Der Gesellschafter.

Amts- rmd Intelligenz-Blatt für de« O-eramts-Bezirk Nagold.

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! Erscheint wöchentlich 3 mal: Dienstag. Donners-^ ! lag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier ; ! (ohne Trägerlohn) 80 in dem Bezirk 1 4, j

! außerhalb des Bezirks 1 20 4. Monats­

abonnement nach Verhältnis.

Samstag den 26. Februar

H Jnsertionsgebühr für die Ispaltige Zeile aus ge- n wohnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 4,! bei mehrmaliger je 6 4. Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der! Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegebcn sein. !

1887.

Bestellungen

auf den für den

WoncrL März

können fortwährend gemacht werden bei jedem Post­amt, bezw. bei den de n Ort begehenden Postboten.

Amtliches.

Den Gerichtsvollziehern

wird folgender Erlass des K. Landgerichts Tübingen zur Nachachtung eröffnet.

Nagold, 24. Fcbr. 1887.

O.-A.-R. Daser.

Es ist einigemal, von dem Amtsgericht ans­gestellt, es liege weder ein Postschein, noch eine Quit­tung über abgelieferte Gelder vor; das eine oder andere müsse beigebracht werden. Es sind die Ge­richtsvollzieher vorkommendenfalls darauf hinzuweisen, schon in ihrem eigenen Interesse sich nicht mit Post­scheinen zu begnügen, sondern auf Erteilung ord­nungsmäßiger Quittungen zu bestehen, da ersterc für den Beweis der Zahlung nur von geringer Bedeu­tung sind.

Tübingen, den 27. Jan. 1887.

Für den Vorstand:

_ Landgerichtsrat Cuhorst".

Tages-Neuigketten.

Deutsches Reich.

* In der Nacht vom 23. auf den 24. Febr. brannten in H o r b 4 Scheunen und 3 Wohnhäu­ser in nächster Nähe der Sichler'schen Apotheke ab, welch letztere ebenfalls stark beschädigt wurde.

Stuttgart, 21. Febr. Zum Predigtext für die kirchliche Feier des bevorstehenden Königlichen Geburtsfcstes haben Se. Majestät die Stelle Nachum 1. 7:Der Herr isl gütig und eine Feste zur Zeit der Not" bcsiimmt.

Stuttgart, 22. Febr. Der Telegraph hat Ihnen schon das glorreiche Wahlergebnis aus Würt­temberg gemeldet. 7 Nationalliberale Siegle, Veiel, Adä, Bayba, Grub, Leemaun, v. Fischer; 6 Freikonservative v. Ellrichshausen, v. Ncurarh, Stälin, v. Ow, Burkardt und Keller und 4 vom Zentrum Graf Adelmann, Graf Neipperg, Göser und Gröber und kein Demokrat! Der erste Rang gebührt der Hauptstadt Stuttgart, welche den seit 1881 auf ihr lastenden Bann gebrochen und mit 18000 gegen 9 000 für Siegle entschieden hat. Hier wirkte Alles zum Siege zusammen, die Person des Kandidaten, die treue Arbeit so vieler wackeren Pa­trioten aus allen, ja aus allen Ständen, die infamen Verdächtigungen der Gegner, welche blos Wasser auf unsere Mühle trieben, und last, not loavt: die gewal- ^3? nationale Erhebung, welche bis in die Tiefen des Volkes drang. Wir haben hier einen Sieg zu verzeichnen, wie er vielleicht nirgends mehr im gan­zen Reiche erfochten worden ist. Und wie die Haupt­stadt, so das Land. Härle ist mit 3 000, Mayer mit 3 500 Stimmen unterlegen; keine demagogischen Künste, kein schwarzer Zuzug haben Payer gerettet; im Rottweiler Bezirk, wo die Katholiken 50 pCt. ausmachen, hat Burkardt mit 1000 Stimmen gesiegt. Wenn überall so gewählt würde, wie in Schwaben, so würden wir einen Reichstag erhalten, wie patrio­tischer seit 1871 keiner bestanden hat.

