zwei bayerischen Unteroffizieren, welche auf Anruf, der eine links, der andere rechts, die Flucht ergriffen. Die Patrouille setzte dem Einen, welcher der Mosel zu entlaufen war, nach und gab Feuer; mit einem Ach Gott" stürzte der Unteroffizier in die Mosel und war verschwunden. Die Leiche ist bis jetzt nicht gefunden worden.

Franzosen in Deutschland. Aus Ober- Hausen wird derKöln. Ztg." geschrieben:Daß ein großer Teil der französischen Presse dem belieb­ten Revanchegedanken wieder u. immer wieder Ausdruck verleiht, ist nichts Neues und kann uns nicht mehr in Erstaunen setzen; daß aber in Deutschland selbst ein reisender Franzose in der unverschämtesten Weise unser Vaterland angreift und zumheiligen Kampfe" gegen die germanischen Barbaren aufruft, dürste bis jetzt noch nicht dagewesen sein. Wir wür­den die Möglichkeit eines solchen Falles bezweifeln, wenn uns nicht ein Lied mit Komposition vorläge, welches vor wenigen Tagen hier bei dem Besitzer des bekannten GasthausesHof Holland" einlief. Dasselbe trägt den Titel »Da Ausrrs sainto« und sucht alle Franzosen von Calais bis zum Mittelmeer, alt und jung, zum heiligen Kampfe zu entflammen. Die biedererepublikanische Seele", welche den Kriegs­gesang anstimmt, ist der Weinreisende Felix Theffalus- Boittier, welcher eine Weinfirma aus Bordeaux ver­tritt und bisher in hiesiger Gegend viel Wein ab­setzte. Schon vor einigen Jahren lohnte der Ehren­mann die Geistlichkeit der Casino-GesellschaftHcide- blümchen" damit, daß er Bilder vorzeigte, durch welche das deutsche Heer in der empörendsten Weise beleidigt wurde. Der Franzose wurde damals ge­zwungen, vor versammelter Gesellschaft die Bilder zu zerreißen und mußte dann das Weite suchen. Was würde wohl geschehen, wenn ein Deutscher in Frank­reich eine gleiche Unverschämtheit an den Tag legte?"

Auch der Landryt des Kreises Bunz, Graf zu Stolberg, fordert die Amts- und Gemeindevor­steher, sowie die Gensdarmen auf, sorgfältig auf die sogenannten Ausverkaufs-Geschäfte zu achten, da die­selben sich nicht selten als auf Täuschung des Publi­kums berechnete unreelle Unternehmung herausstellten.

Berlin, 27. Julj. DiePost" bringt eine aus Zürich datierte, sehr ausführliche Mitteilung, in welcher Weise der geheime Vertrieb der sozialdemo­kratischen Schriften von Zürich aus nach Deutschland vor sich geht. Es heißt darin u. A.:Für nicht weniger als 10000 ^ importiert die hiesigeVolks­buchhandlung" in jedem Monat verbotene Schriften nach Deutschland, wobei freilich ein Drittel der Summe als Speditionskosten in Abzug zu bringen ist. DerSozialdemokrat", dessen Auflage gegen­wärtig die Höhe von 12000 erreicht hat, wird all­wöchentlich in ungefähr 9000 Exemplaren heimlich in Ballen über die deutsche Grenze geschafft, während etwa 400 Exemplare in verschlossenem Couvert direkt durch die Post an deutsche Empfänger gelangen." Als Oberster Leiter des gesamten Betriebes wird der frühere Reichstagsabgeordnetc Motteler bezeichnet.

Berlin, 29. Juli. Der Kreuzztg. zufolge ist der Kronprinz von Griechenland (geb. 1868) gestern mit Gefolge hier angekommen.

Berlin. 29. Juli. Der frühere Botschafter v. Keudell hat sich mit seiner Familie vom Vier­waldstädter See nach seinem Rittergute Zehden bei Freiewalde begeben.

