standene mißliche Zustand verschwunden. Zum Schluß seiner Rede sprach Salisbury seine Befriedigung über den Abschluß der afghanischen Grenzverhandlung aus.
Ueber London kommen seltsame Berichte von einem Mordanschlag jaus das Leben der Großfürstin Konstantine Konstantinowitsch von Rußland, geb. Prinzessin von Sachsen-Altenburg. Da die Fürstin beharrlich an ihrem protestantischen Bekennt- nis festhält, wollten orthodoxe Fanatiker sie ermorden, wurden aber verhaftet. (???)
Rußland.
Die russische Regierung plant die Einführung einer allgemeinen Steuer für ausländische Geschäftsreisende, welche namentlich durch den Konkurrenzneid der Russen gegen die Deutschen veranlaßt ist.
Türkei.
Der Sultan, der sich sonst nicht viel um Tod und Leben der Ungläubigen und nicht einmal seiner Gläubiger kümmert, hat doch dem Sohn des Kanonenkönigs Krupp sein Beileid aussprechen lassen. So groß ist der Respekt vor den Kanonen.
Bulgarien.
Einem in Sofia umlaufenden Gerüchte zufolge hat die Regierung vom Prinzen Ferdinand von Koburg aus Wien die Mitteilung erhalten, daß er zwischen dem 8. und 10. August in Tirnowa ein- treffen werde.
Amerika.
In der Salzseestadt in Nordamerika ist das derzeitige Oberhaupt der Mormonen, John Taylor, gestorben. Damit ist dem Kampfe zwischen den Bereinigten Staten und dem Mormonentum der fanatische Vorkämpfer der „Kirche der Heiligen" entrückt.
Der in New- Uork verhaftete Zalewski hat eingewilligt, daß er nach Wien ausgeliefcrt werde. Oesterreich werden dadurch große Kosten und langwierige Verhandlungen erspart.
Nach einer Meldung aus Panama hat die Regierung der Vereinigten Staaten in Columbia ihre Gesandtschaften in Deutschland und Frankreich abgeschafft. _
(Reichsgericht.) Hat eine Ehefrau ihren Mann wegen ihr zugefügter Mißhandlungen und Ehrenkränkungen, welche ihr gesetzlich ein Recht geben, den Mann zu verlassen, um sich dadurch ferneren Mißhandlungen zu entziehen, verlassen, ohne auf Ehescheidung anzutragen, so braucht sie nach einem Urteil des R.-Ger., IV. Zivilsen., vom 25. April d. I., erst dann wieder zum Mann zurückkehren, wenn besondere thatsächliche Umstände eingetreten sind, welche jene Gefahr fernerer Mißhandlungen beseitigen. Die bloße wiederholte Aufforderung des Mannes oder ein vom Richter erlassenes Rückkehrmandat an sich genügen nicht, um das Getrenntleben der Frau zu einem unberechtigten, böslichen zu machen. _
Kleinere Mitteilungen.
Dem Gemeinderat und Adlerwirt B. in Nußdorf wurden in seinem in der Nähe des Orts gelegenen Hopfengarten ungefähr 750 Stück Hopfenstöckc von ruchloser Hand abgcschnitten und ihm ein Schaden von nahezu 800 zugefügt. Auf die Entdeckung des Thäters hat der Beschädigte 250 ^6 ausgesetzt.
Eine „schneidige" Zurechtweisung und gründliche „Abfuhr" widerfuhr in Sondelfingcn bei Metzingen einem jungen Bauernburscheu, der sich während des Erntegeschäfts einer DorfschSnen etwas gar zu zärtlich genaht hatte. Diese wollte sich seiner Umarmung durch eine energische Bewegung entledigen. Dabei bedachte sie aber nicht, daß sie die Sichel in der Hand hielt, und traf ihren Verehrer mit derselben so kräftig in'S Gesicht, daß ihm die rechte Wange und das Ohr unt einem Schnitt nahezu vollständig abgetrennt wurden.
In dem Dorf Wunderthausen (Siegen) sind 19 Wohnhäuser und 12 Nebengebäude abgebrannt.
Vom Fränkischen, 27. Juli. Ein entsetzliches Fa- unliendrama hat sich vorgestern in Kleinheubach ereignet. Die 3 Söhue des allgemein geachteten Pianofortefabrikanten Günter daselbst sind in der Blüte ihrer Jahre, im Alter von 15, 18 und 21 Jahren, beim Baden im Main ertrunken. Es wollte immer einer den andern retten und so fanden alle drei in den Wellen ihren Tod.
