Die seit 6 Jahren in Embermanil bei Lüneville be­stehende Pappenfabrik von Gebr. Weisbach, welche vor einigen Wochen von der französischen Hetzpresse als Deutsche denunziert wurden, ist durch Dekret des Präfekten Schnerb von Nancy plötzlich geschlossen worden. Die Firmen-Jnhaber sind auf das Empfind­lichste geschädigt; über 100 Arbeiter deutscher und französischer Nationalität sind brotlos. Weisbach hat bei der Gründung der Fabrik allen gesetzlichen An­forderungen genügt und mit den französischen Lokal­behörden stets auf's Friedlichste gelebt.

Berlin, 2. August. DieKreuzztg." spielt mit ihren Angriffen gegen die russischen Papiere stark nach der politischen Seite hin. Das Blatt, das einst die russische Freundschaft zu hoch hielt, schreibt Sätze, wie die folgenden:Kommt es bei den Hetzereien der russischen Agitations-Parteien zu Reibungen, oder zum Kriege mit Deutschland, wer wird sich in Ruß­land bei der Geldnot, die dort jeder kleinere Krieg erzeugt, genötigt fühlen, den Feinden die schweren Zinsen zu zahlen, wenn mit einem billigen Ukas die widerwärtigen Abzapfungen auf das bequemste ge­stopft werden können? Man berufe sich zur Beschwich­tigung nicht auf Verträge Rußlands, die heilig ge­halten werden müßten; als wenn die Sicherheit des Eigentums der Fremden in Rußland, ja noch mehr die Garantie der Religionsausübung in den Ostsee- Provinzen nicht auf heiligen, feierlich beschworenen Verträgen geruht hätten! Hat Rußland in der That den Willen, sich Deutschland genehm zu zeigen, so giebt es zwei Dinge, welche keinen Hintergedanken aufkommen lassen würden: Die Anknüpfung freund­schaftlicher Beziehungen zu Deutschland, vermittelst welcher die Härten der unverantwortlichen Maßregeln gegen deutschen Besitz und deutsche Gerechtsame ge­lindert werden könnten, und die Reduktion der Armee, die bei der eigentümlichen militärischen Lage Ruß­lands weit über die Grenzen einer Verteidigungs- armee hinaus sich erweitert hat. An die Stelle der Vertrauensseligkeit Rußland gegenüber, dessen Be­ziehungen zu Deutschland bisher nur freundliche waren, ist jetzt ein ebenso gerechtfertigtes Mißtrauen getreten. Noch mehr, bei der entschieden feindseligen Haltung des Zarenreiches erscheint es uns unfaßbar, daß wir den Russen das Geld geben, um seine Chi- kanen weiter zu treiben, daß die Deutschen ihnen die Kapitalien vorschießen, um die Bahnen zu bauen, mit denen sie die deutsche Landwirtschaft ruinieren, und welche sie befähigen, ihre Armeekorps von den äußersten Grenzen auf deutsches Gebiet hinüberzu­führen."

Berlin, 2. August. DieNvrdd. Allgem. Ztg." bringt an der Spitze ihrer gestrigen Nummer eine Petition mehrerer Getreidegeschäfts- und Müh- len-Besitzer in Bromberg, welche den Reichskanzler um eine möglichst baldige Erhöhung der Getreidezölle bittet. Die Petition geht davon aus, daßdie Uebcr- flutung des deutschen Marktes mit minderwertiger ausländischer Krescenz (namentlich russischem Roggen) die Preise der Cerealien in einem Maße Herabdrücke, daß der deutsche Landwirt sein Getreide dauernd un­ter dem Produktenpreisc dem Markt überlassen und in absehbarer Zeit hierdurch seine wirtschaftliche Exi­stenz verlieren müsse."

