21 Millionen Acker oder 8^/z Mill. Hektaren erreicht. Davon haben die Engländer mehr als drei Viertheile im Besitz. Auch in Kleinasien sind die Engländer darauf aus, Landbesitz zu erwerben und den Deutschen, die hier den Anfang gemacht haben, den Rang abzu­laufen._

Handel ö Verkehr.

(Konkurseröffnungen.) Karl Fenchel, Schmid in Teinach (Calw.) Gottlieb Beith, Maler in Mezingen (Urach.)

Rotten bürg a. N., 14. Aug. (Hopfen.) Der so lange ersehnte Regen ist gestern und heute im vollsten Maste eingetroffen. Die Pflanzer atmen seit heute leichter, sieht man viel fröhlichere Gesichter. Einsender machte gestern in verschie­denen Lagen hier und Umgegend eine kleine Inspektions-Tour, fand, daß Hopsen allgemein gesund, bezügl. der Quantität der vorjährige Ertrag nicht erziett, dagegen eine halbe Ernte in Aussicht steht.

Ehingen, 12. Aug. Die Aussichten auf eine reiche Hopfenernte schwinden immer mehr. Die diesjährige Ernte wird allem Anschein nach hinter der vorjährigen um ein Drittel zurückbleiben.

Nürnberg, 12. Aug. (Hopfen.) In neuer 1884er Ware gingen Württembergs zn 230240 Steiermärker zu 240245 ab.

Lieöe und Glück.

Erzählung von P. Lachner.

(Fortsetzung.)

Lucie blieb jetzt auch an einem Schaufenster stehen, spähcte indessen mit scharfem Seitenblicke nach Marien hin, die immer noch nach einem gewissen Punkte des Hauses sah, vor welchem sie stand. Jetzt näherte sich Marie plötzlich der Thüre und trat ein, ob in eine Hausflur oder in einen Laden, konnte Lucie nicht genau sehen, jedenfalls war es Lucien aber zur hochgradigen Wahrscheinlichkeit geworden, daß Marie sich dort mit dem Maler ein Stelldichein gegeben habe und mit schnellen Schritten eilte sie her­bei, um sich zu überzeugen. Einen forschenden Blick warf sie in die Hausflur jenes Hauses, bemerkte in­dessen nichts, dann lief sie vor den Laden, der sich in den unteren Räumen des Hauses befand, und warf auch da ihre forschenden Blicke hinein. Es war ein Waffenladen. Lucie schrack zusammen, als sie dies inne wurde, nnd fieberhaft forschte sie nach der Schwe­ster. Dieselbe war außer dem Ladenbesitzer ganz allein in dem Lokale und eben setzte der Wasfenhänd- ler ein Kästchen mit Pistolen vor die junge Dame. Marie griff keck unter die Pistolen und wählte eine derselben zum Kaufe aus.

Ein eiskalter Strom schoß Lucien bei diesem Anblick durch die von eifersüchtiger Leidenschaft erhitzten Adern und starr sah sie weiter in den Waffenladen. Marie kaufte einen Revolver, der Waffeuhändler zeigte ihr die Mechanik desselben. Dann brachte er auch Patronen herbei und Marie kaufte auch diese. Ein furchtbarer Gedanke stieg in der vor dem Waffenladen lauernden Lucie auf. Marie kauft ein Mordinstru­ment, schlußfolgerte die erregte Schwester, also muß sie etwas Böses im Sinne haben und zwar entweder gegen sich oder jemand anderen. Sich selbst wird sie zunächst wohl nichts zu Leide thun wollen, da sie über ihre eigene Handlungsweise nicht in Verzweiflung zu sein braucht.

Wer kann es also sein, den ihre Rache treffen soll? Luciens Antwort fiel auf ihr eigenesIch", denn sie hatte die Schwester gekränkt, sie galt als gefürchtete Nebenbuhlerin bei dem Wettkampfe um den Besitz des Malers Hans von Grünau. Es konnte also nach der Meinung Luciens keinem Zwei­fel unterliegen, daß sie das Opfer der Rache ihrer Schwester werden sollte.

