Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
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Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donnerstag and Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlobn) pl> in dem Bezirk > ^ — «i, außerhalb des Bezirks 1 2st Monats- abonnemcnt nach Verhältn s.
Donnerstag den 25. September.
Jwertionsgebühr für die Ispaltige Zeile aus ge- ivöhnltcher Schrift bei einmaliger Einnistung 8 4, bei mehrmaliger je 8 4. Die Inserate muffen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgcgeben sein.
1884 .
WM" Kml'crdung^WK
zum Abonnement
des „Keseüfchasters"
auf das IV. Quartal,
Preis am Ort der Expedition 80 in dem Bezirk 1 <M, außerhalb des Bezirks 1.20 einschließlich Postzuschlags.
Um recht zahlreiche Bestellungen bezw. Erneuerung derselben bittet
die Expedition <L Redaktion.
A mtliche s.
N a q o l d.
Floßsperre.
In Folge des gegenwärtigen niederen Wasserstandes, bei welchem der Betrieb der Wasserwerke und Mühlen durch unbeschränkte Ausübung der Flößerei zu sehr Not leiden muß, wird der Floßbetrieb auf der Nagold bis auf Weiteres jd. h. bis der Wasserstand dieses Flusses die Wiederaufhebm'g dieser außerordentlichen Maßregel wieder znlüßti io der Weise beschränkt, daß aus den Wasserstuben ab Altcnsteig und Mvhnhardt nur an den 3 Wochentagen
Dienstag, Donnerstag und Samstag die Flöße nur einmal, und zwar in der' Frühe abgehen dürfen.
Zuwiderhandlungen werden mit llngehorsams- strafen bis zu 100 oder Hast bis zu acht Tagen bestraft.
Den 24. September 1884.
K. Oberamt. Anilin. Wiegandt, A.-V.
Tages-Neuigkeiten.
Deutsches Reich.
Herrenberg, 20. Sept. Bei der gestern im hiesigen Stadtwald abgehaltenen Jagd wurden außer zahlreichen Hasen 6 Rehe und 1 Hirsch jPracht- exemplar) erlegt. — Zu dem im nächsten Monat beginnenden Winterkursus ander hiesigen Haushaltungsschule haben sich bis dato bereits 20 Schülerinnen angemeldet.
Bei dem landw. Gaufest m Tübingen bot einen besonderen Anziehungspunkt die in der Ausstellung aufgehängte Kalebstraube des Reutlinger Weingärtnervereins, welche bei der veranstalteten Verlosung Hr. Schullehrer Hauser von Kilchberg gewonnen hat; die Traube ist aus 760 einzelnen Trauben zusammengesetzt und hat ein Gewicht von 350 Pfund. Preise erhielten u. a.: für jüngere Farren: Oekonomie Rat Ruoff von Niederreuthin 35 David Sattler von Thailfingen 30 für Kalbeln: Louis Hiller von Bondorf 30 Joh. Gauß von Bondorf 16 cMi; für Eber: Gottlieb Schäfer von Herrenberg 30 ^ und Gottlieb Schäfer von Herrenberg 16
Stuttgart, 21. Sept. Der Zeitpunkt für das Inkrafttreten des Unfall-Versicherungsgesetzes mit seinen vielen neuen und für manche Betriebe so wichtigen Verordnungen rückt immer mehr heran, es hat sich deshalb, ähnlich den Vorgängen in anderen Branchen, in Stuttgart ein provisorisches Komite gebildet, um auch für die holzverarbeitenden und verwandten Betriebe die nötigen Vorarbeiten zur Bildung einer freiwilligen Berufsgenossenschaft in Württemberg zu besorgen, eventuell einen entsprechenden
Antrag an das Rcichsversicheruugs-Amt einznleiten. Zu diesem Zweck wird von den bedeutendsten Firmen der Holzbranche zu einer Landes-Versammlung nach Stuttgart eingeladen, welche am 29. September, morgens 9 Uhr, in der Liederhalle stattfinden soll, und ist im Interesse der Beteiligten, sowie bei der Dringlichkeit der Sache ein recht zahlreicher Besuch derselben ebenso erwünscht als notwendig.
