würden, um ganze Armeekorps zu Versuchszwecken j zu mobilisieren, wenn jedes Arsenal, jede Fabrik Tag und Nacht an Repetiergewehren arbeite, wenn hölzerne Baracken an der deutschen Grenze gebaut, ^ die Festungen mit Explosivgranaten versehen würden. Falls Frankreich ausrichtig den Frieden wünsche, so sei es die erste Pflicht seiner Regierung, diese Kriegs- Vorbereitungen hinauszuschieben, welche notwendig den Argwohn und das Mißtrauen in jeder europäischen Hauptstadt erwecken müssen.
Amerika.
Wie kostspielig mitunter Druckfehler sein können, zeigt folgendes Beispiel: Bei dem Druck des Zolltarifs der Vereinigten Staaten von 1864 gelang es englischen Fabrikanten, die Korrektoren des Tarifs in der Bundesdrnckerci zu bestechen, daß sie bei der Position Eisenbleche das Komma in einer Zahl versetzten, und es so dahin brachten, daß verzinnte Eisenbleche nur so viel bezahlten als gewöhnliche. Das Tollste an der Sache ist aber, daß der Irrtum respektive Betrug erst nach 17 Jahren entdeckt wurde, nachdem die Vereinigten Staaten 48995776 Dollars an Zollgebühren eingebüßt hatten.
Handel S Uerkehr.
Ueber die Obsteinfuhr in Württemberg im verflossenen Jahr entnehmen wir dem „Wochenblatt für Landwirtschaft" folgende Notiz: Die von auswärts eingeführte Äcrnobstmasse beläuft sich auf 1692000 Ztr. und übersteigt den Landesmittclertrag, der sich pro 1862/76 durchschnittlich auf 1100644 Ztr. belauft, um 591356 Ztr. Rechnet man pro Ztr. nur 6 , so beträgt die Gcldauslage über 10
Millionen
Nürnberg, 18. Jan. (Hopfen). Die Preise haben ihren seitherigen Stand unverändert behauptet. Es notieren: feinste Sorten 70-90, gutmittel .« 45—70, mittel -«25 bis 40, geringe .« 15—25.
Konkurseröffnungen. Jung Gottlob Kurrlc, Weingärtner in Stetten (Cannstatt), entwichen. Jakob Frank, Bauer und Fuhrmann und Privatbote von Neuffen (Nürtingen). Anna geb. Lang, Ehefrau des Jos. Gronmayr, zum Bahnhofhotel in Ulm. Clemens Schmöger, Bäcker in Rißtis- ^ sen (Ehingen). Gg. Müller, Bäcker von Weilheim (Kirchheim) entwichen. Selmar Werthcim, Kanfm. in Stuttgart. Gustav Hclfferich, jr., Inhaber einer Strohhutwaschcrei und eines Filzhutreparatur-Geschäfts in Stuttgart. Johann Schnerring, ! Weber in Bunkhofen (Tettnang). Xaver Christ, Pfründner in Ochsenhausen (Biberach). Martin Gebert, Schäfer in Nitzenhausen (Künzelsau).
Aus den Erinnerungen eines amerikanischen Detective.
Nachdruck verboten. !
Von Dr. Fr. Müller.
