Amts- rmd Intelligenz-Blatt für den Overamts-Bezirk Nagold.

! Erscheint wöchentlich 3 mal: Dienstag, Donners- j tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier /V« t (ohne Trägerlohn) 80 -1, in den: Bezirk 1

»/r- w» ! außerhalb des Bezirks 1 20 Monats->

^ abonnemcnt nach Verhältnis.

Dienstag den 14. Juni

!j Jnsertionsgebühr für die tfpalttge Zeile aus ge­wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung S bei mehrmaliger je 6 Die Inserate müssen 1 spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der K)O l « ^ Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben! sein. !

Amtliches.

Nagold.

Bekanntmachung.

An Stelle des zurückgetretenen Hrn. Schult­heißen Dürr in Warth als Mitglied der Pferde- Musterungs-Kommission im Mobilmachungsfall ist!

am l. d. M. von der Amtsversammlung auf den! Rest der Wahl-Periode gewählt worden: !

Herr Gemeindepfleger Rehm in Sulz, !

was der bestehenden Vorschrift gemäß hiemit zur all- ^ gemeinen Kenntnis gebracht wird. !

Den 11. Juni 1887. j

K. Oberamt. Güntn e w_ !

Tages-Neuigkeilerr.

Deutsches Reich.

Stuttgart, 9. Juni. Finanzminister Dr. v. Renner feiert am 20. Juni sein oOjähriges Dienit- jubiläum.

Stuttgart, 10. Juni. Man schreibt uns: Wir hören, daß der Minister v. Hölder in den näch­sten Tagen aus dem Kuraufenthalt in Baden-Baden zuruckkehren und einen Versuch mit Wiederübernahme des Amtes machen wird.

Stuttgart, 11. Juni. Nill's Tiergar­ten ist groß Heil wiederfahren! Die Tiegermutter hat 3 Junge geboren, die heute Samstag den 3. Le­benstag zurücklegten. Und was noch viel erfreulicher ist, es ist alle Aussicht vorhanden, daß die Jungen davongebracht werden.

Nürnberg, 10. Juni. Heute Nacht sollte ein Chevauxleger verhaftet werden, da er die nächt­liche Ruhe störte. Derselbe widersetzte sich der Ver­haftung u. wurde im Streit mit der Militärpatrouille von einem Soldaten derselben erstochen.

Frankfurt a. M., 9. Juni. Die erste Wanderausstellung der Deutschen Landwirt­schafts-Gesellschaft wurde heute Vormittag 11 Uhr eröffnet. Der Präsident der Gesellschaft, Fürst zu Wied, hielt eine Ansprache, worin derselbe hervorhob, die deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft habe sich das hohe Ziel gesetzt, alle Bestrebungen auf dem theoreti­schen wie auf dem praktischen Boden, welche in Deutschlands Gauen leben und wirken, in sich zu­sammenzufassen und scgenbringend wieder hinauszu­tragen in alle deutschen Gauen. Dieser große natio­nale Gedanke sei hier zum ersten Male in dieser Weise zum Ausdruck gebracht worden. Redner dankte schließlich den Vertretern der Stadt für die zuvor­kommende Aufnahme und materielle Unterstützung des Unternehmens. Oberbürgermeister Miguel hieß hier­auf Namens der Stadt die Gesellschaft herzlich will­kommen. Die Bürgerschaft begleitete das große Un­ternehmen mit den besten Wünschen. Fürst zu Wied ergriff alsdann nochmals das Wort, dankte für die warme Begrüßung des Oberbürgermeisters und brachte schließlich ein Hoch auf Se. Mas. den Kaiser, den wahren Friedensfürsten aus, in welches die Versamm­lung begeistert cinstimmte. Die Musik intonierte Heil dir im Siegeskranz", worauf Fürst zu Wied die Ausstellung für eröffnet erklärte. Anwesend wa­ren die Spitzen der Behörden, Ehrengäste und ein zahlreiches Publikum.

