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sehr reichen Mann hervorgerufene Streitigkeiten und allerlei eingerissene Unordnungen zu schlichten gab. Zuletzt missionierte H. Kopp im Staat Odumase unter dem Volke der Kroboer. Auf dem sog. Krobo- berge, welcher inmitten einer äußerst fruchtbaren, mit Palmen bepflanzten Tiefebene im Woltathal liegt, befinden sich die Begräbnisplätze für das ganze, nur ackerbautreibende Geschlecht der Kroboer. Hier finden die Beerdigungen unter Trommelschlag, Büchsenknall, Geschrei u. s. w. statt. Auf dem Berge wohnen die Fetischpriester, denen ein umfangreiches Institut für Mädchen untergeordnet ist. Keines der letzteren ist zum Heiraten berechtigt, bevor nicht der längere Be­such dieser heidnischen Unterrichtsanstalt ausgeführt worden ist. Es stellen sich der Missionsarbeit in jenem Staate die Hindernisse einer ersprießlichen Tä­tigkeit tausendfach entgegen, da der Kroboberg ein äußerst starkes Bollwerk gegen die Aufnahme des Evangeliums bildet. Im Jahr 1856 haben die Mis­sionare Zimmermann und Steinhäuser die Misstonsarbeit allda begonnen und noch sind nicht weiter als etwa 600 Seelen gerettet worden, von denen viele in die ewige Heimat abgegangen, andere aber aus dem Lande weggezogen sind. Es stehen dermalen 9 eingeborene Arbeiter, darunter 2 könig­liche Prinzen, neben zwei europäischen Missionaren hier im Dienste des Evangeliums. Nach gegebenen ausführlichen Mitteilungen über Land und Leute, Charakter, Lebensart und Götzendienst der Bewohner wie über die Thätigkeit der Prediger und Lehrer auf einem Kranze von Außenstationen um Odumase her, kommt der Redner zum Schlüsse: Es läßt sich freu- digst erhoffen, daß in nicht gar zu ferner Zeit die Arbeit in diesem Gebiet uns abgenommen und durch Eingeborene weiter geführt werden kann, daß das auf Lüge und Betrug erbaute Heidentum Zusammen­stürzen und durch das Christentum Licht in die Fin­sternis gebracht werden werde. Dank allen, die durch Gebet, Fürbitte und offene Hände Steine zum Bau des Tempels Gottes in Afrika herbeigeschafft haben! Dank im Aufblick zum Herrn, der seine Diener auf dies Arbeitsfeld berufen und ihren Schweiß durch teilweise Niederwerfung des Götzenkultus belohnt hat. Mit einem innigen Dankgebet und dem Sin­gen des Schlußverses von Nro. 220 endete der ge­segnete Nachmittagsgottesdienst. Zahlreiche auswär­tige Freunde drückten im Kirchvorplatze die Hände dieses Zeugen der ewigen Wahrheit.

Werkmeister Nill in Stuttgart schoß am Sams­tag nachmittag im Walde bei Sindelfingen einen feisten Hirsch (12-Ender), welcher ausgenommen 3Vz Zentner wog.

Freuden st ad t, 7. Sept. Am nächsten Sonn­tag den 14. Sept. feiert die hiesige Feuerwehr ihr 30jähriges Jubiläum. Nach den bereits gemachten umfangreichen Vorbereitungen und Uebungen verspricht das Fest ein großartiges zu werden.

Stuttgart, 7. Sept. Der hiesige 1824 ge­gründete Liederkranz, einer der ältesten und renom­miertesten in Deutschland, begeht in 14 Tagen sein 60jähriges Jubiläum mit einem großen Konzert. Er begann seiner Zeit mit 50 Mitgliedern.

Gemeinderat Weckler soll die Kandidatur für die Landtagswahl in Reutlingen Stadt angenom­men haben.

