Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

ss.

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Dienstag den 23. August

l! JnsertionSgebühr für die Ispaltige Zeile aus gc- >! wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 4, bei mehrmaliger je 6 4. Die Inserate müssen ^ spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegebcn sein.

1887.

Die evang. Psarei Erpfingen wurde dem Pfarrverwe- ßr Th. Brey i n Emmingen übertragen. _

Tages-NeuigkeiLer».

Deutsches Reich.

Nagold. Zur Berichtigung. Ein­sender dieses hatte in Nr. 84 d. G. in rein sachli­cher Weise die für die hiesige Bürgerschaft hochwich­tige und erfreuliche Herabsetzung des hiesigen Ge­meindeschadens um */s zur öffentlichen Kunde gebracht. Zugleich wollte er aber die Bürgerschaft über die wahren Ursachen des bessern Standes unserer Stadt­lasse anfklären, und den bei den Unbemittelten vor­auszusetzenden Wunsch nach der früheren vollen Bür­gernutzung als ungerecht Nachweisen. Diese Dar­stellung wurde nun in einem Artikel in Nr. 95 d. G. angegriffen, welcher aber im Uebrigen sehr wich­tige und richtige Fingerzeige für die städtische Ver­waltung enthält. Auch wäre dieser Angriff sicher unterblieben, wenn nicht der Wortlaut des I. Artikels Anlaß zu Mißverständnissen gegeben hätte. Der Zweck dieser Zeilen ist, diese Mißverständnisse aufzu­klären, und sich gegen bemerkten Angriff zu verteidi­gen. In jenem 1. Artikel war der bessere Stand der Stadtkassc in erster Linieden seit einer Reihe von Jahren gestiegenen Holzerlösen" zugeschrieben. In diesen Worten fand nun der Verfasser des Artikels in Nr. 95 den Versuch, die Verdienste der jetzigen 10- jährigen Forstvcrwaltung auf Köllen der früheren ins Licht zu stellen, weshalb dann in Nr. 95 eine Ver­gleichung der Holzerlöse von den 2 letzten Jahrzehn­ten angestellt wurde. Allein der Einsender des I. Artikels dachte dabei durchaus nicht an den früheren Forstverwaltcr, dessen leider schlecht bezahlte Lei­stungen er wiederholt in öffentlichen Kreisen aner­kannt hat. Vielmehr hatte er lediglich die Holz­erlöse der letzten 4 Iahre im Auge. Nun fin­den sich aber in den Waldetats und Waldrechnungen der letzten 4 Jahre folgende abgerundete Zahlen (mit Ausschluß der unentgeltlichen Naturalabgaben im Wert von ca. 5(00 ^l):

Geschätzter Bar-Erlös. Wirklicher Bar-Erlös. 1883/84 52 700 ^ 59 600 ^

1884/85 46 900 58 600

1885/86 48 800 61200

1886/87 50 500 51700

Da die Ueberschreitungen der Jahresnutzung hiebei in Abzug gebracht sind, so betragen hienach die Ueber- erlöse der 4 Jahre zusammen 32000 ^ Woher rühren nun aber diese Uebererlöse? Einerseits davon, daß in den, von der Forstverwaltung entworfenen und von den bürgerlichen Kollegien, und dem Kgl. Oberamt gutgeheißenen, Waldetats die Einnahmen vorsichtig nieder eingeschätzt und dann hienach auch die ordentlichen Ausgaben möglichst eingeschränkt wurden, andererseits aber von den offenbar günstigen wirklichen Erlösen, und zwar namentlich aus dem Nutzholz, da der Brennholzabsatz auch in die Gäu- Orte seit Jahren gesunken ist (Oeschelbronn ging so­gar ganz für Nagold verloren). In der 'That ist also die Herabsetzung des Gemeindeschadens in erster Linie den Holzübererlösen der letzten Jahre zu ver­danken, wie im I. Artikel behauptet war. Freilich konnten aber diese Uebererlöse die Stadtkasse nur dann füllen, wenn der Gemeinderat aufschiebbare außerordentliche Ausgaben (z. B. die in letzter Zeit verlangte Wasserleitung) abwies. Ganz der Wahr­heit gemäß ist deshalb im I. Artikel als zweite Ursache des Aufschwungs der Stadtkasse die richtige Finanzverwaltung der Gemeindebehörde bezeichnet. Endlich ist aber dann allerdings auch noch die Mit­