Berlin, 3. August. Sicherem Vernehmen nach ist in den letzten Tagen außer dem Finanzmi­nister v. Scholz auch der frühere italienische Minister des Auswärtigen, Graf Nobilant, bei dem Reichs­kanzler in Varzin gewesen.

Berlin, 3. August. Der günstige Gesund­heitszustand des Kronprinzen läßt die weitere Aus­gabe von Bulletins unnötig erscheinen. Der Hals und die Stimme sind beinahe normal und kein Nach­wuchs der Wucherung mehr bemerkbar.

Tic Vereins- und Ausstellnngslotterien in Deutsch­land haben ganz bedeutend nachgelassen. Die Stcmpclab- gabc für solche Privatlottericn hat im ersten Quartal dieses Etatsjahres nur 80203 betragen, wahrend die Einnahme im gleiche» Zeitraum des Vorjahres 293870 ^ war.

Fürst Bismarck kommt, nachdem etwas Ab­kühlung eingetrcten, schon-jetzt nach Berlin, wo er ein bis zwei Tage verbleiben und mit dem aus Rom eingetroffenen Gesandten v. Schlvzer konferieren wird. Darauf begibt sich der Kanzler mit dem Gehcimrat v. Rottenburg nach Kissingen.

Kaiser Wilhelm hat folgende Kabiuetsordre an den General Grafen Blumenthal gerichtet:Ich spreche Ihnen zum 30. ds. Mts. dem Tage, an welchem vor 00 Jahren Ihre an hohen Verdiensten und Ehren so reiche Dienstzeit begann meine wärm-

> sten und herzlichsten Glückwünsche aus und wünsche, j daß mein beifolgendes Bild Ihnen noch recht lange ! und demnächst Ihren späteren Nachkommen vor Augen stellen möge, wie Ihr König Ihres hervorragenden Anteils an drei ruhmvollen Kriegen und Ihrer für alle Zeiten auf den Ehrentafeln der Armee jverzeich- neten Dienste jederzeit mit wärmstem Dank u. hoher Anerkennung eingedenk gewesen ist. So lange Got­tes Wille unS noch beisammen läßt, immer Ihr dank­barer König Wilhelm."

Eine neue europäische Frage droht für den Fall des Ablebens des zwar nicht ernsthaft kran­ken, aber thatsächlich sehr schwachen König Wilhelm der Niederlande aufzutauchen. Bon deutscher Seite wird für diesen Fall der Herzog Adolph von Nassau als präsumtiver Thronerbe für das Groß­herzogtum Luxemburg kandidiert, und er ist auch der nächstberechtigte Erbe. Die französisch gesinnten Luxemburger sollen im Hinblick darauf schon außer sich vor Aufregung sein. Was werden nun erst un­sere guten Freunde in Paris aufstellen. Sich ernst­haft in diese Sache einzumischen, hat Frankreich üb­rigens kein Recht und die französische Regierung wird gewiß so klug sein, sich nicht Hinreißen zu lassen.

Feinde ringsum! Das dürfen wir Deut­schen jetzt wirklich sagen. Freilich wagt keiner allein über uns herzufallen, aber wenn sie einmal sämtlich gemeinsame Sache machen sollten, dann würden wir Arbeit in Fülle bekommen. Der dänische Kriegsmi­nister Bahnson ist zum Glück nur einer von jenen Kleinen, die fortwährend bellen, aber nicht beißen; er hält alle Augenblicke eine seiner Reden, die stets von offenen oder versteckten Drohungen strotzen. Ge­fährlich sind solche Reden allerdings nicht, aber sie sind für die europäische Lage charakteristisch und auch deshalb besonders beachtenswert, weil man in Kopen­hagen in sehr enger Fühlung mit Rußland steht. Dänemark.

Die dänische Regierung soll aufoie lange umstrittene Frage der Befestigung Kopenhagens im Hinblick auf den deutschen Nordostseekanal verzichten wollen. Der Kanal machte auch die Befestigungen wertlos.

Oesterreich-Ungarn.

