51 Jahren bei der Forstverwaltung geleisteten treuen Dienste eine Gratifikation von 300 ^ aus der Forstkasse in Gnaden verwilligt. (A. d. T.)
Bei dem Brande in Rotten bürg sind blos 3 Gebäude und eine reich gefüllte Scheuer abgebrannt.
Tübingen, 3. Nov. Heute vormittag um 9 Uhr wurde der zum Tod verurteilten Mörderin ihrer Stieftochter. Katharine Langheinz, die Vollstreckung des Todesurteils auf nächsten Samstag angekündigt.
Stuttgart. I. Nov. Nicht eine württem- bergische Landesgewerbe-Ausstellung soll im Jahre 1889 zur Feier des 25jährigen Regierungsjubiläums des Königs veranstaltet werden, sondern eine noch näher zu bestimmende deutsch-österreichische Fachausstellung.
Stuttgart, 3. Nov. Minister v. Schmid hat die Landtags-Kandidatur für Cannstatt aus- geschlagen. Voraussichtlich wird Oberbürgermeister Na st von Cannstatt als Kandidat aufgestellt.
In Betreff der Briefsendungen an Soldaten, welche im aktiven Dienste stehen, ist eine neue Einrichtung getroffen worden. Die bisher übliche Bezeichnung „Soldatenbrief. Eigene Angelegenheit des Empfängers", welche die portofreie Beförderung der Sendung veranlaßte, fällt weg. Statt dessen werden Soldatenbriefe mit Briefmarken von gelber Farbe beklebt, die an die Soldaten verteilt und von diesen an ihre Angehörigen resp. an Personen, mit denen sie in Bricfverkehr stehen, verschickt werden.
Ulm, 2. Nov. Der Zentraldombauverein in Köln hat die Ermächtigung erhalten, für die Jahre 1887 und 1888 je 15 000 Lose zu 3 ,,/L von der Lotterie zu gunsten der Freilegung des Kölner Doms in Württemberg abzusetzen. Die Lose werden in nächster Woche ausgegeben werden.
Brandfälle: In Groß-Villars am 2. j ds. ein Wohnhaus.
Der Prinzregent von Bayern besuchte Ende des vorigen Monats den geistesschwachen König Otto in Schloß Fürstenried. Der Kranke erkannte seinen Besuch kaum.
Münster, 31. Okt. Die „Landeszeitung für Elsaß-Lothringen" veröffentlicht ein Gesetz, wonach künftig auch in den Reichslanden Karfreitag, Ostermontag und Pfingstmontag als gesetzliche Feiertage gelten. !
Hamburg, 2. Nov. Heute Nachmittag ist j der zur Zeit leerstehende Cirkus Renz vollständig niedergebrannt; nur der große Stall und das Vor- ^ derhaus sind gerettet. Das Feuer brach im Feue- ! rungsraum des Castellans aus, welcher das Feuer i zu löschen versuchte, dabei aber zusammenbrach und später besinnungslos von Feuerwehrleuten aufgefun- ^ den wurde. Zwei Feuerwehrleute sind verletzt.
Zur Kornzollfrage meldet der „Hamb. Korr.": Dem Vernehmen nach beantragt die preußi- ^ fche Regierung die Verdoppelung der Kornzölle, und zwar auch gegen Oesterreich-Ungarn.
Berlin. 30. Okt. Das Reichspostamt hat feinen Beamten die Höflichkeit gegen Frauen zur Pflicht gemacht. In der Verfügung über das „Verhalten der Postbeamten im Verkehr mit dem Publikum" heißt es wörtlich: „Als selbstverständlich muß angesehen werden, daß gegen Damen vorzugsweise ein höfliches und zuvorkommendes Benehmen zu beobachten ist. Man hört gerade von Frauen und Mädchen der gebildeten Stände nicht selten Klagen darüber, daß sie auf der Post, weil sie sich in die am Schalter angesam- melte Menge nicht füglich mischen können, lange vergeblich auf Abfertigung warten müssen. daß ihnen der persönliche Verkehr am Postschalter unerwünscht ist, und daß der eine oder andere Postbeamte, der sie zwar sehr wohl bemerkt, sich ihrer nicht, wie die Artigkeit gebot, rücksichtsvoll angenommen habe, wäh rend andererseits ein zuvorkommendes Verhalten der Beamten Damen gegenüber ganz besonders mit Dank anerkannt wird.
Berlin, l. Nov. An der heutigen Börse gingen mehreren Mitgliedern Rohrpost-Mitteilungen über den Gesundheitszustand des Kaisers, der Kaiserin rc. zu, um Beunruhigung hervorzuruien. Es sind bereits Maßnahmen getrostest, um die Verbreiter dieser Mitteilungen zu ermitteln und deren Bestrafung zu veranlassen.
