konnten. Der Leichnam zeigte zwei schwere Schnitt­wunden über beiden Augen, welche nach Aussage des inzwischen gleichfalls herbeigeeilten Stadtdirektions­arztes Dr. Steudel von einem schweren metallenen Instrument, Beil oder dergleichen, herrühren. Ferner eine tiefe Schnittwunde im Hals von einem scharfen Messer, welche die Kehle fast vollständig durchdrungen hatte. Auch hier war nur Geldgier das Motiv zu der gräßlichen That; es fehlen nemlich in der Laden­kasse ca. 170 in Gold und Silber und zwar von ersterem einige Zwanzigmarkstücke und ein Zehnmark­stück, von letzterem der Rest, auch der lederne Zug­beutel und eine braun abgenützte Ledertasche, in wel­cher das Geld verwahrt war, sind geraubt worden. Uhr und Kette, sowie 160 vkL in Geld, welche Rein­hard bei sich trug, waren am Leichnam noch vor­handen. Bezüglich des muthmaßlichen Thäters ist ermittelt, daß zur kritischen Zeit ein Bursche, nach­dem er kurz zuvor ein Hemd dort gekauft hatte, den Laden zum zweitenmale betrat unter dem Vorwand, auch ein Beinkleid erwerben zu wollen. Frau Rein­hardt, welche bis dahin im Laden gewesen war, ent­fernte sich, während der Unbekannte mit ihrem Manne handelte, und diesen Moment benützte jener, um einen, seiner Meinung nach, beide brennende Gasflammen sperrenden Hahn an der doppelarmigen Lampe zu drehen und gleichzeitig das Verbrechen auszuführen. Der Ermordete hinterläßt außer der Wittwe noch 6 Kinder im Alter von 110 Jahren. Die Recher­chen der Polizei wurden die ganze Nacht in eifrigster Weise leider bis jetzt ohne Erfolg betrieben.

* Nachdem nunmehr die Ziehung der Ulmer- Lotterie vorüber ist, wird sich der Absatz der Loose des Württembergischen Kunstgewerbe Vereins voraus­sichtlich lebhafter gestalten, deren Ziehung auf den 31. März festgesetzt ist. Wir können den Ankauf der Kunstgewerbe-Loose um so eher empfehlen, weil damit nicht einer Privatspekulation Vorschub geleistet wird, sondern durch dieselbe lediglich das einheimische Kunstgewerbe eine Förderung erfährt. Denn einer­seits bestehen die Gewinne lediglich aus Erzeugnissen unseres Kunstgewerbes und andererseits kommen auch die Ueberschüsse der Lotterie wiederum diesem zu gut. Ganz besonders betonen wir, daß die Gewinne, un­beschadet ihrer stylgerechten und künstlerischen Aus­führung, diesmal nur Gegenstände für den praktischen Gebrauch umfassen, während früher bei kunstgewerb­lichen Lotterien größten Theils Luxusgegeustände gewonnen werden konnten, welche der Mittelstand nicht in Gebrauch nehmen konnte und wollte. Der Generalvertrieb der Loose des Württembergischen Kunstgewerbe-Vcreins befindet sich in den Händen des Herrn Eberhard Fetzer in Stuttgart.

Magstadt, 19. Febr. In unserer Gemeinde ist ein Hebamme, welche schon 53 Jahre in ihrem Amte waltet und nahe an 3000 Kinder Reichen und Armen zur Welt gebracht. Sie ist 83 Jahre alt, kann aber ihren Geschäften noch immer nachgehen, ob sie bei Tag oder mitten in der Nacht gerufen wird, sie ist auf dem Platze.

