diesem Schranke eine Kassette mit Wertpapieren und Losen im Betrage von ca. 36 000 -/kL gestohlen wor­den. Das Nummernverzeichnis der gestohlenen Ef­fekten hotte der Dieb aber nicht bemerkt, wodurch der Polizei es möglich gewesen,dieselbenden Banquiers mit­zuteilen und an der Börse zu veröffentlichen, resp. vor Ankauf zu warnen.

Berlin, 14. Aug. Der General der Jnfau- trie v. Schwerin, der Gouverneur der Festung Metz, begeht heute sein 50jähriges Dienstjubiläum.

In Berlin gibt ein Luftreiter Vorstellungen. Er steigt mit einem ziemlich kleinen Ballon, an dem ein Sattel mit Steigbügeln hängt, in die Höhe und dahin geht es über Wald und Feld, über Stadt und Land, über Berg und Thal. Bis jetzt hats gut gethan, aber auch ein Luftroß kann einmal durch­gehen oder zu Fall kommen.

Ein Zeichen der Zeit kann es genannt wer­den", so bemerkt dasFranks. Journal",wenn ein Blatt, wie dieVoss. Ztg.", welche mit allen erdenk­lichen Mitteln gegen die Dampfersubventions-Vorlage gekämpft har, sich von ihrem Pariser Korrespondenten heute Folgendes telegraphieren lassen muß:Des Chanal, Redakteur desDebats", hielt in der Aka­demie einen Vortrag über Frankreichs australische Politik, worin er ausführte, die Vertagung der Bis- marck'schen Dampfersubventions-Vorlage lasse Frank­reich Zeit, Deutschland zuvorzukommen, eine Dampser- linie durch den Stillen Ozean vorzubereiten, aus Ta­hiti den großen Verkehrsknotenpunkt der Südsee zu machen und das Protektorat über die Inseln unterm Winde zu erwerben."

Zell a. d. Mosel, 12. Aug. Heute Nacht halb 1 Uhr brach, wie dieKobl. Ztg." berichtet, in einem der dichtbebautesten Teile unserer Stadt Feuer aus. 24 Häuser sind ein Opfer des wüten­den Elementes geworden. 50 Familien sind ihres Obdaches beraubt.

Koblenz, 12. Aug. Zwei französische Offi­ziere, in Civil gekleidet, find gestern Mittag verhaf­tet und in's Arresthaus abgeführt worden' Diesel­ben sind, laut derKobl. Volksztg.", bei der Anfer­tigung von Skizzen hiesiger Festungswerke betroffen worden.

Hamburg, 14. Aug. Die Zahl der über Hamburg vom 1. Januar bis Ende Juli ausgewan- derten Personen belief sich auf 64876, gegen 53313 im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

In Schlesien ist die Kartoffelkrankheit aus­gebrochen.

Metz hat dieser Tage sein erstes Deutsches Schützenfest gefeiert.

Auf allen Bahnhöfen des Reichs ist jetzt folgende Strafandrohung angeschlagen worden: Das Hinauswerfen von Gegenständen aus Eisen­bahnzügen wird auf Grund K 53 Bahnpolizei-Re­glements für die Eisenbahnen Deutschlands unter­sagt; Zuwiderhandelnde werden nach K 62 ebenda mit einer Geldstrafe bis zu 30 c/tL bestraft, sofern nicht nach den allgemeinen Strafbestimmungen eine härtere Strafe verwirckt ist." Die Anordnung ist dadurch verfügt worden, daß das leidige Hinauswer­fen von Gegenständen aus Zügen mehrfach Verle­tzungen von Personen rc. zur Folge gehabt hat.

Nach Mitteilung derRat.-Ztg." ist zu er­warten, daß die Intimität der beiden mitteleuropäi­schen Mächte mit Rußland sich nach der Varziuer Zusammenkunft auch äußerlich bekunden werde. (Wohl durch die gerüchtweise schon seit länger angekündigte Begegnung der Monarchen.)

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 4. Aug. Das Fremdenblatt, die Be­gegnung des Grafen Kalnoky mit dem Fürsten Bis­mark besprechend, hebt hervor: Es seien keine aktive politische Zwecke für die Auseinandersetzung in Var- zin in Aussicht genommen, vielmehr werde die Arbeit in Varzin dem Frieden dienen und gleichzeitig das Deutschland und Oesterreich-Ungarn verbindende Band noch fester schürzen, wozu es nicht irgend welcher Abmachung bedürfe.