Berlin, l. Nov. In einer mit etwa 10000 Unterschriften bedeckten Petition an den Reichstag haben die Maurer Berlins sich über ihre Lage aus- '
gesprochen. Sie betonen, daß trotz der glänzenden Lage des Baugeschäftes in Berlin die dortigen Maurer noch nicht den Lohn bekommen, den die Hamburger Maurer erhalten. Am schwersten fühlten sich die Berliner Maurer dadurch betroffen, daß ihnen seit Jahresfrist jede öffentliche Versammlung fortgesetzt verboten sei; sie wenden sich daher an den Reichstag, derselbe wolle dahin wirken, daß ihnen das Ber- einigungs- und Versammlungsrecht, das sie nie mißbraucht haben, in den gesetzlichen Grenzen wiedergegeben werde.
Berlin, 3. Novbr. Der Kaiser hat heute nacht mit einigen Unterbrechungen ziemlich gut geschlafen; die Schmerzen haben nachgelassen.
Berlin, 2. Nov. Wie man hört, soll das neue, erleichterte Gepäck in der Armee zum 1. April künftigen Jahres eingeführt werden. Die jetzt zur Einstellung kommenden Rekruten werden daher gehalten, sich die sogenannten kleinen Montierungsstücke nach den neuen Vorschriften anzuschaffen. So sind u. A.
! die Bürsten rc. nach dem neuen Modell bedeutend ! leichter und kleiner.
Berlin, 2. Nov. Heute verlautet an gut i orientierter Stelle, der Zar werde nicht über Berlin ! nach Rußland reisen, sondern von Stockholm aus > den daselbst bereit liegenden russischen Dampfer zur l Ueberfahrt nach Kronstadt benutzen.
; Als Bewerber um Posten als Inspektor, Auf- i scher und dergleichen in den Berliner Markthallen sind bis jetzt nicht weniger als 3000 Personen vornotiert.
Fürstbischof Dr. Kopp von Breslau hat ein Rundschreiben an die Geistlichen seiner Diözese gerichtet, in welchem er dem Klerus besonders zwei Dinge an's Herz legt, die Bewahrung der Eintracht untereinander und die Fürsorge für die arbeitenden Klassen.
Oesterreich-Ungarn.
Wien, 1. Nov. Wie es heißt, ließ Crispi durch eine Jnstruktioiisnote an den italienischen Botschafter in Konstantinopcl die Besorgnis, daß Italien sein Auge auf Tripolis gerichtet habe, bekämpfen ; im Gegenteil sichere das Bündnis der Friedens- Mächte auch den türkischen Besitzstand. Einige türkische Minister und viele Würdenträger, worunter jedoch nicht der Großvezier, rieten hierauf dem Sultan den Beitritt zu dem Friedensbündniffe an. Der Sultan soll jedoch noch mißtrauisch sein, wenn schon eine Beruhigung eingctreten ist. Immerhin sei eine langsame Annäherung der Türkei an den Bund zu erwarten.
Wien, 2. Nov. Die deutsche Negierung hat eine Verlängerung des Handelsvertrages mit Oesterreich-Ungarn auf 1 Jahr vorgeschlagen.
Frankreich. j
Paris, 1. Nov. Infolge von Indiskretionen! ist es an den Tag gekominen, daß bei Gelegenheit! Falles Schnäbcle dem Ministerrat ein Mobilisierungs- , plan unterbreitet worden ist, und zwar durch General j Boulanger, auf dessen Seite Lockroy, Gablet und! Sarrien standen, während sich auf die andere Seite ^ Flourens stellte und mit seiner Demission drohte. ! Da eine französische Mobilmachung, und wenn es j auch nur eine partielle gewesen wäre, unzweifelhaft! Gegenmaßregeln von deutscher Seite hervorgerufen s haben würde, denen dann neue französische Rüstungen gefolgt wären, so wären wir durch den Beginn einer französischen Mobilmachung nicht nur an den Vorabend eines Krieges gebracht, sondern wohl in den Krieg selbst gestürzt worden. Die von Boulanger inspirierte „France" behauptet nun heute, wenn es nach Flourens gegangen wäre, so hätte man damals von Deutschland gar keine Satisfaktion erhalten, denn Flourens habe auf den Rat des französischen Gesandten in Berlin im Ministerratc beantragt, Deutschland in allen Stücken Recht zu geben; erst das energische Auftreten Boulangers habe ihn zur Besinnung gebracht. Flourens habe nicht einmal die Briefe, die Gautsch an Schnäbcle geschrieben und die bewiesen, daß der letztere auf deutschen Boden gelockt worden sei, diplomatisch verwenden wollen.
Der katholische Verein in Paris hat dem Papst zu seinem Jubiläum ein in weißes Maroquin gebundenes Buch geschenkt, welches das ^ Vaterunser in hundertfünfzig Sprachen enthält. !
