Gesellschafter

Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

^ Erscheint wöchentlich 3 mal: Dienstag, Donners- tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier /vo 1 (ohne Trügerlohn) 80 -!, in dem Bezirk 1 ^ -4,!!

^-d-VO. außerhalb des Bezirks 1 ^ 20 4. Monats­

abonnement nach Verhältnis.

Dienstag den 13. September

! Jnserttonsgebühr für die Ispaltige Zeile aus ge-; > wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 <1, bei mehrmaliger je 6 -t. Die Inserate müssen ! spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben sein.

1887.

Tages-Neuigkeiten.

Deutsches Reick.

** Nagold, 12. Sept. Unter ungewöhnlich zahlreicher Beteiligung hiesiger und auswärtiger Fest­gäste wurde hier am gestrigen Nachmittag das jähr­liche Bezirksmissionsfest gefeiert. Dekan Schott eröffnete die Feier mit Gebet und Rede. Den Text zu letzterer bildete 1. Joh. 1. 13. Der Hauptgegenstand war die Frage: Welche Stellung nimmt die Missionsgemeinde daheim und die Gemeinde der Heidenchristen ein? Und tose stehen sie zu einander? Redner führt zuerst mehrere Punkte an, in denen gezeigt wurde, welchen Eindruck die Heiden von uns haben (wir seien überaus reiche und fromme Leute), sodann kommt er darauf zu spre­chen, was wir von den Heidenchristen sagen (sie haben noch viele Schwachheiten und Mängel, fallen oft auch wieder ins Götzenwesen zurück). Das Nähere wird der am Ende d. I. erscheinende 59. Jahresbericht ent­halten, dem wir vorläufig noch einige Notizen entneh­men. Außer Geldgaben flößen dem Missionsverein auch im letzten Jahre Naturalgaben zu vom hiesigen Kinderstrickverein und den Spinnvereinen von hier, Egenhausen, Hochdorf, Nothfelden, Sulz und Ueber- berg. Die Summe der bekanntlich ganz freiwilligen Geldgaben betrug 5438 cM, worunter 2436 ^ in die allgemeine Missionskasse flößen, und 3002 ^ das Ergebnis des Kollektevcreins war. Schließlich wurde allen Gebern herzlich gedankt und der Wunsch aus­gesprochen , daß alle diese Gaben etwas ausrichten mögen zur Ausbreitung des Evangeliums unter den Heiden und zum Heil unserer fernen Brüder. Mis­sionar Ziegler, ein Württemberger, der 22 Jahre lang in Ostindien für die Basler Mission thätig war und in Bälde wieder dorthin ausziehen will, sprach über Jes. 49, 6. Er machte interessante Mitteilungen über die heidnische Nacht (göttliche Verehrung von Bäumen, Tieren und Menschen, Seelenwanderung, Witwenverbrennung, Sklaverei und Kastenwesen), die nur durch das Evangelium von Christo, dem Licht der Welt, erleuchtet werden könne; nur in ihm sei auch das Heil für die Heiden und der einzige Retter derselben zu finden. Missionar Fritz, aus Ruith gebürtig, der längere Zeit in Westafrika wirkte und nun in der Heimat für die Basler Mission thätig ist, legte seiner kräftigen Ansprache Sach. 9, 10 zu­grund. Er knüpfte an den Vers von Dr. Barth an: Immer tiefer, immer weiter in das feindliche Gebiet dringt das Häuflein deiner Streiter, dem voran dein Banner zieht rc. (Gesangb. 222). Redner entwarf in kurzen Zügen ein lebhaftes Bild über Einst und Jetzt in der afrikanischen Mission. Vor 40 Jahren seien aus Württemberg 3 Missionare von Ostafrika aus ins Innere des dunkeln Weltteils gezogen und haben mit verschiedenem Erfolg missioniert. Es siud dies-^ie teilweise auch durch wichtige Entdeckungen berühmt gewordenen, sämtlich vom irdischen Tagewerk abgerufenen Missi»nare Krapf, Rebmann und Ehrhardt. Letzterer beschloß in Indien seine Missionslaufbahn. Wie ganz anders ist es dort nach 40 Jahren ge­worden! Ist doch dieser Weltteil in seiner ganzen Breite von Ost nach West von weltberühmten Reisen­den und Missionaren durchforscht (Livingstone, Stan­ley), sondern auch auf allen Gebieten von Boten des Evangeliums mit verschiedenem Erfolg in Angriff ge­nommen worden. Es wird hier an den englischen Bischof Hanington, der vom König in Uganda hin­gerichtet, unlängst als Märtyrer starb, auch an den schwarzen Bischof Crowther in Westafrika u. a. er­innert. Es lasse sich das Wort des Texte?: Er wird

herrschen von einem Meer bis 'ans andere! trefflich auf Afrika anwenden. Schließlich wurden die Mis­sionsfreunde im Blick auf die vielen Millionen Heiden ermahnt, das Werk des Herrn nicht lässig zu treiben und nicht müde zu werden im Geben und Beten. Mit herzlichem Gebet schloß derselbe Redner um 4 Uhr die schöne Feier. Das Festopfer ergab die schöne Summe von 418