Wien, 12. Aug. (Professor Dräsche gegen Dr. Koch.) Wie eine Lokalkorrespondenz meldet, hat sich dieser Tage Herr Prof. Dr. Dräsche gele­gentlich einer Besprechung der italienischen Sanitäts­verhältnisse auch über die Koch'sche Theorie geäußert. Der Wiener Gelehrte erklärt bestimmt, daß die Ei­gentümlichkeit der Choleraverbreitung ganz entschieden gegen jene Eigenschaften zeugt, welche Dr. Koch ihr zuschreibt. Was Dr. Koch sagt, entspreche gar nicht

dem Verhalten der Seuche in ihrem Laufe während der Epidemie.Ich glaube nicht", sagte Professor Dräsche,daß die Pilze die Ursache, sondern daß sie das Produkt der Krankheit sind." Ein schlagen­der Beweis für die Haltlosigkeit der Koch'schen Theo­rie sei, daß bei rasch verlaufenen Krankheiten keine Pilze gefunden wurden, lieber die Existenz der Pilze gebe es keinen Zweifel, aber deren Bedeutung sei noch nachzuweisen. Eine Reaktion gegen die An­sichten Kochs müsse in Kürze, vielleicht noch Heuer, eintreten. Er selbst werde binnen kurzem seinen Be­denken in dieser Beziehung öffentlichen Ausdruck ge­ben. Im übrigen äußerte Professor Dräsche seine Meinung dahin, daß man in Oestrreich trotz des Auftretens der Cholera in Italien ohne Sorge in betreffs ihrer Einschleppung sein dürfe; die Seuche werde auch in Südfrankreich immer mehr Nachlassen und erlöschen.

Von der Wiener Polizei sind anarchistische Flugschriften beschlagnahmt worden, welche auf den Hingerichteten Anarchisten Stellmacher Bezug haben. Die Flugschriften sollen einen Nekrolog Stellmachers enthalten, worin der Mörder der Eisertschen Kinder als einerhabener Wohlthäter der Menschheit" glo­rifiziert und der Wunsch ausgesprochen wird, der Tod Stellmachers möge nicht ungerächt bleiben. Die Untersuchung gegen Kämmerer dauert fort und dürfte vor Ende dieses Monats kaum ihren Abschluß finden.

Aus Karlsbad, 12. Aug. Vorgestern ist die Kaiserin Eugenie aus England zum Kurgebrauch hier eingetroffen. In ihrer Begleitung befinden sich, wie wir dem B. B.-K. entnehmen, von interessanten Persönlichkeiten die Generalin Bourbaki und der frühere Polizeipräfekt von Paris, Pietri. Das Pub­likum begegnet ihr in ehrerbietiger Weise, für jeden Gruß dankt sie in der verbindlichsten Art und scheint durch eine solche Aufmerksamkeit angenehm berührtzusein. Ihr Arzt ist auch diesesmal wieder Doktor London.

In Troppau ist der erste deutsch-österrei­chische Lehrertag abgehalten worden. 1300 deutsche Lehrer aus ganz Oesterreich nahmen teil. Es wurde der Beschluß angenommen:Die auf dem ersten deutsch­österreichischen Lehrertag versammelten Vertreter der deutsch-österreichischen Lehrerschaft sind überzeugt, daß das Schicksal der freien Schulen in Oesterreich mit dem des deutsch-österreichischen Volkes verknüpft ist. Wir geloben, die uns anvertraute deutsche Jugend in deutscher Zucht und Sitte zu erziehen, in ihr durch Erweckung glühender Liebe zur Muttersprache und zum angestammten Volke ein kräftiges Nationalbe­wußtsein anzubahnen und so dem gegenwärtigen mu­tigen Geschlechte einen widerstandsfähigen Nachwuchs zu schaffen. Wir erwarten thatkräftige Unterstützung seitens aller Kreise."

Frankreich.

Die Cholera in Frankreich macht, nachdem in Marseille und Toulon ihre Kraft erloschen ist, Seitensprünge. Aus zahlreichen kleinen Städcn Süd­frankreichs werden Choleratodesfälle gemeldet. Auch in der Umgebung Roms hat sie sich eingenistet, trotz der strengen italienischen Sicherheitsmaßregeln. An eine europäische Ausbreitung glaubt man aber trotz­dem nicht mehr.

Italien.

Der Vatikan hat demStandart" zufolge in Erfahrung gebracht, daß König Alphons von Spanien dem Freimaurerbunde angehört und soll durch diese Neuigkeit höchst unangenehm überrascht worden sein. Kardinal Jakobini hat deshalb dem Nuntius in Madrid geschrieben und ihn um die Mitteilung aller Einzelheiten ersucht.

Holland.

Aus Holland (Maas und Waal) wird be­richtet, daß der dortige Stand der Tabakspflanzungen eine sehr reiche Ernte verspricht.

Dänemark.

Kopenhagen, 13. Aug. Bei dem Ausflug des Aerztekongresses wird unliebsam von deutschen bemerkt, daß auf keinem der füuf Dampfer eine deut­sche Flagge weht, während an Flaggen aller ande­ren Länder Ueberfluß ist. Die dänische Presse selbst tadelt deswegen das Counts.

Kopenhagen, 14. Aug. Professor Esmarch aus Kiel hielt vor einem großen Publikum einen sehr beifällig aufgenommenen Vortrag über Samariter- schnlen. Die Aerzte waren ostensibel weggeblieben, da sie das Samariterwesen als Ausgangspunkt für Kurpfuscherei ansehen. Esmarch trat dieser Befürch­

tung entschieden entgegen und sprach sich für eine Beschränkung des Samaritertums ausschließlich auf die erste Hilfeleistung aus, bis der sofort zu rufende Arzt eingetroffen ist.

