Der Gesellschafter.

Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

' Erscheint wöchentlich 3 mal: Dienstag, Donners- ^ tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier /Po UI-H (ohne Trägerlohn) 80 -1, in dem Bezirk 1

außerhalb des Bezirks 1 20 4. Monats-

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Dienstag den 9. August

»JnsertionSgebühr für die Ispaltige Zeile aus ge­wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung S <>, .

bei mehrmaliger je 6 4. Die Inserate müffen ^ O O > spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der I.OOU » Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben sein.

Tages-Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

Aus dem Bczirk Nagold. (Rückantwort). Die Mitteilung in Nro. 91 d. Bl. scheint den Ein­sender derErwiderung" in Nr. 92 beleidigt zu ha­ben, (trotzdem jene Zeilen ganz allgemein gehalten waren) sonst wäre die Erwiderung ruhiger und sach­licher gehalten worden. Bestritten ist damit jedoch die Mitteilung aus Nr. 91 nicht, nur scheint darüber Unklarheit zu sein, ob Waggon Mangel oder u i ch t > rechtzeitige Stellung vorhandener Wag- g o n die Ursache der Klage war, woraus zu bemer­ken erlaubt sein dürfte, daß diese Frage an der Sache nichts ändert, und daß, um diese Fälle sich zu be­kümmern, dem Geschäftsmanne bekanntlich nicht zusteht, dagegen immerhin für ihn (in dieser sonst ruhigen Zeit) solche Thatsachen beklagenswert sind und recht wohl im Jntelligenzblatt erörtert werden dürsten, ohne über ein gewisses Maß von Recht hin- ausgegangen zu sein, oder ein Krakchler genannt werden zu können.

z Pfrondorf, 8. Aug. Bon Sonntag auf Montag kurz nach 12 Uhr wurden durch Feuerlärm alle Einwohner aufgeschreckt. Das Feuer entstand im Holzschuppen des Schuhmachers und Waldschützcn Tho m ns Dür r. Im Nu war das Nachbargcbäude des Sim. Braun, Schuhmachers u. Krämers, von den Flammen ersaßt. Die Thätigkeit der hiesigen und der schnell herbeigecilten Emminger Feuerwehr mußte auf Rettung der Nachbargcbäude beschränkt werden, was Dank der Anstrengung beider Feuerwehren auch erreicht wurde. Wasser wurde mit vieler Mühe vom Westbach und dem Ortsbrunnen, besonders von der weilst. Bevölkerung (Pfrondorf und Emmingen) hin­reichend hergeschafft. An Rettung der Fahrnis war nicht zu denken; notdürftig bekleidet retteten die Un­glücklichen ihr Leben. Dieselben sind wohl versichert, allein ihres Obdaches und alles Vorrats beraubt, sind dieselben vorerst auf Mildthätigkeit anderer Menschen angewiesen, zudem jede Familie 9 Glieder zählt.

Stuttgart, 4. August. Vom 23. bis 27. August wird in hiesiger Stadt die Wanderversamm­lung des Deutschen Photographenvereins tagen und ist mit derselben eine photographische Ausstellung im Festsaal der Kunstschule verbunden, die alle neueren Errungenschaften der Photographie zur Darstellung bringen wird.

Stuttgart, 5. August. Am 18. d. Mts. treffen in sämtlichen Garnisonsorten Württembergs die Ersatzreservisten I. Klasse zu lOwöchentlicher Uebung ein und werden, da um diese Zeit die Trup­pen in den Manövern sind, in den Kasernen ein- > quartiert. l

Reutlingen, 3. Aug. Zur Beerdigung von j Gustav Werner sandte I. M. die Königin Olga! einen prachtvollen Kranz lebender Blumen mit wei-! ßer Atlasschleife. Den Hinterbliebenen ließ sie ihr Beileid mittelst Telegramm ausdrücken. !

Brandfälle: In Oberurbach (Schorn-' dorf) am 3. Aug. 2 Wohngebäude.

