welche für die Bestattung zu sorgen haben, diese Be­stattungsart wähle».

Bon der Erneuerung des preuß. Staatsrats heißt es jetzt in den Blättern, der Kronprinz werde den Vorsitz führen und Fürst Bismarck Bicepräsident werden.

Der Reichstag nimmt am 22. April seine Be­ratungen wieder auf. Der Abg. Windthorst ladet in derGermania" die Mitglieder des Zentrums im Reichslage zum pünktlichen Erscheinen ein, da so­fort wichtige Beschlußfassungen erfolgen werden. Bei der Kommission für die Verlängerung des So­zialistengesetzes sind bereits Berbesserungsantrüge des Zentrums angemeldet und auch von anderer Seite in Aussicht gestellt. Die Regierung will sich be­kanntlich auf Verbesserungsanträge nicht cinlassen, gleichwohl weiden die letzteren debattiert werden müssen.

Wie schon früher Italien und Frankreich, so hat neuerdings auch Deutschland und Oesterreich auf die Abwickelung der in Folge der blutigen Ereignisse in Alexandrien, die England zur Last fallen, den dort beteiligten Europäern zugesprochenen Entschädi­gungen gedrängt. Freilich fragt sich jetzt, nachdem Egypten total zu Grunde gerichtet ist, woher das Geld für diese Entschädigungen kommen soll?

Berlin, 21. April.Der Handwerksbursch mit dem Stab in der Hand" ist das Thema einer Denkschrift, die vom Industrie-Verein zu Osnabrück veröffentlicht wird. Es heißt in der Denkschrift: Trotz aller Anstrengungen und allen guten Willens wird es aber weder denVereinen gegen Bettelei" noch denArbeiterkolonien" gelingen, dem Betteln der ar­beitslosen, reisenden Handwerker ein Ende zu machen, so lange noch Arbeiter sich auf der Landstraße be­wegen. Das Wandern des deutschen Handwerksge­sellen ist aber nicht nur eine nationale Eigentümlich­keit, sondern auch eine wirtschaftliche Notwendigkeit. So lange es nicht möglich ist, jedem Arbeiter, der an einem Orte brotlos wird, sofort an einem ande­ren Orte Arbeit nachzuweijen, so lange derselbe also genötigt ist, den Wanderstab zu ergreifen und von Ort zu Ort zu pilgern, so lange wird auch die Not­wendigkeit bestehen, diesen Wanderern eine ausrei­chende Unterstützung zu gewähren, wenn sie stricht dem Hungertode verfallen oder zu Verbrechern oder min­destens doch zu Bettlern werden sollen. Daß das auf der Landstraßeerfochtene" oder von einemVer­ein gegen Bettelei" gewährte kärgliche Almosen die unwürdigste Unterstützung ist, auf welche ein recht­schaffener, ohne seine Schuld brotloser Arbeiter jetzt notwendig angewiesen ist, liegt klar auf der Hand. Soll dem reisenden, überhaupt brotlosen Arbeiter eine genügende würdige Unterstützung gewährt und damit der Bettelei dieser Leute radikal ein Ende gemacht werden, so kann dies nur dadurch jgeschehen, daß man für arbeitslose Handwerksgesellen ebensowohl organi- sirte Hilfskassen einrichtet, wie für erkrankte, und daß der in Arbeit befindliche Handwerker oder Fabrikar­beiter verpflichtet ist, in der Zeit, wo er in Arbeit steht, zu dieser Reiseunterstützungskasse ebenso gut beizutragen, wie zu der Krankenkasse.

Herr Pechnöl-Lösche, ein gründlicher Afrika­kenner, hat in der Gesellschaft für Erdkunde einen Bortrag gehalten, in welchem er zu dem Ergebnis kommt, daß unsere Afrikaforschung hinsichtlich ihrer praktischen Ausnutzung für Handel und Kolonisation erfolglos sein würde. Er sprach speziell über den Sudan, der in Köpfen von Phantasten als zweites Indien spuke.

Pilze über Pilze, Parasiten überPa­rasiten! könnte man in unserer Zeit ausrufen, denn es besteht kaum noch ein Gegenstand oder ein Fleck, wo dergleichen nicht wäre entdeckt worden. Jetzt hat ein Dr. Reinsch sogarParasiten" auf Münzen entdeckt, die in dem sie bedeckenden Schmutz herrlich und in Freuden leben. Unwichtig ist die Entdeckung nicht, wenn man bedenkt, daß man eS in dem Gelbe mit dem verbreitetsten aller Umlaufs­mittel zu thun hat und Niemand vermag zu ermes­sen, wie viele Krankheiten schon durch Münzen von Person zu Person übeltragen worden sind. Die Falle, daß kleinere Kinder Münzen in den Mund nehmen (sie thun es ungefähr sicher, wenn sie deren habhaft werden), zählen nach tausenden. Die Sache verlohnt sich gewiß der näheren Untersuchung über die Natur dieser Organismen (es werden wohl Bac- terienformcn sein), insbesondere über die Wirkung, die sie auf das Blut ausüben, durch Versuche an

Tieren (Bereich der Vivisektion.) UebrigenS muß es mit dem Papiergeld viel schlimmer in dieser Hinsicht stehen als mit den Münzen. Papiergeld nimmt, wie jedem bekannt ist, nach längerem Umlauf einen eigen­tümlichen widerlichen Geruch an.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 21. April. Das Endurteil im Pro­zesse Schenk ist gestern dem Landesgerichte zugegan­gen. Karl Schenk wurde vom Kaiser begnadigt und die Todesstrafe vom obersten Gerichtshöfe zu le­benslänglichem schweren Kerker umgewandelt. Die Hinrichtung Hugo Schenks und Schlossareks findet morgen früh 7 Uhr statt.

