebracht werden. Die Stelle der Achsel­klappen venritt ans beiden Schultern je eine etwa 2 Finger breite rote Borte. Innen haben die Blusen rechts und links eine Brusttasche. Dieser Beschreibung wird die Bemerkung hinzugesügt: Auffallend ist es, daß nur Blusen, nicht aber auch Beinkleider ange­fertigt werden; es erscheint demnach fast, als sollte» die Landsturmmänner ihre Zivilhosen zu der Bluse tragen. Möglich ist aber auch, daß die Reichsre­gierung die großen Herstellungskosten verteilen und die Hosen erst später nach Fertigstellung der Blusen anfertigen lassen will.

In einer Nürnberger Fabrik erkrankten sämtliche Gießarbeiter an Quecksilbervergiftung in Folge gefälschten Materials.

Das erste homöopathische Krankenhaus soll im April d. I. in Leipzig eröffnet werden. In dem­selben sollen nicht nur Kranke behandelt, sondern es soll auch Aerzten, welche die Homöopathie kennen lernen wollen, Gelegenheit gegeben werden, sich prak­tisch darin auszubilden.

(Deutscher Reichstag). Am Dienstag wurde iu erster Leimig der Gesetzentwurf betr. Aufhebung der Wit­wen- und Waisenkassenbeiträge der Reichsbeamten beraten. Alle Parteien sprachen kurz ihre Zustimmung aus. Die zweite Beratung findet im Plenum statt. Dann begann die zweite Beratung des Militärctats. Bei den fortdauernden Ausgaben wurden einige Positionen zurückgestellt, der Hauptteil unver­ändert bewilligt. Bei den einmaligen Ausgaben gingen allent­halben die Kommissionsbcschlüsse durch, welche die große Mehr­heit der Rcgierungsforderungen genehmigen. Eine Debatte von Bedeutung fand nirgends statt. Mittwoch 1 Uhr: Anträge auf Abänderung der Gewerbeordnung. Die erste Lesung des Sozialistengesetzes im Reichstage wird kommenden Frei­tag beginnen. Die Ansichten über die Gegenwart des Reichs­kanzlers bei der Beratung lauten augenblicklich widerspruchsvoll.

Berlin, 23. Jan. Die Türkei ersuchte die deutsche Regierung um einen Beamten, welcher die Hebung der Forst- und Landwirtschaft, sowie des Bergbaues in der Türkei sich angelegen sein lassen soll.

Berlin, 24. Jan. Am Ordensfeste wurden 1494 Orden verliehen, 80 mehr als im Vorjahr.

Berlin, 24. Jan. Nach einem Pariser Te­legramm derBoss. Ztg." zeigt Cavaignac's Bericht über das außerordentliche Heereserfordernis, daß seit 1870 für die Neubewaffnung der französischen Armee 2 243 833282 Franken ausgegeben wurden. Zur Vollendung der Rüstungen werden nach Cavaignac noch 350 Millionen erforderlich sein.

Berlin, 24. Januar. Fürstbischof Kopp ist heute vormittag zum Reichskanzler Fürsten Bismarck nach Friedrichsruh gereist.

Berlin. 25. Jan. Der Schlesischen Zeitung zufolge hat der Kronprinz dem Fürstbischof Kopp aufgetragcn, überall sein gutes Aus'eheu zu bezeugen. Der Kronprinz habe trotz der Erkältung eine kräftige Stimme gehabt.

Berlin, 25. Jan. DerKreuzztg." zufolge hat die Aufforderung Rußlands an die Pforte wegen der Zahlung der Kriegsentschädigung eine drängendere Form angenommen, unter welchem Ge­sichtspunkte das genannte Blatt den Truppenbewegun­gen in Kleinasien eine besondere Bedeutung beilegen möchte.

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