genommen ist, wird man wohl das Richtige treffen. Ob man hier Verdächtiges entdeckt hat, darüber ver­lautet noch nichts.

Tübingen. (Tagesordnung für die Sitzungen des Schwurgerichts im 4. Quartal.) Vom 16. bis 20. Dez. kom­men nachstehende Strafsachen zur Verhandlung: Gegen Joh. Wurster von Altenrieth und Joh. Ad. Fritz von da wegen Verbrechens gegen die Sittlichkeit gegen Joh. Wurster von Altenrieth, Joh. Ad. Fritz von da, Karl Ehr. Fritz von da, Joh. Murr von da und Joh. Georg Hoeß von da wegen Verbrechens gegen die Sittlichkeit: gegen den Rotgerber Joh.

H. Sanier von Nagold wegen Meineids; gegen den Metzger

I. Mundinger von Wildbad wegen vorsätzl. Körperver­letzung und dadurch verursachter Tötung; gegen den Hutmacher G. Berg von Herrenbcrg wegen Meineids; gegen den Schul- amtsvcrw. Chr. Fr. Holder in Wannweil wegen Meineids.

Crailsheim, 11. Dez. Gestern Abend brannte es abermals in Jagstheim bei Oekonom Täschner, demselben, welchem im vorigen Monat sein Haus vollständig abbrannte; diesmal wurde ihm von ruchloser Hand seine vollgefüllte Scheuer ange­zündet und dieselbe, ein großes Gebäude,- bis auf den Grund vom Feuer verzehrt. Das Vieh konnte noch gerettet werden; T. hatte zum Bau seines neuen Hauses für ca. 500 M. Bretter daliegen, welche alle mitverbrannten. Von dem Brandstifter hat man bis jetzt noch keine Spur, trotzdem von der Gemeinde Jagstheim, sowie von der Gebäudebrand­versicherungsanstalt eine Belohnung von zusammen 400 M. auf die Entdeckung des Thäters ausge­setzt ist.

Der Ausschuß der 1400 Katholiken der Stadt Jsny, welche weder einen eigenen Geistlichen noch ein eigenes Gotteshaus haben, überreichte am 12. d. dem evangelischen Pfarr- (resp. Stistungs-) Rat ein Gesuch um Mitbenutzungsrecht der evangelischen Pfarrkirche. (Wird wohl nicht abgeschlagen werden.)

Brandfälle: In Bei hingen (Ludwigs- burg) am 12. ds. eine Scheuer, Gebäudeschaden ca. 1800 in Eltin gen (Leonberg) am 14. ds. eine Scheuer, wodurch auch 2 Wohnhäuser beschädigt wurden, Gebäudeschaden ca. 4600 ; In Sindel-

fingen (Böblingen) am 13. ds. eine Scheuer.

DieKorr. Hoffm.» schreibt: In einem Dorfe Unterfrankens herricht eine Volkskrankheit, die jedenfalls eine traurige Folge des Heiratens zwischen nahen Verwandten ist. Das ist die sogen. Starr­sucht. Die davon Betroffenen bleiben plötzlich bild­säulenartig in der Lage, in der sie sich befinden, stehen, die Augen sind starr auf einen Punkt gerich­tet, das Gesicht ist blaß, totenähnlich, der Mund zu- sammengezogeu, die Finger sind halb gekrümmt, Hand und Kopk in zitternder Bewegung. Dieser Zustand tritt besonders bei Erkältung ein, oft im Zimmer und oft auch im Wirtshaus. Der Anfall dauert 1 bis 6 Minuten, bis das Blut ..wieder läuft», wie der Volksmund spricht. Die Hälfte der Einwohner­schaft soll die Starrsucht haben, und so gut cs geht, geheim gehalten. Die Ortsbewohner leben abgeschlossen von anderen Orten für sich und haben sieh ineinan­der hinein geheiratet, daß in dem mehrte Hundert Seelen zählenden Dorf nur 5 Familiennamen Vor­kommen.

