Der Gesellschafter.

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Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Erscheint wöchentlich 8>nal: Dienstag, Donnerstag und Samstag, und kostet »ierteljäbrlich hier (ohne Trägcrlobn) dO ^i, in dem Bezirk I 20 -I, außerhalb des Bezirks 1 40 Monats-

abonncment nach Berhältniß.

Donnerstag den 7. Febrnar.

Jnsertionsgedühr für die Ijpaltige Zeile aus ge­wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 bei mehrmaliger je k -l. Die Inserate muffen spätestens Morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blatte« der Druckerei aufgegeben sein.

1884

Amtliches.

Nagold.

In die Hrtsvorsteher.

Krankenversicherung der Arbeiter betreffend.

Unter Hinweisung auf den Erlaß K. Ministe­riums des Innern vom 4. Dezember 1883, Mini- sterial-Amtsblatt Nr. 22 III. und IV. letzter Absatz, sowie die oberamtliche Bekanntmachung vom 23. Dezember v. I., Amtsblatt Nr. 152, geht den Orts- Vorstehern je ein Exemplar gedruckten Formulars- Uebersicht über das Ergebniß der in Gemäßheit der Ziffer I und II des Erlasses des K. Ministeriums des Innern vom 4. Dezember 1883, betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter mit aufgedruckten Bemerkungen, welche zn beachten sind, zu, um solches pünktlich auszufüllen, vom Gemeinderath beurkunden zu lassen und mit den verlangten Beschlüssen läng­sten» bis 1. März d. I. hieher vorzulegen.

Den 4. Februar 1884.

K. Oberamt. Güntner.

Tages-Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

/V Altensteig, 4. Febr. Der Gemeinde­rath hat am letzten Samstag in einer öffent­lichen Sitzung nach vorausgegaugener Beeidigung der neu in den Bürgerausschuß berufenen Mitglieder die längst schwebende und die Gemüther bewegende Eisenbahnfrage in Verhandlung genommen. Der Vorsitzende machte geltend, daß nur in Hinsicht der Verwilligung eines bedeutenden Beitrags aus den Mitteln der diesseitigen Gemeinden und der Gewerbe­treibenden wie Privaten eine Aussicht auf Befür­wortung der Erbauung einer Eisenbahn hieher seitens der K. Staatsregierung vorhanden sein könne. Es wurde beschlossen, die K. Eisenbahndirektion um Einleitung zur Vornahme der Planentwerfung und des Kostenüberschlags zu einer normalspurigen Bahn mit Sekundärbetrieb zu bitten und hiebei einen nam­haften Beitrag zu den Kosten des Baues in sichere Aussicht zu stellen.

Calw, 31. Jan. Die wichtigste Frage, welche gegenwärtig die Gemüther bewegt, ist unser Kirchen­neubau, der nun so weit vorbereitet ist, daß die Sub- missionsausschreiben zum Versandt bereit liegen. Nach dem Voranschlag beträgt der Gesammtbauaufwand, einschließlich der Kosten für die Orgel und die Ab­änderung des Thurmes, 212000 v-L, wovon bis jetzt 160000 olL durch Beiträge gedeckt sind. Nur Chor und Thurm werden stehen bleiben, alles Uebrige aber soll ganz neu aufgeführt werden. Schon in den nächsten Wochen wird mit dem Abbruch der alten Kirche begonnen, vorher aber die Turnhalle zum gottesdienstlichen Lokal eingerichtet werden. Diese soll während der 2*/, Jahre, welche für die Dauer des Bauwesens vorgesehen sind, als Kirche dienen.

Rottenburg, 1. Febr. Bierbrauereibesitzer C. St. zum Karmeliterbräu ist in letzter Nacht da­durch in großen Schaden gekommen, daß ihm ein Sud Bier durch Seife verdorben wurde. Der Schaden beträgt wohl 1000 Heute geht das Gerücht, daß man dem Frevler auf der Spur sei.

