13. Württ. Artillerie-Brigade bestehend aus den Feldartillerie-Regimentern 13 und 29 und dem Fest.- Artilleriebataillion Nr. 13 zu dm diesjährigen Schieß­übungen auf ihrer Fahrt nach Grießheim den hiesigen Bahnhof passieren. Die Uebung dauert bis zum 15. August. ,

Heidenheim,13. Juli. Die hiesige Verband - stoff-Fabrik von P. Hartmann erhielt in letzter Zeit große Aufträge für die bayerische und württembergische Armee. Nach einer neuen Kriegssanitätsverordnung soll in Zukunft jeder Soldat bei seiner Ausrüstung auch ein Päckchen, das aus 2 Sublimat-Gazekom­pressen, einer Binde und einer Sicherheitsnadel, zu­sammen in ein Stück Leinwand eingepackt, besteht, erhalten.

Heiden heim, 14. Juli. Heute abend 8 Uhr wur­den Eheleute aus einem Orte des Oberamts an das hiesige Amtsgericht eingclicfert, weil sie im Verdacht stehen, ihrer Tochter gestern früh im Kaffee Gift beigebracht zu haben. Die Tochter, 25 Jahre alt, wollte sich am Montag ertränken, um den Mißhandlungen der Stiefmutter zu entgehen. Die Erkrankte darf bereits als gerettet betrachtet werden.

Dettingen u. T., 12. Juli. Die Kirschen­ernte, welche gegenwärtig alle Hände beschäftigt, fällt viel besser aus, als man anfänglich vermutete. Von den Händlern werden die Kirschen aufgekauft und 9 bis 10 Pfg. per Pfund bezahlt. Auch Obst, nament­lich Birnen, kommt mehr zum Vorschein, als man früher hoffte. Ebenso stehen unsere Weinberge sehr schön und geben Aussicht aus einen guten Herbst.

In Mergentheim mußten wegen der Masern die evangel. Volksschule und 3 Klassen der kath. Volksschule ge­schlossen werden.

Brandfälle: In Schönaich (Böblingen) am 14. Juli eine Scheuer durch Blitzschlag; in Böb­lingen am 14. Juli das ältere Malzgebäude der Zahn'schen Brauerei.

Konstanz, 14. Juli. Se. Maj. der Kaiser ist heute wie bereits gemeldet hier eingetroffen und aus das herzlichste empfangen worden. Die Frau Großherzogin stieg in den Salonwagen, um Ihren Kaiserlichen Vater zu begrüßen. Besonders herzlich war auch das Wiedersehen mit dem Erbgroßherzoge nach dessen schwerer Krankheit. Auch die Militäc- und Zivilbehörden waren zum Empfang anwesend. Kaiser Wilhelm, welcher Zivil trug, bestieg das fest­lich beflaggte Dampfboot, stürmisch begrüßt von dem massenhaften Publikum. Am Leuchtturm stand die Kapelle der Feuerwehr. Der Bodensee war bedeckt von zahlreichen Booten. Das Wetter ist wundervoll.

Mainau, 16. Juli. Der Kaiser empfing ^ heute nachmittag den König von Württemberg.! Prinz Ludwig von Baden traf gestern abend hier ein.

Liegnitz, 12. Juli. Infolge Entziehung der Konzession durch das Oberverwaltungsgericht ist der Graue Hecht", eines der ältesten Gasthäuser hiesiger! Stadt, polizeilich geschlossen worden. Der Haupt­grund dieser Maßregel war das Kreditieren von Branntwein an Arbeiter.

Görlitz, 16. Juli. DasLiegn. Tagebl." kündigt, wie dieBoss. Ztg." meldet, die Betriebs- einstellung nahezu fünfzig kleinerer Kornbrennereien bei Schweidnitz wegen der Kostspieligkeit der geforder­ten Neueinrichtung und Unsicherheit der Rentabilität an.

