werten. Abends sei man dann in die Kronprinzenstrahe ge­gangen. Limbachcr und Wolf seien mit dem vierten in das Geschäft von Hcilbronner gegangen. Auf das Klirren der Fensterscheibe will Kumitsch in das Lokal geeilt sein; er habe gesehen, dal! Limbachcr und Wolf auf Hcilbronner und Octtingcr «ungeschlagen haben. Er habe eine Summe Geldes ans dem Gcldschrank zusammengerasft und sei entflohen durch mehrere Ncbenstratzen nach dem Bahnhof. In einen, Coups zweiter Klasse kam Kumitsch bis Pforzheim, wo er verhaftet worden ist. Angeklagter zieht bestimmt in Abrede, mitgeschla­gen zu haben. Den Revolver und die Petarden, die man bei ihm fand, will Kumitsch lediglich deshalb bei sich geführt ha­ben, um sich im Falle seiner Verhaftung, deren er wegen der Verteilung von Flugschriften gegenwärtig sein mußte, zu töten, lieber sein Vorleben befragt, gibt Kumitsch an. er sei wegen socialistischer Umtriebe im Mai l883 aus Wien ausgewiescn worden. Er sei dann nach St. Gallen gegangen, wo er die Most'sche Freiheit verbreitet hat, namentlich nach Wien. Daß das Most'sche Blatt Mord und Totschlag predigte, davon will Kumitsch nichts wissen.

Bon Seiten der deutschen Partei iin 16. Wahl­kreise (Ulm, Heidenheim, Geißlingen) wird Bürger­meister v. Fischer von Augsburg als Kandidat für die Reichstagswahl aufgestellt werden.

Pfarrer Friedrich Alb recht, seit 1851 ver­antwortlicher Redakteur derUlmer Schnellpost", hat seine Stelle niedergelegt. Die Redaktion über­nimmt E. Rübling, in Firma Gebrüder Rübling. In der Richtung des Blattes (deutschparteilich) soll keine Aenderung eintreten.

Ehingen, 28. Juni. Gestern mittag ver­haftete man hier den ausgeschriebenen Gottlieb Spei­del von Oberboihingen, OA. Nürtingen, einen kräf­tigen Burschen von 28 Jahren, bei dem man die 14 Stücke Staatsobligationen vorfand, welche in der Nacht vom 9.-10. Mai in Bildechingen ge­stohlen worden sind.

In Riedlin gen wurde am Sonntag das schwäbische Turnfest abgehalten, an welchem ca. 2000 Turner teilnahmen. Abends war großes Fischer­stechen auf der Donau.

Meßkirch, 29. Juni. Ein hiesiger Brau­meister hat den Brauch eingeführt, seinen Gästen zu jedem Schoppen Bier noch eine Cigarre zu prä­sentieren. Ob nun die Konkurrenz an dieser Frei­gebigkeit Schuld ist oder das Bier, wollen wir nicht entziffern. Ein hier einkehrender Fuhrmann ließ sich nun folgendermaßen darüber vernehmen: ,,J' dem Meßkirch zehrt mer e mol billig, kriegt mer do für 10 ^ en Schoppen Bier, ein Cigarre und e' saure Zung'-

In München hat sich am 1. ds. der Unter­offizier Jakob des 1. Feld-Artillerie-Regim. in der Maximilianskaserne mittelst einer Kanone erschossen.

BadSoden, 2. Juli. Der hier schon län­gere Zeit mit seiner Familie zur Kur weilende rus­sische General Ed. v. Totleben ist gestern hier ge­storben.

Vom Rhein, 30. Juni. Dank der Witte­rung hat die Traubenblüte in der letzten Woche einen sehr günstigen Verlauf genommen. Unsere Weinbergs­besitzer machen heute ganz andere Gesichter als vor 8 Tagen: damals keine Hoffnung mehr, heute glän­zende Aussichten, zumal die Gescheine auch in reich­licher Anzahl vorhanden und gleichmäßig entwickelt sind. Kommt nach der Blütperiode ein durchweichen­der Regen und dann wieder günstiges, d. h. war­mes Wetter, dann sehen wir einem guten Weinjahr entgegen.