Stuttgart. 2. Febr. Im Dezember des ab- gclaufenen Jahres wurden auf den württembergischen Staats - Eisenbahnen befördert 865,000 Personen (gegen das Vorjahr ff- 113,946), 222,972 Tonnen Güter ( 1971). Die Einnahmen betrugen im Per­sonenverkehr 674,134 (ff- 41.674 -M), im Güter­verkehr 1,151,073 ( 31,628 vlL), aus sonstigen

Quellen 194,430 (ff- 11,633 e^, im Ganzen

2,019,637 (ff- 21,679 -4). Die Gesammtein- nahme vom 1. April bis letzten Dezember 1883 be­trug 22,446,818 (ff- 867,726 ^).

In Besigheim wurde am 2. d. M. ein 69 Jahre alter Wittwer mit mehreren tiefen Wunden am Kopf todt gesunden. Derselbe ist wahrscheinlich in seinem Hause mit einem Beil getödtet worden. Als der That geständig wurde sein Sohn verhaftet.

Brandfälle: Auf dem Einödehof Rötheln- berg (Leutkirch) am 30. Jan. ein Wohn- .und Oeko- nomiegebäude; in Eichenbühl (Biberach) am 1 Febr. ein Wohn- und Oekonomicgebäude.

München, 5. Febr. In dem Bankgeschäft von W. Brand am Promenadenplatz hat soeben ein Raubmordversuch stattgefunden. Der Verbrecher schoß auf den allein anwesenden Commis, der Schuß ging jedoch fehl. Der Commis flüchtete, der Ver­brecher riß die in der Auslage befindlichen Papiere an sich und entfloh, wurde jedoch vom Publikum verfolg! und von dem Posten vor dem Ständehaus in der Prannerstraße festgenommen.

Die dießjährigen Parsifalaufführungen in Bayreuth werden, wie dasBayr. Tagdl." meldet, am 21., 23 , 25., 27., 29., 31. Juli. 2., 4., 6. und 8. August stattfinden, und zwar, wie in den Vor­jahren unter dem Protektorate Sr. Maj. des Kö­nigs. Sämmtliche bisher betheiligt gewesenen Künst­ler haben ihre Mitwirkung zugesagt. Die Besetzung der Solopartieen wird eine Veränderung nicht erlei­den. Die Proben werden am 12. Juli beginnen. Der Eintrittspreis ist, wie im Vorjahre, auf 20 normirt.

Frankfurt, 1. Febr. Auf den hiesigen Ge­richten sind gegenwärtig 91 Referendare beschäftigt, 42 allein beim Oberlandesgericht.

In Frankfurt a. M. wurde vor einiger Zeit ein Bettler wegen Zechbetrugs und Landstreicherei vor Gericht gestellt, wegen mangelnder Beweise aber freigesprvchen. Nachträglich stellte es sich heraus, daß dieser Schnorrer ein Vermögen von 55 000 besitzt, welches sich auf der Offenbacher und Frank­furter Sparkasse befindet. Der Mann betrieb die Bettelei mit einer Geschicklichkeit, daß er täglich etwa 20 ^ verdiente. Für Essen und Trinken gab er nichts aus, dies bezog er von den Dienstmädchen, denen er unter Hinweis auf sein Vermögen und auf eine Heirath die Köpfe verdrehte. Nebenbei betrieb er auch Heirathsvermittlung.

Frankfurt, 3. Febr. Wie dem D. M.-Bl. aus Höchst geschrieben wird, streiken seit Samstag Mittag 2 Uhr sämmtliche Arbeiter, 1500 an der Zahl, der Farbwaarenfabrik vorm. Meister, Lucius und Brüning wegen eines 35prozentigen Lohnabzuges.

Elberfeld, 3. Febr. Der Wirth und Bar­bier Albert Ziethen ist wegen Ermordung seiner Ehe­frau vom Schwurgericht gestern Abend zum Tode verurtheilt, der Mitangeklagte Lehrling Wilhelm von der Mitschuld freigesprochen worden.

Hamburg, 30. Jan. (Seltsamer Unglücks­fall.) In dem Sprechzimmer eines hiesigen Arztes ereignete sich dieser Tage ein ebenso eigenthümlicher wie trauriger Vorfall. Der betreffende Arzt, zu dem ein in einem Bankgeschäft angestellter junger Mann gekommen war, um ihn wegen eines Halsleidens zu konsultiren, hatte seinen rechten Zeigefinger in den Mund des Patient»« bei der Untersuchung eingeführt, als Letzterer Plötzlich vom Schlage getroffen wurde und sterbend sich in dem Finger des Arztes festbiß. Erst den Bemühungen zweier schleunigst herbeigehol­ter Kollegen gelang es, den Aermsten aus seiner

schmerzhaften Lage zu befreien. Der Finger schwoll sehr bedeutend an und der Zustand des auf so merk­würdige Art in seinem Berufe verunglückten Medi­ziners ist zur Zeit noch höchst besorgnißerregend.