* Nagold, 12. Sept. Aus Anlaß der Ver­leihung des Feuerwehrdienstehrenzeichens an den Kom­mandanten der hies. Feuerwehr, Hrn. Werkmeister Christian Schuster, hatte gestern abend eine zahl­reich besuchte Versammlung der Feuerwehr in der Traube stattgefunden. Vicekommandant Werkmeister Benz hob hiebei in einer Rede die Verdienste des Gefeierten um die hies. Feuerwehr in gebührender Weise hervor. Und wirklich hat sich derselbe seit dem Bestehen derselben mit bewundernswerter Liebe, Eifer, Verständnis und Opferwilligkeit der Sache hingege­ben wie kein zweiter; fast seinem Bemühen allein ist es zu danken, daß unsre Feuerwehr gleichsam als Muster der übrigen Feuerwehren des Landes be­trachtet wird. Ebenso ist seine Thätigkeit als Be- zirksfeueplöschinspektor durch viele Jahre hindurch in allen Gemeinden des Bezirks bekannt und ist es sei­ner Energie größtenteils zu danken, daß so viele Frei­willige Feuerwehren im Bezirke ins Leben getreten. Das Hoch, das der Vicekommandant auf Hrn. Schu­ster am Schluffe seiner Rede ausbrachte, fand begei­sterten Widerhall. Sichtlich ergriffen dankte Hr. Chr. Schuster für die anerkennenden Worte, und aus seiner gegebenen kurzen Lebensskizze war zu er­sehen, wie sehr ihm die Feuerwehr ans Herz gewach­sen, daher er auch mit Ernst zum treuen Aushalten an derselben aufforderte. Ein weiterer Redner gab der Freude und Befriedigung Ausdruck, daß die lang­verdiente ehrende Anerkennung dem Kommandanten an dem Geburtstag Ihrer Majestät der Königin ge­worden , Höchstwelcher denn auch sein Hoch galt. Schließlich gedachte der derzeitige Bezirksfeuerlösch- Jnspektor Hr. Oberamtsbaumeister Schuster der Thä­tigkeit der Feuerwehr bei dem letzten Brande in sehr ehrender Weise. Die Unterhaltung würzte die Stadt­kapelle mit heiteren und ernsten Klängen. Die am letzten Samstag stattgefundene Feuerlöschprobe mit dem Bauer'schen Feuerannihilator war eine sehr gelungene. Ein Meter aufgeschichtetes Klafterholz wurde mit Erdöl begossen und durch Hobelspäne an­gezündet. Nachdem so das Feuer etwa 10 Minu­ten seine Macht übte, setzte Hr. F. Haarer kaus Tübingen (Vertreter der Fabrik Bauer in Bonn) seine Maschine in Thätigkeit und nach kaum 3 Mi­nuten war der kräftig brennende Holzstoß gelöscht und kein Fimkchen mehr sichtbar. Die zahlreichen Zuschauer zeigten sich fast verblüfft über die so plötz­liche Wirkungen des niedlichen Löschapparats. Der­selbe kostet mit Zubehör zirka 80 ^

Effringen. Der jährliche Bezirks-Krie- gertag des unteren Nagoldgaues fand letzten Sonn­tag den 4. Sept. bei günstiger Witterung hier statt. 12 Vereine nahmen an dem Feste teil, dabei auch einige auswärtige Deputationen. Nachdem der Fest­zug auf dem Festplatz angekommen, hielt Schullehrer G. die Begrüßungsrede, welche mit einem Hoch auf S. Maj. den König Karl schloß. Die eigentliche Festrede hielt der Vorstand St. von hier. Sein Hoch galt dem Heldenkniser von Deutschland. Der übrige Nachmittag wurde in gemütlicher Weise durch Ge­sang und Musik verbracht. Der Veteranen-Verein Effringen fühlt sich zu verbindlichstem Dank für das

zahlreiche Erscheinen der Vereine verpflichtet, ebenso den bürgerlichen Kollegien für ihr freundliches Ent­gegenkommen. Auch des hiesigen Gesangvereins für seine unterhaltenden Lieder sei dankend gedacht.