wirkung der Forstverwaltung zu den Holzübererlösen erwähnt. Ob nun nicht wirklich neben der Nachfrage nach Holz, welche freilich zunächst die Holzpreise be­stimmt, auch die persönlichen Eigenschaften eines Forst­verwalters wesentlich auf den Waldertrag einwirken, möge dem hierüber maßgebenden Urteil der Vorgesetz­ten Behörden, sowie sämtlicher Holzkäufer im Nagol­der Stadtwald aus Stadt und Bezirk anheimgestellt sein. Bloß denjenigen Lesern, welche den hiesigen Forstverwalter nicht von den Holzverkäuscn her ken­nen, möchte Einsender aber noch einen untrüglichen Einblick in seinen Charakter durch den Nachweis gewähren, daß er sogar schon mehr als seine Schuldigkeit gethau hat. Die Waldschützen von Mözingen und Unterjettingen sind nämlich Zeugen davon, daß er ihnen schon in diesem Frühjahr dafür 2 vlL aus seiner Tasche (wofür er keinen Ersatz aus der Stadtkasse aunimmt) versprach und ausbe­zahlte, daß sie möglichst zahlreiche Käufer aus ihren Orten zu dem Reisverkauf im Stadtwald Wäsle bei­trieben, was dann auch, wie die 2 weitern Mitglie­der der Verkaufskommission wissen, für die Stadt­kasse guten Erfolg hatte. Schließlich macht nun aber Einsender wohl im Sinne aller Nagolder den Vor­schlag über diese Sache zur Tagesordnung überzu­gehen, sich gemeinsam über den Aufschwung der Stadtkaffe zu freuen, und, soweit es von uns ab- häugt, nach bestem Wissen und Gewissen dafür zu sorgen, daß er ein dauernder bleibe.

4 P Egenhausen, 20. Aug. Gestern abend 9 Uhr brach in der Scheune des PH. Steeb hier Feuer aus. Glücklicherweise war schnelle Hilfe bei der Hand und konnte das Feuer, ehe es größere Di­mensionen annahm, gelöscht werden. Der Brand ist durch Selbstentzündung des Heues, von welch letzte­rem eine größere Ouantität verkohlt und unbrauchbar geworden ist, entstanden. Der Beschädigte ist versichert.

Wildbad, 17. Aug. Unsere Saison steht noch auf ihrem Höhepunkt. Die Zahl der Kurgäste hat 5 000 überschritten.

Stuttgart, 18. Aug. Eine Anzahl Müh­lenbesitzer des Landes beabsichtigt in Stuttgart eine Brotfabrik in größerem Maßstabe zu errichten und ist ein geeignetes Anwesen bereits angekauft worden. Das Projekt der Müller ist die Antwort auf den An­kauf der Brodbeck'schen Mühle in Eßlingen durch eine Anzahl hiesiger Bäcker, welche das Getreide jetzt selbst kaufen und dort mahlen lassen. Daß unser Publikum aus diesem Konkurrenzkampf Nutzen ziehen wird, ist wohl nicht zu bezweifeln. Insbesondere darf man auch wohl auf eine Verbesserung des Stuttgarter Brodes hoffen, über dessen Qualität schon mehrfach Klagen laut geworden sind.

Stuttgart, 19. Aug. Zur Beobachtung der Sonnenfinsternis war ein Extrazug nach Deger­loch geplant, der trotz des bewölkten Himmels und heftigen Regens abgelasfen wurde, obgleich nur etwa 1214 Herren zur Fahrt sich eingcfunden hatten. Als dieselben am Aussichtsturm ankamcn, bemerkte die Schließerin , daß sie den Schlüssel vergessen hatte, so daß die Expedition längere Zeit im Freien harren mußte und vom Wind und Regen tüchtig mitgenom­men wurde. Verpaßt hatten die Herren allerdings nichts, denn weder mit noch ohne Teleskop, den Op­tiker Geiger aufgestellt hatte, war von der Sonne etwas zu entdecken. .Um die bekannte Zeit ihrer Verfinsterung aber schneite es tüchtig und wurden die feinen Flocken vom scharfen Westwind herumgejagt. Eigentümlich war es, zu sehen, daß da, wo die Sonne aufaehen sollte, im Osten, es dunkel blieb, während der Hori­

zont nach Südost und Süden recht hell wurde, so daß man zu glauben versucht war, die Sonne müßte hier zum Durchbruch kommen. Auf das Stuttgarter Thal hatte sich inzwischen ein dichter Nebel gesenkt.