Mülhausen i. E., 10. Juui. Der Reichs­lagsabgeordnete Lalanee hat gestern einen Aus­weisungsbefehl zugestellt erhalten, mit der Weisung, die Stadt innerhalb 48 Stunden zu verlassen. Die gleiche Verfügung ist dem Fabrikdirektor Resch in Waldighofen u. einem Bureaubeamten Schön in Mül­hausen zugestellt worden. Wird teilweise dementiert.)

Berlin, 9. Juni. Das Allgemeinbefinden des Kaisers ist unverändert. Die Reizung der Augen geht zurück. Der Kaiser ist heute nach 10 Uhr aus­gestanden. Der Kronprinz besuchte denselben heute Vormittag. Wie dasD. Tghl." erfährt, hatten sich außer der katarrhalischen Reizbarkeit der Augen bei Sr. Majestät auch einige neuralgische Schmerz­affektionen eingestellt, welche die Anwendung von Morphiumeinspritzungen erforderlich machten.

Berlin, 9. Juni. Die Untersuchung des Halsübels des Kronprinzen bei der gegenwärtigen Anwesenheit Dr. Mackenzic's aus London hat durch­aus befriedigende Resultate ergeben. Im Beisein der deutschen Aerzte Prof. Gerhardt, v. Bergmann, To- bold, des Leibarztes Dr. Wegner und der Frau Kronprinzessin hat Dr. Mackenzie einen operativen Einschnitt gemacht, der indeß, wie dieK.-Z." mel­det, von einer so geringen Bedeutung ist, daß die Abreise des Kronprinzen nach England jetzt als end- giltig auf den 13. d. festgesetzt zu betrachten ist.

Berlin, 9. Juni. Dr. Mackenzie hat sich nach der gestrigen Untersuchung über die Entwicklung des Halsleidens des Kronprinzen auf das gün­stigste ausgesprochen. Der oben mitgeteilte operative Einschnitt, den er vorgenommen, beschränkte sich auf Beseitigung zweier Partikelchen von der Wucherung, die sich auf den Stimmbändern befindet, und wird voraussichtlich noch mehrmals in Pausen von je 14 Tagen vorgenommen, um so schneller den Sitz des Uebels, eben diese Wucherung, wegzuräumen.

Berlin, 10. Juni. Die Freisinnigen bean­tragen zur Branntweinsteuer die Aufhebung des Kaffeezolls.

Berlin, 11. Juni. Prof.Virchows mikros­kopische Untersuchung der am Mittwoch dem Kehlkopf des Kronprinzen entnommenen Partikelchen ergab, daß dieselben von einer Warzenbildung herrühren und ganz unbedenklicher Natur sind; die Aerzte haben infolgedessen gestern einstimmig beschlossen, von jedem größeren operativen Einschnitt Abstand zu nehmen. Dr. Mackenzie, welcher heute abend abreist, teilte dieses erfreuliche Resultat persönlich dem Kaiser mit.

Herr Friedrich Krupp in Essen, dessen gewaltige Werke eine Stadt für sich bilden, hat nun auch eine eigene Zeitung gegründet, die in seiner eigenen Druckerei hcrgestellt wird.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 9. Juni. In dem böhmischen Städt­chen Neustadt und Haid wütete vorgestern ein ver­heerender Brand, welchem mehr als 40 Wohnhäuser, außerdem zahlreiche andere Baulichkeiten zum Opfer sielen. Wie ferner gemeldet wird, befindet sich die Bevölkerung der jüngst von einer furchtbaren Feuers­brunst heimgesuchten Stadt Nagy-Karolyi in furcht­barer Aufregung, da seither die Brände in der Stadt überhaupt noch nicht aufgehört haben und es erwie­sen ist, daß dieselben von verbrecherischer Hand ge­legt wurden. Von Samstag auf Sonntag sind an 6'Stellen Brände ausgebrochen. Die Behörde for­dert die Bewohner mittels Anschlages auf, die äußerste Vorsicht zu üben. Mehrere Verhaftungen wurden vorgenommen. Man spricht von der Verkündigung des Standrechtes.