Bei der Erkenntnis dieser Sachlage konnte sich Lucie vor Angst und Furcht, Reue und Vorwürfen kaum noch auf den Füßen halten. Sie trat einige Schritte von dem Schaufenster des Waffenladens zu­rück, winkte einem in der Nähe haltenden Droschken­kutscher, warf sich in das Gefährt und ließ sich in einem halb aufgelösten Zustande nach Hause fahren, denn die arme Lucie wähnte sich vor der Rache ihrer Schwester in Lebensgefahr und so jung und so reich, so voller Hoffnungen von hinnen scheiden zu müssen, erschien ihr doch gar zu schrecklich.

Ganz erschöpft sank Lucie, als sie in der Woh­nung angekommen war, auf einen Divan nieder und ergieng sich in Weinen und Klagen. Die besorgte Susanne kam herbeigeeilt und fragte, was dem Fräu­lein fehle. Aber Lucie stand weder Rede noch Ant­wort, sondern rief ein Mal über das andere Mal aus:Ach, Du gute Susanne, ich kann es Dir gar nicht sagen, es ist gar zu schrecklich I"

Auch das biedere Faktotum, der treue Diener des Hauses, kam herbei und wollte Hilfe und Rat

schaffen. Aber auch da gab es weiter nichts als Weinen und Wehklagen und und von der Ursache der Trübsal erfuhren sie nichts, denn Lucie brachte es bei all' ihrer leidenschaftlichen Angst doch nicht über das Herz, den furchtbaren Verdacht, den sie gegen ihre Schwester hegte, laut lassen zu werden. Mißmutig zogen sich die beiden Hausbediensteten daher endlich zurück, da sich ihnen keine Möglichkeit zu raten oder zu helfen darbot.

Lucie blieb nun mit ihrem Jammer und ihrer Angst allein und ihr Geist irrte in einem Labyrinthe von Vermutungen und Hoffnungen herum. Dazwi­schen horchte sie auch des ölteren scharf auf, um das Nahen der gefürchteten Marie zu entdecken. Dann besorgte sie wieder, daß Marie gleich herein in ihr Zimmer stürzen und mit dem Revolver in der Hand, ihre Rache ausüben werde. Lange hielt indessen die­ser Gedanke nicht vor, denn er war doch zu unwahr­scheinlich. Die Vermutungen Luciens gerieten auf etwas anderes, sie fürchtete einen nächtlichen Ueberfall von Seiten ihrer Schwester. Es war auch schon die Abendzeit herangekommen, es begann in den Hin­teren Ecken der Zimmer zu dämmern und Luciens Angst wuchs. Sie schellte daher und verlangte, daß Susanne bei ihr bleiben sollte.

Diese brachte darauf ein opulentes Abendbrot, aber Lucie kostete nicht davon, denn ihr war der Appetit, die Ruhe, die Lebenslust und alles vergangen.

Jetzt kehrte auch Marie in ihre Wohnung zu­rück und Luciens Erregung stieg noch mehr. Sic zog sich in ein anstoßendes Zimmer zurück und weinte bitterlich. Der Thränenstrom hat aber in der Regel eine Linderung des Schmerzes im Gefolge und bringt einige Beruhigung mit sich, deshalb faßte auch Lucie ein wenig Mut und beschloß wenige Minuten darauf noch alles zu wagen, um ihre Schwester von ihrem verderblichen Entschlüsse obzubringen. Sie entschied sich dafür, an Marien einen Brief zu schreiben, ihr mitzuteilen, daß sie unschuldig sei, nichts Böses gegen sie im Sinne habe und vor allen Dingen nicht daran denke, ihr den Maler abspenstig zu machen, im Gegen­teil wolle sie sich bestens bemühen, um der Schwester den Besitz des teueren Mannes zu ermöglichen. Alles früher Geschehene sei nur lächerlicher Zorn und Neid gewesen, der gänzlich verraucht sei. Mit diesen Ge­danken trug sich Lucie und machte sich fertig, dieselben zu Papiere zu bringen. Während dessen wurde sie jedoch von der Sorge gequält, was Marie drüben in ihrem Zimmer beginnen werde und Lucie sandte des­halb die Susanne hinüber, um die Situation auszu­kundschaften. Eben hatte Lucie den Brief begonnen und ihre Schwester mit den zärtlichsten Schmeichelna­men angeredet, da kam Susanne wieder herüber.