Backnang, 8. Sept. Am Samstag fand die 13. Jahresversammlung des Vereins württembergi- scher Gemeinde- und Korporationsbeamtcn im Rat­haussaale statt. Aus allen Gegenden des Landes hatten sich Teilnehmer dazu cingefunden. Bei der Wahl des Vorstandes und von 11 Ausschußmitglie­dern auf die Dauer von 2 Jahren wurde als Vor­stand an Stelle des verstorbenen Oberbürgermeisters Wust, (Heilbronn) Stadtschultheiß Hartranft (Freu­denstadt), zu Ausschußmitgliedern vom Schwarzwald­kreis gewählt: Stadtschultheiß Haffner, Calw, und Verwaltungsakluar Ziegler, Calw. Als Ort der nächsten Versammlung ist Freudenstadt bestimmt.

Biberach. 7. Sept. Heute Nachmittag 3 Uhr geschah in einem Haus in der Nähe des Schieß­platzes ein gräßliches Unglück. Der Sohn des hieß Grünbaumwirts beschäftigte sich damit, Patronen zu laborieren. In dem Zimmer waren anwesend 3 Kin­der und etliche erwachsene Personen. Plötzlich ent­stand eine Detonation, durch welche die Niegelwände rc. hinausgedrückt, die Kreuzstücke und Thüren hin­ausgeschleudert und 7 Personen, darunter der Patronenverfertiger selbst, bedeutend verletzt wur­den. Im obern Stock des Hauses wurden die

Oefen umgeworfen und viele laborierte Patro­nen wurden nachher außerhalb des Hauses ge­funden. Wahrscheinlich hat der Patronenmacher bei seinem Geschäft geraucht, wodurch das Unglück her­beigeführt wurde. Das Gericht war sofort zur Stelle und nahm den Thatbestand auf.

Der Würzburger Magistrat hat eine poli­zeiliche Verordnung bezüglich des Hausierens der Kinder erlassen. Nach ß 1 ist das Hausieren min­derjähriger Personen nach Sonnenuntergang verboten. Nach K 2 ist minderjährigen Personen weiblichen Ge­schlechts das Hausieren überhaupt verboten. Gegen Zuwiderhandelnde werden Geldstrafen oder Haft bis zu 4 Wochen angeordnet. (Die Verordnung ver­diente allenthalben Nachahmung.)

Der Brindlbaucr mW eilen bach in Bayern hatte den 14jährigen Freundl in seinen Dienst genommen und erzog ihn mit Prügeln und Hunger, obwohl der Junge dienstwillig und fleißig war. Vor 14 Tagen schlug er ihn, angeblich wegen schlechten Hiltens, derartig, daß der Junge bewußtlos nicder- sank. Der Kerl hat die hinfallende Krankheit, sagte er, und seine Tochter sagte: ich will ihn schon auf die Beine bringen, und prügelte weiter. Der arme Junge kam aber weder aus die Beine, uoch zum Bewußtsein. Der Pfarrer mußte geholt werden, um ihm die letzte Ortung zu geben. Der Junge starb; die Wirbelsäule und der Fuß waren ihm gebrochen, der ganze Körper mit Blut überlaufen und zum Skelet abgcmagert. So was habe er noch nie gesehen, erklärte der Arzt. Der Bauer sitzt in Untersuchung, nachdem er vor der Lynchjustiz mühsam gerettet worden war.