München, 2S. Juli. In der Vorstadt Au ist heute vormrttag ein zweistöckiges Haus eingestürzt. Bis jetzt wurden drei Tote gefunden.
Auch ein armer Reisender!" Die „Arbeiterkolonie" brmgt folgendes aus der „Herberge zur Heimat" in Zwickau: „Ber dem Maurer Bayer aus Lauter in Sachsen, der alle vier bis sechs Wochen als armer Reisender hier durchreist, wurden 18 Stück Fünfhundertmarkscheine, 2 Stück Hundert- markscheme, 160 in Gold, und etwa 20 ^ in Silber gefunden. Dieses fast 10000 -6 betragende Vermögen will sich verdient haben. (Gewiß als Fechtmeister!) Aus leinen Papieren habe ich ersehen, daß er sämtliche Na- turakverpflegungsstationen und Ortsgeschenke mitgenommen
hat. Unsere Behörde hat den Bayer denselben Abend freigelassen, indem nicht nachgewiesen war, daß er sich das Geld auf unrechtmäßige Weise verschafft habe. AchnlicheS ist schon sehr häufig beobachtet worden, wenn auch noch selten in so - krasser Form, und da fragt man doch mit Recht, wie lange wird das deutsche Volk die Brandschatzungen des Stromcr- tums sich noch gefallen lassen? An so vielen Stellen, nament- i lich auf dem Lande, herrscht noch auf der einen Seite unver- ! ständiges Mitleid, auf der andern feige Angst vor den Stromern; daran scheitert so häufig das Bemühen der Natural- ! verpflegungsstationcu, dem Unwesen der Wanderbettelei ein ^ Ende zu machen.
! Hunde im Dienste der Armee. Bei dem in ^ Schwerin in Garnison stehenden 14. Jägerbataillon (wahr- ! scheinlich auch noch bei anderen preußischen Truppenteilen)
! finden seit diesem Frühjahr, wie schon früher in den Zeitun- ! gen mitgeteilt, ganz interessante Versuche im Gebrauch abge- richtcter Hunde für den Vorpostendienst und besonders auch ! zur Uebermittelung schneller Nachrichten im durchschnittenen ! Gelände statt. Es sind dem Bataillon 10—12 Hunde, teils ! Pudel, teils rauhaarige Schäferhunde beigegeben und jeder ! Hund ist einem älteren vertrauten Manne, häufig früherem ! gelerntem Jäger, zur besonderen Pflege und Ablichtung an- vertraut. Bei Patrouillen und Rekognosziruugen werden nun diese Hunde an der äußersten Spitze mitgeführt und et- ! Warze Meldungen und Wahrnehmungen kurz mit Bleistift ge- l schrieben, in ihrem Halsbande befestigt, worauf sie losgelassen werden, und daun im eiligsten Laufe querfeldein zu dem Haupttrupp zurückkehren. Ebenso sollen sie die Meldungen von den sehr weit entfernten Scheiben zu den Schießständen zurückbringcn und auch bei nächtlichen Bivouaks den Vorposten beigegeben werden, um die Annäherung von Personen durch ihr Gebell anzuzeigen. Da in den Menagen der Kasernen Speise-Abfälle für die Hunde im Ueberfluß vorhanden sind, so verursacht deren Fütterung weiter keine Kosten. Ob diese Benutzung von Hunden wirklich praktischen Nutzen haben wird, muß die Erfahrung freilich erst lehren. Bis jetzt sollen sich die Schäferspitze als die klügsten und gewandtesten Tiere zeigen, sollte der Gebrauch der Hunde aber wirklich allgemeiner und praktisch erwiesen werden, so wird .man unzweifelhaft eine besondere Rasse von Hunden für diesen Zweck züchten. Der Mannschaft soll diese Mitführnng und Benutzung der Hunde viel Vergnügen machen.