Es mag jetzt etwa 8 Jahre her sein, ich war! damals gerade erst bei dem New Jorker Ermittelungs- ! Burean meines Chefs Mr. Chester eingetreten, als! ein dringendes Ersuchen von dem Bürgermeister eines mittleren Inland-Städtchens eintraf, worin derselbe, um Einsendung eines Beamten bat, der im Stande! sei, die Thäter einer ganzen Reihe kurz nacheinan- ! der erfolgter und mit außerordentlich großem Ras- , finement verübter, verwegener Einbrüche und Ueber- sälle zu entdecken. Es war beigefügt, daß die ganze Umgegend sich in Aufregung befinde, weil offenbar die Verbrecher, deren mehrere sein müßten, von den sich bietenden Gelegenheiten vorher auf irgend eine Art und Weise unterrichtet sein mußten, doch sei es dem Schreiber des Briefes nicht möglich, auch nur! den Schatten eines Verdachtes gegen irgend Jemand l im Orte zu richten. ,
Mein Herz jubelte innerlich auf, als Dir.! Chester gerade mir diesen Brief zeigte und mich fragte, j ob ich mich getraue, mir bei dieser Gelegenheit die Sporen zu verdienen. Er war human genug, mich auf das Gefährliche des Unternehmens selbst auf- j merksam zu machen und mir zur größten Behutsam- - keit zu raten. Schon am Abend des folgenden Tages befand ich mich am Orte der Ereignisse und selbstverständlich galt mein erster Besuch dem würdigen Oberhaupte des Städtchens, welches mich mit! sichtlich verstörten Zügen empfing. Denn erst vor einer halben Stunde war die Nachricht eingetroffen, daß kaum tausend Schritte vor der Stadt, in der ^ Nähe eines Steinbruchs, abermals ein überaus frecher Ueberfall an einem der besten Freunde des Bürgermeisters verübt worden sei. Seit drei Wochen war dieses Treiben im Gange und jedesmal, so erfuhr ich, waren dem Anscheine nach zwei Männer mit schwarzen Masken die Thäter gewesen. Wer nach eingetretener Dämmerung noch die Stadt verließ , durfte, falls er nicht ein ganz armer Teufel war, fast mit Sicherheit darauf rechnen, daß ihm Uhr und Börse rc. genommen wurden.
Sonst thaten die Unbekannten zwar Niemandem etwas zu Leide, falls man sich nicht widersetzte; sonst aber war eine bedeutende Tracht Prügel die sichere
Folge. Die Polizei des Städtchens batte alles Er- ^ denlliche versucht und auch die der Nachbarschaft! hatte dabei mitgewirkt, aber alles war vergeblich ge- ! wesen. An dem Abende, an welchem eine solche Razzia unternommen wurde, zeigten sich die Herren ^ Räuber nicht und dies vermehrte noch das Rätsel- ! haste des Zusammenhanges.
! Ich verabredete all» mit dem Bürgermeister,
! daß ich unter anderem Namen als dessen Verwand- ^ ! ter und Kaufmann bei demselben logire und dem ^ entsprechend auch öffentlich behandelt werden solle, ! i und damit ruhte nun die ganze Sicherheit der Ein- ! wohner auf meinen Schultern. Bald fühlte ich mich ^ in der Familie meines Gastgebers heimisch; dieselbe bestand aus Herrn Snidcrs, dessen Frau und Tochter, sowie seinem noch jungen Sekretär Herrn Burton. Zwischen dem Sekretär und der jungen Dame ^ schien eine Art wärmerer Beziehung zu existieren,
^ von welcher der Bürgermeister Kenntnis haben mochte. In der Familie mar fast nur von den Räu- ' bern die Rede und alle glühten vor Eifer, daß die , Uebelthäter endlich entdeckt würden. Man hatte be- ! reits allerlei Pläne im Vorrat, wie dies zu unter- , nehmen sei und der junge Sekretär schien die größte !
! Lust zu haben, die Sache ans eigene Faust zu unter- ,
! nehmen, um sich die ausgesetzte Prämie zu verdienen. , Anfangs hatte ich Neigung, ihn ins Vertrauen zu ^ j ziehen) beschloß aber doch endlich strenge Discretion !
! zu wahren, um vor aller Plauderhaftigkeit sicher zu ^
! sein. Im klebrigen gefiel mir der junge Mann recht!