Tübingen, 9. Sept. (Auszug aus dem Verzeichnis der Geschworenen für die Schwurgerichtssitzungen des 3. Quar­tals 1887). CH. Bätzner, Schuhmacher in Wildbad, Fr. Brackeuhammer, Müller in Gechingen, K. Kommerell, Fabrikant in Höfen, U. Friedrich, Löwenwirt in Hirschau, G. Kempf, Rotgerber in Altensteig-Stadt, Fr. Maag, Pri­vatier in Herrenberg, L. Leo Kaufmann in Höfen, G. M. Schmied, Oekonom in Gärtriugen, Alb. Graf v. Nxkull, Forstmeister in Neuenbürg, W. Wagner, Oekonom und Ge­meinderat in Calw, I. We genast, Gemcinderat in Ncl- lingsheim.

Stuttgart, 7. Sept. In manchen Kreisen hat man noch ganz eigene Ansichten über die Presse. So wurde den zu den heute beginnenden Verhand­lungen des zweiten süddeutschen Gastwirtstags er­schienen Berichterstattern der Presse von dem Vorstand bedeutet, sie hätten von der Bildfläche zu verschwin­den, denn man wolle unter sich sein. Die Berichte über die Verhandlungen werde man schon selbst an die Blätter senden. Wer dableiben wolle, habe sich zu verpflichten, seinen Bericht erst dem Bureau zur Controle vorzulegen. Natürlich ließen sich die Ver­treter der Presse auf eine solche Bevormundung nicht ein und empfahlen sich unter gleichzeitiger Danksa­gung für die Berichterstattung durch das Bureau.

Stuttgart, 10. Sept. Die Kommission der zweiten Kammer beantragt den Beitritt Württem­bergs zur Reichs-Branntweinsteuer mit allen gegen drei Stimmen, in dem Beitritt liege ein bedeutsainer, Württembergs Interessen in keiner Weise schädigender Schritt der weiteren Einigung, ein Ereignis von na­tionaler Bedeutung.

Stuttgart, 10. Sept. Ein Dekret des Königs von gestern ernennt das Bundesralsmitglied Hrn. Staatsrat v. Schmid an Stelle des st v. Hölder zum Minister des Innern, (v. Schmid ist geb. 1832 zu Munderkingen, studierte zu Tübingen anfänglich Theologie, dann Rechtswissenschaft. Der­selbe war Stadtschultheiß seiner Vaterstadt und spä­ter Rechtsanwalt in Ehingen. Letzteren Bezirk ver­trat er auch im württ. Landtage und dem deutschen Reichstage gehörte v. Schmid während der ersten 4 Wahlperioden als Vertreter des XV. wärt. Wahl­kreises an.

Stuttgart. Die HeilbronnerNeck.-Ztg." enthält eine interessante Zusammenstellung der Voranschläge der Einnah­men und Ausgaben in den größeren Städten Württembergs für das Jahr 1887j88. Diese Aufstellungen haben ein so all­gemeines Interesse, daß wir dieselben hier wiedergeben möch­ten. Es betragen nach diesen offenbar aus amtlichen Quellen geflossenen Angaben

d. Ausgab. d. Einnahm. d. Defizit d. Einwz.

4758990,00 2 688326,00 2 07066400 125901 1032919,04 779652,38 253266,66 27758 516506,00 287712,07 242142,06 262467,49 169348,87 1S2 978,00 142266,11 150937,19 101363,00 160494,72 101 769,37 78839,20

m

Stuttgart

Heilbronn

Ulm

Eßlingen

Cannstatt

Reutlingen

Ravensburg

Gmünd

Hall

Ludwigsburg

Göppingen

Tübingen

Biberach

Aalen

Frcudcnstadt

196115,00 33610 145870,59 20865 184705,91 18031 121667,18 17319

99689.83 11483 62167,00 64704,87 87649,42

129779,00

68909.84 54742,33 53 944 49

138314,47 keine Gmde.- 6204 Umlage.

85286,36 33980,28 6 647

Danach ist Heilbronn der Hauptstadt am nächsten gekommen und es fällt vielleicht der Absprung zwischen Heilbronn und Ulm auf.

Im 2. württ. Wahlkreis, Cannstatt-Lud-

712621,00

433582.66 426847,97

384134.67

269034.90 255145,00

246970.91 238586,62 281105,00 229469,56 156478,70 133788,60 126771,53

15321

9126

16187

12U02

12V51

7938

6804

Kirchheim u. T. 119266,64