Paris. Georg Grison bringtim „Figro" eine Schändlichkeit zur Sprache, deren sich nicht weniger als 16 Redakteure und sogar einige Leiter von Pariser Blättern schuldig gemacht haben sollen. Wie man sich erinnert, hatte der Mörder Pranzini mit mehreren verheirateten Frauen Liebesbriefe gewechselt. Sechszehn Berichterstatter nun haben sich durch allerlei Mittel die Adressen der Damen zu verschaffen gesucht, und der Reihe nach von mehreren Frauen für ihr Stillschweigen Geld verlangt! Eine der letzteren'hat diese Erpressungsversuche einfach dem Staatsanwalt mitgetcilt und dieser hat sich, um nicht den Skandal durch einen Prozeß gerade herbei- zuführeu, genötigt gesehen, die Preßstrolche bloß derb zu verwarnen, und bei Wiederholung mit sofortiger Verhaftung zu bedrohen. Der „Figaro" findet diese Verwarnung ungenügend und verlangt im Interesse der anständigen Journalisten, daß über die Angelegenheit volles Licht verbreitet werde, und daß man die Namen der 16 Elenden erfahre.
Handel L Berkehr.
> Hopfe n-A ussichten. Ein Ludwigsburger Kfm. schloß ! in Pfäffingen einen vorläufigen Kauf auf Hopfen ab, wo- ! nach für den Ztr. 150 °6 bezahlt wurden.
! Aus dem Rcmsthal, 27. Juli. Die Einnahmen j aus der diesjährigen Kirschencrnte dürften sich auf ca. 100000 ! x belaufen. In Endersbach wurden zum Transport nach s Bayern und Stuttgart allein 10000 Körbe im Gewicht von ! 4000 Zentner aufgegeben.
> Konkurseröffnungen. Gottlieb Rauß, Zirnmer-
> mann in Merklingen (Leonberg). Gustav Fuchs, Flaschner ^ in Reutlingen.
Allerlei.
Die Geflügelcholera. Seit etwa 6 ^ Jahren hat sich fast in jedem Sommer in vielen j Orten eine Seuche unter dem Geflügel gezeigt, die in den meisten Fällen von angekauften Gänsen ausgegangen ist und sich auch auf anderes Geflügel,
! besonders auf Enten und Hühner übertragen hat. Oftmals sind die durch die Seuche hervorgerufenen . Verluste sehr bedeutend gewesen, da nicht selten über die Hälfte des Geflügels in den befallenen Gehöften zu Grunde gegangen ist. In der Regel hat sich die Seuche durch die von umherziehenden Händlern verkauften Gänse verbreitet, doch ist in den Orten, nach ! welchen die Krankheit auf diese Weise verschleppt worden ist, nicht selten auch eine Verbreitung von dem Geflügel eines Gehöftes auf das Geflügel benachbarter Besitzer vorgekommen. Die Krankheit wird mit dem Namen der Gänsecholera. Hühnercholera oder allgemeine 'Geflügelcholera bezeichnet. Sie hat mit der Cholera des Menschen nichts gemein und geht auch auf andere Haustiere, mit Ausnahme der Kaninchen, nicht über. Bricht die Krankheit unter den von einem Händler gekauften Gänsen ^ aus, so sterbest einige Tiere meist schon in den ersten j Tagen Nach dem Ankäufe. Acht bis vierzehn Tage später werdest dann die' Todesfälle häufiger, so daß in einer größeren Herde täglich oder alle paar Tage einige Tiere zu Grunde gehen. Befinden sich solche Gänse mit anderem Geflügel auf einem Hofe, so tritt auch bald ein Sterben unter Hühnern und En
ten oder Puten auf. So kann sich die Krankheit mehrere Wochen und Monate lang hinziehen und den größten Teil des vorhandenen Geflügels vernichten. Die Krankheitserscheinungen sind wenig auffällig, oft merkt man den Tieren eine Krankheit gar nicht an, bis sie plötzlich anfangen zu taumeln und in kurzer Zeit verenden. Mitunter zeigen sich die Tiere aber auch ein bis drei Tage lang krank; sie lassen die Flügel hängen, sind matt und taumelig, die Federn sind gesträubt, die Augen geschlossen, so sitzen sie stundenlang schläfrig da, ohne den Platz zu wechseln; dabei trinken die Tiere viel, fressen aber nicht und haben oft einen aus grau- oder gelbweißen oder bräunlichen, schleimig-eitrigen Massen bestehenden Durchfall; zuletzt