Der Gesellschafter.
Amts- und Intelligenz-Blatt für de« Oberamts-Bezirk Nagold.
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Samstag den 27. August
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1887.
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SepLeinber.
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Amtliches.
Nagold.
Bekanntmachung.
Durch oberamtlichen Beschluß vom heutigen Tage ist die Räudekrankheit unter den Schafen des Kunstmühlebesitzers Christian Maier in Alt entsteig Stadt und denjenigen des Carl Waidclich in Moosberg, Gb. Simmersfeld, für erloschen erklärt worden, was der bestehenden Borschrift gemäß hiemit veröffentlicht wi.d.
Den 24. August 1887.
_ Kgl. Oberamt. Amtm. Marquart.
Dem Amtsdiener Waidner in Herrcnalb (Neuenbürg) wurde in Anerkennung vierzigjähriger treuer Dienstleistungen die silberne Zivilvcrdienstmedaitle gnädigst verliehen.
In Amerika ist Jakob Notier ans Wildberg, 52 I. alt, gestorben._
Tages Neuigkeiten.
TciiO'chrS Reich.
—<1. In Nr. 84 des Gesellschafters wird von hinein >V.-Korrespondcnten in einem längeren Artikel über städtische Finanzen berichtet, und ist u. a. dort behauptet, die Herabsetzung des Stadtschadens sei in erster Linie den seit einer Reihe von Jahren wieder gesteigerten Holzerlösen zu danken. Diese der Wahrheit nicht entsprechende Darstellung wurde in Nr. 95 dieses Blattes vom Einsender dieser Zeilen dahin richtig gestellt, daß die der Stadtpflege in den letzten Jahren zugeführten Holzcrlöse nicht größer, sondern kleiner gewesen seien, als in den vorhergegangenen Jahren, daß also die Herabsetzung des Stadtschadens keineswegs eine Folge gesteigerter Holzerlöse sei. Diese auf Grund genauer Durchsicht der Stadtpfleg- rechnungcn von 20 Jahren her aufgestellte Berichtigung will nun der Einsender jenes Berichts nicht gelten lassen und versucht in Nr. 99 dieses Blatts durch Zahlen aus den Waldetats u. Waldrechnungen nachzuweisen, daß seine Behauptung dennoch richtig sei. Er sagt dort: er habe lediglich die Holzerlöse der letzten 4 Jahre im Auge gehabt und stellt den für diese Zeit im Etat geschätzten sowie den wirklich erzielten Erlös in Zahlen auf und kommt dabei zu einer Summe von <,46 32000 Uebererlös in 4 Jahren. — Dies wäre freilich eine ganz schöne Sache, allein leider kann man Etatssätze (Bor-Anschläge) nicht wohl als Beweismaterial gebrauchen. Es ist bekannt, daß Voranschläge mehr oder weniger willkürlich angesetzt werden, aus Vorsicht aber meistens etwas nieder, damit man dann bei der endgiltigen Schlußrechnung auf möglichst größere Ziffern, Erlöse u. s. w. Hinweisen kann; es wird dies bekanntlick anderwärts ja auch so gemacht. Die Stadtpflege kann aber natürlich nur mit wirklichen Einnahmen rechnen und da gibt nun der ^.-Einsender als wirklichen Barerlös aus Holz in den letzten 4 Jahren 1883/86 die Gesamtsumme von 231 100 an, das macht auf ein Jahr im Durchschnitts 57 700. Diese Zahlen sind ganz richtig; wenn aber behauptet werden will, der Holzerlös in den letzten 4 Jahren sei größer als in den vorhergegangenen Jahren, so muß man doch zum Beweis für
diese Behauptung den Erlös der letzten 4 Jahre dem Erlös der vorhergegangenen Jahre gegenüber stellen, dies hat der stV.-Einsender wohlweislich unterlassen. In meiner Berichtigung in Nr. 84 des Gesellschafters ist nun auf Grund genauer Durchsicht der Stadtpflegrechnungen die durchschnittliche wirkliche Einnahme aus Holzerlös in den letzten 10 Jahren 1876/86 auf vlL 59 680 pr. Jahr angegeben. Wenn nun der ^.-Einsender den Erlös der letzten 4 Jahre selber auf nur 57 700 angiebt, während der Durchschnitt sür das ganze letzte Jahrzehnt <46 59 680 beträgt, so kann man doch wahrlich nicht sagen, der Erlös der letzten 4 Jahre ist größer als der der vorhergegangenen Jahre, sondern man muß sagen, er ist vielmehr kleiner; dies ist doch so klar als 2 mal 2 — 4 ist. Ebenso klar ist, daß die Herabsetzung des Stadtschadens nicht eine Folge gesteigerten Holzerlöses sein kann, vielmehr muß zugegeben werden, daß diese Möglichkeit der Herabsetzung andern Ursachen zuzuschreiben ist. — Soviel zur nochmaligen Feststellung des richtigen Sachverhalts. Den übrige» Inhalt jener sogenannten Berichtigung lasse ich unerwidert, er richtet sich von selbst. (Da diese Angelegenheit pro und contra nun in vollem Maße erörtert worden, so erklären wir hiemit die „Debatte" sür geschlossen. Red.)
Der landwirtschaftliche Verein Tübingen empfiehlt bei dem diesjährigen Strohmangel seinen Mitgliedern als passendes Ersatzmittel Nadelreisstreu und Torfstreu. Torfstreu liefert der Verein seinen Mitgliedern zu 1 <46 25 pr. Ztr., wovon sür Pferdeställe täglich 4 Pfund, für Rindviehställe 5 Pfund per Stück erforderlich sind.