Se. kgl. Hoheit der Prinzregent ist vorge­stern (3.) einem Unglück entgangen. Als der hohe Herr nämlich zum Zentralbahnhof fuhr, um von dort zur Jagd abzureisen, karamboliert die Hofequi­page mit einem Trambahnwagen, und zwar in so heftiger Weise, daß ein Hinterrad des prinzlichen Gefährtes ein Stück vom Trittbrett abriß. Glückli­cherweise hatte der Leibkutscher so viel Geistesgegen­wart , die Pferde zu parieren, so daß ein größeres

Unglück verhütet wurde und der Prinzregent mit dem bloßen Schrecken davon kam.

Mühlhausen, 2. Aug. Zahnarzt G. von hier hatte in Belfort ein Zimmer gemietet, wohin er sich einmal in der Woche begab, um daselbst seine Kunst auszuüben. Gegen Ostern ging G. abermals mit einem gut deutsch spre­chenden Gehilfen dahin, wurde vor etwa 14 Tagen der Po­lizei denunziert, als habe er einen deutschen Spion nach Frankreich gebracht, verhaftet und zu 8 Tagen Gefängnis verurteilt, weil er ohne Erlaubnis die Grenze überschritten hatte. Die 8 Tage sind nun verflossen und G. ist mm zur Bekümmernis seiner Familie noch nicht wieder erschienen.

Münster, 5. Aug. Der Kultusminister hat nicht nur den Kapuzinern, sondern auch den Franzis­kanern die Rückkehr gewährt.

Auf der Feldmark von Ronsdorf in der Rheinprovinz hat sich der Coloradokäfer gezeigt, bei Biebrich ist die Reblaus aufgetreten.

Der Tischlcrstrike in Hamburg ist durch friedliche Vermittelung in Güte beigelegt worden.

DieKöln. Ztg." sagt :Die plötzliche Schlie­ßung der Weisbach'schen Fabrik im Departement Mcurthe-et-Moseüe (s. u.), die deutschfeindlichen Be­merkungen des Ministers Heredia und die Hetzrede Doroulodc's im Beisein des Ministers Spuller wer­den hier allgemein für schroffe Herausforderungen Deutschlands seitens der französischen Regierung ge­halten. Man ist sehr gespannt, ob die deutsche Re­gierung diese Auffassung teilen und aus ihrer bis­herigen Zurückhaltung gegenüber den französischen Herausforderungen heraustreten wird.

DieStraßb. Post" schreibt:Den Arbeitern der durch Erlaß des Präfekten Schnerb von Nancy plötzlich geschlossenen Fabrik der Gebrüder Weisbach in Embermenil ist jetzt durch die französische Lokal­behörde mitgeteilt worden, sie hätten die sofortige Ausweisung zu gewärtigen, falls sie nicht innerhalb dreier Tage den Nachweis zu liefern imstande seien, daß sie anderweitige Beschäftigung gefunden. Das letztere ist unmöglich; wo und wie sollten die rauher Hantierungen ungewohnten Leute in einer lediglich ackerbautreibenden Gegend Beschäftigung erhalten? Der Gewaltstreich wird also wohl zur Ausführung gelangen, wenn nicht schleunige Hilfe durch die deutsche Regierung eintritt. Unterdessen ist auch bekannt ge­worden, daß die französische Regierung sich zur Recht­fertigung der von ihr angeordneten Schließung der Fabrik auf ein Gesetz aus dem Jahre 1791 stützt. Hienach hätten die Gebrüder Weisbach bei Gründung der Fabrik unterlassen, eine Anzeige an die Zollver­waltung zu machen. Es Verdicut hierauf bemerkt zu werden, daß der Maire des Ortes selbst die vor Er­öffnung der Fabrik notwendigen Formalitäten besorgt und den Fabrikbesitzern gesagt hat, es sei alles in Ordnung.

Berlin, 4. August. Der deutsche Gesandte beim Vatikan, Herr v. Schlözer, wurde bei seiner Ankunft in Wien von dem Nuntius Galimberti auf dem Bahnhofe in der herzlichsten Weise empfangen, in sein Absteigequartier geleitet und dann nach Pötz- leinsdorf zum Diner geladen. Mit dem österreichisch­ungarischen Minister des Aeußeren, Grafen Kalnoky, ferner mit dem deutschen Botschafter, Prinzen Reuß, hat der Nuntius in der letzten Zeit ebenfalls sehr viele Begegnungen gehabt." Vielleicht steht diesen Verhandlungen auch der Besuch nicht ferne, welchen der frühere und mutmaßlich auch künftige italienische Minister deS Auswärtigen, Graf Robilar.t, soeben den Fürsten Bismarck in Varzin abgestattet hat. Als den Schlüssel zur Lösung dieser rätselhaften Konfe­renzen bezeichnet mandie römische Frage". Die Regierung und der Hof seien geneigt, das Werk der

j Aussöhnung zwischen dem Vatikan und Italien zu ! begünstigen.