(Immer nobel.) Wir lesen in der Ludwigsb. Ztg. folgendes: Viel Heiterkeit erregt eine am Diens­tag in einem Stuttgarter Restaurant vorgekommcne Geschichte. Einem Weinhändler aus der Nähe passirte das Malheur, daß ihm auf einem dunklen Ort eine Brieftasche angeblich mit 2400 in die verhängniß- volle Tiefe siel. Der sofort reqnirirte Auspump­wagen förderte das schätzbare Kleinod in kurzer Zeit wieder ans Tageslicht, so daß sich der beglückte Eigen- thümer zu der unglaublichen Freigebigkeit Hinreißen ließ, dem Pumppersonal ein Geschenk von ganzen zwei Mark zn überreichen. Vor lauter Rührung schloß ihn einer der Pumper, der nicht nach Ambrosia roch, in seine nervigen Arme. Diese anrüchige Um­armung wird noch lange Gegenstand heiterer Scherze im Bekanntenkreise des Helden dieser kleinen Geschichte sein.

Ulm, 20. Febr. Gestern Vormittag wurde bei drei hiesigen israelitischen Kaufleuten durch das Amtsgericht Haussuchung wegen Verdachts der Ka­pitalsteuergefährdung vorgenommen. Zwei derselben wurden gleich darauf auf Antrag der Staatsanwalt­schaft wegen Wuchers verhaftet und in amtlichen Ge­wahrsam gebracht.

Ulm, 21. Febr. Der erste Gewinn unserer Münsterlottcrie mit 75 000 ist dem Kolporteur Koch, jetzt Wirthschaftspächter zur neuen Schule in der Besfererstraße, zugefallen. Der zweite Gewinn mit 30000 ^ soll nach Wiblingen kommen, doch

ist der glückliche Gewinner noch unbekannt. Auch über den 5. Gewinn mit 5000 «ilk können wir Aus­kunft geben. Das Glückslos wurde in der Kollekte von Urban Pfaffenlehner von zwei Musikern des 12. baierischen Infanterie-Regiments gekauft.

Oberflacht, 20. Febr. Am letzten Samstag den 16. d. M. nahm der 8 Jahre alte Sohn des Gemeindepflegers Mink hier ein 2-Markstück in den Mund und verschluckte es unvorsichtiger Weise. Doch kamen der Knabe und die Seinigen mit dem bloßen Schrecken davon, indem das Geldstück zwei Tage da­rauf wieder abging, ohne daß der Kleine irgend einen Schaden genommen Hütte.

Das häufig offiziös benützteDeutsche Tage­blatt" bringt einen Aufsehen erregenden Angriff gegen Sarg ent, den Gesandten der Vereinigten Staaten in Berlin, der einen nicht mißzuverstehcnden Komen- tar zu dem Verhalten Bismarcks bezüglich der Las- keradresse bildet. Sargent wird darin der Betheili­gung an dem schlimmsten amerikanischen Eisenbahn­schwindel beschuldigt und gesagt, es sei unerhört, daß ein Mann, der eine große Nation am deutschen Kaiserhof repräsentirte und von der Presse des eige­nen Landes der Verachtung aller anständigen Leute prcisgegebeu werde, nicht bei Nacht und Nebel da- vongehe. Sargent mache den Eindruck, als ob er nicht bei Hof, sondern bei einer bestimmten Partei beglaubigt sei. Er habe sich im vorigen Jahre in der Frage des amerikanischen Schweinefleisches zum Sprachrohr der Herren Bamberger und Rickert ge­macht. Sargent möge noch so großen Einfluß bei der amerikanischen Regierung haben, ob er deren Ach­tung noch genieße, sei zweifelhaft.

Oesterreich-Ungarn.