Nun, was thut Marie?" fragte ungeduldig

Lucie.

Sie hat sich ein sonderbares Spielzeug mitge­bracht, was sie auf dem Tisch liegen hat und betrachtet."

Was ist das für ein Spielzeug?" fragte Lucie gespannt weiter.

Es ist eine ganz neue Pistole, Fräulein," ent­gegnet« trocken Susanne.

Eine ganz neue Pistole?! Eine Mordwaffe! Was soll das bedeuten, Susanne? Hast Du keine Ahnung, was Marie mit dieser Waffe im Sinne hat? "

Im Sinne hat! Mit dieser Waffe!" erwiderte erstaunt Susanne und setzte hinzu:Fräulein Marie wird doch nichts Arges im Sinne haben. Es handelt sich jedenfalls um eine Laune, um ein seltsames Spiel­zeug."

Das glaube ich nicht, Susanne," entgegnet« Lucie.Gehe Du noch einmal hinüber und suche zu erfahren, was Marie mit dieser Pistole treiben will."

Die alte Susanne schüttelte den Kopf zu diesem sonderbaren Aufträge, verließ jedoch das Zimmer Luciens, um sich noch etwas in demjenigen Mariens zu schaffen zu machen und dem sonderbaren Aufträge nachzukommen.

Lucie wähnte bei der Nachricht von der Pistole, die auf dem Tische lag, daß Gefahr im Vorzüge sei und stürzte sich eiligst auf ihren angefangenen Brief. Es kostete ihr indessen Mühe, sich derartig zu fassen, daß sie den Brief in der gewünschten Weise fortsetzen konnte und nachdem sie eben einen Satz mit der Ver­sicherung der Liebe und Freundschaft an ihre Schwe­ster geschloffen hatte, trat Susanne wieder ein.

Lucie erhob sich und fragte nach dem Erfolge der Mission.

Susanne zuckte mit den Achseln und sagte:

Fräulein Marie hat erklärt, daß sie mir unmöglich sagen könne, zu was sie noch die Pistole gebrauchen werde und dann hat sie ihr Abendessen bestellt."

Nach diesen Worten verließ Susanne das Zim­mer, um den ihr von Fräulein Marie gewordenen Auftrag zu erledigen, und Lucie setzte unter neuen Aengsten und Sorgen das Schreiben ihres Friedens­briefes fort. Dies gieng nun auch besser von statten und Lucie schrieb einen so zärtlichen Brief an Marie, wie es in ihrem ganzen Leben noch nicht passiert war, obwohl die Schwestern vor dem Ausbruche des Eifer­suchtskonflikts ein Herz und eine Seele gewesen waren.

_ (Fortsetzung folgt.) _

Altertet.

(Das Spülen der Wirtsgläser.) Die Er­furter Polizeiverwaltung hat in den dortigen Blättern folgende Bekanntmachung von allgemeinem Interesse erlassen:Es wird darüber Klage geführt, daß ei­nige Schankwirte beim Spülen der Biergläser nicht auf die erforderliche Reinlichkeit halten, vielmehr in ein und demselben Wasser eine sehr große Zahl von Gläsern spülen lassen, so daß zuletzt eine Verunrei­nigung der Gläser anstatt der Reinigung erzielt wird. Ein solches Verfahren ist ekelerregend und deshalb dem Wohlsein der Beteiligten nicht förderlich. An die Wirte richte ich daher das Ersuchen, ebenso beim Spülen der Gläser wie in jeder Hinsicht auf die größte Reinlichkeit zu halten. Dem Publikum aber stelle ich anheim, Vernachlässigungen dieser Pflicht von Seiten der Wirte der Polizei zur Anzeige zu bringen nnd aus Wirtschaften, in denen solche Un­reinlichkeiten bemerkt werden, lieber ganz fortzubleiben."