(Vom Wetter.) Die meteorologische Zent­ralanstalt in Wien stellt für die nächsten Tage fol­gende Prognose: Da ganz Mitteleuropa vom nie­deren Barometerstände beherrscht bleibt, jedoch auch im Westen und Norden der Luftdruck fällt, so ist wohl noch trübe, vielfach regnerische, kühle Witte­rung, jedoch ohne weitere Frostgefahr in unseren Gegenden in den nächsten Tagen, dann südöstliche Winde bei Wärmezunahme und Aufheiterung zu ge­wärtigen.

Schweiz.

-schweizer Blätter veröffentlichen folgende Notiz:Von Leipzig aus ist den schweizerischen Buch­händlern mitgeteilt worden, daß seit der Ueberflutung Deutschlands mit anarchistischen, namentlich aus der Schweiz herrührenden Schriften, vom deutschen Reiche die Verordnung ergangen sei, alle Bücherballen auf das Genaueste zu untersuchen."

Frankreich.

Die französischen Schullehrer, welche auf eine Ausbesserung ihrer so geringen Gehälter gehofft hatten, aber in ihrer Hoffnung durch die Kammer und die Regierung getäuscht worden sind, haben sich auch bei den Festlichkeiten in Cahors und Perigueux beteiligt. Die Schullehrer der Dep. Dordogne, Lot und der benachbarten Departements waren in Peri­gueux in einer Stärke von 500 aufgezogen und spen­deten dem Konseilspräsidenteu rauschenden Beifall, als er daran erinnerte, daß die Vervollkommnung des Schulwesens die Hauptsvrge seines staatsmänni- schen Wirkens gewesen war.Ich Härte gerne", fuhr er dann fort,meinem Werke durch die Aufbesserung Ihrer allzu bescheidenen materiellen Lage die Krone aufgesetzt. Sie kennen aber die finanziellen Zustände unseres Landes hinreichend, um zu begreifen, daß es unmöglich ist, ihm neue Lasten aufzubürden. Wir sehen uns also gezwungen, eine Reform zu vertagen, die ich für unerläßlich halte. Sie wissen, daß die Interessen der republikanischen Regierung und die Ihrigen einander die Wage halten. Wenn die Re­publik bedroht wäre, so würde die gesamte weltliche Lehrerschaft sich zu ihrer Verteidigung erheben. Ich zweifle keinen Augenblick, daß Sic an jenem Tage handeln würden wie gute Bürger, gute Patrioten und treue Anhänger der Republik." Die Schullehrer begaben sich aber auch zu Herrn Paul Bert, ilntcr- richtsminister unter Gambetla, der ihre Sache in der Kammer so warm verteidigt hatte, und widmeten ihm eine Bronze-Statue, welcheDos raalöäiotions cko l'^lsaoo«, Elsaß verflucht die Preußen, vorstellt. Gerührt dankte Bert, er beklagte es, daß die Kam­mer, während sie von den Lehrern alle bürgerliche Tugend erwartet, ihnen eine lächerliche Ablohnung zu Teil werden läßt. Die Höhe des Gehalts sei auch für die Würdigkeit des Lebens bestimmend; ein guter Gehalt mache gute Beamte. Die Kammer habe dies­mal schlecht gespart, mit Ersparnissen anderswo hätte nian die nötigen 15 Mill. zusammenbringen können, wenn er in der Finanzkommission wäre, er wüßte diese 15 Mill. zu finden.

England.

London, 18. April. Ein hier eingetroffener Privatbrief Gordons besagt:Keine menschliche Macht kann uns jetzt befreien, denn wir sind um­zingelt. Wenn Gott nicht die wilden Araberstämme zerstreut, werden dieselben lange vor Ankunft der englischen Truppen Khartum plündern und die Ein­wohner massacricren."

London, 22. April. Ein Telegramm des Standard aus Kairo meldet, aus angeblich bester Quelle, es sei beschlossen, die größte bei der egypti- schen Armee verfügbare Streitmacht binnen längstens 6 Wochen nach Khartum zu senden. Gordon sprach in einem Telegramm an Baring sich höchst entrüstet aus über die Art. wie ihn die englische Regierung prcisgegebcn habe. Er sei entschlossen, sich gänzlich

loszusagen von denen, die ihn verlassen und die Schuld trügen an den im Sudan verloren gehenden Menschenleben.