Eisenach, 31. Jan. Vorige Nacht brach, wie dem Frkft. Journal telegraphirt wird, wieder Feuer in Kreuzberg aus; 6 Hofraithen, etwa 18 Gebäude enthaltend, sind abgebrannt.

In Chemnitz meldete sich kürzlich auf der Polizeihauptwache ein in seiner Kleidung herabge­kommener 50 Jahre alter Schornsteinfeger aus Wei­ßensee mittel- und obdachlos. Bei der Durchsu­chung seiner Kleider wurde eine Lederbrieftasche mit 350 Rubel in Banknoten, 1900 Rubel in russischen Wechseln und 85 vlL in deutschem Gelde vorgefun­den. Nunmehr gab der Mann an, daß er gegen 20 Jahre lang in einer Stadt Rußlands sein Ge­werbe betrieben und sich dabei das Vorgefundene Geld, sowie noch weitere 24000 Rubel, welche in Riga in einer Bank deponirt seien, gespart habe. Trotz dieses großen Vermögens hatte sich dieser Mann als mittelloser Reisender und größtentheils von Orts- und Stadtgeschenken lebend, seit einigen Monaten in Deutschland umhergetrieben.

Ein kleiner Schuster in Schkeudiz bei Leipzig erstand in einer Auktion ein altes Stehpult für 2 Mark.Was thust Du mit dem Ding, es bat nicht einmal ein ordentliches Schloß", brummte die Frau. Thu' Dein Gestrick und Geslick hinein, brummte er. Und so geschah's. Als aber die Frau andern Tags das Gestrick herausnehmen wollte, da hing die Wolle an einem kleinen Nagel; sie zog und zerrte und sprang auf ein Geheimfach und herabfielen Werthpapiere, deren Coupons seit Jahren nicht ab­geschnitten waren. Der Schuster trug sie zum Bür­germeister und erfuhr, daß sie 90000 osL werth sind. Er wird sie wahrscheinlich behalten dürfen.

Berlin, 3. Febr. In Betreff der Grundstein­legung für das neue Reichstagsgebäude hört man, daß nunmehr mit Bestimmtheit der 22. März d. I., der Geburtstag des Kaisers, in Aussicht genommen ist.

Im Ressort der Kriegsmarine ist eine Vor­lage nebst Denkschrift über die weitere Durchführung des Flottengründungsplanes nahezu vollendet. Die Einbringung der Vorlage an den Bundesrath steht bevor. Von den im Jahr 1873 bewilligten Mitteln für den Flottengründungsplan sind angeblich noch 5 Millionen Mark vorhanden. Wiewohl der Reichs­kanzler wünscht, einen Nachtragsetat zu vermeiden, ist ein solcher von Seite des Marineressorts unaus­bleiblich.

Wer ist Hochwohlgeboren? Die Ent­scheidung über diese wichtige Frage ist durch eine neue kriegsministerielle Verfügung für die preußische Armee dahin erfolgt, daß das PrädikatHochwohl­geboren" jetztauch" allen activen Hauptleu­ten und Lieutenantsbürgerlichen Namens" zusteht, dagegen den pensionirten Offizieren nur bis ein­schließlich der Stabsoffiziere. So lange also ein Hauptmannbürgerlichen Namens" im aktiven Dienste ist, ist erHochwohlgeboren", nimmt er sei­nen Abschied, ohne denCharakter" als Major zu erlangen, so ist er nur nochWohlgeboren". Offi­ziereadeligen Namens" sind immerHochwohl­geboren."

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 4. Febr. Die Polizei hält dafür, daß der Mörder Blöch's identisch sei mit einem aus Grott- kau in Schlesien gebürtigen Schuhmacher Namens Stellmacher, welcher als Korporal des sächsischen