In Köln sollen, wie dieKöln. Volksztg." kürzlich meldete, 40 Finanzmänner, die fast ausnahms­los untereinander verwandt oder verschwägert sind, ein Gesellschaftskapital von nickt weniger als 1331 Millionen Mark beherrschen und von denen viele in einem halben Dutzend, fünf in mehr als 10, einer sogar in 19 Verwaltungsräten sitzen. Ja einer, der vor einigen Wochen gestorben ist, soll in der Blüte­zeit seiner Leistungsfähigkeit 28facher Aufsichtsrat ge­wesen sein. Und bis zu welcher Höhe die Tantiemen für Vorstand und Aufsichtsrat bei manchen Finanz- Instituten allmählich angewachsen sind, mag man beispielsweise aus der Bilanz der Kölnischen Hagel­versicherungs-Gesellschaft pro 1883 ersehen, wonach auf die Tantiemen ein Betrag von 46 607 (ge­genüber 180 000 Dividende an die Aktionäre) entfiel. Es wäre nicht uninteressant, ähnlich wie über die Kölner Finanzherrn auch über die anderer deut­scher Städte eine Statistik in die Hand zu bekommen. Bedenkt man, welche kolossale Kapitalien dort einzelne Personen, wie die Rothschilds, kommandieren und daß diese Großen im Reiche der Finanz wieder eng untereinander zusammenhängen so begreift man, welche ungeheuere Macht in den Händen dieser we­nigen Personen liegt eine Macht, welcher nicht blos die Staaten, sondern auch das wirthschaftliche Leben der Völker unterworfen ist! Und diese Macht untersteht keiner Kontrolle und keinerlei geordneten Autoritäten. Alles ist gesetzlich geregelt, nur allein das einflußreichste Institut die Börse genießt das Privilegium völliger Selbstherrschaft bei fast gänzlicher Steuerfreiheit. Während der Regierung jeder Gamaschenknopf nachgezählt wird, drücken viele Blätter vor dieser kolossalen Thatsache die Augen zu. Hier wird vertuscht und verschwiegen. Es ist nur zu befürchten, daß wenn dieses System noch einige Zeit weiter fortgeführt wird, eine furchtbare Kata­strophe über kurz oder lang eintreten wird, die, wie das in solchen Fällen zu geschehen pflegt, den Un­schuldigen samt den Schuldigen treffen dürfte. Die konservative Presse ihrerseits hat oft genug schon in dieser Hinsicht ihren Warnungsruf hören lassen.

Berlin, 8. Sept. Der Kronprinz und Prinz Heinrich sind gestern abends 8 Uhr nach Bayern abgereist.

Der Kronprinz soll sich bei seiner Anwesenheit in Rawitsch, als man sich nach dem Wohlbefinden seiner erlauchten Eltern erkundigte, etwa wie folgt ausgelassen haben: Es ist ja jetzt kein Geheimniß mehr, der Kaiser wurde auf der großen Parade in Berlin auf dem Pferde von einer Ohnmacht befallen, die einige Minuten anhielt, deshalb benutzte er beim zweiten Vorbeimarsch seine Equipage. Meine Mutter kann nach vier Jahren zu unser aller Freude wieder gehen.

Auch in Preußen ist nunmehr die schleunige Aufstellung der Wahllisten für den Reichstag amtlich verfügt worden. Man weiß aus Erfahrung, daß der Wahltermin in der Regel 4 Wochen später anberaumt zu werden pflegt, und hiernach dürfte derselbe mit dem 15. Oktober oder sonst in der dritten Oktober­woche zu erwarten sein.

DieKreuzztg." erklärt, daß die Konservativen bereit seien, nicht nur ein neues Militärseptennat, sondern auch die Präsenzstärke ein- für allemal auf unbestimmte Dauer zu bewilligen, wenn es die Re­gierung verlangt. Auch würden sie für eine Erhö­hung des Militär-Etats stimmen.

DieGermania" bringt den Wortlaut der von uns erwähnten jüngsten Encyclica des Papstes (vom 30. August dieses Jahres). Bekanntlich fordert der Papst darin zu eifrigem Gebete auf. Er motiviert das u. a. wie folgt:Auch jetzt handelt es sich um eine höchst schwierige und wichtige Sache: um die Demütigung des alten und verschmitzten Feindes in der stolzen Hochburg seiner Macht; um die Zurück­eroberung der Freiheit der Kirche und ihres Ober­hauptes; um die Wahrung und Verteidigung der Schutzwehren, auf denen die Sicherheit und das Wohl der menschlichen Gesellschaft beruht. Deshalb muß in den gegenwärtigen traurigen Zeiten der Kirche für die eifrige, fromme und durch den Gebrauch geheiligte Verrichtung des Rosenkranzgebetes Fürsorge getroffen werden."

DerMg. Ztg." wird geschrieben: Die Reichs­regierung forderte die Bundesstaaten auf, geeignete Medizinalbeamte zu ernennen und nach Berlin zu senden, um an dem von Dr. Koch abzuhaltenden Kursus über das Vorkommen von Bacillen bei cho­lera-verdächtigen Erkrankungen teilzunehmen.