Rußland.

Die Reise des russischen Kaiserpaares in das Innere des Reiches soll nun festbeschlossene Sache sein, allen Gerüchten über entdeckte nihilistische Verschwörungen und Attentate zum Trotz. Es heißt, daß sich die Majestäten zunächst nach Warschau be­geben und von hier aus die Reise nach Moskau, Kostromea und dem Lande der dänischen Kosaken fortsetzen würden. Als Zeitpunkt des Antritts der Reise wird der 24. August genannt.

England.

London, 13. Aug. Heftige Gewitterstürme wüteten gestern im ganzen Vereinigten Königreiche. Besonders hart wurde Schottland von dem Unwetter mitgenommen. In Edinburgh wurden mehrere Häu­ser durch den Blitz in Brand gesteckt. Glasgow, Leith, Dundee und andere Städte haben ebenfalls durch das Unwetter gelitten. In vielen Ortschaften sind Menschen und Tiere vom Blitz getroffen und entweder getötet oder schwer verletzt worden. Lord Lauderdale, ein schottischer Peer, wurde, während er der Birkhühnerjagd oblag, samt seinem Pferde vom Blitze niedergeschlagen. Das Pferd blieb auf der Stelle tot, während der Reiter schwer verletzt wurde.

London, 14. Aug. DerTimes" wird aus Hongkong gemeldet, daß der jüngst verstorbene König von Anam von den antifranzösischen Mandarinen vergiftet worden ist, woraus viel Verwirrung folgte.

London, 14. ,Aug. In der Thronrede, mir welcher das Parlament heute vertagt wurde, werden die auswärtigen Beziehungen als sehr freundschaftlich bezeichnet. Es wird bedauert, daß die Anstrengungen erfolglos geblieben sind, welche von den zur Konferenz zusammengetretenen Mächten geinacht wurden, uin ein Mittel zur Herstellung des Gleichgewichts in den Fi­nanzen Egyptens zu finden, welche für die Wohlfahrt und die sichere Ordnung des Landes so wichtig sind. Dann heißt eS weiter:Ich werde fortfahren, mit Gewissenhaftigkeit die Pflichten zu erfüllen, welche sich aus der Anwesenheit meiner Truppen im Nil- thale ergeben, und hoffe, daß die besondere Mission, die ich nach diesem Laude zu senden beschlossen habe, mich materiell bei der Erwägung unterstützen wird, welche Ratschläge der egyptischen Regierung zu er­teilen und welche darauf bezüglichen Schritte zu thun sind." Es wird sodann die Verminderung der ag­rarischen Verbrechen in Irland, die sichtliche Besse­rung der Lage des irischen Volkes hervorgehoben und angekündigt, daß in nächster Zeit die Aufmerksamkeit der Gesetzgebung auf die wichtige Frage der Volks­vertretung hingelenkt werden solle. Die Thronrede drückt Befriedigung darüber aus, daß sowohl zahl­reiche Anzeichen des Interesses des Volkes für diese Frage, als auch Beweise seiner loyalen Gesinnung gegen den Thron und der Achtung vor dem Gesetz zu verzeichnen seien.

Amerika.

In welch schmählicher Weise auf dem freien amerikanischen Boden der gesellschaftliche Des­potismus wuchert, zeigt wieder die neueste Tempe- renzbewegung, die im Staate Iowa den höchsten Grad erreicht zu haben scheint. Alle Schenkwirtschaften werden geschlossen. Nicht nur ist es unter schweren Geld- und Kerkerstrafen verboten, irgend welche gei­stige Getränke zu verkaufen, sondern man darf sie nicht einmal wegschenken! Ein Privatmann darf in seinem eigenen Hause keinem Besuchenden ein Glas Bier oder Wein anbieten, denn wenn er angezeigt wird, so verfällt er einer Kerkerstrafe. Jedes Pri­vathaus kann zu jeder Stunde des Tages oder der Nacht einer Haussuchung nach geistigen Getränken unterzogen werden! Eisenbahnen, Transportgesellschaf­ten, Fuhrleuten ist es strengstens untersagt, solche Getränke von einem Platz zum andern zu befördern. Die Schnapsbrennereien können jedoch ungehindert fortfahren, den gefährlichsten Fusel zu fabrizieren und den Apothekern wird es gestattet, diesen zu verkaufen. Im Van Buren County unternahm eine Bande Fa­natiker einen förmlichen Kreuzzug gegen die Wirte, zertrümmerte Alles, riß ein Haus ein und steckte es in Brand. Der Wirt konnte sich nur mit knapper Not über die nahe Grenze nach Missouri retten.

Der Grundbesitzerwerb ausländischer Capitalisten in den Vereinigten Staaten hat bereits die Höhe von