Im Kerker vergessen. Wiener Blätter berichteten bekanntlich vor kurzem, daß eine gewisse Marie Kowatsch durch einige Monate in dem Ker­ker zu Ofen (Ungarn) vergessen worden sei. Die­selbe hat nun, dem Wiener Frdbl. zufolge, einen Schicksalsgenossen erhalten. Es ist dies ein gewis­ser Georg Korsan, der wegen Brandlegung von dem Marmaros-Szigeter Gerichtshof angeklagt und in Untersuchungshaft genommen wurde. In dieser wurde er durch fünf Monate und zehn Tage ver­gessen, obgleich seine Entlassung aus der Haft an­geordnet worden war und schließlich der oberste Ge richtshof ihn vollständig freisprach. Als man dem Manne das letztinstanzliche, ihn von jeder Schuld sreisprechende Urtheil ankündigeu wollte, war er nicht aufzufiuden, und daß Gericht mußte sich au seine Heimathsbehörde wenden, von welcher die Mitlhei- lung an das Gericht gelangte, daß sich der Gesuchte im Gefängniß befinde. Dort wurde er thatsächlich gefunden und dann in Freiheit gesetzt. Es wirft dies wieder ein eigenthümliches Streiflicht auf die ungarische Rechtspflege.

Imösterreichischen Landsturm" zeigt sich trotz mancher Vorwürfe, die man ihm machen kann (wir haben auch unsere Fehler), doch vielfach ein reger Geist. Der Abgeordnete für Krems, Richter mit Namen, hat im Neichsrath einen Antrag auf Ein­schränkung der Exekutionen von Hausgeräth gestellt, der gleichzeitig die Schaffung eines von der Zwangs­vollstreckung ganz freies Besttztheiles bezweckt, ähn­lich dem vielbesprochenen amerikanischen Heimstätte­gesetz, wenn auch nicht in derselben Ausdehnung. Nach den jetzt bestehenden Bestimmungen sind von der Zwangsvollstreckung nur die unentbehrlichen Kleidungsstücke und die Arbeitswerkzeuge ausgeschlos­sen. Richter verlangt nun, daß dem Verschuldeten soviel von seinem Besitz gelassen werde, daß er vor der äußersten Noth gesichert und ihm die Möglich­keit geboten sei, sich wirthschaftlich wieder emporzu­arbeiten.

Pest, 22. Febr. In Hecmanstadt wurde ein vierfacher Raubmord an dem pensionirten Regimeuts- arzt Dr. Friedenmanger, Frau, Kind und Magd voll­führt. Nach vollbrachtem Mord versperrten die Mör­der Thür und Thor und zündeten das Haus an. Die Feuerwehr fand die Opfer mit durchschnittenem Hals und aufgeschlitztem Bauch.

Pest, 22. Febr. Heute erfolgte die Publikation des Todesurtheils der drei Mörder Majlath's unter großem Andrang des Publikums. Sponga weinte, Pitely benahm sich apathisch, Berecs höhnisch. Be- recz begann nach der Publikation eine Rede an den Gerichtshof, er sei unschuldig. Er wollte die Motive des Urtheils kritisiren. Der Präsident erklärte: Ein rechtskräftiges, vom König bestätigtes Urtheil dürfe

nicht kritisirt werden. Berecz will fortfahren zu reden. Hierauf werden alle drei Mörder abgeführt. Im Hofe, wo ihnen Ketten angelegt werden, beschimpft Berecz seine Genossen:Feige Schurken, ihr brachtet mich Unschuldigen um;" Sponga erwidert:Schweig, Elender, Du bist's, der uns alle an den Galgen ge­bracht hat." Morgen früh werden alle drei Hinrich­tungen vorgenommcn.

Italien.

Nach einem Telegramm der N. Fr. Pr. aus Rom steht es nunmehr fest, daß bei dem Vorfälle auf der Bahn zwischen Montalto und Corneto kein Attentat auf den König beabsichtigt war. Man ta­delt die Regierung wegen der Veröffentlichung über­eilter Nachrichten. Gerüchtweise verlautet, daß der Carabiniere Varichio verhaftet worden sei.