Aus Ungarn kommen endlich günstigere Nach­richten. Die Schutzarbeiten gegen die Keberschwem- mungsgefahr schreiten rüstig vorwärts. Die Städte Mako und Vasarhely sind als gerettet zu betrachten, dagegen sind Lele und Foeldeak überschwemmt.

Schweiz.

Bern, L Juni. Hier sinken 172 Schreiner­

gesellen und nur 15 haben die Arbeit wieder ausge­nommen. Sämtliche ledige Strikenden sind abgereist. Der Zuzug wird verhindert durch sofortige Weiter­beförderung zureisender Gesellen. Der Schreiner- meister-Verein lehnte jede Verhandlung mit dem Vor­stand der Arbeiter-Reservekasse ab.

Frankreich.

Paris, 8. Juni. Die hiesigen Blätter haben ! heute wieder neue deutsche Spione entdeckt, nämlich ^ in der Umgegend von Creusot. Dort soll es den ^ betreffenden Berichten zufolge von deutschen Spionen ^ wimmeln, die sich listig vermummt haben; die einen I tragen den ländliche» blauen Kittel und treiben sicki auf den Märkten der Umgegend herum, die andern i treten als Handlungsreisende auf, fahren auf den ! Eisenbahnen und suchen besonders die Wagen auf,

! wo sich Offiziere befinden. Einer dieser Spione soll ! sogar in den Minen von Blancy gesehen worden ! sein, wie er Aufzeichnungen machte, er wurde bei der ! Gendarmerie angegeben, ergriff aber die Flucht, ehe diese ihn beim Kragen nehmen konnte! Ein wichti­ger Fang wurde aber doch gemacht: in Tours er­wischte nemlich, nach derK. Ztg.", ein Brannt­weinhändler eine Brieftaube, die durch ihr harmloses Aussehen die Franzosen über ihre Eigenschaft als deutscher Spion zu täuschen gedachte. Auf Befehl des Generals Carrey de Bellemare wurde eine Un­tersuchung gegen dieselbe eingeleitet.

Paris, 8. Juni. DieFrance" will wissen, das Kabinet beabsichtige, zu erwägen, ob es nicht angebracht wäre, die Weltausstellung bis 1890 aufzuschieben.

Paris, 10. Juni. Gutem Vernehmen nach wird General Bo ulanger am 1. August das Kom­mando des 17. Armeekorps, dessen Generalkommando in Toulouse liegt, antreten.

Paris, 11. Juni. Es wird als zuverlässig mitgeteilt, daß die Weltausstellung bis 1890 verschoben wurde. Der Versuch der französischen Regierung, eine gemeinschaftliche Beschlußfassung der Großmächte gegen das englisch-türkische Abkommen betreffs Aegyptens zu veranlassen, ist gescheitert. Italien sowohl wie Oesterreich und Deutschland haben das betreffende Ansuchen Frankreichs abgelehnt. Der französische Gesandte in Stockholm, Barröre, welcher hier als ein gründlicher Kenner der ägyptischen Ver- ! hältnisse gilt, wird auf Veranlassung des Ministers des Innern, Flourens, in Berlin aus seiner Urlaubs­reise die Vorstellungen gegen das Abkommen beim Grafen Herbert Bismarck persönlich erneuern.

pamen.

Madrid, 6. Juni. Nach einem Telegramm derDaily News" ist in Barcelona ein weitver­zweigtes System von Posträuberei, begangen von den Postbeamten selbst, entdeckt worden, zahlreiche Postbeamte sind verhaftet und der Prozeß gegen sie eingeleitet worden.

England.

London, 8. Juni. Ganz London rüstet sich bereits in großem Maßstabe für die Feier des 50- jährigen Regiemngsjubiläums der Königin. Der ganze Weg, auf welchem die Monarchin, begleitet von den Mitgliedern der k. Familie, am 21. d. vom Buckinghampalast nach der Westminsterabtei ziehen wird, um dem Dankgottesdienst beizuwohnen, wird mit venetianischen Masten, sowie zahlreichen Ehren­pforten und Triumphbögen geschmückt, während an den besten Punkten riesige Zuschauertribünen, jede ! mit 30004000 Sitzen, errichtet werden. Sitze