glaublichen Geschwindigkeit um sich griff, so daß schon 3 Gebäude in Hellen Flammen standen, als die Feuer­wehr aus dem Brandplatz anlaugte. Trotz der an­gestrengtesten Thätigkeit der Löschmannschaft gelang es nicht, das Feuer auf diese Gebäude zu beschränken, und bis die auswärtigen Feuerwehren von Bopfingen, Dischingen, Ohmenheim und Aurnheim eingetroffen waren, hatte das Feuer schon 20 Gebäude ergriffen. Im ganzen sind 22 Gebäude eingeäschert worden, darunter 9 Wohnhäuser, 5 Scheuern. 1 Brauerei­gebäude, Remisen u. s. w. Die Gebäude sind mit 34000 «tL in der Brandversicherungskaffe; auch sind die meisten Abgebrannten in der Mobiliar-Feuerver­sicherung. Die Entstehungsursache ist noch nicht auf­geklärt.

Die Stadtgemeinde Langenau hat einen Ver­tilgungskrieg gegen die schädlichen Spatzen eröffnet und zahlt von jetzt bis 15. August für das Stück, natürlich nur Langenauer Spatzen, 1

Der ,,Jpf" erzählt aus Oberschwaben ein Stück von einem Stromer, der die im Rathause eines Orts versammelten Gemeinderäte anbettelte, nicht ohne Empfang einer Gabe vom Platze weichen zu wollen erklärte und mit Gewalt vom Ortsdiener in den Arrest abgeführt werden mußte, wobei er seine Kleider in Fetzen zerriß. Am andern Morgen mußte er mit Extragesährt vom Landjäger in die Oberamrs- stadt geführt werden, da er sich zu Fuß zu gehen weigerte; wenig erbaut war er davon, daß der Land­jäger ihn mit einem Strick hinten an den Wagen band.

Brandfülle; in Hegnach am 7. Mai eine Scheuer; in Hofen (Nercsheim) am 12. Mai. ein Wohnhaus mit Scheuer; in Frittlingen (Spai- chingen) das zweistöckige Wohnhaus des Pfarr-Meß- uers ; in Bartholomä (Gmünd) am 12. Mai 4 Wohnhäuser; in Dunstelkin gen (Neresheim) das Wohnhaus und die Scheuer des Bauern Georg Brenner.

Bamberg, 13. Mai. Der Kassier des Vor­schuß-Vereins, Niedermaier hat sich infolge der Ent­deckung von Veruntreuungen durch Oeffncn der Puls­adern selbst entleibt. Die Veruntreuungen sollen sich auf 200 000 ^ belaufen.

Der ledige Anwesensbesitzer Mich. Datier von Nied, bahr. Amtsgericht Miesbach, hatte mit einer reichen Bauerstochter aus dieser Gegend ein Liebes­verhältnis und wollte wegen seiner Absicht, seine Braut ehestens zu heiraten, sich vom Militär frei machen. Um diesen Zweck zu erreichen, hackte er sich den Mittelsinger der rechten Hand am vorderen Gliede ab und wurde wegen dieses Gebrechens bei der Kon­skription auch ausgemustert; der Hauptzweck jedoch, schon seine Braut zum Altar führen zu können, wurde verfehlt, indem die reiche Bauerntochter den ebenfalls sehr wohlhabenden Geliebten mit den Worten abwies, an Krüppel mag i net". Die Sache erregte Auf­sehen und verursachte vielfache Erörterungen, die den Datier schließlich vor die Schranken des Landgerichts München führten. Der Angeklagte wurde zu einem Jahr sechs Monat Gefängnis verurteilt.

Ein Frankfurter Blatt erzählt: In einem Hause der Humboldtstraße, in welchem nach dem naiven Kinderglaubeu der Storch erwartet wird, kam in diesen Tagen wirklich ein leibhaftiger zum Fenster hereingeflogcn, warf einen Spiegel von der Wand, einen Säbel in die Ecke und wollte sich mit einem Chignon davon machen. Nur mit Mühe konnte ihm derselbe abgenommen werden, worauf er ärger­lich durch ein Fenster das Weite suchte.

Darmstadt, 14. Mai. Mau schreibt uns: Das Unglaubliche ist geschehen: Der Grvßherzog von Hessen hat sich mit einer Dame vermählt, die von ihrem ersten Manne geschieden ist. Es wäre ein be­denkliches Unternehmen, die Stimmung, die über die­ses Ereignis in Stadt und Land, von den obersten bis in die untersten Kreise herrscht, der Wahrheit gemäß schildern zn wollen. Der Minister v. Starck hat sich nicht bewogen gefunden, aus dem Abschluß des Zivilaktes eine Kabinetsfrage zu machen; der Obcrhofprcdiger Bender hat dagegen die von ihm verlangte kirchliche Trauung zur allgemeinen Genug- thuung verweigert. Wenn, wie man sagen hört, diese Ehe ein gegebenes Versprechen einlvst, so war sie allerdings unvermeidlich, nachdem einmal das Ver­sprechen bestand; dann aber hätte die Abdankung sich mit ihr verbinden müssen. Sie wäre noch jetzt die richtige Konsequenz des Geschehenen.

