Der Gesellschafter.

Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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, Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donnerstag , und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (obne ! Trägerlobn) 80 4, in dem Bezirk 1 ^ i ausserhalb des Bezirks I 20 Monats- abonnemcnt nach Verhältnis.

Samstag den 30. August.

Znjertionsgebühr für die Ispaltige Zeile aus ge­wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 4, bei mehrmaliger je 6 -i. Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgcgcben kein.

1884.

MM- Bestellungen -HW

auf denGesellschafter" für den Monat

nimmt jede Postanstalt sowie die betreffenden Postboten entgegen.

Nagold.

Berichtigung.

An dte Grtsvorsteher.

In der oberamtlichen Bekanntmachung vom 26. d. M. Amtsblatt Nr. 101 soll es statt des ß 70 des tz 75 des Krankenversicherungs-Gesetzes heißen.

Den 28. August 1884.

K. Oberamt. Güntner.

Amtliches.

Nagold.

An die Ortsvorsteher.

Zn Folge höherer Weisung ist zu berichten, ob die in den Gemeinden bestehenden freien Hilfs- r küssen» (Kranken-Unterstützungs-Vereine, Kranken- Unterstützungs- und Sterbekassen für Mitglieder der Krieger-Vereine und freiwillige Feuerwehren, sowie auf Fabcikvrdnungcn, Arbeitsvertrüge oder sonstige Vereinbarungen sich gründende Krankenunterstützungs- und Sterbekasscn) den Anforderungen des §.75 des Krankenversicherungs-Gesetzes genügen und ihre Wirksamkeit auch nach dem Inkrafttreten des Kran- kenversicherungsgesctzes am 1. Dezember 1884 fort­setzen werden. Die Ortsvorsteher haben nun den verlangten Bericht unfehlbar binnen 6 Tagen hieher zu erstatten, wobei zugleich auzugeben ist der statu­tenmäßige Bezirk, auf welchen die Kasse ihre Dich­tigkeit erstreckt.

Den 26. August 1884.

K. Oberamt. Günt n e r.

Nagold.

Kranken-Aerstcheruiig der Arbeiter betreffend.

Die Ortsvorsteher in Altensteig Dorf, Ebers­hardt, Ebhausen, Effringen, Egenhausen, Emmingen, Fünfbronn. Simmersfeld, Spielberg und Walddorf werden an Erledigung des oberamtlichen Erlasses vom 14. d. M. in obigem Betreff Amtsblatt Nr. 96 4 Tage« erinnert.

Den 28. August 1884.

K. Oberamt. Güntner.

Bon den 114 Schülern, welche sich bei der diesjährigen Konknrsprüfung für die Aufnahme in das evangelische Seminar in Schönthal eingefunden haben, sind 30 als Seminaristen ausgenommen worden, darunter: Hilter, Theodor, S. d. Pfarrers in Altensteig Dorf. Rau, Christian, S. d. Wagners in Stammheim, O.A. Calw.

Tages-Neirigkeiten.

Deutsches Reich.

** Nagold, 29. Aug. Es naht der 2. Sep­tember wieder. Er ist und bleibt ein Gedächtnistag unvergleichlicher Ereignisse in der Geschichte unseres deutschen Volkes. Wie in den meisten Gemeinden des Landes soll dieser bedeutsame Tag auch bei uns wieder gefeiert werden. Die bürgerlichen Kollegien haben bereits die nötigen Mittel zur Bewirtung der Schuljugend verwilligt. Um die Kinder auch noch beini üblichen Wettspringen mit paffenden Gaben er­freuen zu können, sollen in den nächsten Tagen einige Mädchen der oberen Schulklasse beauftragt werden, in denjenigen Familien der Stadt, welche entweder keine oder doch gegenwärtig keine schulpflichtigen Kin­

der haben (zu denen man aber das Zutrauen hat, daß sie willig sind, den Kindern eine Freude zu be­reiten), um freiwillige Gaben für das mit der Sedans- fcier verbundene Kinderfest freundlich zu bitten. Für gewissenhafte Verteilung der eingehenden Gaben an Geld oder Naturalien werden die hiesigen Lehrer Sorge tragen.