Essen, 15. Juli. Der Geh. Kommerzienrat Alfred Krupp ist gestern abend auf seiner Villa bei Essen gestorben.

Münster i. W., 13. Juli. Die kgl. Regie­rung hat an die Kreisschulinspektoren des Bezirks eine bemerkenswerte Verfügung über die körperlichen Stra­fen in den Volksschulen erlassen. Die Züchtigung soll bei jüngeren Kindern nur mit einer aus dünnen Rei­sern gebundenen Rute, bei älteren auch mit einer biegsamen, höchstens 1 om dicken Gerte ausgeführt werden: das Schlagen mit der Hand oder dem Lineal, Hiebe an den Kopf, Reißen an den Ohren oder Haa­ren werden streng untersagt. Die Strafwerkzeuge sollen außer Gebrauch den Kindern nicht zu Gesicht kommen. Jede Bestrafung und ihre Veranlassung ist im Lehrbericht genau zu vermerken.

Bremen, 12. Juli. Aus Havanna haben zwölf große Handelshäuser Insolvenz angemeldet. Auf Cuba ist eine Handelskrisis eingetreten.

An zwei Begegnungen scheint dem Kaiser Wilhelm viel zu liegen. Mit dem Prinzregenten Luitpold wird der Kaiser in Lindau, mit dem Kaiser von Oesterreich in Bad Gastein oder Salzburg zu- sammcntreffen.

Der deutsche Kronprinz wird im Laufe des Herbstes in Ems zu einer Nachkur eintreffen. Dr. Morcll Mackenzie hat dem Kronprinzen für die bei­

den Besuche, die er in Berlin machte, 52 500 Mark in Rechnung gestellt. Nach englischen Begriffen ist das mit Rücksicht auf des Patienten hohe Stellung nicht zu viel, aber freilich auch nicht zu wenig. Für die fernere Kur wird Dr. Mackenzie dieselbe Summe noch einmal verlangen, so daß also das Gesamt­honorar 105000 Mark betragen würde.

Der Reichskanzler Fürst Bismarck ist am Donnerstag aus Berlin, wo er einen längeren Besuch des Prinzen Wilhelm von Preußen empfangen hatte, nach Varzin gereist.

Berlin, 14. Juli. Unter dem Protektorat des Kronprinzen und unter Leitung Miquels tritt demnächst hier ein Verein zur Verbesserung der Ar­beiter-Wohnungen ins Leben.

Berlin, 14. Juli. Der altkatholische Bischof Reinkens kommt derM. A. Z." zufolge nächste Woche hieher, um mit dem Kultusminister v. Goßler Bera­tungen über die zukünftige Stellung und gegenwär­tige Lage der Altkatholiken zu pflegen.

Herr v. Bleichröder in Berlin hat drei große Güter in Schlesien auf einmal gekauft, das größte, das Rittergut Hünern, für 700 000 Mk. für seinen Schwiegersohn Lieutenant a. D. v. Uechtritz.

Berlin, 16. Juli. Wie man derNatztg." meldet, hat die Polizei in dieser Nacht das aus 7 Personen bestehende hiesige sozialistische Zentralkomite aufgehoben und zur Hast gebracht.

DieKreuz-Zeitung" schreibt mit Bezug auf die Deutschenhetze in Frankreich:In Wien will man wissen, daß die fortgesetzten französischen Provokationen in den diplomatischen Kreisen Wiens als sehr ernst angesehen werden, und daß man ihnen eine größere Aufmerksamkeit widmet, als der Ent­wicklung der orientalischen Frage. Wir wissen vor­läufig zwar nicht, ob die Dinge in der That einen so ernsten Charakter bereits angenommen haben, doch daran ist nicht zu zweifeln, daß es auch in dieser Angelegenheit einbis hierher und nicht weiter" gibt. Jedenfalls erscheint es hohe Zeit, daß Frank­reich seinen Kriegszustand, in dem es trotz äußerlichen Friedens Deutschland gegenüber nach wie vor be- harrt, ausgibt und Mittel begreift, welche diegroße Nation,, wenigstens zu dem Grade von Zivilisation zurückführen, mit der man in Europa, vielleicht Ruß­land ausgeschlossen, im Frieden zu rechnen ge­wohnt ist."