^ gut und er war auch, ob seiner launigen Unterhaltung offenbar der Liebling des ganzen Hanfes. Im Laufe der Abendunterhaltung sprach ich über ihn auch mit meinem Gastgeber und dieser erzählte mir beiläufig, wie sich der junge Mr. Burton hier in kurzer Zeit die Herzen der ganzen Einwohnerschaft erobert habe; er sei zwar erst kaum zwei Monate bei ihm, aber er sei im Amte ob seiner Pünktlichkeit unbezahlbar und im klebrigen eine harmlose, fröhliche Natur. „Ihr Vertrauen scheint er allerdings in hohem Grade zu besitzen", bemerkte ich lächelnd, „er scheint die Männer ebenso gut wie die Frauen behandeln zu können." „Nun ja", versetzte Mr. Sni- ders lächelnd, „Sie haben Recht, wenn meine Mary will, so soll sie ihn haben; er selbst ist zwar arm wie eine Kirchenmaus, aber mit seiner Intelligenz und Mary's Vermögen wird er schon Carriere machen."
Dabei blieb die Sache für den Abend! Ich hatte auch wenig Zeit, mich weiter damit zu beschäftigen und nur am folgenden Morgen kam noch einmal auf Mr. Burton die Rede, indem mir der Bürgermeister mitteilte, er habe vorhin mit dem jungen Sekretär gesprochen und dieser habe ihm in der That gestanden, daß nur seine Mittellosigkeit ihn bisher abgehalten habe, dem Vater offen die Neigung zur Tochter zu gestehen. Seine einzige Hoffnung seien reiche entfernte Verwandte, welche hochbejahrt seien und die er bald zu beerben hoffe. Während dieser Mitteilung that ich einen Blick in's Nebenzimmer, wo Mr. Burton im Kreise der Familie am Frühstückstische saß und gerade die Tasse in der Hand hatte. Es war nur ein flüchtiger Moment, aber es war mir so vorgekommen, als wenn der junge Mann seine Tasse in ungewöhnlicher Weise gehalten hätte. Ich dachte nicht weiter darüber nach, erinnerte mich später aber um so deutlicher daran.
Es war Zeit, an den Zweck meines Besuches zu denken und zunächst war es meine Aufgabe, zu erforschen, ob nicht irgendwie meine Gegner sich nach bekannter Spitzbubenmanier bereits selbst eine Blöße gegeben. Bald hatte ich Gelegenheit, mehrere der Beraubten selbst kennen zu lernen, und indem sie mir den Hergang erzählten, erfuhr ich alsbald, daß sie sämtlich von den Unbekannten bei ihrem Namen angeredet worden waren.
Die Art und Weise der Ueberfälle war eigentlich ziemlich harmlos und nach einigem Nachsinnen kam mir der Einfall, unter Mitnehmen guter Waffen am folgenden Abend selbst den „gefährlichen" Spaziergang zu wagen und mich berauben zu lassen. Es war mir keinen Augenblick mehr zweifelhaft, daß die Schreckensmänner des Ortes in der Stadt selbst ihren Wohnsitz haben müßten und deshalb teilte ich meine Absicht, mit meinen Waaren die Nachbarschaft zu besuchen, geflissentlich recht vielen meiner neuen Bekannten mit, die mich natürlich sämtlich recht eindringlich warnten; besonders that dies auch mein freundlicher Wirt. welcher lebhaft fürchtete, daß ich
mich schweren Mißhandlungen aussetzen würde. Auch von Mr. Burton verabschiedete ich mich und auch dieser glaubte mich noch warnen zu müssen, da ja erst in den letzten Tagen wieder mehrere jener Fälle sich ereignet hätten. Ich dankte ihm indessen oLM- nend und begab mich nach der Bank, .wo ich mir verschiedene Papiernoten kaufte, welche M hierauf in einem Kaffeehause mit besonderen Zeicheck versah, an denen ich sie eventuell wieder erkennen konnte.
Mit Einbruch der ersten Dunkelheit trabte ich auf munterem Rosse zur Stadt hinaus, gefolgt von den angstvollen Blicken meiner neuen Bekannten. Absichtlich ließ ich das Pferd im Schritt gehen und zu meiner eigenen Verwunderung empfand ich nicht einmal eine besondere Aufregung, vielmehr war ich nur bemüht, in der tiefen Dämmerung noch die ungefähre Lage des Steinbruches zu entdecken, bei dem sich sonst die Hcldenthateu meiner unbekannten Gegner ereignet haben sollten. —
(Forts, folgt).
