Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

Erscheint wöchentlich 3 mal: Dienstag, Donners- , . .. tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier /vo 1 (ohne Trägerlohn) 80 4, in dem Bezirk 1 4, jj

außerhalb des Bezirks 1 4L 20 4. Monats-' abonnement nach Verhältnis.

Donnerstag den 15. September

Jnsertionsgebühr für die Ispaltige Zeile aus ge­wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 4, bei mehrmaliger je 6 4. Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben sein.

1887 .

Amtliches.

Nagold.

An die Ortsvorsteher.

Unter Beziehung auf die oberamtliche Bekannt­machung vom 1. d. M, Amtsbl. Nr. 104,

betreffend die Behandlung der anläßlich der

Grundsteuer-Einschätzung angefallenen Kultur-

Veränderungen,

werden die Ortsvorstehcr angewiesen, soweit es nicht schon geschehen ist, die Zahl derjenigen Kultur-Ver­änderungen , bei welchen der Eintrag in die vom Oberamtsgevmeter zu fertigende Uebersicht, sowie der Karten-Nachtrag noch im Rückstand ist, ungesäumt hieher anzuzeigen.

Den 12. September 1887.

- _ K. Oberamt. Güntner.

Bekanntmachung der K. Zentralstelle für Gewerbe «nd Handel, betreffend den Be­ginn von Nnterrichtskurfcn in den Web- fchulen zu Reutlingen und Heidenheim. !

Am 1. Oktober d. I. beginnen in den unter Oberaufsicht der K. Zentralstelle stehenden Webschulen zu Reutlingen und Heidenheim wieder neue Lehrkurse.

Dieselben haben den Zweck, tüchtige Fabrikan­ten, Webmeister, Dessinateure re. heranzubilden, sowie jungen Kaufleutcn, welche sich mit dem Ein- und Verkauf von Erzeugnissen der Textil-Jndustrie zu befassen haben, Gelegenheit zur Erwerbung der hie- sür erforderlichen technischen Kenntnisse zu geben.

Der Unterricht erstreckt sich auf Theorie und Praxis aller Zweige der Schaft- und Jacquard- Weberei mit Hand- und Dampfbetrieb, sowie auf Freihand-, Muster- und Maschinenzeichnen.

An der Webschule in Reutlingen besieht ferner eine eigene Abteilung für den Unterricht in der Wir­kerei auf Kettenstühlen, Culierstühlen, Rundstühlen re. Aus der Webschulstiftung daselbst können unbe­mittelten, besonders befähigten Zöglingen der Web­schule Unterstützungen zu ihrer weiteren Ausbildung verwilligt werden.

Beide Anstalten sind mit Webstühlen u. Hilfs­maschinen aller Systeme sowie mit Zeichenwerken, Fachzeitschriften u. dgl. aufs beste ausgestattet.

Anmeldungen sind zu richten: für Reutlingen an Weberei-Inspektor Winkler daselbst, für Heidenheim an den technischen Vorstand der Anstalt: Zeichenleh­rer Leopold oder an den Vorsitzenden des Webschul- Vereins, Herrn Fabrikant Louis Neunhösfer in Hei­denheim.

Ebendieselben sind zur Erteilung weiterer Aus­kunft bereit.

Stuttgart, den 3. September 1887.

K. Zentralstelle für Gewerbe u. Handel. _Gau p p.

Das erledigte Kameralamt Altensteig wurde dem Se­kretär Bühler bei dem statistischen Landesamt gnädigst übertragen. _

Die Landung der deutschen

Marinctruppen

auf den Samoainseln in der Südsee, welche zuerst über London gerüchtweise gemeldet wurde, wird jetzt offiziell bestätigt, wenn auch keine speziellen Nachrich­ten vorliegcn. Es heißt darüber:Die Reuter'sche Agentur veröffentlicht ein Telegramm aus Melbourne vom 7. September, worin gemeldet wird, daß das in Apia angekommene deutsche Geschwader nach For­derung einer Geldstrafe von dem König Malietoa wegen der auf den deutschen Plantagen verübten Räubereien, 500 bewaffnete Matrosen gelandet habe,

worauf die Flagge des Gegenkönigs Tamasese aufge- j hißt und Letzterer zum Herrscher von Samoa ernannt j worden sei. Deutsche Nachrichten über dies Ereignis ! liegen bis jetzt nicht vor. Das Geschwader hatte ! allerdings Auftrag, Genugthuung zu fordern, nich/ nur für Räubereien auf Plantagen, sondern auch für

