(Staats-, Gemeinde-, Kirchen-, Schul- rc. Kassen) Quittungen überhaupt nicht angenommen werden dürfen, welche nicht die eigenhändige Namensunterschrift des Empfängers tragen, und daß auch für Privatpersonen eine nur mit dem Namensstem­pel versehene Quittung, wenn z. B. vor Gericht die Zahlung nachgewiesen werden soll, nicht genügen kann.

In's Aad.

Eine Humoreske.

Nachdruck

verboten.

(Fortsetzung und Schluß.)

Frau Assessorin Walter empfing den Herrn Gemahl mit etwas mißvergnügter Miene. Sie "hatte reichlich eine halbe Stunde auf ihn mit dem Essen warten müssen. Klotilde war in Wahrheit eine schöne Frau; aber sie war, wen sie auch ihren Gat­ten über alles liebte, leicht erregbar, und nur sein be­hagliches, humorvolles Temperament verhütete zahl­reichere kleine häusliche Scene». Als er von der Straße hinauf zu den Fenstern seiner Wohnung blickte, seufzte er, mit den Eigenheiten seiner Frau auf's Beste vertraut:O weh! Heute giebt es ein kleines Unwetter. Und daran ist doch nur die Lucie mit ihrer Liebesgeschichte schuld. Aber abschlagen konnte ich dem kleinen Ding die Gefälligkeit wirklich nicht. Ob ich Klotilde Alles erzähle? Bei dieser Stimmung scheint mir das etwas verfrüht. Sie kennt unseren

kleinen Liebesroman und-" damit war er

vor der Thür seiner Wohnung angekommen, die von innen sofort geöffnet wurde. Walter drückte einen herzlichen Kuß auf Clotilden's roten Mund und sagte besänftigend:Sei nicht bös, mein Kind, ich bin etwas aufgehalten!" Die Frau Assessorin erwiderte nichts und man ging zu Tische. Die Mahlzeit ver­strich recht schweigsam; als sie beendet, bat Walter: Entschuldige mich ein Stündchen, Klotilde; ich habe noch ein Aktenstück zu bearbeiten, das sofort erledigt werden muß. Damit ging er in sein Arbeitszimmer, und die junge Frau warf sich auf eine Chaise longue. Die zierlichen Falten auf ihrer weißen Stirn hatten sich merkbar vertieft.Das war rücksichtslos von ihm!" rief sie. In diesem Moment klopfte es an die Thür. Das Mädchen brachte den gereinigten Ueberrock des Assessors, da das junge Ehepaar sonst gleich nach dem Kaffee einen Spaziergang zu machen pflegte.Der Herr ist noch beschäftigt. Lege den Rock nur dort auf den Stuhl," befahl Klotilde. Dann entfernte sich das Mädchen.

Eine Stunde war vergangen. Oskar kam noch nicht wieder zurück. Die junge Frau schritt ärger­lich im Zimmer auf und ab. Dabei bemerkte sie auch, wie aus der Brusttasche des lleberrockes et­was Weißes hervorsah. Sie faßte darnach, es war ein zierliches Briefchen, Lueie's Brief. Er war ohne Ueberschrift, nur flüchtig geschlossen. Die Frau Assesso­rin machte sich gar kein Gewissen daraus, ihn vor­sichtig zu öffnen; es war keine schwere Arbeit. Und dann las sie mit seltsam glänzenden Augen:Mein Oskar! Tausend Dank für Deinen Brief. Er hat mich aufgerichtet und getröstet. Hoffe und harre, es wird Alles noch gut werden, unsere Liebe wird alle Hindernisse, die jetzt io groß erscheinen, über­winden. Einen Kuß für Dich, mein Geliebter. Lucie!" Mit zitternden Fingern schloß Klotilde den Brief wieder, brachte ihn an die frühere Stelle und warf sich auf die Chaise longue zurück. Sie hielt

; ein Tuch vor die brennenden Augen, aber keine ! Thräne quoll daraus empor.

! Etwa zehn Minuten später kehrte Walter zurück.

! Er nahte sich leise der regungslos Daliegenden und ! küßte sie zärtlich. Klotilde rührte sich nicht.Bist Du krank, mein Schatz?" fragte er besorgt.

Ich glaube ja," antwortete sie matt. Er ging hastig auf und ab; sie hatten schon einen längeren i Kampf um eine Badereise gekämpft; er war kein Freund davon, und fühlte sich behaglicher im lau- ^ schigen Heim, aber jetzt kam es ihm in den Sinn,

! um des lieben Hausfriedens willen nachzugcbeu.

Es wird am besten sein, Du reist Doch in ! ein Bad," begann er liebevoll,Deine Nerven schei- ^ nen sehr gelitten zu haben. Ich werde alles Nötige i besorgen, in ein paar Tagen kannst Du schon unter- i Wegs sein!"