DieBremer Handelszeitung" erinnert an die wenig bekannte Thatsache, daß der jetzt so entwickelte Postdampferverkehr zwischen Deutschland und Nord­amerika in den vierziger Jahren mit staatlicher Un­terstützung zu Stande gekommen ist. Ohne staatliche Subvention hielt man zu jener Zeit eine ozeanische Dampsschifffahrt für ganz unmöglich. Die Vereinig­ten Staaten erklärten sich zu einer jährlichen Sub­vention von 400 000 Dollars bereit, und von deutscher Seite kamen im ganzen 286 100 Doll, zu­sammen.

Straßburg, 2. Juli. Wie ein zuverlässiger Reisender berichtet, ist gestern nacht ein Cholera-Fall in Macon (Burgund) vvrgekommen.

Der größte Hammer, welcher auf der Krupp­schen Fabrik zu Esse n in Thätigkeit ist, hat ein Ge­wicht von 1000 Zentnern, während ein zweiter ein Gewicht von 400 Zentnern hat. DemWests. Volks­blatt zufolge wird beabsichtigt, einen neuen Hammer zu errichten, welcher ein Gewicht von 10 000 Zent­nern erhalten soll. Wenn der jetzige größte Hammer thätig ist, fangen die Häuser in der näheren Umge­bung an zu beben.

Berlin, 1. Juli. Die Frage des Zusam­mentritts des voraussichtlich im Oktober neu zu

wählenden Reichstages wird bereits verschiedentlich erörtert. Wenngleich eine definitive Bestimmung an maßgebender Stelle bisher noch nicht getroffen ist, so wird doch versichert, daß die Absicht bestehe, den neuen Reichstag im November zu berufen und ihm sofort den Reichshaushaltsctat zur Beratung vorzu- legen, um so viel als thunlich wieder Zeit für die Erledigung der großen sozialreformatorischen Aufga­ben zu gewinnen. Dementsprechend sind die dies­bezüglichen Etatsarbeiten im Reichsschatzamte schon ziemlich weit gefördert. Was dagegen die Alters­und Jnvalidenversorgungsvorlagen angeht, so dürf­ten kaum die technischen Vorarbeiten, welche jeden­falls sehr umfangreich sein müssen, zum Abschlüsse ge­langt sein. Auch ist es sehr wahrscheinlich, daß, noch ehe an eine definitive Gestaltung der Grundzüge herangetreten wird, zuvor Sachverständige und In­teressentenkreise gehört werden.

Berlin, 3. Juli. Der Bundesrat nahm das Unfallversichernngs- und Aktiengesetz an, während das Reliktengesetz keine Aussicht auf Annahme hat. Daß über Elberfcld-Barmen der kleine Belagerungszustand verhängt werden soll, bestätigt sich.

Hat der Reichstag nicht an die drei Boers aus dem Transvaallande gedacht, die sich jüngst dem Kaiser Wilhelm und dem Kanzler Bismarck vor­

stellten? Sie waren als Gesandte aus Südafrika

extra herübergekommeu, um Deutschland zu studieren und Handelsverträge zu verabreden und wahrschein­lich auch einiges andere, was man nicht an die große Glocke hängt. Die Drei, Präsident Krüger, ein alter, robuster Herr und seine zwei jüngeren Begleiter, der Kriegsminister Smit und der Untec- richtsminister Dutoit, deren interessante Bilder die Illustrierte Zeitung bringt, waren Vertreter der 80 000 Boers drüben, welche die deutsche Auswan­derung gerne nach Transvaalland leiten und ihr hülfreiche Hand bieten würden. Sie sind holländi­scher und niederdeutscher Abkunft, also Stammver­wandte und treiben Ackerbau, namentlich Viehzucht. Von der englischen Oberherrschaft machten sie sich gern vollständig frei. Von ihrer Aufnahme in Ber­lin sprechen die Drei sehr befriedigt.Kaiser und Kanzler, sagten sie, haben unser Herz erobert, sie sprachen aufrichtig und treuherzig mit uns. Der Kaiser ist ein so ehrwürdiger Herr, daß jeder ihn lieben muß." Der Kriegsminister Smit äußerte am Tage seiner Abreise:Von allen Soldaten, die ich auf meiner europäischen Reise gesehen, haben mir die deutschen die meiste Achtung eingeflößt." Die Engländer haben über die Reise und die Aufnahme der Transvaal-Gesandtschaft ihre eigenen, etwas är­gerlichen Gedanken und studieren die Reden und Andeutungen Bismarcks im Reichstage auf's Fleißigste.