Stuttgart, 22. Febr. (Reiterfest.) Das heute abend von dem Offizierkorps des hiesigen Ula­

nen-Regiments arrangierte Reiterfest in Kostüm, das in dem Reithaus der Ulanen-Kascrne stattsand, bot einen glanzvollen Anblick dar. Auch Damen beteilig­ten sich an den Quadrillen. Die Kostüme waren sehr reich und geschmackvoll. Vom Kgl. Hofe nahmen an dem Feste Teil!, resp. wirkten in den Quadrillen mit Prinz und Prinzessin Wilhelm, Herzog Albrecht von Württemberg, Herzogin Vera und die beiden Herzöge von Urach. Nach den Aufführungen war im Königsban Souper, dem eine Tanzunterhaltnng folgte.

Stuttgart, 23. Fcbr. Gegen 4000 Wähler feierten voll Vaterlandsliebe heute abend in der Lie­derhalle den Wahlsieg. Der Erwählte, Geh. Com- merzienrat Siegle, betonte in seiner Rede, es gelte hier nicht, ein Fest des Triumphes über die Besieg­ten zu feiern, sondern, angesichts der äußeren Lage den inneren Hader auszurotten. Sein Hoch galt dem freien deutschen Bürgertum.

Hcilbronn, 22. Febr. Ein erschütternder Zwischen­fall ereignete sich während des gestrigen Wahlgangs. Bahn- Hofkassier Lochmann wurde, als er eben feinen Stimmzettel abgegeben hatte, vom Schlage gerührt und starb noch auf dem Transporte in seine Wohnung.

Aus dem 9. Wahlkreis wird gemeldet, daß der katholische Geistliche Professor Baltzer in Rott­weil sich für den nationalen Candidaten erklärte, well er die Irreleitung der katholischen Wähler nicht länger mit ansehen könne. Im 12. Wahlkreis ist eine ähnliche Erklärung vieler Katholiken erfolgt.

Nachdem nunmehr auch das definitive Wahl­ergebnis aus dem heiß umstrittenen XV. württemb. Reichstags-Wahlkreis vorliegt, wo der Zentrums- Kandidat Staatsanwalt Gröber von Ravensburg mit 10336 Stimmen gegen Baron Ulm-Erbach, auf den 8796 Stimmen sielen, gewählt worden ist, sind die Wahl-Ergebnisse aus ganz Württemberg bekannt. Die deutsche Partei, mit welcher die Deutsch-Konser­vativen überall zusammengingen, hat 5 Mandate er­obert , die bisher im Besitz der Bolkspartei bezw. der deutschfrcisiunigen Partei waren, und sendet nun- mer 13 Abgeordnete nach Berlin; das Zentrum hat seine bisherigen 4 Mandate behauptet, die Volks­partei ist überall unterlegen. Was das Gesamt-Er­gebnis der Wahlen anbelangt, so kann in Betreff desselben vorerst nur gesagt werden, daß die Regie­rung einen großen Sieg davongctragen hat; sie kann mit Sicherheit darauf rechnen, das Septennat durch­zubringen. Dem Freisinn ist kaum noch die Hälfte seiner bisherigen Sitze gesichert. Das Zentrum wird annähernd in seiner bisherigen Stärke wieder erschei­nen ; Windthorst wird jedoch diesmal wegen des Sep- tennats eine Auflösung des Reichstags sicherlich nicht mehr riskieren. Der Sieg der Protestler im Reichs­land muß von jedem Patrioten beklagt werden; ob das Ergebnis Folgen für die Neichslande hat, wie cs da und dort vor der Wahl hieß, muß abgewartet werden. Selbstverständlich war man in Frankreich gerade auf den Ausfall der elsaß-lothringischen Wah­len besonders gespannt und schon liegen Stimmen der dortigen Presse über das Ergebnis der Wahl vor. Paris glaubt, das Resultat der Wahlen in Elsaß-Lothringen werde zur Erhaltung des Friedens beitragen, denn Deutschland werde um so weniger Frankreich anzugreifen wagen, je unzuverlässiger die annektierte Bevölkerung sei. Die Liberts sagt, das Anwachsen des Sozialismus in Berlin werde in Frankreich ebenso gedeutet werden wie die Opposition von Paris beim Plebiszit von 1870 in Deutschland. Das Evönement sagt, weder Drohungen, noch Gewalt- thätigkeiten, noch die Kriegsfurcht habe die Anhäng­