Ich reise nicht ohne Dich!"

Aber liebes Kind, Du weißt doch, wie sehr ich zu thun habe. Jetzt kann ich nicht abkommen, l mich hält hier zu viel!"

Zu viel, das glaube ich!" antwortete sie in ganz eigenem Tone, ihn voll in's Gesicht blickend. DiesZuviel" hat dich auch wohl heute abgehäl- ten, pünktlich zum Essen zu kommen?"

Klotilde," rief er scharf. Der Ton ihrer Stimme hatte ihn gewaltig verletzt.Zum letzten Male also, willst Du reisen oder nicht?"

Nicht ohne Dich!" antwortete sie kalt.

Gut, dann bleibe, Du scheinst heute der Ruhe zu bedürfen und ich will Dich nicht stören. Lebe wohl!"

Er ging zur Thür hinaus. Draußen wartete er noch einen Augenblick, aber nichts regte sich drin- ! nen: Niemand rief nach ihm!

Für den armen Assessor *kamen böse Tage.

> Klotilde war in äußerst schlechter Stimmung, unter ! der auch Andere zu leiden hatten. Als Lucie eines ! Tages zum Besuch kam, um von Oskar einen Brief Redlingen's in Empfang zu nehmen, war^s zwischen ihr und Klotilde zu einer recht unbehaglichen Aus­einandersetzung gekommen. Mühsam ihr Schluchzen ^ verbergend. hatte sie das Haus verlassen, in dem ; statt des behaglichen Glückes plötzlich der Unfriede eingekehrt war. Endlich konnte Walter es nicht mehr : ertragen.Ich muß ihr den Gefallen thun und mit i ihr reisen. Kleine", sagte er zu-Lucie,es ist in mei- ! nen vier Pfählen nicht mehr zum Aushalten. Im­mer und ewig diese Anspielungen, die einer thörichten Eifersucht entspringen, das ist ja schrecklich. Und Eure Lache muß nun auch zu Ende kommen. Ich habe mit Reblingen gesprochen, und er will thun. waS ich ihm vorgeschlagen habe. Paß' also auf! Der alte Rechtsanwalt St. legt seine Praxis binnen Jahresfrist nieder, wie er mir vertraulich erzählte, Reblingen muß bis dahin umsatteln und für ihn eintreten. Wenigstens einen großen Teil der Pra­xis wird er doch erhalten. Nun weißt du Alles, komm', wir wollen jetzt vereint Deinem Vater zur , Seite gehen: Ec muß einwilligen, mag er wollen oder nicht." Sie sah mit einem so glücklichen Ge­sicht zu ihm auf, daß er seinen häuslichen Aerger vergaß, und sich den Rest des ihm zugestandenen

Lohnes von ihren Lippen holte.Weiß Gott, ich glaube, Du hättest es nicht so arg getrieben, wie jetzt Klotilde," meinte er, nahm den Arm der Errötenden ! und ging mit ihr geraden Weges in das Privat- > zimmer des alten Walters. Es war ein sehr heißer Kampf, der wohl an zwei Stunden dauerte, dann aber in einem völligen Siege endete. Walter hatte sich neben die eine Zimmerthür gesetzt, Lucie neben die andere, und so verhinderten sie den hitzigen alten Herrn am Entkommen. Und endlich, endlich willigte er ein.

Assessor Walter ging hastigen Schrittes nach ' Hause zurück, etwas froher im Herzen, als seit lan- ! ger Zeit. Klotilde empfing ihn mit der eiskalten Miene der letzten beiden Wochen; es fröstelte ihn, aber da kam auch die alte Liebe und er umarmte sie herzlich:Zwei gute Nachrichten, mein Schatz, Lucie ^ und Referendar Oskar Redlingen haben sich soeben mit einander verlobt, und wir können reisen, wann Du willst." Die Wirkung dieser Worte war eine ! ganz seltsame. Frau Klotilde schlang beide Arme um ! den Hals ihres Gatten und preßte ihn so heiß und ! leidenschaftlich an sich, als wollte sie nie wieder ihn ! von sich lassen.Was hast du denn?" fragte er ! ganz erschrocken. Sie schüttelte den Kopf, Freuden- I thräncn in den Augen, sie vermochte nicht zu spre­chen. Zwei Tage später reisten sie ab ins Bad, da­bei war es geblieben, und das junge Brautpaar hatte sich auf dem Bahnhof zum Abschied eingcfunden.

, Wahre Herzensreundschaft diktierte den Abschiedsgruß.