Berlin. 29. Juli. Die ungünstigen Nach­richten über das Befinden des Königs von Holland bestätigen sich. In hiesigen diplomatischen Kreisen wird das Erbrecht des Herzogs Adolf von Nassau als feststehend angenommen und unterstützt werden.

Der Reichsanzeiger schreibt: Die Jnterims- scheine der 3'/r prozentigen Reichsanleihe vom Jahre 1887 können vom 1. August d. I. ab gegen defini­tive Schuldverschreibungen umgetauscht werden. Der Umtausch findet bei der Reichshauptbank in Berlin statt. In der Zeit vom 1.31. August d. I. über­nehmen jedoch sämtliche Reichsbank-Hauptstellen, Reichsbankstellen, Reichsbank-Kommanditen und die Reichsbank-Nebenstellen in Barmen, Bochum, Darm­stadt, Duisburg, Heilbronn und Wiesbaden die kosten­freie Vermittelung Hesselben.

Fürst und Fürstin Bismarck feierten am 28. Juli ihren 40. Hochzeitstag., Die Vermählung des. damaligen Herrn von Bismarck mit dem Fräu­lein Johanna pon Putckammer fand in Remfeld in Pommern statt. Die Fürstin steht gegenwärtig im 64. Lebensjahre.

Magdeburg, 27. Juli. Die türkische Re­gierung hatte am 10. Februar d. I. mit Mauser und Löwe auch die Lieferung von 500000 Repetierge- wehren vereinbart. Die Gewehre, welche die türkische Regierung mit ^ 68,8 das Stück bezahlt, entspre­chen in ihrer Konstruktion dem deutschen Modell 71/84, haben jedoch nur 9 Mm. Kaliber.

Zum Handel mit Frankreich. Eine Königsberger Fabrik wurde in diesen Tagen durch den Brief eines französischen Agenten überrascht, mit dem sie seit längerer Zeit wegen Verkaufs ihrer Fabrikate in Unterhandlung stand. Jetzt schreibt der Agent, es verbiete ihm sein Patriotismus, mit einem Deutschen in Geschäftsverbindung zu treten.

^ Posen, 25. Juli.Kuryer" u.Dziennik" teilen mit, daß den Lehrern des Landkreises Posen die Anweisung zugegangen sei, darauf zu halten, daß die Schulkinder in den Stundenpausen untereinander nur deutsch sprechen.

Oesterreich-Ungarn.

Heute läuft die vierzehntägige Bedenkzeit ab, welche der Prinz Ferdinand von Koburg sich für einen entscheidenden Entschluß von der bul- gulgarischen Deputation ausgebeten hatte. Trotz aller ^ gegenteiligen Versicherungen hält man es wenigstens

> in Wiener politischen Kreisen nicht für ausgeschlossen,

! daß der Prinz vorübergehend in Sofia erscheint, wo

Alles zum Empfange vorbereitet ist, und dort die ! Sobranje und die Regentschaft auflöst. Die diplo- ! matischen Kreise bezweifeln, ob solche Schritte bei

> Rußland Erfolg haben werden, betonen jedoch, daß die Bulgaren Alles nur Mögliche gethan haben, um

I Rußland zu befriedigen, daß schließlich gegenüber der absoluten Berneinungspolitik Rußlands ein selbstän­diges Vorgehen derselben nicht verwunderlich sein würde. Mehrere Wiener Blätter wollen aus Sofia erfahren haben, Prinz Ferdinand habe daselbst für sich und seinen Adjutanten bulgarische Uniformen be­stellt, und erblicken darin ein Anzeichen der baldigen Reise des Prinzen nach Bulgarien. Was die Pforte betrifft, so scheint es entschieden, daß sie, so lange Rußland seine Zustimmung verweigert, die Wahl des Prinzen von Koburg uicht bestätigen wird.