Stuttgart, 22. Sept. Nachdem das Manöver beendigt, sind die hieß Regiinenter wieder hier eingetroffen, das Ulanenregiment hat ihre Kaserne wieder bezogen, dagegen ist das zweite Bataillon des 7. Infanterie-Regiments Nr. 125 auf etwa 10—14 Tage noch in das Barackenlager nach Gmünd abgerückt, während das erste Bataillon dieses Regiments, sowie das Olgarcgiment bis auf weiteres noch die Lager bei Degerloch und Kleinhohenheim bezieht. Von den Kompagnien, welche nicht mit ins Manöver ausgerückt waren, sind die ausgedienten Mannschaften, resp. die Königsurlauber gestern bereits entlassen worden; dagegen kommen die im Manöver gewesenen Soldaten dieser beiden Kategorien heute zur Entlassung.
Wie die N.-Ztg. hört, wird dem Landtag ein Gesetzentwurf über Besteuerung des innerhalb Württembergs erzeugten Branntweins zugehen. Das 1862 zu stände gekommene Gesetz über die Abgabe von Branntwein ist 1865 wieder aufgehoben worden.
So schlimm, wie man kürzlich von Berlin aus lesen konnte, wo von 12 Prüflingen^yur 2 erfolgreich waren — so schlimm ging es den 32 'gerade nicht, die dieser Tage ihr Examen hier abgelegt haben; doch mußten auch von diesen 17 mit leeren Taschen abziehen, während 15 den ersehnten Schein erhielten.
Am 4. Oktober tritt eine vollständige Mond- finsterniß ein. Anfang 9 Uhr 47 Minuten abends, Dauer bis Mitternacht, sichtbar in ganz Europa.
In Böhringen wurde in der Nacht vom 17. auf 18. ds. im Rathaus durch Erbrechen eines Kastens die Summe von 1500 gestohlen.
In Frauenzimmern (Brackenheim) wurde einem blinden Erfinder, dem Korbmacher Schmid, ein Reichspatent auf eine Vorrichtung zum Schälen von Weiden erteilt.
Waiblingen, 22. Sept. Heute Nacht ist durch Expressen die amtliche Nachricht hier eingelaufen, daß ein Dragoner totgeschlagen worden sei. Näheres ist noch nicht bekannt. — Einem zweiten Bericht entnehmen wir: „Ein junger Bauer aus dem Filial Leutenbach hat einen Soldaten, der in dessen Scheune etwas Heu für sein Pferd holen wollte, im Verein mit 2 anderen Bauernburschen erstochen. Der Getötete hat 3 Jahre lang straflos gedient und wäre in den nächsten Tagen zu seiner Mutter im Oberland, die eine Wittwe ist, zurückgekehrt. Ob der Soldat unbefugter Weise Heu holte oder nicht, und ob, wie man hört, Eifersucht mit im Spiel war oder nicht, darüber wird die vom Staatsanwalt eingeleitete gerichtliche Untersuchung weiteres Licht verbreiten?'
Friedrichshafen, 20. Sept. Ihre Mas. die Kaiserin Eugenie ist heute mittag in Begleitung von Madame Lebreton und Herrn Pietri von Arenenberg aus mittelst Extraboots, welches am Schloßhafen anlegte, zum Besuch Ihrer Majestäten hier eingetroffen.
Friedrichshafen, 21. Sept. Seine Maß der Kaiser von Oesterreich traf heute nachm. 2 Uhr von der Insel Mainau kommend, bei schönstem Wet-
, ter auf dem österr. Dampfboot Habsburg am Schloßhafen hier ein, woselbst die Herren des hieß Hofes zum Empfange bereit waren. Von II. MM. dem König und der Königin wurde der hohe Gast im Garten vor dem Schlosse begrüßt und fuhr nach etwa Istündigem Verweilen wieder nach Bregenz ab.