Breslau, 15. Juli. DieBreslauer Ztg." meldet: In Woischnik (Oberschlesien) brannten gestern 73 Gehöfte ab. 479 Bewohner sind obdachlos.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 14. Juli. DieWiener Allg. Ztg." meldet, allerdings unter Reserve: In der bulgarischen Thronfrage ist eine geradezu sensationelle Wendung eingetreten; Prinz Ferdinand von Koburg wird in­folge der neuesten Ergebnisse des Familienrates defi­nitiv von der Prätendentschaft auf den bulgarischen Thron zurücktreten.

Wien, 14. Juli. Nach einem Telegramm des Fr. I." soll der Prinz dem Korrespondenten der Daily News" erklärt haben: er sei eigentlich von der Deputation, die vor einem halben Jahre versicherte, alle Mächte seien mit der Wahl einverstanden, ge­täuscht worden. Nur unter jener Voraussicht habe er die Wahl angenommen. Da es sich nun heraus- geitellt habe, daß außer seitens der Türkei keine nä­here Zusage, auch von Oesterreich nicht erfolgt sei, so konnte bei einer solchen Sachlage der Familienrat unter keiner Bedingung seine Kandidatur zugeben. Der Prinz wird der Deputation umfassende Aufklä­rung geben.

Wien, 16. Juli. Einer Meldung der Blätter zufolge beabsichtigt Prinz Ferdinand von Koburg, in den nächsten Tagen sich an das kaiserliche Hofla­ger in Ischl, dann nach St. Petersburg zu begeben.

Schweiz.

In Wolpelingen bei St. Blasien hat der Blitz in einen Bauernhof eingeschlageu und densel­ben eingeäschert, wobei 3 Menschen mit verbrannt sind.

Frankreich.

Die Feier des französischen Nationalfestes begann in Paris am Mittwoch abend in üblicher Weise mit Straßenbällen, Gesang- und Musik-Bor- trägen, lärmenden Aufzügen rc. Kleine Ruhestörun­gen, die vorkamen, wurden rasch unterdrückt. Zahl­lose Hochrufe auf Boulanger wurden ausgebracht. Die Auswanderung nach der Umgegend war am Don­nerstag, dem Hauptfesttag, sehr stark, doch trafen sehr

viele Fremde ein, es herrschte kolossale Bewegung. Indessen war regnerisches Wetter eingetreten. Außer französischen Fahnen wurden auch russische sichtbar. Die meisten Morgenblätter ermahnten zur Ruhe, da die Regierung zu Allem entschlossen sei. Das Palais Elysee und die deutsche Botschaft wurden militärisch bewacht. Um 9 Uhr morgens fand auf dem Stadt­hausplatze die Revue der Schüler-Bataillone vor dem Unterrichtsminister, dem Seine-Präfekten und dem Ge­meinderat statt. Die Menge brachte Hochrufe auf die Republik aus. Gegen 10 Uhr erschienen die Patrio­tenliga und die Elsässer-Vereine zur Bekränzung der Straßburg-Statue auf dem Eintrachtsplatze. Dsrou- lsde ließ alle Vereine bei sich vorübermarschieren. Es gab einigen Lärm und viele Hochrufe auf Bou­langer, aber doch keine groben Ruhestörungen. Die Parade auf dem Longchamps vor dem Präsidenten der Republik, den beiden Kammern, dem Ministerium rc. war erst auf 4 Uhr nachmittags anberaumt. Kolos­sale Menschenmassen waren versammelt. Die Lieb­lings-Regimenter wurden mit Hochs begrüßt. Da­zwischen wurde die Boulanger-Hymne gesungen oder vielmehr gebrüllt. Spektakel gab es in Masse, doch läßt die deutlich gezeigte Entschlossenheit der Regie­rung die Vermeidung großer Skandale erhoffen. Diese Entschlossenheit war aber auch äußerst nötig. Erfolgt kein ernster Zwischenfall, wird die Vertagung der Kammern wohl schon Ende dieser Woche erfolgen, womit der Mobilisierungsversuch begraben wäre. Nur die Bildung von vier neuen Kavallerieregimentern wird noch definitiv beschlossen werden.