Redakteur Bachmann, welcher wie erinner­lich im Dezember 1886 in Stuttgart, Heilbronn und München Vorträge über die Lage der Deutschen in Böhmen gehalten hat, wurde wegen dieser Vorträge vom Pilsener Gericht auf direkten Wunsch des Ju­stizministers strafgerichtlich verfolgt. Da aber von Stuttgart aus. wohin man sich mit dem Ersuchen um Einvernehmung der Zeugen gewendet und hier­bei sogar diplomatische Intervention in Anspruch ge­nommen hatte, jeder derartige Schritt abgelehnt wor­den ist, hat sich der Justizminister zu seinem großen Schmerz gezwungen gesehen, die Einstellung der Untersuchung anzuordnen.

Ga st ein, 30. Juli. Der Kaiser von Oester­reich trifft zur Zusammenkunft mit Kaiser Wilhelm am 6. Aug. zwischen 5 und 6 Uhr abends hier ein.

Frankreich.

Paris. Die Leitartikel der radikalen Zei­tungen beschäftigen sich alle mit der Rede Ferry's. Am wütendsten ist Rochefort über Ferrys Rede. Er nennt ihn in seinemJntransigeant" den Feigsten der Feigen, ein Wildpret für die Cholera, einen Spitzbuben, eine Henkersseele, einen Räuber u. Mör­der,. ja, selbst Macbeth und Fallstaff in einer Person, denn nicht vor den Geistern seiner Opfer hat er Furcht, sondern vor dem Regenschirm, mit welchem ihn die lieberlebenden ins Gesicht > schlagen möchten." Rochefort fühlt sich durch Ferrys Rede in Epinal eben ganz besonders bettoffen,als eines jener Ge­spenster aus der verhängnisvollen Epoche, wo man Generäle niederschoß." Wegen seines Bonmonts auf Boulanger wird Ferry übrigens auch von seinen Anhängern getadelt. Man meint, er hätte einen ^ aktiven General nicht in dieser Weise beleidigen sol­len. DieFrance" glaubt, Boulanger werde von Ferry für den AusdruckSaint-Arnaud der Sing­spielhallen" Genugthuung fordern.

Paris, 29. Juli. DerLanterne", welche ^ mit Boulanger in Verbindung steht, wird aus Cler- ^ mont-Ferrand gemeldet. Boulanger werde Ferry we- ! gen seiner Rede in Epinal fordern; die Zeugen des ; Generals seien gestern bereits von Clermont nach ! Paris abgercist. Ferron hat den Militärmusiken

> verboten, Gassenhauer aufzuspielen. Boulangistische : Blätter sprechen sich darüber mißbilligend >aus.

Paris. Die abenteuerliche Geschichte von der

Aufforderung 94 französischer Generale an Boulanger, einen Staatsstreich zu machen, wird folgendermaßen aufgeklärt: Am 6. Januar, nach Bismark's Septen- natsrede, habe Boulanger telegraphisch einen Bericht von allen Generalen über die wirkliche Stärke ihrer Truppen gefordert, sowie darüber, ob die letzteren marschbereit seien. 94 Generale hätten erklärt, sie seien marschfertig, während Andere Vorbehalte machten.

Der Skandal zwischen Cassagnac und dem Abg. Laur in Paris geht weiter. Cassagnac will sich nicht eher mit Laur schlagen oder schießen, bis dieser die 94 Generale genannt, die sich s. Z. Bou­langer zum Staatsstreich zur Verfügung gestellt haben sollen. Laur erklärt nun, er habe die Namen seinen Zeugen und Sekundanten schriftlich übergeben und Cassagnac werde sie auf dem Kampfplatz zu lesen be­kommen, und nennt Cassagnac, der unzählige Duelle bestanden, einen Feigling, der sich am Tag der Schlacht von Sedan in einem Keller versteckt habe.

Paris. 30. Juli. Der Kaiser und die Kai­serin von Brasilien begeben sich auf Anraten der Aerzte heute nach Baden-Baden.