Ans Darmsiadt bringt dasFrkf. I." die Mitteilung, daß das Verhältnis zwischen dem Groß- I

Herzog von Hessen und Frau Kalamine gelöst ist und bemerkt, es herrsche in Darmstadt tiefe Erbitterung gegen verschiedene Personen, namentlich einen hoch­gestellten Beamten, welche einer unerhörten Täuschung des Großherzogs beschuldigt werden. Wäre derselbe über gewisse Thatsachen unterrichtet gewesen, so hätte er jede Annäherung an jene Frau vermieden.

Blotzheim (Oberelsaff), 11. Mai. Ein furcht­bares Familienunglück durch Vergiftung hat am 19. ds. in der benachbarten Gemeinde Bartenheim statt­gefunden. Es wurde Freitagsspeise gekocht, soge­nannte Mehlknödel, und dazu aus Versehen aus einer Düte Arsenik statt Mehl genommen, welche man jeweils bei der Mäuseplage in Anwendung brachte. An dem Mittagsmahle nahmen die Frau des Nikolaus Kielwasser, dessen 4 Kinder, Knecht und eine Dienstmagd Teil. Noch während des Essens bekamen sämtliche Teilnehmer Krämpfe mit Erbrechen, so daß sofort ärztliche Hilfe in Anspruch genommen wurde. Nichtsdestoweniger verstarb gestern nachmittag der Knecht und heute früh die Frau, während Kinder und Dienstmädchen hoffnungslos darnieder liegen, Kielwasser selbst nahm am Mittags­mahle nicht Teil, da er abwesend war und man darf wohl die Unvorsichtigkeit der Leute als Ursache dieser Vergiftung vermuten.

Berlin, 12. Mai. lieber den weiteren Ver­lauf der parlamentarischen Session verlautet, daß der Reichstag in dieser Woche noch einige Plenar­sitzungen zur Erledigung des geringen vorliegenden Materials abhalten und dann bis nach Pfingsten keine Sitzung mehr halten wird. Inzwischen sollen die Kommissionen thätig sein, und nach Pfingsten hofft man, die Unfallversicherung im Plenum fertig zu stellen.

Berlin, 13. Mai. Der Gesetzentwurf, betr. die Bestimmung des Feingehalts der Gold- und Sil­berwaren, wird in dritter Lesung nach den Beschlüssen der zweiten Lesung angenommen. Die Dotations- Vorlage für die Mitglieder der Cholera-Kommission wird einstimmig in dritter Lesung angenommen. Die Abgg. Virchow und Freiherr v. Unruh-Bomst danken der Regierung für die Vorlage, der Kommission für ihre Arbeiten. Der Gesetzentwurf, betr. die Abände­rung der Maß- und Gewichtsordnung wird nach un­erheblicher Verhandlung in erster und zweiter Lesung genehmigt. Bei der ersten Lesung der Sprengstoff- Vorlage erklärt Abg. Hssenclever, die Sozialdemokraten würden sich der Abstimmung enthalten. Abgeordneter Windthorst tritt für die Vorlage ein, mit welcher die Regierung den Wünschen der großen Mehrheit des Hauses entgegcnkomme. Sämtliche Paragraphen werden verhandlungslos genehmigt. Auf Auflage Windthorst erklärt Statssekretär Schelling, nur der wissentliche Besitz von Sprengstoffen solle strafbar sein.

Berlin, 13. Mai. Aus der gestrigen Rede des Frhrn. v. Ow im Reichstag, in welcher derselbe den abgelehnten Antrag Windthorst auf Freigebung der kirchlichen Kräfte zur Bekämpfung der Sozial­demokratie unterstützt, heben mir als bemerkenswert folgende Aeußernngen hervor: Wenn Staat und Kirche auf kirchenpolitischem Gebiet sich bekämpfen, kann von einem Gedeihen des Autoritätsbewnßtseins nie und nimmer die Rede sein. Gegenseitig wird bei solchem Kampfe die Autorität des Staates und der Kirche untergraben und das müssen wir in ganz Deutschland tief und schwer beklagen, namentlich an­gesichts der drohenden Bewegung der Sozialdemokratie. Deshalb wollen wir dem allgemeinen Wunsche Ausdruck geben, daß dieser kirchenpolitische Kampf in Deutsch­land allmählich u. womöglich bald verschwinden möge. Unter den verschiedenen Wegen, die es dazu gibt, werden Sic mich nie und nimmer auf dem Wege finden, der nach Kanossa führt. Nein! Stets aber werden Sie mir auf solchem Wege begegnen, der an einen Ort führt, wo man sich verständigen kann da­durch, daß man sich gegenseitig nachgibt, um endlich zu einem moärm vivsncki zu gelangen, wie wir ihn in Württemberg längst haben. Dieser Württembergs sche inoäns vivoiräi kann recht wohl als Muster und Grundlage für eine Vereinbarung zwischen Staat und Kirche dienen."