** Nagold, 28. Aug. Die jährliche Bezirks­schulversammlung fand gestern in Ebhausen statt. Die lebhaften Verhandlungen dauerten von morgens 9 bis nachmittags 3 Uhr. Außer den Lehrern des Bezirks, deren Zahl gegenwärtig 67 beträgt, nahmen etwa 10 Geistliche, worunter Seminarrektor vr. Brügel, und am Schlüsse noch Oberamtmann Günt­ner teil. Zum Beginn wurden 2 Choräle von der Schuljugend und den Lehrern sowie 3 Männerchöre von den Lehrern gesungen. Der an die Stelle des allgemein hochgeschätzten Professors Frohnmeyer *) getretene neue Konferenzdirektor des vordem Spren- gels, Helfer Finckh von Nagold, sprach das Ein­gangsgebet, worauf der Bezirksschulinspektor Mezger nach herzlicher Begrüßung der Anwesenden den Jah­resbericht erstattete. Demselben entnehmen wir fol­gende Notizen. Im letzten Frühjahr wurden die Schulen des vordem Sprengels visitiert. Das Er- gebniß war, sowohl was die Erziehung als den Un­terricht der Kinder betrifft, ein befriedigendes. Der Vorsitzende daukie den Lehrern für ihre treue, hin­gebende Thätigkeit und verband damit den Wunsch, es möchte ihnen stets auch die Anerkennung der Ge­meinden zuteil werden, in denen sie wirksam sind. Die Zahl sämtlicher Schüler des Bezirks ^mit Aus­nahme der 280 Seminarübuugsschüler in Nagold) beträgt 4758, nämlich 2168 Knaben und 2570 Mäd­chen, 35 Kinder weniger als im Vorjahr. Im Be­zirke befinden sich auch 20 Arbeitsschulen für die Mädchen, an denen 25 Lehrerinnen angestellt sind. Unter diesen Schulen ist nur eine obligate sin Na­gold), in welcher 2 Lehrerinnen den Unterricht nach Buhl'schem System erteilen. Diese Schule hat sich durch ihre überraschenden Fortschritte bald die Aner­kennung und Wertschätzung der Gemeinde erworben. Auch die übrigen Arbeitsschulen befinden sich in einem befriedigenden Zustand. Um die Kinder zum Fleiße anzuspomen, werden Prämien empfohlen, welche zum Teil schon eingeführt sind. Die Zahl der Win­terabendschulen ist 21 mit 3580 Schülern, d. h. 67°/g der männlichen Jugend. In diesen Schulen wurden im letzten Winter 1365 Stunden Unterricht erteilt. Der Gesamtaufwand für dieselben ist mit Emrech- nung der Staatsbeiträge nur 1307 cM. Der Be­richterstatter gab sodann einen eingehenden, interes­santen Bericht über die letzten Visitationen, wobei sämtliche Fächer an die Reihe kamen. Einige Haupt­punkte wurden schließlich aus dem Bericht hervorge­hoben, welchen man eine eingehende Besprechung widmete. Der zweite Gegenstand der Tagesordnung war die Behandlung des Rechenunterrichts, von dem neuerdings behauptet wird, er sei seit mehreren Jah­ren in einem gewissen Rückgänge begriffen. Schul­lehrer Haller von Rohrdorf hatte über diesen Ge­genstand zu referieren. Der Hauptinhalt seines ein­gehenden Vortrages war in 10 gedruckt vorliegenden Thesen enthalten. Die Hauptpunkte, welche an der Hand dieser Sätze zur Besprechung kamen, waren: Der Rückgang im Rechenunterricht, dessen Ursachen

*) Beim gemeinschaftlichen Mittagessen sprach die Ver­sammlung dem leider nur kurz in Thätigkeit gebliebenen Kon- sercnzdirektor durch Erheben von den Sitzen den gebührenden Dank aus.