Paris, 27. Juli. Wir erwähnten im letzten Blatt, daß der General Boulanger dem Kondukteur und dem Ma­schinisten, welche die Lokomotive führten, die ihn am Tage seiner Abreise nach Clermond-Fcrrand aus dem Lyoner Bahn­hof wegbrachte, eine Uhr mit Widmung geschickt hat. Diese Uhren wurden dem General durch die Agenten zurückgesandt, welche sie nicht hätten annehmen dürfen, ohne sich gegen die Reglements zu vergehen. Jetzt hört man aber noch eine ganz andere Geschichte: 94 Stadt-Sergeanten haben bei dem Po­lizeikommissariat ihrer Viertel Uhren abgegeben, die sie in ihrer Wohnung fanden. Diese Uhren, aus Silber mit Re- montoir und Sekundenzeiger, trugen statt der Nummer fol­gende Worte auf der inneren Schale: ,,8onvsnir äu Aöuöral LouIauZsr 7. .IniUst 1887." Eine Enquette ist eröffnet, um die Herkunft dieser Uhren festzustellcn. Zuerst hatte man sie dem General Boulanger selbst zugeschrieben, aber dann gab man diese Vermutung auf, weil der General weiß, daß cs den Agenten verboten ist, für die Erfüllung ihrer Pflicht in der Ausübung ihres Amtes eine Belohnung oder Gratifikation anzunchmen. Ferner fragt man sich, wie der General Bou­langer sich die Liste und die Adresse der am 7. Juli dicnst- thuenden Stadtscrgeanten hätte verschaffen können.

Holland.

Aus Holland wird gemeldet, das der Zu­stand deS Königs Wilhelm fortgesetzt zu den ernste­sten Befürchtungen Anlaß gibt. Zu einem alten Blasenleiden hat sich hochgradige Nervosität und allgemeine Schwäche gesellt. Der König ist 71 Jahre alt.

Italien.

Rom, 29. Juli. Der deutsche Gesandte am Vatikan, Herr v. Schlözer, überreichte dem Papst anläßlich dessen Priesterjubiläums ein eigenhändiges Glückwunschschreiben des Kaisers Wilhelm nebst einer kunstvoll mit kostbaren Steinen geschmückten Mitra (Armbinde).

Der kluge P a P st Leo XIII. macht die Zu­rückgabe Rom's und des Kirchenstaates an das Papst­tum den Italienern sehr plausibel. Er sagt ihnen, die Einheit Italiens würde dadurch nicht gefährdet, sondern verstärkt werden; der Papst würde als welt­licher Herrscher immer ein guter Italiener bleiben und die ganze Armee von Missionären in der ganzen Welt für Italiens Einfluß und Macht arbeiten las­sen. Trotzdem scheinen die Italiener nicht an den Köder anbeißen zu wollen.

Rom, 30. Juli. Depretis ist gestern abend in Stradella gestorben. Er war. einer der Vor­kämpfer für die Einigungsbestrebungen Italiens. Seit 1862 gehörte er einer Reihe von Kabineten und zwar als Chef der verschiedensten Departements an, mehr­mals war er selbst Ministerpräsident, daneben Mi­nister des Aeußern, des Innern u. s. w.

Rom, 30. Juli. Das Ministerium beschloß in Folge des Todes des Ministerpräsidenten Depre- lis dem Könige ihre Demission zu überreichen, die Geschäfte aber inzwischen fortzusühren. Das Leichen­begängnis Depretis soll auf Staatskosten veranstal­tet werden.

England:

Ministerpräsiden Lord Salisbury hielt in einer konservativen Versammlung eine politische Rede, in welcher er sich dahin aussprach, daß Egypten sich jetzt im Zustande vollkommener Ruhe befinde. Die Gefahr, von den Sudanesen angegriffen zu werden, erscheine völlig beseitigt» Auch mache Egypten Fort­schritte in der Civilisation. England habe durch das Scheitern der egyptischen Konvention nichts verloren, Egypten habe aber 2 Jahre der Ruhe gewonnen. Dadurch sei auf lange Zeit hinaus der frühe? be-