Paris, 15. Juli. In dem Augenblicke, als Präsident Grevy mit seinem Gefolge aus dem Langen Felde eintraf, begrüßte ihn die Menge mit lauten Hochrufen. Der in der Nähe stehende Rochefort rief: Es lebe Boulanger!" alsbald brach das ganze Pub­likum, das dies gehört, in den Ruf aus:Nieder mit Rochefort!" Während der Kciegsminister Revue über 1600 Mann hielt, versuchte Rochefort eine zweite Demonstration, die ihm ebenfalls mißlang. Der Vor­beimarsch der Truppen verlief vortrefflich. Der Kriegs­minister und der Gouverneur begrüßten sodann den Präsidenten. Die Menge rief:Es lebe der Präsi­dent! Es lebe die Republik! Es lebe die Armee!" Die Mitglieder der Liga waren machtlos.

Paris, 15. Juli. Der ruhige Verlauf des Nationalfestes ist der drohenden Polizeimacht zu verdanken; der Vorbeimarsch von 16 000 Mann Ar­tillerie fand den Beifall der Militärverständigen. Der größte Teil der Diplomaten war zur Revue erschie­nen, nur Graf Münster, der deutsche Botschafter, fehlte.

Paris, 15. Juli. Eine große Enttäuschung bot Clermond-Ferrond, wohin 20000 Personen ge- kommen waren, um Boulanger auf seinem schwarzen Rappen zu sehen. Boulanger konnte jedoch die Revue nicht abnehmen, weil ihm bei dem Gedränge auf dem Lyoner Bahnhofe derart auf den Fuß ge­treten worden war, daß er den Stiefel nicht anziehen kann und daher zu Hause bleiben mußte.

Den Franzosen sängt die übertriebene Zahl von Festungen und Befestigungen in ihrem Land an unheimlich zu werden. Einsichtigen Militärs ist die Unzahl der Sperrsorts und die ungewöhnliche Aus­dehnung der einzelnen Waffenplätze schon längst nach­teilig erschienen. Allmählich wird auch die Unter­haltung der Festungen unbequem. Genug, General Ferron, der neue Kciegsminister, hat eine Komission zur Untersuchung eingesetzt, welche Waffenplätze ent­behrlich seien.

Italien.

R o m, 12. Juli. DerTribuna" zufolge wäre die Katastrophe auf Fort Taulud größer, als cs nach der offiziellen Meldung den Anschein hat. In dem Magazine, welches in die Luft geflogen, wären an 6000 Kilogr. Pulver gewesen; die Zahl der toten und ver­wundeten Soldaten beliefe sich auf 50. Die Haltung der Truppen bei der Feuerlöschung war musterhaft. General Saletta hat eine Untersuchung eingeleitet.

Papst Leo XIII. soll sich gegenwärtig keiner guten Gesundheit erfreuen, an einer Magenkrankheit leiden, keinen Appetit haben und des Nachts nur we­nig schlafen. Etwas Beunruhigendes hat der Zustand des Papstes gegenwärtig noch nicht. Er ist geistig ganz ungeschwächt und hat erst dieser Tage un Vati­kan eine Anstalt errichten lassen, in welcher Junglmge in der Kunst der Gobelinfabrikatwn unterrichtet wer­den sollen.

Der Papst hat die goldene Rose dem