Der Handel mit Zehnpsennigsiacken vom Jahre 1873 scheint in der That seinen dtt- sprung einem reinen Schwindel zu verdanken. Noch vorgestern war, wie derGen.-Anz.» mittcilt, im Wiesb. Tagbl.» eine Annonce folgenden Inhalts zu lesen:1873er lO-Psg.-Stncke kauft zu 50 Psg. per Stück. Jamina in Frankfurt a. M.. Koselstraße 2, Ecke der Friedbcrger Landstraße, nur noch diese Woche.» Gestern morgen wurde nun das angege­bene Haus fast gestürmt von Sammlern jener Zehn- Pfennigstücke, und namentlich fanden sich viele Kon­dukteure ein, die ein gutes Geschäft zu machen hoff­ten. Selbstverständlich fand sich überhaupt kein Ja­mina vor, der Name ist fingiert und die Gewinn- lustigen mußten mir ihren Zehnpfennigstücken betrübt wieder abziehen.

Leipzig, 15. Dez. Zu dem Prozeß gegen Reinsdorf und Genossen wegen verschiedener projektierter Dynamitattcntate, darunter im September 1886 auf dem Niederwald gegen den Kaiser, sind geladen 48 Zeugen und 6 Sachverständige. Nach Verlesung-der Anklageakte gegen die 8 Angeklagten wegen Hochverrats, Mordversuchs und Brandstiftung respektive Teil­nahme an diesen Verbrechen begann das Verhör der Ange­klagten. Bachmann gibt zu, daß sie die Dynamitexplosion in Elberseld ausgesiihrt haben und sagt gegen Reinsdorf be­lastend aus. Reinsdorf bestreitet dies und erzählt sein Leben; er sei viel gereist, habe in Zürich anarchistische Ideen gcsaßt, er sei Anarchist, nicht Sozialdemokrat. Er redet von der Anar­chie, die Abhilfe des menschlichen Elends bezweckt, ökonomische Gleichheit, Aushebung von Privatproduktion, Eigentum sei Diebstahl im auarchistischeu Zukunstsstaat. Er verkehrte mit Hödel und Most. Aus die Anfrage des Präsidenten, ob die

Attentate auf gekrönte Häupter, überhaupt Dynamitattentate zu den Mitteln der Anarchisten, ihre Bestrebungen durchzu- sühren, gehören, erklärte Reinsdorf, die Anarchie schreibe keine taktischen Mittel vor und überlasse jedem, zu handeln, wie er wolle. Mittags begann daS Zcugenverhör.

In einer der letzten Nummern derFr. Ztg." findet sich folgende Stelle:Wenn Fürst Bismarck als ein Staatsmann erster Größe sonst bei Freund und Feind anerkannt und bewundert ist, so finden sich hier Leute, die ihn auf alle mögliche Weise be­mängeln und verkleinern.» DieFrkf. Ztg.» spricht hier nicht etwa von Berlin. Frankfurt oder Stutt­gart, sondern von Athen. Warum denn so un­nötig in die Ferne schweifen?

Siegen, 4. Dez. In Weidenau legten sich zwei Bäckergesellen für kurze Zeit zur Ruhe, nach­dem sie den Docht der Petroleumlampe herabge­schraubt, um die Flamme niedrig brennen zu lassen. Zur bestimmten Zeit geweckt, kommen sie nicht zum Vorschein; die Hausfrau tritt in das Zimmer und findet den einen tot, den andern dem Ersticken nahe; der letztere wurde durch rechtzeitige Hilfe noch dem Leben erhalten. Der Fall möge eine neue Mah­nung sein, die Petroleumflamme entweder vor dem Schlafengehen zu löschen, oder sie voll brennen zu lassen, zumal durch eine kleinere Flamme doch nichls erspart wich.

Die Budgcikommission des Reichstags hat am Samstag bei der fortgesetzten Beratung des Extraordinariums des Mili- täretats zumeist nur Positionen bewilligt, welche die Mittel zur Fortsetzung bereits begonnener Bauten auswerfen. Ge­strichen wurden die Forderungen für eine Artilleriekaserne in Münster, ein Pulvermagazin in Königsberg, ein Artillerie-De­pot in Köln und ein Laboratorium in Spandau. Aus dem württembergischen Extraordinarium wurde die Forderung von 60 000 für ein Militär-Arrestbaus in Ulm, aus dem säch­sischen diejenigen für die Kriegsverpflegungs> Anstalten und für den Erwerb der städtischen Kasernen in Bautzen, endlich für ein Kammcrgcbüude in Freiburg gestrichen.