und Abhilfe. Es erhob sich eine lebhafte Debatte hierüber, nach welcher die Thesen vollständig ange­nommen wurden. Unterlehrer Sauter von der Nagolder Seminarübungsschule führte noch der Ver­sammlung die Bueß'sche Lesemaschine, nach welcher in der Seminarübungsschule der Leseschreibunterricht betrieben wird, vor. Die Maschine, welche 13 ^ kostet, wurde als zweckmäßig erfunden und zur An­schaffung empfohlen. Ein weiterer Gegenstand:Die Ueberbürdung der Volksschule", worüber Schullehrer Holder von Berneck zu referieren gehabt hätte, soll, weil er der sehr vorgeschrittenen Zeit wegen nimmer zur Behandlung kommen konnte, an der Ge­sangskonferenz in Altensteig (den 20. Okt.) zu seinem Recht kommen.

Nach derHorber Chronik" hat sich Frei­herr von O w zur Wiederannahme des Reichsman­dats für den VIII. Wahlkreis bereit erklärt.

Auszug der Geschw orenen-Liste für die Tübinger Schwurgerichtssitziiugen des III. Quartals 1884: I. Binder, Schultheiß in Affstädt, I. F. Dürr, Gemeindepfleger in Effringen, I. Egeler, alt Rappenwirt in Nebringen, I. Köhler in Min­dersbach, 11. Lörchcr, Gemcinderat in Neubulach, A. Lutz, Kunstmüller in Calmbach, C. Riedlinger, Schloßgutsbcsitzer in Unterjesingen.

F r e u d e n st a d t, 26. Aug. Die Vorarbeiten für den Weiterbau der Murgthalstraße von Reichen­bach nach Freudenstadt sind nunmehr beendigt. Ob Bahnhof Gernsbach (Baden), oder Bahnhof Freu­denstadt, das ist nun die wichtige Frage, bei welcher namentlich die württemb. Eisenbahnbetriebs-Verwal­tung lebhaft interessiert ist.

Stuttgart, 26. Aug. In der Reisedispo- sition Sr. K. Hoheit des deutschen Kronprinzen ist insofern eine Aenderung eingetreten, als derselbe, statt erst um 9 Uhr 55 Min. mit dem gewöhnlichen Zug von Ulm anzulommen, schon mit einem Extra­zuge um 7^ Uhr heute abend hier anlangte. In der Begleitung des Kronprinzen waren der komman­dierende General von Schachtmayer, sowie General­lieutenant von Guretzky und eine Anzahl General- stabsoffiziere. Zum Epfang auf dem Bahnhof war, außer vielen höheren Offizieren, auch Minister von Mittnacht anwesend, mit dem der deutsche Kronprinz eine längere Unterhaltung hatte. Der hohe Gast fuhr direkt ins Residenzschloß. Eine dichte Menschen­menge, die sich trotz des Regenwetters vor 'dein Bahn­hofe postiert hatte, empfing den deutschen Kronprin­zen mit donnernden Hurrahrufen. Morgen ist Trup­penbesichtigung bei Pflugfelden.

Stuttgart, 27. Aug. Der deutsche Kron­prinz nahm heute Vormittag die Truppeninspektion auf dem Möglinger Felde vor, dejeunierte darauf bei dem kommandierenden General v. Schachtmeyer und fuhr 3 Uhr 15 Min. über Hanau nach Berlin.

Stuttgart, 27. Aug. Die Generalversamm­lung des Verbandes deutscher Architekten und Inge­nieure hielt nach dreitägigen Verhandlungen heute Schlußsitzung und folgt nachmittags einer Einladung des Königs nach Bebenhausen. Morgen findet ein Ausflug nach Ulm zur Besichtigung des Mün­sters statt.

Auch im Oberamtsbezirk Böblingen kursieren falsche Ein- und Zwei-Markstücke, die hauptsächlich abends in Kurs gebracht werden. Darum aufgepaßt!

Im Bezirk Neuenbürg sind seit Ende Juli 7 Brandfälle vorgekommen. Fast in allen Fällen liegt Brandstiftung vor.

Ludwigsburg, 27. Aug. Die Truppen- Parade vor Sr. Kais. Hoh. dem Deutschen Kron­prinzen in der Umgebung des Römerhügels hat zwi-