Mann und Frau. In Mailand strengte dieser Tage ein Mann eine Scheidungsklage gegen seine Gattin an.Meine Frau eine wahre Furie schlägt mich seit zehn Jahren." sagt er. Ich muß in dieser Zeit weit über 600 Ohrfeigen (!) das ist ihre Spezialität bekommen haben. Dabei bin ich immer geblieben. Aber Alles hat seine Grenzen! Heute hat sie ihre Zuflucht zu einem Ei­sentopf genommen und hat mir den Kopf zerschla­gen; da sehen Sie Herr Richter . . ." Die Wunde wurde constatirt, und der Mann von seiner Ohr­feigenspenderin befreit.

Egypten.

Kairo, 21. Febr. Nach einer Meldung des Reuter'schen Bureaus lautet die Proklamation Gor- dons, den Sklavenhandel betreffend:Ich wünsche Euch Glück und Ruhe wieder zu geben und weiß, daß die Unterdrückung des Sklavenhandels, welcher vertragsmäßig unter Androhung von schwerer Strafe verboten ist, Euern Unmuth erregt hat. Ich habe deßhalb bestimmt, daß der Sklavenhandel wieder ge­stattet werde und habe die öffentlichen Ausrufer an­weisen lassen, diese Verfügung zu verkündigen: Jeder, der Dienstboten besitzt, kann diese als Eigenthum betrachten und verkaufen.

England.

London, 23. Febr. Die Nachricht von der Uebergabe Tokars rief eine lebhafte Erregung hervor. Man glaubt, die Garnison von Tokar sei zwar mit dem Leben davongekommen, hätte aber alle Waffen an die Aufständischen ausgeliefert. Der Angriff Os- man Digmas auf Suakim wird als nahe bevorstehend betrachtet. Eine weitere Timesdepesche sagt, ein großer Theil der Garnison von Tokar sei vor der Ueber­gabe getödtet worden.

England war bisher stolz darauf, der thätigste Gegner des Sklavenhandels in der Welt zu sein und in der That hat es auch die bedeutendsten Erfolge gegen denselben erzielt. Jetzt aber erklärt sein Be­vollmächtigter im Sudan, daß der Sklavenhandel frei sein soll. Es mag diese Erklärung politisch klug und wirkungsvoll sein, was übrigens noch nicht bewiesen ist, eine schmachvolle Schande bleibt sie jedenfalls für den englischen Namen.

Amerika.

New-Uork, 20. Febr. Im Südosten und Süden der Unionsstaaten wüthete am Dienstag Abend ein heftiger Tornado und richtete sehr großen Scha­den an, namentlich in Georgia, Alabama, Nordkaro - lina und Südkarolina. Viele Menschen wurden ge­tödtet oder schwer verletzt. Zahlreiche Gebäude sind zerstört; der Sturm führte die Leichen einiger Ver­unglückten auf große Entfernungen fort. Das Un­wetter erhöhte im Ohiothale die Leiden und die Opfer der letzten Ueberschwemmungen bedeutend. Man fürchtet, daß Viele umgekommen sind. In einem Bergwerke, acht Meilen von Connelsville(Penn- sylvanicn), fand eine Explosion statt, während 75 Leute in der Grube waren. Bis jetzt sind 12 Per­sonen gerettet, aber der Mehrzahl nach aufs Schwerste verletzt. Neunundzwanzig Leichen sind aufgefunden.

Handel L Uerkehr.

Calw, 21, Febr. (Kreditbank für Landwirthschaft und Gewerbe in Calw, Eing. Gen. Rechenschaftsbericht für das Jahr 1883.) Stand der Mitglieder am l. Jan, 1883 469, ausgetreten 20, neu eingetreten 45, verbleiben am 31. Dez. 1883 494. Bei der am 10. Febr. stattgefundenen General­versammlung wurde beschlossen, an Mobilienconto 50 ab- zuschrciben, eine Dividende von 6 0/g auszubczahlcn nnd den Rest des Reingewinns mit 1444 65 4 dem Reserveconto

zuzuwciscn. Dem Vorstand und Ausschuss wurde für die Ver­waltung im abgelaufcneu Jahr Decharge erthcilt. Die statuten­gemäß vorzunchmenden Wahlen wurde» vollzogen.