er Gesellschafter

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Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberantts-Bezirk Nagold.

i.

Erscheint wöchentlich 3 mal: Dienstag, Donners­tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlohn) 80 4, in dem Bezirk 1 4L 4, außerhalb des Bezirks 1 ^ 20 4. Monats­abonnement nach Verhältnis.

Dienstag den 3. Januar

z JnsertionSgebühr für die Ispaltige Zeile aus ge- !! wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 4/ ^ jbei mehrmaliger je 6 4. Die Inserate müssen ^ OOO spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben kein.

Bestellungen

auf den

mit dem Unterhaltungsblatt:

das Plauderstübchen"

für das erste Halbjahr oder auch Quartal 1888. i können bei allen Postboten bezw. den betreffenden Poststellen gemacht werden.

Amtliches.

Nagold.

Bekanntmachung,

Namensänderung betreffend.

Die Witwe Ellfabethe Ammann in Constanz hat um die Erlaubnis nachgesucht, dem in ihrer Pflege befindlichen 6 Jahre alten, unehelichen Sohn der Elifabeihe Schwab von Spielberg Namens Karl Schwab den FamiliennamenAmmann" beilegen zu dürfen.

Dieses Gesuch wird mit dem Anfügen hiemit bekannt gemacht, daß der beabsichtigten Namensände­rung Seitens der K. Kreisregierung Reutlingen wird stattgcgeben werden, wenn nicht

binnen 3 Monaten

begründete Einsprache dagegen bei dem Oberamt erhoben wird.

Den 30. Dezember 1887.

K. Oberamt.

_ Amtm. M a r q u a r t.

Nagold.

Die K. Standesämter

werden unter Hinweisung auf 8. 5 der K. Verord­nung vom 4. Oktober 1878 (Negbl. S. 382) veran­laßt, ihre Kostcnzcttel mit den Standes-Nebcnregistern zur Dckretur hiehcr vorzulcgen.

Den 31. Dez. 1887. '

K. Oberamt.

Dr. Gugel, A-B.

Dem neuen Jahre 1888

schlagen alle Herzen hoffnungsvoll und hoffnungs­freudig entgegen, denn 1887, das nun hinter uns liegt, war in Wahrheit kein Jahr, welches zum Froh­sinn und zur Sorglosigkeit anregte. Kriegslärm ha­ben wir seit einem halben Dezennium fast Jahr für Jahr gehabt, wenn er auch nie so intensiv war, wie 1887. Aber deutscher Mut sinkt nicht so leicht zu Boden; wir wissen, daß wir, ohne uns überheben zu wollen, in frischer, ganzer Kraft dastehen, daß die Erfahrungen die 1870/71 mit manchem teuren Blut erkauft wurden, ausgebaut und zur möglichsten Voll­endung geführt sind. Nicht minder schwer fällt in die Wageschale das hohe Bewußtsein, welche die deutsche Nation von ihrer Stellung und ihrer Mission hat. Gewiß wir haben eine Mission, die höchste und hei­ligste , die es geben kann, den Frieden zu wahren, wo wir doch längst schon mit neuer und großer Aus­sicht ans Erfolg Kriege hätten führen können. Wir haben es mehr gethan, denn das deutsche Blut ist viel zu kostbar, als daß es anders vergosfen werden sollte, denn zur Verteidigung unserer Ehre und Selb­ständigkeit. Größere Lorbeeren, als es durch den Krieg hätte gewinnen können, haben Deutschland und sein Kaiser durch die Erhaltung des Friedens sich er­rungen, und es war das nicht selten eine mühevolle Arbeit. Lauernd stand oft der Krieg an der Thür und E bedurfte aller Kraft, den Eintritt des schlim­men Gastes abzuwehrcn. Denn das ist ja heute das

Kennzeichen der Lage: Lodert in einem Winkel Eu­ropas die Kriegsstamme empor, so muß befürchtet werden, daß sie ganz Europa in Brand setzen wird. Deutschland will Frieden und hält Frieden; Reichs- rcgierung und Volk sind darin ein und derselben Ansicht; aber auch darin denken beide dasselbe: Muß es sein, nun denn ohne Zaudern für deutschen Herd und deutsche Ehre!