Dresden, 1. Juli. Anläßlich des fünfzig­jährigen Dienstjubiläums des Kriegsministers v. Fabrice erhob der König denselben in den erblichen Grafenstand. Prinz Georg überreichte dem Jubilar im Namen des Armeekorps einen Ehrenschild und einen Ehrendegen. Kaiser Wilhelm sandte ein Hand­schreiben und den Schwarzen Adlerorden. Die Kai­serin und der Kronprinz übersandten Glückwunsch­telegramme.

(Wieder ein Selbstmord im Gerichtssaal.) Ein Vorkommnis, welches große Aehnlichkeit mit der As- faire Jenner in Lübeck hat, ereignete sich dieser Tage vor dem Schwurgericht in Torgau. Dort hat sich der wegen Meineids angeklagte Händler Lorenz aus H o h e n b u k o bei Schlieben nach Verkündigung des aufschuldig" lautenden Wahrspruchs der Geschwo­renen im Gerichtssaale mit einem Revolver, welchen er sich erst an demselben Tage gekauft, eine Kugel unter der Kinnlade in den Kopf gejagt. Tags dar­auf ist der Verurteilte gestorben.

lieber das Rettung-:werk in S ch w i c n t o ch- lowitz wird derBresl. Ztg." von dort unterm 27. Juni, abends 10 Uhr, gemeldet:Soeben komme ich aus dem Schlafhause der Schwientochlowitzer Knappschaft, wo sämtliche 43 geretteten Bergleute in ärztlicher Behandlung sind. Das Allgemeinbefinden der Geretteten ist befriedigend. Viele traf ich schla­fend, mit mehreren unterhielt ich mich. Es ist tief ergreifend, von ihnen zu hören, wie sie alle Hoffnung auf Rettung schon aufgegeben hatten, wie sie täglich zu Gott und ihrer Schutzpatronin, der heiligen Bar­bara, um Erlösung gefleht, wie sie endlich, nach 6 Tagen, noch menschliche Stimmen hörten, die ihnen Errettung vom qualvollen Tode ankündigten. Die Katastrophe war kurz vor Beendigung der Schicht

eingetreten, weshalb sowohl der Proviant aufgezehrt als auch das Oel in den Lampen der Verschütteten nur bis Sonntag nachmittag ausreichend war, ob­wohl man nur eine Lampe brennen ließ und deren Licht jedesmal auf eine nächste übertrug. Seit Sonn­tag ohne Licht und nicht im Stande, sich über die Zeit zu orientieren, glaubten sie, es wäre gestern (Donnerstag), als sie gerettet wurden, erst Mittwoch. Die Verschütteten haben nicht so sehr an Hunger oder Durst gelitten, da sie viel durchsickerndes Was­ser zu trinken hatten, als durch die Külte. Sie leg­ten sich deshalb dicht zusammen, jeden Augenblick ihr Ende herbeiwünschend. Das Rettungswerk wurde mit unglaublichem Eifer gefördert. Schließlich kamen alle benachbarten Feuerwehren, um durch ihre Schläuche frische Luft in den verschütteten Stollen zu pumpen. Die Teilnahme an der glücklichen Errettung und die Anerkennung für die Hauptförderer des Rettungs­werkes ist eine allgemeine und freudige. Der um die Rettungsarbeiten hochverdiente Steiger Reifland er­hielt vom Grafen Henckel von Donnecsmarck, dem Besitzer der Grube, als Anerkennung und Dank eine Anweisung auf 3000 c/L. Der Steiger Rath, der gleichfalls Hervorragendes leistete, erhielt 900 und eine gleiche Summe der Steiger Ranik, welcher in aufopferndstem Mute hinter einander 21 der Ver­schütteten auf seinem Rücken durch den langen ver­pesteten Stollen bis zum Förderschacht schleppte.