Dem Rechenschaftsbericht der ^IlKemsinsir Vsrsor- KunKS-^nstsIt 2 n K-n tsinIitz entnehmen wir, daß viele Behörden und größere Korporationen mit ihr Vereinbarungen wegen Versichernngsnahme der unterstehenden Beamten und- i Verbandsmitglicder getroffen haben. Zeugen diese Vertrags- Verhältnisse einerseits von dem besonderen Vertrauen zur Ver­sorgungs-Anstalt, so beweisen die nachstehenden Zahlen ande­rerseits den Umfang und die Ausdehnung des Geschäfts die­ser Anstalt. Das Kapitalvermögen beträgt Ende 1886 51322476 Bei der Hauptabteilung der Anstalt d. i. bei der l-sbeimvorsieliei'uiiK fanden statt 7057 neue Anmel­dungen mit 30483108 Kapital, wovon 5970 Personen mit 25291408 Kapital Aufnahme fanden. Der reine Zu­wachs an Versicherungen betrug 4635 mit 20325298 Ka­pital. Im Vergleich mit anderen Gesellschaften hatte ckiv Vtzi'8t>rKuiiK8-ä.n8tsIt UN Jahr 1886 (ltzn Ar<i88teii rei­nen ^nxunA an vsi-8ioliertv,n LiiMal unter allen Deutschen Lebensversicherungs-Anstalten. Der Gesamtversichcrungsbc- stand erreicht in 22 Jahren stellt sich nunmehr auf 47985 Versicherungen mit 195155190 .k, wovon auf die letzten 12 Jahre allein 160641211 entfallen. Die Sterb­lichkeit verlief sehr günstig. Nach den der Rechnung zu Grunde liegenden Stcrblichkeitstafcln sollten 499 Personen mit 2131174 Kapital sterben; in Wirklichkeit starben aber nur 401 Personen mit 1674038 Kapital; sonach 98 Personen mit 457136 Kapital weniger. Der statutarische Deckungs­fonds beträgt 24444150 .6; der reine Ueberschuß ergab 1407563 wovon 817636 ^ als Dividende an die Ver­sicherten verteilt werden; nach deren Verteilung besteht die Reserve, welche im Falle einer, bei der Versorgungs-Anstalt jedoch noch nie cingctretencn Uebcrsterblichkeit Zuschüsse ge­währt und sonst zur Sicherstellung der Dividenden dient, noch in 5316741 d. i. in nahezu Zsachcr Höhe des statutari­schen Maximums. Die im Dividendenbczug stehenden Jahr­gänge (18641882) erhalten wie in den 4 letzten Jah­ren eine Dividende von 4chg ihrer Dcckungskapitalicn; um- gcrcchnet auf die Prämie der einfachen Lebensversicherung cr- giebt dieser Satz durchschnittlich 62 -12chst.

VrrLutworklicher Redakteur Steinwandel in Nagold. Druck und Nerla« d,r M. Haiser'kchen Buchtzandlunz in Nagold.

Nagold.

Brückensperre.

Die Brücke über Müller Nailsei's Mühlkaual ist vom 29. d. M. an 8 Tage lang unfahrbar, was hiemit be­kannt gemacht wird.

Den 27. Juli 1887.

Stadtschultheißenamt.

_ E n g e l.

Nagold.

KlMkil-UntklMhlWS-

Nächsten Sonntag den 31. Juli, nachmittags 4 Uhr, General-Bersammlung.

Tagesordnung:

1) Bericht über den Stand der Kaffe.

2) Wahl des Vorstands, Kassiers, Schriftführers und Ausschusses.

Amtliche und Urivat-MekaunLmachuugeu.

Präzises und zahlreiches Erscheinen erwünscht. !

Der Vorstand. !

Nagold.

Feuerwehr.

D Nächsten Sonntag den 31. d. M., früh 7 Uhr, rückt ans das gegebene Signal die II.! v-, Compagnie (Spritzenmann- schaft) der freiwilligen Feuerwehr zur ^ Uebung aus. i

Unter Hinweisung auf die gesetzlichen ^ Bestimmungen wird vollzähliges Erschei­nen erwartet.

Das Commando.

»?««!>»»,

in Gklav, HncrrL L Iotic> fertigt G. W. Z a i s e r.

Nagold.

Danksagung.

Gatten

Bei dem unerwartet schnellen Hinschciden meines

Wilhelm Harr, Küfers,

wurden mir so viele Beweise aufrichtiger herzlicher Teil­nahme gegeben, daß ich hiefür sowohl als auch für die zatzlreiche Leichcnbegleitung, besonders von Seiten der Feuerwehr, für die so schönen trostreichen Worte des lHerrn Dekan Schott am Grabe, für die Blumenspenden und den erhebenden Gesang des verehr!. Kirchengesangvercins den innigsten Dank aussprcche.

Die trauernde Witwe

Marie Harr,

zugleich im Namen der übrigen Hinterbliebenen.