Am letzten Sonntag ereignete sich in der Tho- maskirche der wohl in Berlin noch nicht dagewesene Fall, daß sieben ungetanste Kinder aus einer Familie zugleich getauft wurden, das älteste zehnjährig, das jüngste neun Wochen alt. Es war, wie derEvan­gelische kirchliche Anzeiger" meint, ein rührendes Bild, dies Häuflein von sieben Kindern sich um den Tauf­stein scharen zu sehen.

Ein aus London kommendes Gerücht will wissen, daß Graf Münster, der deutsche Botschafter in London, beim Fürsten Bismarck nicht mehr in dem Maße beliebt sei wie früher, und daß der Reichs­kanzler insbesondere das Verhalten desselben auf der Londoner Konferenz mißbilligt habe. Sein Auftreten auf der Londoner Konferenz, heißt es, sei nicht fest genug gewesen und man halte es deshalb nicht für ausgeschlossen, daß Graf Münster sehr bald einen Nachfolger auf seinem Londoner Posten erhalten werde. Als seinen eventuellen Nachfolger nennen eng­lische Blätter den Grafen Henkel v. Donnersmarck.

Der Kreis der deutschenKolonialerwer- bungen an der westafrikanischen Küste hat sich be­reits wiederum erweitert. Privatnachrichten derK. Z." von der Goldküste melden, daß am 21. Juli die Stadt Porto Novo unter französisches Protektorat und Little Popo an der Dahomey-Küste durch Dr. Nachtigall unter deutsches Protektorat gestellt worden ist. Die Leitung in Afrika hat ein junger deutscher Kaufmann mit mehrjährigen praktischen Erfahrungen übernommen. In Hamburg besorgt eine renommierte Firma kommissionsweise den Import und Export.

Bci der durch den Leichtsinn des Kapitäns des Lloyd- dampfersHohenstaufen" herbcigefiihrtcn Kollision des letzteren mit der GlattdcckskorvetteSophie" benahm sich die Mann­schaft des Kriegsschiffs mit einer musterhaften Kaltblütigkeit. DieSophie" nahm nngemei» viel Wasser ein, sie legte sich nach Backbord. Es wurden alsbald die Geschütze auf die an­dere Seite gebracht und das Leck nach Möglichkeit durch Hänge­matten und Decke» verstopft. Es waren allmälig 3 Meter Wasser eingedrungen und standen die Leute schon bis an die Hüften im Heizraum im Wasser. Während auf derSophie" mit voller Ruhe und Bosonnenheit die Maßnahmen zur Ver­hütung des Sinkens getroffen wurden, wobei sich Offiziere und Mannschaften gleich auszeichneten, herrschte auf demHohen­staufen" welcher ebensalls ein recht bedeutendes, jedoch ungefährliches Loch am Vordersteven erhalten hatte, unter den Answandercrn eine grenzenlose Verwirrung und Be­stürzung. Dieselben verlangten jammernd von derSophie" ausgenommen zu werden. 'Bon derSophie" waren rasch die Boote ausgcsetzt. Der angerichtcte Schaden soll sich nach vorläufiger Ermittelung auf 70 VONlL belaufen. Daß die Sophie" nicht gefunken ist, verdankt man dem Umstand, daß sofort als die Unvermeidlichkeit des Zusammenstoßes erkannt wurde, alle Vorsichtsmaßregeln, die in erster Linie dem Dicht­machen der Schotten galten und ohne welche das stolze Schiff auf alle Fälle verloren gegangen wäre, getroffen wurden. Der Leck mißt etwa 7 Meter bei einer durchschnittlichen Breite von einem Meter.

Hamburg, 8. Sept. (Von der Goldküste.) DieHamb. Börsenhalle" meldet nach via Liver­pool eingegangenen Berichten, daß die von Dr. Nachtigal an der Goldküste aufgepflanzten neuen deutschen Grenzpfähle am 6. August umgehauen und zerbrochen seien, einer durch einen englischen Beam­ten, ein zweiter durch einen Neger. Dasselbe Blatt meldet, Doktor Büchner, der als provisorischer Gou-