Malietoa hat seine Lektion erhalten, und das Uebrige, nervlich seine Absetzung, haben dann wohl die Samoa- ner selbst besorgt. Das englische Telegramm sag auch, Malietoa habe anfangs den deutschen WiderL stand leisten wollen, sei aber von dem englischen un - amerikanischen Konsul davon abgebracht. Das kling ^

Beleidigung des deutschen Kaisers und für die Miß-! einfach komisch. Der König hatte gar keine Truppen

Handlung derjenigen Reichsangehörigen, die am 22. Mürz den Geburtstag Sr. Majestät in Apia gefeiert hatten. Wenn Malietoa diese Entschädigung und ^ Genugthuung zu leisten verweigert hat, so ist es! allerdings wahrscheinlich, daß ein militärisches Ein- schreiten stattgefunden haben wird. Die auswärtigen Beziehungen Samoa's und namentlich die Gleichbe­rechtigung der dort vertretenen drei Mächte, Deutsch-! land, England und Amerika, würden durch ein sol-! ches Einschreiten nicht berührt werden. Die Be- ^ ziehungen dieser drei Staaten zu Samoa würden die- ^ selben bleiben, welches auch immer das Schicksal! Malietoa's sein mag. Tamasese ist ein mit Malietoa ^ seit Jahr und Tag parallel regierenderKönig"/ dessen Autorität schon bisher von der großen Mehr- ^ heit der Samoaner faktisch anerkannt wurde, während die Mächte nur mit Malietoa in amtlichem Verkehr ^ ! standen. Dies Verhältnis war für Deutschland nicht haltbar, sobald Malietoa sich-Beleidungen und Ge- waltthätigkciten gegen das Deutsche Reich und seine! Angehörigen zu Schulden kommen ließ.

Wir fügen hinzu, daß Kommodore Heusner

mehr zur Verfügung, welche den deutschen Matros en auch nur mit Aussicht auf einigen Erfolg hätten ent- gegentretcn können. Das ist Aufschneiderei. Die ganze Umwälzung hat sich allem Anschein nach außer­ordentlich ruhig vollzogen, und nach Herrn Malietoa wird bald kein Hahn mehr krähen. Engländer und Amerikaner machen etwas krause Gesichter, aber sie werden bald eingestehen müssen, daß auch sie nicht anders gehandelt haben würden. Ihre Rechte blei­ben ihnen ungeschmälert, denn Deutschland denkt auch nicht entfernt daran, diesen Zwischenfall zur Einlei­tung eines praktischen Protektorates über Samoa zu machen. Erfreulich ist es, daß sich die Sache ohne all' und jedes Blutvergießen abgespielt hat.

Tages-Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

Gerichtsferien. Mit dem 15. September haben die Gerichtsserien ihr Ende erreicht und werden die Geschäfte der Straf- und Zivilkammer wieder in vollem/ürnfang ausgenommen.

Simmersfcld, 11. Sept. Bekanntlich

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welcher mit dem Kreuzergcschwader am 3. August^wird hier von der K. Finanzverwaltung eme neue Sydney verlassen, Segelordre nach Apia hatte und Kirebe erbaut. Der Bau ist im edelsten romanischen

später nach Hongkong gehen sollte. Das Geschwader muß bereits im vorigen Monat in Apia eingetroffen