Brandfälle: In Hessenthal (Hall) am 20. ds. eine mit Erntevorräten gefüllte Scheuer, außerdem ging auch ein Schwein zu Grund.
Augsburg, 18. Sept. Wie der Augsb. A.-Ztg. von zuverlässiger Seite mitgeteilt wird, sind nunmehr im Bezirke des hiesigen Landgerichts allein 42 Bierbrauer wegen „Bierpantscherei" in Untersuchung gezogen worden.
Üeber einen merkwürdigen Ringwechsel berichtet das Sonneberger Tageblatt. Ein junger Mann, der sich kürzlich verlobt hatte, nahm seiner Braut den Verlobungsring ab und steckte ihn an den Goldfinger der Mutter der Braut, seiner seitherigen Schwiegermutter.
Aus Alten bürg wird berichtet: In voriger Woche erwartete aus hiesigem Bahnhofe ein Ehepaar aus einem Dorfe in der Nähe unserer Stadt den seit 7 Jahren von der Heimat abwesenden Sohn, der in dieser Zeit in Amerika gelebt hatte. Er kam und die Freude des Wiedersehens war groß. Munter wurde des Sohnes Koffer auf das mitgebrachte Wägelein geladen, das Vater und Mutter fröhlich durch die Stadt zogen. Der Sohn, der, nach dem Aeußeren zu urteilen, ein feiner Herr war, ging gemessenen Schrittes an der Seite. Im ersten Dorfe, das man durchzog, wurde gerastet, denn man hatte immer noch geraume Zeit zu wandern, ehe man die Spitze des heimatlichen Kirchthurms sehen konnte. Das glückliche Trifolium that sich im Wirtshaus bei Speise und Trank gütlich und der Sohn sorgte für gute Unterhaltung. Plötzlich entstand zwischen dem alten Vater und dem Sohn eine Meinungsverschiedenheit; die Worte flogen hin und her und wurden immer giftiger, bis der Sohn, der sich wahrscheinlich als Amerikaner fühlte, vom bösen Wort zur bösen That griff und einen Schlag nach seinem Vater führte, der eine Prügelei zur Folge hatte. Die weinend zwischen die Kämpfenden tretende Mutier wurde selber mit hinein verwickelt. Der Vater machte endlich der Rauferei dadurch ein Ende, daß er den Koffer seines Sohnes vom Wägelein herab auf die Straße warf, und mit Wägelein und Mütterlein, aber ohne Koffer und Sohn, der Heimat zueilte. Der Sohn nahm seinen Koffer, kehrte wieder um, löste sich in Altenburg ein Fahrbillet und fuhr wieder von dannen, ohne die Heimat gesehen zu haben.
Berlin, 20. Sept. Das kronprinzliche Paar wird nach den Kaisermanövern zunächst dem Geburtstag der Kaiserin in Baden-Baden beiwohnen und dann eine mehwöchige Reise in die Schweiz unternehmen.
Berlin, 22. Sept. Der „Reichsanzeigermeldet: Ein Erlaß des Ministers des Innern setzt die Auslegung der Wählerlisten für die Reichstagswahlen auf den 30. September fest.
Die Manöver am Rhein haben den Kaiser Wilhelm etwas ermüdet. Bei dem Festmahl für die Stände der Provinz Westfalen ließ er sich durch Kaiserin Augusta vertreten. Sie erhob sich bei Tafel und sprach: Im Aufträge des Kaisers trinke ich auf das Wohl unserer treuen Provinz Westfalen und danke herzlich für den Empfang, der uns wiederum zu Teil wurde.
Der Reichskanzler, welcher bereits die höchsten
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