Die deutsche Nation hat den Ernst der Lage wohl und richtig erkannt, aber den Kopf oben behal­ten , wenn auch im Innern größere Sorge herrschte, als in früheren Jahren. Gerade die Zuversicht und das herrschende Vertrauen werden aber dem kranken Kaisersohne eine besondere Freude bereitet und auch sein Vertrauen auf die Zukunft gestärkt und gestählt haben. Und dies erhabene Gefühl engster Zusam­mengehörigkeit des deutschen Volkes in seinem Empfin­den vom ersten bis zum letzten Manne, das ist eine besondere Gewähr für die Dauerhaftigkeit unserer po­litischen Einigkeit. Auf den Tafeln der Geschichte dicfes Jahres ist, wie in jedem Jahre, so Manches verzeichnet, was uns traurig oder mißgestimmt ma­chen kann; aber darin besteht gerade die echte Mau- ncsnatur, daß sie vom Widerwärtigen der Gegenwart sich nicht beugen läßt, sondern unbeirrt weiter kämpft, in der Zukunft alles Große, Schöne und Edle zu er­reichen. Und je herber der Kampf, um so köstlicher der Preis. Das wollen wir auch für 1888 gelten lassen, denn das deutsche Volk und jeder deutsche Mann hat noch viel zu erringen, was angestrengte­ster Thätigkeit wert ist.

Die Lage von Gewerbe, Handel und Industrie ist durch den wenig unterbrochenen Kriegsallarm des letzten Jahres nicht so niedergedrückt, wie wohl leicht hätte cintrctcn können, aber sie hat sich auch nicht so gehoben, wie es wünschenswert gewesen wäre. Es war ein fortgesetzter ernster Kampf mit Ueberpro- duktion und Preisunterbietung; aber freudig müssen wir auch sagen, die deutsche Industrie bewährte sich mehr denn je. Wiederholt gewann sie den Sieg in den friedlichen Wettkämpfen des industriellen Mitbe­werbes und wenn es auch an Schmähungen und Verdächtigungen dieses Jahres ebenso wenig fehlte, wie in früheren, geschadet hat uns das nichts. Unser Ansehen auf industriellem Gebiete fiel nicht, sondern stieg, und so läßt sich denn mit Sicherheit hoffen, daß bessere Zeiten für die Geschäftstätigkeit schon kommen werden, wenn nur erst ruhigere Zeiten da sind. Kein Licht ohne Schatten, aber auch kein Schatten ohne Licht, und neben weniger angenehmen Ereignissen haben wir doch auch freudige zu verzeich­nen. Noch blieb der Friede, unter welchem das wirt­schaftliche Leben einer Nation allein gedeihen kann und hoffentlich bleibt er weiter und nimmt dann auch vor Allem die herrschende schwere Beunruhigung ab.

Die große That dieses Jahres, der wir vor Allem die bisherige Ruhe u. den Frieden verdanken, war die Schaffung des großen Friedens-Dreibundes, die Er­weiterung der 2-Kaiser-Allianz, u. er hat sich herrlich bewährt. Die Macht des Friedensbundes ist stark, seine Völker von wahrer Freundschaft zu einander be­fielt, welche dem politischen Bündnis erst die rechte Weihe gibt. Und jeder Staat, welcher den Frieden bricht, weiß, was im Falle der Niederlage sein Los sein wird. Dann gibt cs keinen trügerischen Frieden mehr, der nur ein paar Jahre anhält, dann kommt die große Abrechnung, und wer dann die Zeche be­zahlen muß. wird auch daran zu tragen haben. Unsere Zeit verträgt keine Sorglosigkeit, sie ist ernst in jeder Hinsicht, die wirtschaftliche Lage sowohl,

! wie die politische, aber sie ist keine verzweifelte.