Das frühere Hauptvrgan der Berliner Fort­schrittspartei, dieVolkszeitung", veröffentlicht heute einen Aufruf an die Demokraten Norddeutschlands zur Bildung einer demokratische» Partei auf der Grundlage eines neuen Programms. Der Abgeord­nete Eugen Richter hat in einer Wählerversammluug am Montag die aus die neue Parteibilduug gerichte­ten Bestrebungen erwähnt, und sie bedauert als den Versuch, eine Spaltung in die Reihen des entschie­denen Liberalismus zu tragen, die nur den gemein­schaftlichen Gegnern zu gute kommen würden.

Dem Reichstagsabgeordneten Stöcker ist eine mit zahlreichen Unterschriften bedeckte Adresse zuge­gangen. Es heißt darin:Die Unterzeichneten, Wähler der konservativen und nationalliberalen Rich­tung, gaben Ihnen bei der letzten Wahl ihre Stim­men, in der Voraussetzung, daß Sie gemäß dem entwickelten Programm in allen Fragen getreu zu Kaiser und Reich stehen. Bei der Abstimmung über das Expatriirungsgesetz haben Sie trotz den über­zeugenden Auslassungen des Reichskanzlers für den Antrag Windthorst, der als eineDemonstration" Seitens der Regierung ausgefaßt wurde, gestimmt und damit Ihre konservative Stellung verlassen. Die Stimmung in Ihrem Wahlkreise ist infolge des Vorganges eine erregte und es bringen Ihnen die Unterzeichneten aus diesem Wege ihre Meinung zum Ausdruck. Mit Hochachtung! (Folgen die Unter­schritten.)

Der viel besprochene Antrag Ackermann zn Z. 100« der Gewcrbeoidnung, der das Halten der Lehrlinge seitens der Nichtinnungsmeister einschränkt, ist jetzt Gesetz geworden. Dasselbe ist im neuesten Reichsanzeiger" publiziert.

Nach Privatmitteilung derNordd. Allg. Ztg." aus Korea ist daselbst eine Empörung ausgevrochen. Die deutschen Kauslente scheinen gerettet, jedenfalls ist bekannt, daß die Mitglieder der in Chcmulpv an­sässigen deutschen Firma E. Meyer u. Compagnie in Sicherheit sind.

Die amtliche Zeitung in Straßburg erklärt, daß Manteuffel niemals um seinen Abschied als Statthalter nachgesucht und niemals erklärt habe, daß er seine Politik für verfehlt halte.

Dem Reichstagsabgevrdncten Antoine in Metz ist nunmehr die Anklageschrift des Ober-Rcichsan- walts, welche ihn der vorbereitenden Handlungen des Hochverrats beschuldigt, zugestellt worden.

Die Aachener Vereinigungs-Gesellschaft für Bergbau ist bemüht, ein Stück soziale Frage zu lösen. Seit Februar d. I. erhalten alle Bergleute (ihre Zahl beläuft sich auf mehrere Tausend), welche frei­willig sich verpflichten, keinen Schnaps mehr zu trin­ken Bier ist gestattet eine einmonatliche Prämie I

von 2 Wer die Prämie erst Ende des Jahres erheben will, genießt eine besondere Prämie von 3

Oesterreich-Ungarn.

Linz, 15. Dez. Gestern verhaftete in der Vorstadt Urfahr ein höherer Wiener Polizeibeamter vier Anarchisten. Die bei denselben Vorgefundenen Bestandteile einer Buchdruckerpresse, Projektile und Flugschriften wurden mit Beschlag belegt.

Frankreich.

Eine betagte Dame in Paris hatte ihren Geburtstag. Zwei Söhne, der eine ein Polizeibe­amter, kamen zu gratulieren und fanden die Mutter mit durchschnittener Kehle tot auf dem Fußboden liegen. Kisten und Kasten standen aus und waren durchwühlt und 3000 Franks in Gold und 60 bis 80000 Frks. in Wertpapieren fehlten. Die Thäter wurden noch an demselben Tage entdeckt, 4 meist junge Kerle, der jüngste 17 Jahr, aber schon 6mal bestraft; er war es auch, welcher der Unglücklichen die Kehle durchschnitten hatte.

Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit diese Losung steht gegenwärtig bei den Pariser Studen­ten nicht gerade oben an. Verlangen doch dieselben, daß ausländische Studenten nicht allein höhere Jm- matrikulationsgebühren bezahlen, sondern auch in den Kliniken u. s. w. erst zugelassen werden sollen, wenn die französischen Studenten ausgiebig versorgt sind. Als Assistenzärzte an Krankenhäusern solle» sie über­haupt gar nicht mehr zugelassen und der Doktorhut nur ehrenhalber und unter der Bedingung verliehen werden, niemals in Frankreich zu praktizieren u. dergl.

Eine wirkliche Tragödie auf den Brettern ist kürzlich in Marseille Passiert. Während der Vorstel­lung es war ein Lustspiel trat die schöne Schauspielerin Gabriele Geymona, plötzlich vor die Rampe, zog einen Revolver hervor »nd schoß sich in den Mund. England.

London, 13. Dez. Die Königin wandelte die Todesstrafe, welche gegen die beiden Seeleute derMignonette" erkannt wurde, in eine sechsmonat- liche Gefängnisstrafe um.

Handel K Uerkehr.

Nagold. Es dürskc manchem unserer Leser willkom­men sein, zu erfahren, daß nach erhaltener Mitteilung an der hiesigen Bahnhofkasse nunmehr auch direkte Billete nach Tuttlingen, Ehningen und besonders auch nach Station Hasenberq zn haben sind, und daß nach letzterer Station ein Retourbillci III Klasse 3 ^ 50 -4 kostet.

Es sollen zurzeit falsche -Ein-, Zwei- und Fünf­mark-, sowie auch Thalerstücke in großer Zahl im Um­lauf sein, zwar guten Gepräges, aber von großer Schlüpfrig­keit beim Angrcnen. also anfgepaßt.

(Konkurseröffnungen.) ß Matthias Ackermann, gew. Bauer in Steinberg, Gem. Murrhardt. Paul Neher, Oeko­nom in Oberstadion. M. Köpf, fr., Kaufmann in Giengen a. Br. Gottlieb Gräter, Maurer in Horb.

Stuttgart. Weihnachtsmessc. Auch am gestrigen Tage war der Verkehr auf der Möbclmesse nicht so stark, wie man gehofft hatte. Namentlich wird, über gedrückte Preise geklagt.

Stuttgart, 15. Dez. (Landcsprodnktenbörsc.) Die heutige Börse war stark besucht und der Umsatz beträchtlich, namentlich in Niederbayerischcm Weizen und Nördlinger Gerste. Wir notieren per 100 Kilogr.: Weizen, bayerischer 18 bis 18.S0, Sommerweizen, würllcmbergifcher ^ 17.75, Weizen, russischer ^ 1818.50, Kernen 17.50, Dinkel 12, Gerste In. Nördlinger ^ 18.75, Haber «« 1314.40 , Ackcr- bohnen - 15.

Stuttgart, 15. Dez. (Mehlbörse.) An heutiger Börse sind von inländischen Mehlen 1135 Sack als verkauft zur Anzeige gekommen zu folgenden Preisen (per Sack von 100 Kilo, Brutto für Netto, bei Abnahme größerer Posten): Nr. 0 3031, Nr. 1 27.5029, Nr. 2 25.50 bis

27, Nr. 3 23.50-25, Nr. 4 1920.

Kauft amOrte! rufen wir auch in diesem Jahre beim Herannahen des Weihnachtsfcsles dein Publikum zu. Wie mancher Geschäftsmann gibt sich im Hinblick auf dieses Fest der wahlberechtigten Hoffnung hin, darin kürso viele schwcrcSorgeu des gan­zen Jahres Entschädigung zu finden. Sollte man ihn in dieser wir sagen wohlberechtigieu Hoff­nung täuschen? Und heißt es nicht die Sleuerkraft des Geschäftsmannes am Orte schädigen, wenn man auswärts seine Einkäufe macht? Es ist ja möglich, daß dies oder jenes einmal am Orte nicht aus Lager ist; es wird aber kaum einen Geschäftsmann geben, der nicht im stände wäre, die augenblicklich nicht vor­rätigen Sachen in kürzester Zeit ohne besondere Unkosten herbeizuschaffen. Darum nochmals: Kauft am Orte!

AotkMppchen.

Erzählung von C. Wald heim.

(Fortsetzung und Schluß.)

In der That, mein Fräulein," unterbrach er sie jetzt,Sie geben hier Befehle»