(Hospital für arme Tiere.) In Berliner Blättern ist ein seltsamer Aufruf erschienen, unter­zeichnet von einem Präsidium und einem Konnte von 21 Damen, darunter mehrere hochadelige Namen, auch einige beliebte Bühnengrößen, der ein Hospital für arme Tiere gegründet wissen will. Es ist im höchsten Grade lächerlich, seine Phantasie mit der­

gleichen Projekten zu beschäftigen, so lange es für die Mitmenschen noch lange nicht hilfsbereite Hände genug giebt.

Leipzig, 14. Mai. (Prozeß Kraszewski.) Auf Beschluß des Gerichts wurde ein amtliches Schreiben verlesen, demzufolge bereits seit 1864 in Paris eine polnische Gesellschaft bestand, deren Zweck die Wiederherstellung Polens war. Dieselbe war 1866, 1870, 1873, 1877 und 1878 aktiv aufgetre­ten und hatte militärisch-statistische Notizen aus ganz Europa gesammelt. Nach der Auflösung des Bureaus der Gesellschaft wurden die Mitglieder derselben von der französischen Regierung, namentlich von Gam- betta, benutzt und ein Bureau für Nachrichten aus Deutschland, Oesterreich und Rußland organisiert. Der Mittelpunkt der Organisation war Dresden. Kraszewski besorgte die Zahlungen an die Mitglie­der. Kraszewski stellte dies in Abrede.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 13. Mai. Die strasgerichtliche Unter­suchung gegen die Anarchisten Stellmacher und Käm­merer ist abgeschlossen. Der Staatsanwalt erhob lautFrkf. Z." gegen Stellmacher Anklage wegen Meuchelmordes an dem Detektiven Blöch und wegen Mordversuches an dem Arbeiter Meloun. Bezüglich der in Deutschland begangenen Verbrechen kann Stell­macher, welcher Ausländer ist, hier nicht belangt werden. Kämmerer wird dem Militärgericht überantwortet. Schweiz.

Bern, 13. Mai. Der Bundcsrat berät dem Vernehmen nach zur Zeit über die Gesetzgebung gegen Personen, die wegen Fürstenmordes nach der Schweiz geflüchtet sind.

Frankreich.

Paris, 13. Mai. Im heutigen Miuisterrat begründete Ferry den Verzicht auf die Forderung einer Kriegsentschädigung von China, welche auf 150 Millionen Frks. angeschlagen gewesen war. Der Ministerrat beschloß, die aus Freiwilligen verschiede­ner Infanterie-Regimenter gebildeten Marsch-Regi­menter und ebenso den General Millot zurückzube­rufen. Auch die übrigen Truppen in Tongking wer­den nach Formierung zweier Tongkingesischen Tirail- leur-Regimenter von je 300 Mann, welche von fran­zösischen Offizieren kommandiert werden, in die Hei­mat zurückkehren.

Paris, 13. Mai. Das Amtsblatt veröffent­licht eine Regierungsakte, durch welche die Unterzeich­nung des Tientsin-Vertrags bestätigt wird. Alle Blätter sprechen sich über den Abschluß der Verhand­lungen äußerst befriedigt aus.

England.

LautObscrver" sollen im Oktober 10 000 Mann unter dem Kommando Wolseley's nach dem Sudan abgehen, um Gordon zu entsetzen. Man wird bei dieser Nachricht sehr lebhaft an den verflos­senenösterreichischen Landsturm" erinnert. Bis da­hin würde freilich, falls die britische Regierung wirk­lich einen derartigen Beschluß gefaßt hat, das Schick­sal Gordons längst entschieden sein. Das englische Oberhaus verwarf mit 74 gegen 48 Stimmen die von Balfour eingcbrachte Bill, welche dem grausamen Sport des Taubenschießens ein Ende machen sollte. Es steht, wie es scheint, den englischen Lords ungeachtet der gerühmten englischen Frömmmigkeit der Sport höher als die Menschlichkeit!

Ein schreckliches Unglück ereign ete sich am Donnerstag in Nobel's Dynamitfabrik zu Ardeer in Ayrshire (Schottland.) In einer Hütte, wo vier junge Mädchen mit dem Füllen von Dynamitpatro­nen beschäftigt waren, entstand eine Explosion, durch welche die vier Insassen auf der stelle getvdet wur­den. Drei benachbarte Hütten gerieten in Brand und eine Zeit lang wurde befürchtet, daß die Flam­men sich über die ganze Fabrik ausdehuen würden. Es gelang indeß des FeucrS binnen einer Viertel­stunde Herr zu werden. Die scene wird als herz­zerreißend geschildert. Sechs Mädchen verbrannten vor den Augen ihrer Arbeitgeber, die keine Hilfe leisten konnten und von den in den vier Hütten be­schäftigten 15 Mädchen haben 10 ihr Leben verlo­ren, während zwei solche Verletzungen davontrngen, daß ihr Aufkommen bezweifelt wird. Obschon 2Us Zentner Dynamit explodierten, ist der angelichtete Eigentumsschaden nur unerheblich. Die Ursache der Explosion ist noch nicht ermittelt. Die durch die­selbe verursachte Erschütterung glich einem Erdstoß und wurde in Jrvine, Troon und anderen benach­barten Ortschaften verspürt.