' Europa hat schon manche gefährliche Krisen durchge- j macht, wenn auch nie so gewaltige Staaten einander i gegenüberstanden; aber es gab doch schon ebenso ge- j fährliche Zeiten, wie jetzt und sie wurden überwun­den. Reiche, die keinen festen Grund haben, ver- ! gehen, -Hs beweist das Los der Türkei und Spaniens,

! deren einstiger Stern längst erloschen und sie können i Nachfolger haben. Ueberlassen wir der Zukunft, was

- sie bringt. Uns geziemt es, entschlossen und that-- j kräftig unsere Arbeit zu fördern. Auf dieser beruht j der Wohlstand der Nation und ihre Achtung. Wenn > wir nun unseren Lesern zum Schluß unseren Neu­jahrswunsch darbringen, so soll er in wenigen Wor-

! ten zusammengefaßt sein: Nicht nur ein ungetrübter i Jahresanfang, sondern auch ein ganzes Frohes Jahr;

Das deutsche Heer der Zukunft.

Bon allen dem Reichstag im Verlauf der näch- ! sten Sitzungsdauer in Aussicht gestellten oder auch schon vorgelegten Gesetzentwürfen ist derjenige über j die Abänderungen der Wehrpflicht der wichtigste. Es handelt- sich in ihm nicht um Dinge, die mit Geld abgemacht werden können, seine Bestimmungen tref- i fen nicht nur einzelne Gruppen oder Teile der Bc- ! völkerung. hier ist das Volk in seiner Gesamtheit in- ! teressiert und der Grundsatz, daß jeder deutsche Mann,

- so lang er noch rüstig genug ist, eine Flinte zu tra­gen oder sich auf's Pferd zu schwingen, dazu berufen ist, das Vaterland zu verteidigen, ist in der Begrün­dung, welche die Regierung dem,Entwurf mitgegeben hat, offen ausgesprochen.

Nachdem die allgemeine Wehrpflicht bei allen ' großen europäischenMächten eingeführt worden ist, haben sich die Kriegsstärken der einzelnen Heere im Ver­hältnis zu einander wesentlich verschoben. Entschei­dend für dieselben ist die grundlegende Bestimmung, wie viele Jahrgänge waffenfähiger Männer zum Kriegsdienst aufgeboten werden sollen. Das deutsche Heer auf Kriegsstärke setzt sich aus zwölf Jahres­klassen dienstpflichtiger Männer zusammen, während z. B. in Rußland 15 und in Frankreich 20 Jahr­gänge hierfür verfügbar sind. Zwar kann in Deutsch­land auf den Landsturm d. h. auf alle Wehrfähigen vom vollendeten 17. bis zum vollendeten 42. Lebens- , fahr zurückgegriffen werden, aber diese unorganisierte . Masse kommt für die Zeit der ersten entscheidenden Operationen nicht in Betracht. Und auch später blei­ben diese losen Verbände festgegliederten Truppen ge­genüber .Minderwertig. Im Hinblick auf die außer­halb -Deutschlands geschaffenen Verhältnisse wird sich das deutsche Volk der Ueberzeugung nicht verschließen können, -daß seine Kriegsmacht der Größe des Reichs l und der Zahl seiner Bevölkerung nicht mehr ent- l spricht. ^ Dazu kommt, daß das Reich nach seiner j geographischen Lage dem gleichzeitigen Angriff starker Heere auf zwei Fronten ausgefitzt ist. Dieser Be- ! drohung gegenüber fehlt das feste Fundament für i die Existenz und die Fortentwicklung Deutschlands; seine Sicherheit hängt von seiner Stärke ab und diese muß größer sein, als sie es zur Zeit war.

In Anlehnung an die frühere Wehrverfassung Preußens, wie sie aus der Opserwilligkeit der Be- i völkerung heraus sich entwickelt hatte, beabsichtigt ' der Gesetzentwurf, für die Landwehr ein zweites Auf­gebot wiederherzustellen und damit die Dienstpflicht bis zum 39. Lebensjahr zu verlängern. Hiermit werden 6 bisher dem Landsturm ungehörige Jahr-