Hall, 13. Aug. Für die Verhandlungen der Wandersammlung der württ. Gewerbevereine, welche am 5. Sept., vorm. 9 Uhr, im Solbad dahier beginnen, ist folgende Tagesordnung festgesetzt: 1) Rechenschaftsbericht und in Verbindung hiemit: An­trag auf wütere Maßregeln gegen die sog. Wrren- abzahlungsgeschäfte. 2) Wahl des Vorstandes, sowie des Ausschusses und des Orts der nächsten Wander- versammlung- 3) Die Bedeutung der Chemie für In­dustrie und Gewerbe. Bortrag des Herrn Professor Gießler aus Stuttgart. 4) Schutz von Gewerbe und Handel gegen die Schwindelanzeigen. Berichterstat­ter Herr Dr. Gantter aus Heilbronn im Namen des dortigen Gewerbevereins. 5) Die Einschätzung zur Gewerbesteuer, mit Rücksicht auf die Zusammensetzung des Betriebskapitals und die Zugänglichkeit der ein­zelnen Notizen für die Steuerpflichtigen. Bericht­erstatter Herr Stadtpfleger Weith in Eßlingen. 6) Einladung an die Versammlung zur Stellung von Anträgen und Wünschen in Bezug auf die gewerblichen Verhältnisse.

Brandfälle: In Musberg das Haus und Scheuer des Schmied Huzel.

Aus Kissingen wird gemeldet, Fürst Bis­marck hege den Wunsch, seine Kur in keiner Weise unterbrochen zu sehen. Deshalb werde auch die in Aussicht stehende Besprechung mit dem österreichischen Minister des Auswärtigen, Grafen Kalnoky, nicht im Bade stattfinden, sondern später erst in Friedrichs­ruhe. Diese Vertagung der Konferenzen der beiden Staatsmänner beweist, daß es mit dem neuen bul­garischen Feuer nicht so weit her ist, speziell Deutsch­land und Oesterreich keine größere Gefahr aus dem­selben fürchten. Deutschland wird fest auf dem Bo­den des Berliner Vertrages stehen bleiben, Oester­reich-Ungarn desgleichen. Der österreichische General­konsul setzt zwar seine Thätigkeit in Sofia in bishe­riger Weise fort, aber das bedeutet auch nicht entfernt eine Anerkennung der bulgarischen neuen Regierung. Rußland hat im Petersburger Journal unter einer Flut von Angriffen auf den Fürsten Ferdinand,den Verächter europäischer Verträge", erklären lassen, es werde nicht mit Gewalt intervenieren, und das ist die Hauptsache. Fürst Ferdinand hat auf Anerkennung der Mächte nicht zu hoffen, aber auch keinen thätli- chen Angriff zu fürchten. Wenn die Bulgaren ihren neuen Fürsten also nicht überdrüssig werden, kann er noch manchen Tag im Lande bleiben. Den Empfang, den er auf seiner Rundreise findet, läßt nichts zu wünschen übrig, und der Jubel, welchen seine Pro­klamation hervorgerufen, ist grenzenlos. Die Bul­garen träumen schon von einem Czarentum Bulga­rien, auf welches der Fürst in seiner Proklamation hingewiesen. Nicht zu unterschätzen ist es auch, daß Fürst Alexander Battenberg der Mutter des Fürsten brieflich versprochen hat, ihren Sohn mit seinem gan' zen Einfluß zu unterstützen; daß der Battenberger in Bulgarien noch immer sehr verehrt wird, hat der Fürst Ferdinand gelegentlich selbst anerkannt.

Kissingen, 21. Aug. Die Minister Frhr. von Lutz und Frhr v. Crailsheim machten gestern Nachmittag dem Reichskanzler Fürsten von Bis­marck einen längeren Besuch und sind heute Vor­mittag 10 llhr wieder nach München zurückgereist.

Frankfurt, 17. Aug. Die heutige Versamm­lung des Evangelischen Bundes war noch zahlreicher