lichkeit von Elsaß-Lothringen an Frankreich erschüt­tern können; Figaro erklärt, die Wahlen in Elsaß- Lothringen seien so ausgefallen, wie man in Frank­reich erwartet habe, der Aufruf des Statthalters Hohenlohe, Drohungen und kräftiger Druck hätten die Wählerder annektierten Provinzen" nicht be­wegen können, gegen die Protestkandidaten zu stim­men. Die Kundgebung sei zwar nur platonisch, habe aber eine rührende Seite, vor der man sich ehrfurchts­voll neigen müsse. Auch die russische Presse bespricht heute das Ergebnis der deutschen Wahlen durchweg in wenig freundlichem Sinne. Die Hinneigung zu Frankreich tritt dabei immer ausgesprochener zu Tage.

Brandfälle: In Mainhardt ein Haus mit Scheuer; in Nellingen eine Scheuer; in Schramberg ein freistehendes einstöckiges Gebäude.

Aus München läßt sich dieKöln. Ztg." telegraphieren: Es ist durchaus sicher, daß ein dritter Schritt des Papstes bevorsteht. Von den verschiede­nen über dieses Schreiben umlaufenden Gerüchten ist dasjenige richtig, wonach dasselbe eine insonderheit an die preußischen Bischöfe gerichtete Mahnung ent­halten wird. Der Vermittler des päpstlichen Wun­sches wird auch wieder der Münchener Nuntius sein. Der betreffende Brief des Papstes scheint bereits von Rom abgesandt zu sein, war aber auffallender Weise bis gestern noch nicht der hiesigen Nuntiatur zuge­gangen. In der Form wird auch dieser Brief des Papstes verbindlich sein, der Lobsprüche auf das Zentrum nicht entbehren, aber sehr entschieden die maßgebenden Punkte betonen.

Darmstadt, 21. Febr. Das Befinden des erkrankt hierher zurückgekehrlen Fürsten Alexander von Bulgarien hat sich verschlimmert; derselbe leidet an einem nicht unbedeutenden gastrischen Fieber; die Körperwärme übersteigt lautFr. Z." heute nacht 40 Grad.

Darm st adt, 23. Februar. Beim Fürsten Alexander von Bulgarien zeigten sich gestern abend nach der Fr. Ztg. Symptome der Blatternkrankheit; heute haben die Aerztc das Vorhandensein derselben konstatieren können.

Berlin, 22. Febr. In diesem Jahre haben in Ber­lin 40000 mehr gewählt als im Jahre 1884. Die Mittel­parteien brachten damals 54000 Stimmen, heute dagegen 72000. Die Freisinnigen sanken von 71000 Stimmen im Jahre 1884 auf 67 000, dagegen stiegen die Sozialdemokraten von 68000 ans 93000 Stimmen.

Berlin, 23. Febr. Der Magistrat und die Stadtverordneten Berlins beschlossen aus Anlaß des bevorstehenden 90. Geburtstags des Kaisers 300 000 für die Alters-Versorgungsanstalt Kaiser Wilhelm und Kaiserin-Augusta-Stiftung zu spenden, und be­willigten außerdem 40 000 ^ für die Feier am 22. März. Die Plenarberatung der kirchenpolitischen Vorlage ist im Hcrrenhause erst gegen Mitte März zu erwarten; der Entwurf dürfte somit schwerlich vor Ostern an das Abgeordnetenhaus herantreten.

Berlin, 23. Febr. Bei Beratung des Cul- tusetats erklärt Windthorst, das Centrum werde an­gesichts der neuen Kirchenvorlage principielle Be­schwerden vorläufig unterlassen. Der Gehalt des altkatholischen Bischofs wird mit den Stimmen der Conservativen, Nationalliberalen und eines Teils der Freisinnigen bewilligt.

Berlin, 23. Febr. DerReichs-Anzeiger publiziert die Einberufung des Reichstags auf den 3. März.

Berlin, 24. Febr. Die neuen Nickel- Zwanzig-Pfennig-Stücke werden in einigen Wochen in den Verkehr gelangen, die Ausprägung wird in Bälde beginnen.

Moltke und das Septennat. In einem