werden die Durchfallsmassen sehr wässerig und grünlich gefärbt. Die Tiere werden dann immer schwächer, hocken am Erdboden und können sich kaum auf den Beinen erhalten. Hühner und Gänse lassen hierbei oft heißere Töne hören. Bei Hühnern färbt sich der Kamm blaurot und kurz vor dem Tode sogar blauschwarz; dann sterben die Tiere bald unter Zuckungen. Schneidet man den Darm solcher an der Cholera gestorbener Tiere auf, so findet man denselben mit gelben oder blutig gefärbten schleimigen Massen angefüllt; die Darmschleimhaut ist stark geschwollen, in Falten gelegt und hochgradig gerötet. Von den Landwirten wird als Ursache der Seuche gewöhnlich Mangel an Wasser oder Treiben der Gänse bei großer Hitze angegeben. Die Ansicht ist aber nicht zutreffend. Durch wissenschaftliche Untersuchungen hat man bestimmt nachgewiesen, daß die Seuche nur durch einen bestimmten Ansteckungs- oder Krankheitsstoff entsteht und weiter verbreitet wird. Dieser Ansteckungsstofi ist besonders in den Abgängen und Durchfallsmassen enthalten, welche bei der Krankheit von den Tieren abgesetzt werden. Ferner findet sich der Ansteckungsstoff aber auch in allen Körperteilen, auch cm den Federn der an der Seuche krepierten Tiere. Auf Grund dieser Thatsachen lassen sich beim Ansbruche der Cholera unter dem Geflügel recht wirksame Maßregeln gegen die Verbreitung der Krankheit treffen. Vor allen Dingen muß man die an der Seuche gefallenen nicht umher liegen lassen, sondern sie sofort mit den Federn so tief vergraben, daß sie nicht wieder ans Tageslicht kommen; kranke Tiere müssen von den gesunden getrennt und abgesperrl werden. Sodann hat man die Ställe, in welchen das von der Seuche befallene Geflügel gesessen hat, gründlich zu reinigen, wobei eine besondere Sorgfalt auf den Fußboden zu verwenden ist. Hiernach muß der Stall ausgeweißt und der Fußboden mit Kalklösung übergossen werden. Ferner ist es notwendig, die Futterplätze zu wechseln, d. h. das Geflügel nicht an solchen Stellen zu füttern, an welchen die kranken Tiere sich befunden und Kot abgesetzt haben. Zweckmäßig ist es hierbei, die Futtertröge hoch zu stellen, daß die Gänse nicht so leicht hineintreten und das Futter durch ihren Kot verunreinigen können, denn gerade hierdurch wird die Krankheit oft in kurzer Zeit auf viele Tiere der Herde übertragen. Endlich hat sich als ein gutes Mittel gegen die Verbreitung der Seuche unter dem Geflügel die Salzsäure bewährt, sobald sich Fälle von Geflügelcholera zeigen, stelle man dem gesamten Geflügel ein mit Salzsäure vermischtes Trinkwasser hin, wobei man auf den Eimer Wasser 1—2 Eßlöffel voll reine Salzsäure zu nehmen hat, solches Wasser muß sämtlichem Geflügel mindestens 14 Tage lang verabreicht werden. (Durch „Landw. Nachr. v. u. f. Rheinhessen".)
— Um Feuer zu beleben. Ein vorzügliches Mittel, mattes Feuer zum kräftigen, Hellen Aufbrennen, erlöschende Kohlen in Glut zu bringen, ist ein wenig Kolophonium, und jede Hausftau sollte von diesem leicht aufzubewahrenden, äußerst wohlfeilen Stoffe einen kleinen Vorrat halten. Ein nußgroßes Stückchen, in die vergehende Glut geworfen, reicht hin, um in wenig Sekunden alle Kohlen in hohe Glut zu setzen; das Kolophonium schmilzt und ergießt sich dabei über das glimmende Feuerungsmaterial dergestalt, daß Flamme und Hitze in kürzester Zeit zunehmen und dann sich geraume Zeit gleich kräftig halten.
— Reflexion eines Postbeamten: Eine verheiratete Frau ist ein Brief, der an seine Adresse gelangt ist; ein Fräulein ist ein noch nicht abgesandter Brief; eine alte Jungfer ist ein postlagernd vergessener Brief.
Verantwortlicher Redakteur Eteinwandel in Ra,old. — Druck und kerla, der s. w. Zaile r'Ichen vuchhandlun, in Raiold.