Die französische Regierung hat sich lautKöln. Ztg." an die deutsche Regierung behufs Uebcrsendnng eines hervorragenden Cholera- Sachverständigen gewandt. Darauf hin ist die erste deutsche Autorität in diesem Fache, Geh. Rat Dr. Koch, am Abend des 1. Juli ohne weitere Begleitung abgereist. Mit seiner Abreise haben die Sitzungen der deutschen Cholera-Kommission vorläufig ihr Ende erreicht. Entscheidende Schritte werden wohl erst beschlossen werden, nachdem Dr. Koch über die Sachlage ein­gehend sich unterrichtet und nach Berlin berichtet haben wird.

Frankreich.

Paris, 2. Juli, DieRepubliquc franqaise" fordert, China solle wegen des Ueberfalls französischer Truppen bei Lanq-Son durch Chinesen Abbitte leisten, die Schuldigen bestrafen, Schadenersatz und für die Zukunft die nötigen Bürgschaften gewähren, um die Ehre und die Interessen Frankreichs zu wahren. Dem JournalParis" zufolge verlangt Frankreich von China eine Kriegsentschädigung von 500 Millionen. Der Botschafter Tissot ist heute gestorben.

Die Cholera nimmt in Marseille und Tou- l o n zu, ist auch in der Landbevölkerung bei Toulon ausgebrochen.

Die Furcht vor der Cholera hat in den letzten Tagen in Toulon zwei Selbstmorde im Gefolge gehabt: Ein Fregatten-Kapitän stürzte sich von sei­nem Balkon auf das Straßenpflaster, weil er glaubte, seine Frau sei von der Cholera befallen: ein Ge­schäftsmann erschoß sich kurzer Hand.

Was die vomMittelmeerherdrohendeCholera- Gefahr betrifft, so scheinen die zu ihrer Unter- drückuM resp. Lokalisierung bislang angewendeten Maßregeln nur bedingten Erfolg aufzuweisen. Wenn­gleich sich einerseits sowohl die Zahl der Erkrankungs-

als auch der Todesfälle in mäßigen Grenzen hält,

gibt doch andererseits die Thatsache, daß der Seu­chenherd auch Marseille in seinen Rayon einzuschließen begonnen hat, zu denken. DieWiener Medizinische Wochenschrift" neigt sich in ihrer vorgestern erschie­nenen Nummer der Ansicht zu, daß die Touloner Krankheit die asiatische Cholera sei, welche, wenn man sich keiner Täuschung hingeben wolle, als Europa bedrohend aufgefaßt werden müsse. Professor Dräsche hatte im Vorjahre beim Erlöschen der Seuche in Egypten schon die Ansicht ausgesprochen, daß die Südküste Frankreichs jener Punkt sei, für welchen, wenn Europa überhaupt bedroht wird, eine Seuchen­invasion nunmehr am meisten zu befürchten ist. Der rapide Verlauf und der letale Ausgang in bis jetzt 30 Fällen begründeten die Ansicht, daß man es hier mit der asiatischen Cholera zu thnn habe.

Rußland.

In Rußland zeitigt, wie dieGermania" schreibt, der Deutschenhaß trotz der offiziellen Inti­mität recht widerliche Früchte. Die russische Regie­rung hat seit einiger Zeit an die deutschen Bahnbe­amten, welche sie vor Jahren unter glänzenden Ver­sprechungen in das Zarenreich lockte, die kategorische Anforderung gestellt, ihre deutsche Nationalität aufzu­zugeben und russische Nnterthanen zu werden, widri­

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