Allerlei.
— (Ausgerechnet!) Wie viele Nadelstiche sind zur Fertigung eines Winterrocks erforderlich? Diese interessante Frage wurde dieser Tage in Wien gelegentlich einer Wette entschieden, welche der Schneidermeister Alois B. proponiert hatte, nachdem er behauptet, daß mehr als 40000 nötig wären. Ein Schncidcrgeselle wurde mit der Anfertigung des Kleidungsstückes betraut und eine Kommission von Sachverständigen hatte mit Genauigkeit die Stiche zu zählen und darüber zu wachen, daß keine unnützen Stiche gemacht werden. Das Ergebnis war folgendes: Vorder-, Hinter- und Seitenteile zusammen- nühcn 4780 Stiche, Kragen 8063, Kragen annähen 1763, Knopflöcher 2520, Aermel nebst Fütterung derselben 980, Taschen 924, Absteppen des Seidenfutters und der Watte, sowie Einnähen derselben 17 863, unterer Saum 2726 — in Summa 39 619 Nadelstiche.
Das Vaterland, nicht die Partei!
O deutsches Volk, mit teurem Blute Erwarbst du Einheit dir und Macht;
Du hast dafür mit Hcldenmutc Gekämpft in mancher heißen Schlacht.
Als du aus Schande des Zerfalles Dich aufgerichtet stark und frei.
Da galt dir eines über alles:
Das Vaterland, nicht die Partei!
Und jetzt? Die Eintracht, ach, vermissen Wir schmerzlich, die uns einst verband. Zerklüftet sehn wir und zerrissen Durch neuen Hader deutsches Land.
Partei! Partei! heißt aller Orten In wilden Kämpfen das Geschrei.
Doch alles Heil liegt in den Worten:
Das Vaterland, nicht die Partei!
Es ist des Fremden Augenweide,
Daß uns der inn're Friede fehlt;
Daß Haß uns von einander scheide,
Das ist's, worauf er hoffend zählt —
Daß Zwietracht, deutsche Kraft zu brechen, Als Helferin ihm dienstbar sei.
Drum laut und lauter laßt uns sprechen: Das Vaterland, nicht die Partei!
O deutsches Volk, laß nicht durch Thoren Dich bringen um dein heil'ges Gut!
Dein Eigen bleib' und uuverloren,
Was du bezahlt mit Heldenmut!
Drum halt bewährtem Mann die Treue In Glück und Not! Dein Wahlspruch sei, Durch den sich deine Kraft erneue:
Das Vaterland, nicht die Partei!
Stockholmer 4 PCt. Stabt-Anlethe von 1888.
Die nächste Ziehung findet im Februar statt. Gegen den Kursvcrlust von ca. lyz PCt. bei der Auslosung übernimmt das Bankhaus Carl Neuburger, Berlin, Französische Straße 13, die Versicherung für eine Prämie von 8 Psa.
pro 100 Mark.
jDie letzte Arbeit Johannes Scherr's.j Im
Nachlatz des jüngst verstorbenen Schriftstellers Johs. Scherr hat sich ein sehr wertvolles und interessantes Manuskript gefunden, welches in origineller und fesselnder Darstellung die Geschichte des Jesuitenordens erzählt. Scherr iveicht in seinen: Urteil wesentlich von der landläufigen Meinung über die Jesuiten ab und läßt Allem was großartig an der Institution der Kompagnie Jesu ist, vollste Gerechtigkeit widerfahren. Bei dem Interesse, welches gerade in unserer Zeit die Jesuitcnfrage wieder gewonnen hat, sind die Auslassungen Scherr's jedenfalls lebhafter Anteilnahme gewiß. Das nachgelassene Werk wird im nächsten Heft der Monatsschrift „Vom Fels zum Meer" zu erscheinen beginnen, woraus wir schon hcnte unsere Leser aufmerksam machen.
Berantwortli-er Redakteur Steinwandel in Nagold. — Druck und Berla, der S. W. Zai s e r'lcheu «uchbandluu, in Nagold.