(Kopfweh von Magenverstimmung.)

Ein einfaches, magenstärkendes Mittel sind zerstoßene oder zerdrückte Wachholderbeeren, früh nüchtern 5 bis 10 Stück mit einem Glas Wasser genossen. Sie beseitigen den durch Verstimmung des Magens ent­standenen Kopfschmerz sicherer, als andere Mittel. Nachdem ich vom 12. bis 31. Jahre alle 14 Tage einen Tag an Kopfschmerzen gelitten und eine Menge Arzneien auf Anraten von 12 Aerzten vergeblich ver­sucht hatte, riet mir eine Frau, die an dem gleichen Uebel gelitten hatte, die Anwendung der Wachholder­beeren. Ich gebrauchte sie im Verlaufe von 40 I. nur 45mal, da das Uebel immer sogleich auf längere Zeit verschwand. Sie mußten nur wieder­holt werden, wenn der Magen durch schlechtes Bier oder unverdauliche Speisen verstimmt war. Auch viele andere Personen haben dieses einfache Mittel mit Erfolg an gewendet. I. C. Leuchs.

Viel Kopfzerbrechens verursachte kürzlich eine Anzeige in einem Lokalblättchen, also lautend: Gestern ist ein Schneider und ein Riemer zusammen­geschnallt, verloren gegangen. Der ehrliche Finder wird gebeten, dieselben gegen gute Belohnung und Dank abzugeben im Gasthaus zum Schwarzen Bock, Stechbolzengasse." Das Rätsel löste sich dahin, daß des Gastwirts Sohn das griechische Lesebuch von Schneider, und das Lexikon von Riemer auf dem Schulwege verloren hatte.

Unparteiisch. Bäurin (zum Knecht):Du sangst jetzt an nobel zu werden, Hannes. Jetzt streichst Dir das Butterbrot gar auf beiden Seiten aus." Knecht:Seh i net ein, warum net. I Hab' mci' Untcrlipp' grad so gern als m ei Obcrlipp'!" __

Hebels RheiulLndischer Hausfreund für 1888. In dem großen Kalender-Verlage des Herrn Moritz Schauenburg in Lahr (in Firma I. H. Geiger) nimmt auch in diesem JahreHebels Rheinländischer Hausfreund für 1885 (Einzig rechtmäßige Ausgabe)", wieder einen würdigen Platz ein und pietätvoll widmet der reich mit guten Holzschnitten und einem hübschen Farbendruckbilde ausgestattete Kalender dem Andenken I. P. Hebels, des großen Humanisten und Volks­dichters, eine Anzahl interessanter Artikel; aber auch andere ge­diegene Arbeiten belehrenden und unterhaltenden Inhalts fehlen nicht. Wir sind daher überzeugt, daß der billige Kniender auch in diesem Jahre nicht nur seine alten Freunde sich erhalten, sondern auch deren Kreis noch bedeutend erweitern wird. Noch ein anderer Kalender aus dem glcichenVerlage liegt vor uns. Es ist der überall bekannte und überall trefflich ein­geführte Große Volkskalender des Lahrer hinkenden Boten für 1883» Wenn wir uns fragen, wie es kommt, daß derHinkende" zu solcher Popularität gelangte, dann müs­sen wir antworten: das verdankt er seinem gediegenen Inhalte, der wohl die beste volkstümliche literarische Kost ist,, die aus dem Gebiete der Kalcndcrliteratur zu finden ist. Auch dies­mal wieder zeigt derHinkende" seine schönen Seiten. Frische und keck hingeworfene Erzählungen wechseln mit ernsten und belehrenden Thematas ab über das Ganze aber lächelt ein erquickender gesunder Humor und wir sind sicher, daß der neue Kalender von seinen Lesern mit Freuden begr üßt werden wir d.

Auflösung des Rätsels in Nro. 96.

_Tagedieb._

Verantwortlicher Redakteur Steinwandel in Nagold. Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung in Nagold.