Stile gehalten, und es sind weder Mühe noch Ko­sten gespart worden, denselben zu einer wahren Perle

sein; das Geschwader, welches Heusner befehligt, be-! dieses Stils zu gestalten. Nachdem jetzt Turm und

steht aus der KreuzerfregatteBismarck" und den KreuzerkorvettenCarola",Olga" undSophie". Diese 4 Schiffe haben 52 Geschütze und 1200 Mann Besatzung. Die Unabhängigkeit der Samoainseln ist gemeinsam von Deutschland, England und den Vereinigten Staaten von Nordamerika garantiert worden und daran soll auch nach den vorstehenden Zeilen nicht gerüttelt werden. Den größten Landbe­sitz auf den Inseln haben die Deutschen, wie denn auch der Handel überwiegend in deutschen Händen ist. Die herrschenden Zustände waren lange schon

Langhaus bis auf Dachhöhe gestellt sind, darf man hoffen, daß noch in der diesjährigen Bauperiode die äußere Gestalt des Gebäudes vollendet werde, und man hat bereits das Augenmerk auch auf die innere Ausstattung des Gotteshauses gelenkt. Zwar wird auch in diesem Teil des Baues die bauende Behörde von ihrer bisher eingehaltenen Art und Weise nicht abweichcn, aber es sollte den so schön bedachten Ge­meinden gleichfalls Gelegenheit gegeben werden, zur Verschönerung ihrer Kirche ein Kleines beizutragen und so ihre Freude an dem köstlichen Bauwerk zu

unhaltbar. Der verschuldete und total unfähige beweisen, das ihnen ohne eigene Opfer bescheret wird.

'König" Malietoa führte ein Schattcnregiment, das seine eigenen Unterthanen am wenigsten respektierten. In wiederholten Kriegen mit seinem Rivalen, dem deutschfreundlichen König Tamasese, unterlag Malietoa fast stets, und lediglich englischer und besonders amerikanischer Unterstützung verdankte er die weitere Aufrechterhaltung seines Scheinregiments. Von dem amerikanischen Konsul Greenbaum, der deshalb abbe­rufen wurde, aufgehetzt, erlaubte sich Malietoa schon vor zwei Jahren allerlei Ausschreitungen gegen die Deutschen und deutschen Besitz. Schon damals fand eine Landung deutscher Truppen statt, welche aber bald wieder zurückgezogen wurden. Lange Zeit hörte man gar nichts von Samoa. Nun muß es der Kö­nig aber wieder sehr arg getrieben haben, sonst wäre schwerlich so energisch, wie geschehen, vorgegangen. Wahrscheinlich haben die deutschen Seeleute, nachdem ihnen offiziellder Krieg erklärt" worden ist, sein ganzes Gebiet besetzt; und Malietoa's eigene Unter­thanen haben dann ihren Landesvater fortgejagt und den König Tamasese an seine Stelle gesetzt, der dann auch von dem deutschen Kommandeur anerkannt ist. Eine Einmischung in die inneren Verhältnisse der Inseln ist von deutscher Seite schwerlich erfolgt.

Demgemäß entstand der Plan, die 3 nicht sehr gro­ßen Fenster des Chors mit Glasgemälden zu schmü­cken (Kreuzigung, Auferstehung, Himmelfahrt) und sollten die geringen Kosten von nur 600 Mark durch freiwillige Gaben von seiten der Gemeindeglieder aufgebracht werden. Die zuständige Stelle aber wagte nicht zu glauben, daß diese kleine Summe könne zu­sammengebracht werden und der Plan fiel! Als Ersatz für die Glasgemälde soll nun buntes Glas in die Fenster kommen (auch durch Kollekte!) Dem gegenüber unternehme ich es, dafür einzutreten, daß der erste Plan wieder ausgenommen werde, und be­rufe ich mich dabei auf die folgenden triftigen Gründe: 1) Es ist jedem Verständigen klar, daß bunte Glä­ser auch in schönster Zusammenstellung die beabsich­tigten Glasgemälde nicht ersetzen können. Weil aber 2) die K. Finanzverwaltung schon bisher in der schönen Ausführung des Baues weit mehr gethan hat, als wir erwartet haben und erwarten konnten, (wie jedermann sieht!), so ist nicht zu erwarten, daß dieselbe in der Ausstattung der Fenster mehr thue, als was zur würdigen Einrichtung in das Ganze durchaus unerläßlich ist. Vielmehr ist es 3) eine Ehrensache der Kirchspirlsgemeinden und sollte es