Rußland.

sTheures Wasser.j Die Newa ist 6 Monate im Jahre gefroren. In der zweiten Hälfte des April beginnen die Eismassen auszuthauen, und wenn sie soviel Raum geben, daß ein kleines Boot passieren kann, dann donnern die Kanonen von den Forts bei St. Petersburg. Der Kommandant eines der­selben legt die Gala-Uniform an, begiebt sich auf ein reich dekoriertes Schiff und überbringt dem Zaren ein Krystallglas mit Newa-Wasser gefüllt, indem er ruft:Der nahende Frühling übersendet dies als Beweis, daß die Nacht des Winters vorüber!" Der Zar leert das Glas auf das Wohl seiner Haupt­stadt. Dies aber ist das teuerste Wasser, das jemals getrunken wird, denn einer Sitte zufolge giedt der Zar, nachdem er getrunken, das Glas dem Ueber- bringer, bis zum Rande mit Gold gefüllt, zurück. Zur Zeit Alexanders II. machte man die Erfahrung, daß die russischen Befehlshaber immer größere und größere Humpen auswählten, infolge dessen der Zar jedesmal eine größere Quantität schmutzigen Wassers trinken und immer größere Summen verschenken mußte. Aus diesem Grunde wurde jüngst durch kaiserlichen Befehl für alle Zukunft der Preis des ersten Glases Newa-Wasser auf 200 Goldrubel festgesetzt.

Italien.

Die Köln. Ztg. glaubt nicht daran, daß der Pabst nach Frankreich gehen wolle. Sie meint, dort stehe es noch schlimmer mit der Kirche als in Deutschland.

(104 Mörder auf der Anklagebank.) Aus P a- lerm o wird gemeldet: Am 15. April 1883 begleitete der Bürgermeister des unweit von hier gelegenen Städtchens Bagharia, Antonio Scordato, in später Nachtstunde emige Freunde zur nahen Bahnstation. Beim Passiven eines kleinen Wäldchens sielen plötz­lich mehrere Schüsse und drei Personen aus dem Ge­folge des Bürgermeisters stürzten tot nieder. Als dieser Blutthat verdächtig wurden später vier Perso­nen des genannten Städtchens verhaftet. Dieselben legten auch bald ein volles Geständnis ab. Nach ihren Aussagen hatte sich in Bagharia eine geheime Mörder- und Räuberbande, welche bald 59 Mitglie­der zählte, gebildet, die den Mord profefsionsmäßig betrieb, um sich davon zu ernähren. Dieselbe stellte gegen gute Bezahlung ihre Dolche auch solchen Per­sonen zur Verfügung, die aus Rache oder sonst einem Motiv einen Menschen aus dem Leben schaffen wollten. Als das Geschäft florierte, wurde im Städtchen Lica- razzi eine Filiale errichtet, der 45 dortige Insassen angehörten. Binnen 2 Jahren mußten 30 Menschen unter den Händen dieser Mörder ihr Leben aushauchen. In den ersten Maitagen beginnt nun vor dem Ge­richtstribunal in Palermo der Prozeß gegen diese große Mörderbande.

In Neapel hat vor Kurzem, wie schon ge­meldet, ein Soldat in der Kaserne in blinder Wut auf mehrere Kameraden geschossen, lieber diese lln- that eines Wahnwizigen wird der Kln. Z. aus Rom gemeldet: Salvatore Misdei, Soldat im 19. Jnf.- Reg. aus der Klasse von 1862, Calabrese aus der Provinz Catanzaro, hatte einen kleinen Zank mit seinen Zimmergenossen. Kaum war das Silenzio geblasen worden, so lief er zu den Gewehren, nahm eines und versah sich mit einer gefüllten Patrontasche. Sodann begann er auf seine Kameraden zu schießen. Es entstand eine unbeschreibliche Panik. Die Sol­daten singen an, aus ihren Betten zu fliehen. Da schloß Misdei die Thür seiner Kammer, löschtc^das Licht aus und schoß auf die Fliehenden. Ein Sol­dat, der eine Kugel erhalten hatte und nicht mehr laufen konnte, warf sich aus dem Fenster und brach ein Bein. Misdei verließ sein Zimmer und richtete sich nach dem Zimmer der Fouriere, wo er seinen Sergeanten vermutete. Er fand diesen nicht und tötete den Unteroffizier Roncorono. Misdei gab 57 Schüsse ab; 40 mit seinen Patronen, 17 mit sol­chen, die er aus der Tasche des Unteroffiziers nahm. Misdei gehörte zu den besten Schützen des Regi­ments. Während seiner Unthat kannte er jeden ge­nau, auf den ec schoß; von Betrunkenheit kann also keine Rede sein. Er begegnete einem Sergeanten aus seinem Dorfe, dem er sagte:Fürchte nichts, du bist mein Landsmann." Zu einem Rekruten sagte er:Zittre nicht, du bist ein Rekrut." Es gelang endlich drei Leuten, einem Sergeanten der Berfag-