Der frühere Kriegsminister General Gresly! in Paris ist plötzlich verrückt geworden. Sporn-! streichs kam er zu Grevy und der Polizei gelaufen und klagte, feine Diener hätten ihm sein ganzes Geld >
gestohlen, man müsse es ihm sofort wieder verschaffen. Es giebt aber noch verrücktere Generäle dort, welche die fixe Idee haben, wir Deutsche hätten den Franzosen Elsaß-Lothringen „gestohlen" und die Russen würden es ihnen zurückgeben.
In der französischen Deputiertenkammer existiert der „patriotische" Gedanke, den nicht französischen Arbeitern eine Fremdcnsteuer aufzulegcu. Es wird aber nichts daraus werden. weil der Minister Flourens im Hinblick auf ausländische Repressalien entschieden dagegen ist und mit ihm das ganze Ministerium.
Der Senator General d'Indlau, der so klug war, sich in Paris, ehe die Ordensschwindel-Bombe geplatzt war. aus dem Staube zu machen, befindet sich augenblicklich in England. Er ist in London gesehen worden, seine Auslieferung wird jedoch kaum verlangt werden. Von England gedenkt er nach Amerika zu gehen, wohin ihm seine Familie folgen soll. Italien.
Aus Rom wird mitgeteilt, Kardinal Hohenlohe habe dem Papst die Glückwünsche des deutschen Kronprinzen zu dessen Priesterjubiläum dargebracht. Der Prinz-Regent, sowie die Königin-Mutter von Bayern haben unter Uebersendung reicher Geschenke brieflich gratuliert.
England.
London, 31. Okt. Im Michigansee scheiterte der Schraubendampfer Vernon. Die Mannschaft von 22 Köpfen und 7 Reisende ertranken.
London, 2. Nov. Durch einen gestern in ganz England wütenden Sturm wurde bedeutender Schaden angerichtet, verschiedene Schiffbrüche, Verluste von Menschenleben sind bereits gemeldet; namentlich soll Liverpool sehr stark heimgesucht sein.
London, 2. Nov. Frau Goldschmidt, geborene Jenny Lind, ist heute Vormittag gestorben.
Im Polizeigerichtshofe zu Tag hinan in Irland spielte sich dieser Tage eine seltsame Szene ab. Zwanzig Personen waren wegen Beleidigung eines Farmers, der ein Gut gepachtet, von dem ein anderer Farmer exmittiert war, vor Gericht gestellt; 16 von ihnen wurden freigesprochen, 7 aber, darunter ein Mädchen von 14 Jahren, zu 2 Wochen Gefängnis verurteilt. In Anbetracht ihrer Jugend, und mehr ihr die Schande des Gefängnisses zu ersparen, erklärte sich der Richter bereit, das Mädchen gegen Bürgschaft freizulassen. Die kleine Verurteilte aber richtete sich stolz in die Höhe und erklärte mit klarer, fester Stimme, es sei eine Ehre, für Irland in's Gefängnis zu gehen, und keine Schande, sie werde daher keine Bürgschaft annehmen. Der nach diesen Worten ausbrechende Beifall war so stürmisch, daß der Richter den Saal räumen lassen mußte.
Rußland.
Die russische Regierung erhöht von Neujahr ab den Zoll auf Spiclwaren um 20 Prozent.
Die ganze Stadt Kl uzin im russischen Gouvernement Minsk, mit 350 Häusern, großen Spiri- tuslagern, ist abgebrannt. Zahlreiche Menschen sind umgekommcn.
Bulgarien.
Bulgarien hat als Suzeränstaat an die Türkei bekanntlich Tribut zu zahlen und von Konsian- tinopel ist nun angefragt, wie es mit dem fälligen Gelde stehe. Die bulgarische Regierung hat darauf antworten lassen, sie könne erst dann zahlen, wenn die Frage der Anerkennung des Fürsten Ferdinand geregelt sei.
Sofia, 25. Okt. Der Kriegsminister erteilte Befehl, daß alle Reserven der Infanterie und Kavallerie binnen vier Wochen entlassen sein sollen. Die Stärke der Kompagnien und Schwadronen wird somit auf ungefähr siebzig Mann herabgesetzt. Die Ergänzung der Cadres erfolgt erst Mitte Januar. Man hat sich wohl hauptsächlich der drückenden Finanzlage wegen zu dieser Maßregel entschlossen.
Amerika.
Aus Chicago wird gemeldet, daß vier der zum Tode verurteilten Anarchisten vom Gouverneur von Illinois begnadigt werden dürften. Die Hauptschuldigen Spieß, Engel und Lingg werden gehängt werden.
Washington, 3. Nov. Der oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten verwarf das Kas- sationsgesn'ch der in Chicago verurteilten Anarchisten. Dieselben werden also hingerichtet, wofern nicht der Gouverneur von Illinois sie begnadigt.