Stuttgart, 24. Aug. Die Vorbereitungen zu der vom 13. bis 15. September hier tagenden 32. Wanderversammlung der deutschen und österreichisch-ungarischen Bienenzüchter sind in vollem Gange. Die Ausstellung scheint überaus reichlich beschickt werden zu wollen.
Brandfälle: In Böhringen (Sulz) am 24. ds. ein Wohnhaus mit Scheuer.
Leipzig, 22. Aug. Die hier versammelten 120 Spiritusbrenner sprachen sich einstimmig sür den Beitritt zu der Aktiengesellschaft sür Spiritusverwertung aus.
Aus Thüringen wird gemeldet, daß dieGe- wehrsabriken in Suhl mit einer großen Lieferung neuer Gewehre für die russische Armee beauftragt sind. Die Bestellung soll so bedeutend sein, daß zur Ausführung ein Zeitraum von fünf Jahren erforderlich wäre.
Aus dem Rheingau, 21. Aug. Das ganze Weinbaugebiet des Rheingaues befindet sich in der größten Gefahr, da immer mehr Reblausherden entdeckt werden. In Biebrich sind in den letzten beiden Tagen von den Sachverständigen der Garten des Pfarrers Meyer an der Wiesbadener Straße, zwei Hausgärten an der Adolsstraße und ein Garten im Parkfelde als verseucht festgestellt worden. In Wiesbaden haben gleichfalls Reblausentdeckungen stattgefunden.
Im Allgemeinen sehen die Weinberge im unteren Rheingau so schön und kräftig aus, wie man es besser nicht wünschen kann. Man glaubt, daß es etwa einen Zweidrittelherbst geben werde. Die Winzer hoffen, daß der 1887er Wein recht gut wird.
Berlin, 23. August. Auch aus Berlin ist an den Reichskanzler Fürsten Bismarck eine Bittschrift abgegangen, welche um Erhöhung der Getreidezölle und um zeitige Einberufung des Reichs
tags zum Zwecke der schleunigen Einführung jener Erhöhung ersucht. Die Bittschrift geht aus von Müllern, Gctreidehändlern und ähnlichen Interessenten.
Berlin, 23. August. Bezüglich der geplanten Spirituskoalition schreibt die Nat.-Ztg.: Die Meldung , daß größere Spritfabriken abgelehnt haben, sich der geplanten Spirituskoalition anzuschließen, bestätigt sich; im Inseratenteil gibt eine der ersten Firmen der Spritfabrikation heute eine entsprechende Erklärung ab. Vou anderer Seite her wird das Koalitionsunternehmen ebenfalls bedroht: In Breslau haben eine größere Anzahl Schank- und Gastwirte vorbereitende Schritte zur Errichtung einer Genossenschaftsbrennerei gethan, durch welche sie sich von der Gesellschaft für Spiritusverwertung unabhängig machen wollen. Ferner hat, wie uns ein Telegramm aus Nord Hausen meldet, die Vereinigung der Nordhäuser Branntweinbrennereien beschlossen, mit den Brennereien und Spritfabriken, die dem Spiritusring nicht beitreten, zu unterhandeln und diesen die Abnahme des ganzen Bedarfs zu sichern. Nordhausen brauchte bisher 30 Mill. Liter. Auch sonstige Anzeichen lassen die Zeitungsmeldungen, wonach das Zustandekommen des Unternehmens gesichert sein soll, als optisch erscheinen. Die Stadt Berlin, die auf ihren Gütern Blankenfelde und Rosenthal eine Kartoffelspiritusbrennerei betreibt, wird der Gesellschaft nicht beitreten. Auch der Nichtbeitritt des Fürsten Bismarck hat die Urheber des Plans überrascht. (Schw. M.)
Berlin, 25. Aug. Die „Nordd. Allg. Ztg." bestätigt die Mitteilung der „Agence Havas", wonach die türkische Regierung eine telegraphische Erklärung i an den Prinzen von Coburg gesandt, des Inhalts: Die Pforte und die Mächte feien einig, fein Vor- i gehen in Bulgarien als illegal anzusehen. — Nach einem Privattelegramm der „Kreuzzeitung aus Sofia fordert die Pforte den Prinzen von Coburg auf, Bulgarien zu verlassen. Der Ministerrat in Sofia beschloß, dies nicht zu berücksichtigen.
Gegen den Abg. Hasenclever ist die Bor- j Untersuchung wegen Teilnahme an einer geheimen, ungesetzlichen Verbindung eingeleitet worden.
Als Abgesandter des Sultans wird den diesjährigen deutschen Kaisermanövern dessen Generaladjutant Ristow Pascha beiwohnen. General Ri- stow, welcher seiner Zeit als Hauptmann aus dem 2. Pommerschen Feldartillerie-Regiment Nr. 17 austrat, um in die Dienste des Sultans zu treten, steht jetzt an der Spitze der gesamten türkischen Artillerie.
Die Führer der Sozialdemokratie sollen die Absicht haben, zum zehnjährigen Bestehen des Sozialisten-Gesetzes eine Denkschrift vorzubereiten, welche eine genaue Statistik aller Verbote von Zeitungen, Vereinen und die Namen der Ausgewiesenen enthalten soll.
Oesterreich-Ungarn.
Die Wiener Pol. Korr, betont, daß die Entwicklung der Dinge in Bulgarien noch geraume Zeit bis zur völligen Lösung beanspruchen dürfte und schreibt dann weiter: „Eine Thatsache und sicherlich erfreulicher Natur tritt heute schon zu Tage, nämlich, daß die guten politischen Beziehungen zwischen Rußland und Deutschland, trotz aller Verhetzungen der panslavistischen und französisch-chauvinistischen Presse, unverändert fortbestehen, und daß die russischen Vorschläge, insofern dieselben nicht österreichisch-ungarische Interessen verletzen sollten, was nicht zu befürchten