Aus Wien werden die Nachrichten über den Prinzen Ferdinand von Coburg immer wi­dersprechender. Die Bulgaren Natschewitsch und i Stransly, die in Ebenthal weilen, bemühen sich, ihn ^ zur Abreise nach Bulgarien zu bewegen. Der Prinz . schwankt und begehrt einen weiteren Aufschub. Allem ! Anschein nach ist in den nächsten Tagen ein ent­scheidender Schritt des Prinzen zu erwarten.

! Aus Gastei n. Kaiser Wilhelm hat auf den ' Rat der Aerzte seine Badekur bereits auf 18 Minuten ! verlängert, während er im vorigen Jahre nie mehr ! als 10 Minuten badete. Statthalter Fürst Hohenlohe ^ hat Gastein wieder verlassen.

Frankreich.

! Paris, 2. August. Ein wahrer Schmerzens­schrei hallt durch die Pariser Presse über den Tod ^ Katkows. Alle Blätter widmen diesembesten und ! aufrichtigsten Freunde" Frankreichs die wärmsten Nachrufe und beklagen seinen Tod als einen der schwersten Verluste, welchen Frankreich erleiden konnte. Man tröstet sich hier jedoch etwas mit der Hoffnung, daß die Politik Katkows mit diesem nicht verschwin­den, sondern weiter leben werde und daß daher die Freundschaft und die Allianz zwischen Rußland und Frankreich durch Katkows Tod nicht erschüttert wer­den könne. Natürlich sind es namentlich die bou- ' langistischen, chauvinistischen und sonstigen patrioti- ^ schen Organe, welche die lautesten Schmerzcnsklagen ausstoßen und sie sich auch nicht scheuen, dabei ge- ! wisse Vedächtigungen gegen Deutschland, ähnlich wie j schon beim Tode Skobelesfs vorzubringen.

; Paris, 2. August. Die Unterhandlungen ^ der Zeugen von Ferry und Boulanger scheiterten an der Forderung der Vertreter des Letzteren, ausschließ­lich die Bedingungen des Zweikampfes zu diktieren. Laur kündigt an, er werde Cassagnac nach dessen Weigerung, ein Duell nnzunchmen, gerichtlich ver­folgen.

Paris, 4. Aug. Die Vereinigung der Stu- . dicreuden der Fakultäten von Paris sandte eine Bei- leidsdcpesche an Katkoios Familie ab. Als Vertreter der Liga wird wahrscheinlich Deronlede zur Beerdi­gung Katkows entsendet. -

Der Bau einer strategischen Eisenbahn zwischen , Liverdu n und Nanc y hat eingestellt werden

müssen, weil die Bewohner des ersteren Ortes mit j Stöcken. Schaufeln und Gabeln über die 200 am ! Bahnbau beschäftigt gewesenen Italiener herfielen ' und vertrieben. Eine Brigade Gendarmen mußte j von Toul nach Liverdun beordert werden. Eine von ! einem Italiener gegen einen Franzosen begangene . Mordthat soll den Anlaß zu den Unruhen gegeben ! haben.

! Italien.

Depretis ist, ohne die Tröstungen der Re­ligion empfangen zu haben, gestorben. Sein Leichen­begängnis wird daher ein streng ziviles sein. Er hinterläßt nur einen 9jährigen Sohn.

Rom, 2. August. Der Gemeinderat bewilligte gestern 100000 Lire zur Errichtung eines Denkmals für Depretis in Rom.