! Berlin, 4. August. DieKrzztg." ist in j der Lage, mitteilen zu können, daß gegen einen preust. Kaplan in einer großen kathol. Stadt eine kirchliche ! Untersuchung wegen sozialdemokratischer Tendenzen schwebt. Auch dieser Herr soll sehr populär sein ein Par tausend Arbeiter für sich haben, die übrigens bei den Wahlen meist nicht für das Zentrum, son­dern für die Sozialdemokratie stimmen sollen. Es scheint also, daß Rom zur Zeit gegen die in die ka­tholische Kirche cindringende Sozialdemokratie sich zur entschlossenen Abwehr rüstet.

Berlin, 4. Aug. Von Ga st ein wird vom heutigen gemeldet: Die Begegnung beider Kaiser er­folgt am Sonnabend vormittags halb 12 Uhr, da der Kaiser Franz Joseph schon um halb 9 Uhr Lend verlassen und nach 3stündiger Fahrt hier eintreffen wird; der Kaiser fährt sofort am Badeschlosse vor, um seinen Kaiserlichen Freund zu sehen und zu be­grüßen, und begibt sich dann erst in sein Absteige­quartier im Hotel Staubinger. Das Befinden des Kaisers Wilhelm ist ein vorzügliches.

Berlin, 4. August. Der Kaiser wird nach den jetzt getroffenen Dispositionen demFr. Journ." zufolge am 4. Septbr. abends von Berlin zu den Herbstmanövern abreisen und in Königsberg am 5. morgens eintreffen; am 6. findet große Parade statt; am 7. beginnen die Manöver des 10. Korps bei Knöppelsdorf; am 11. Sept. reist der Kaiser nach Danzig. Die Rückkehr nach Berlin erfolgt von Stettin aus am 17. September.

Berlin, 6. August. Es wird hier auffällig bemerkt, daß in Frankreich sich nicht Eine Stimme gegen die Niedertracht derjenigen französischen Preß- organe wendet, welche Deutschland für den Tod Katkoff's verantwortlich machen, die deutschen Poli­tiker des Meuchelmordes zeihen; auch die Regierungs­presse wagt gegen diese Verleumdung nichts zu sa- ! gen. Das ist ein neuer Beweis dafür, daß die ! Bande der Hetzer in Wirklichkeit herrscht. Man ! sollte in Paris denn doch erwägen, daß dasbis ! hierher und nicht weiter" nicht lange mehr auf sich warten lassen kann.

Des Reichskanzlers Abreise von Varzin ! nach Kissingen wird vor nächster Woche nicht er­folgen; es verlautet sogar nach dem Fr. I., daß die Kur in Kissingen möglicherweise aufgegeben sei.

Die vom Kriegsministerium in Berlin aus- ' geworfene Prämie von 5000 vkL für den besten Vor­schlag zur Umänderung der Patronentaschen bisheri­gen Modells in vordere Patronentaschen für Mann­schaften M/87 hat nicht zuerkannt werden können, weil keiner der eingegangenen Vorschläge den An­forderungen völlig entsprach. Indessen sind 3 Vor­schläge , welche in sich nahezu übereinstimmenden Anforderungen am nächsten gekommen und ist in ! Folge dessen der obige Betrag unter die Einsender i dieser Vorschläge: Theodor Stumpe in Frankfurt a.

! O.. H. Harbs in Hamburg, C. Kuppe in Breslau gleichmäßig verteilt worden.

Die Sozialdemokraten haben ihre rei­chen Gönner, welche für die Partei große finanzielle Opfer bringen. Kürzlich starb in Berlin ein hochbetagter Rentier, dessen Name in der sozialde­mokratischen Bewegung nie genannt war. Nach sei­nem Tode erst stellte sich heraus, daß er Tausende für sozialdemokratische Zwecke ausgegeben. Auch im letzten sozialistischen Ouartalsbericht über Bei-