Herr v. Schlözer hat vor seiner Abreise von Rom dem Papste zu dessen bevorstehendem Jubiläum bekanntlich ein eigenhändiges Schreiben des Kaisers Wilhelm, sowie eine kostbare Mitra eingehändigt. Das päpstliche BlattOsservatore Romano" schreibt dazu: Die Mitra ist in feinster Goldstickerei mit sehr viel Kunst und Geschmack ausgeführt und besetzt mit Brillanten, Rubinen, Smaragden und Saphiren von großem Werte. Dieses kostbare Geschenk sowohl, wie die in dem Schreiben enthaltenen Ausdrücke, welche den Charakter höchster Höflichkeit und Ergebenheit tragen, sind ein neuer Beweis der sehr guten Bezie­hungen, welche gegenwärtig bestehen, und sind geeig­net , den religiösen Frieden bei der edlen deutschen Nation immer mehr sicher zu stellen.

«Ltradella, 4. Aug. Die Trauerfeier für Depretis verlief auf das Glänzendste und Impo­santeste. Prinz Amadeus, die Minister, Senatoren und Deputierten, sowie zahlreiche Deputationen aus Nom und anderen Städten geleiteten den Sarg bis zum Grabe.

Rußland.

Odessa, 1. August. Ungeheures Aufsehen erregt die hier angelangte telegraphische Meldung von der Ermordung der steinreichen russischen Generals- Witwe Nesterowa in Wladikawskas durch Nihilisten. Die verbrechische That wurde im eigenen Hause der Ermordeten vollzogen, indem die Mörder der Frau einen Knebel in den Mund steckten, sie an Armen und Füßen fesselten und ihr den Hals durchschnitten. Nach vollbrachtem Morde raubten die Mörder 800000 Rubel in Barem und suchten das Weite. Sie woll­ten auf einem Schiffe in die Türkei entkommen, wurden aber mitten auf dem Meere eingeholt und festgenommen. Es waren ihrer drei. Sämtliche sind junge, starke Leute und Agenten der Terroisten-Partei Narodnaja Wolja."

Kleinere Mitteilungen.

Vom Schwarz Walde, 2. Aug. Der Holzhauer Johann Georg Schwenk von Rodt, OA. Freudenstadt, machte gestern im Walde ein Mittagsschläfchen, während seine Ge­nossen eine Tanne fällten. Diese traf im Sturze den Schla­fenden und tötete ihn sofort.

Berlin, 2. Aug. Der BarbicrgelMe August Wil­helm wurde derElberfclder Ztg." zufolge am Samstag in Begleitung des Untersuchungsrichtes Marx und des Verteidi­gers des Ziethen, Rechtsanwalt Grommes aus Köln, von Elberfeld nach Werden geführt und dort im Znchthause mit Zieten konfrontiert.

Scharf beobachtet. Ein Mitglied der Meraner Nationalkapelle, Herr C. Wolf, erzählt in der Meraner Zei­tung seine Erlebnisse auf dem Frankfurter Schützenfest in lu­stig plaudernder Weise. In seiner Schilderung vcr Eisen- bahnfahrt heißt es nämlich:Wenn man reist, wird man fin­dig, und so hatten wirs bald heraus, daß auf allen Statio­nen, an welchen ein fetter, dicker Stationschef stand, auch ein gutes Bier zu finden sei, und wir gingen in dieser Rich­tung auch nicht irre."

Krakau, 1. August. Die Feuersbruust iu dem galizischen Badeorte Sassow war größer als der Telegraph zuerst gemeldet. 170 Besitzungen mit 400 Gebäuden sind niedergebrannt, 2000 Menschen obdachlos.

Buxkin, Kammgarne für Herren- und Knabenkleider, garantiert reine Molle, nadel- fertig, ra. 149 em breit ä ^ 2.35 per Mtr.,

versenden direkt an Private in einzelnen Metern, sowie ganzen Stücken portofrei in's Hans OeltinKer L 6«., Vranlekart a. 91., Buxkin-Fäbrik-DspSt. - Mnstcr- Collectionen bereirwilligst franco.

_(H iezu das Unterhaltungsblatt 36.)

Verantwortlicher Redakteur Steinwandel in Nagold. -Druck und Verlag der G. W. Aai ser'schen Buchhandlung in Nag-.-ld.

»