Der Gesellschafter.
Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oderamts-Bezirk Nagold.
M135.
Erscheint wöchentlich 8mal: Dienstag, Donnerstag und-Samstag, und kostet halbjährlich hier (ohne Trägerlohn) 1 KO -g, in dem Bezirk 2 ^l, außerhalb des Bezirks 2 40 -l. Vierteljähr
liches und Monatsabounement nach Verhältniß.
Samstag dm 18. November.
Jniertionsgebühr für die Ispaltige Zeile aus ge- - wohnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 -l,! ^ ^
bei mehrmaliger je S Die Inserate müssen j ^ spätestens Morgens 8 Uhr am Tage vor der!
Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben sein.
»
Amtliches.
K. Amtsgericht Nagold.
Der Gertchtsvollrieher
von Altenstaig Stadt, Egenhausen und Spielberg, Karl Kaltenbach von Altenstaig, ist nunmehr auch zum Gerichtsvollzieher für die zusammengesetzte Gemeinde Walddorf gewählt worden und hat seinen Wohnsitz in Altenstaig Stadt beibehalten.
Nagold, den 15. November 1882.
Oberamtsrichter Dase r.
Nagold.
An die Grtsvorsteher.
Die Behandlung der Staats- und Nachbarschafts- Straßen vor Eintritt des Winters.
Unter Beziehung auf den Erlaß K. Ministeriums des Innern vom 23. Oktober 1880, Ministe- rial-AmtSblatt Seite 378, werden die Ortsvorsteher angewiesen, darauf zu halten, daß bei den jetzt vor- zunchmendcn Ausbesserungen der Straßen nach den gegebenen Weisungen verfahren wird und daß überall, wo die Bildung einer guten Schneebahn für den Verkehr von Werth ist, auf die dort erwähnte Verbesserung der Bahnschlitten, wie überhaupt auf eine zweckmäßige Construction und Verwendung derselben Bedacht genommen wird.
Den 14. November 1882.
K. Oberamt. Güntner.
Nagold.
Krkanittmachrrug, betreffend bezirkspolixei- Uche Uorfchrift, verglich des Abravpens der Obstdanme.
Die nachfolgende, von dem Oberamt am 27. Oktober 1880 mit Zustimmung des Amtsversamm- lungs-Ansschusses erlassene und von K. Kreisregierung lt. Decrets vom 5. November 1880 für vollziehbar erklärte bezirkspolizeiliche Vorschrift wird hie- rnit wiederholt zur öffentlichen Kenntniß gebracht: „Die Besitzer von Obstbäumen haben vom „Laubfall an bis zum Schwellen der Knospen „erforderlichen Falls ihre Bäume von den „Raupen und Raupennestern zu reinigen und „beide letztere sorgfältig zu vertilgen bei Vermeidung der in Z. 368, Ziffer 2 des deutschen Strafgesetzbuches angedrohten Strafe.
Die Ortsvorsteher haben sofort vorstehende Vorschrift und außerdem zu geeigneten Zeiten in ortsüblicher Weise zu verkündigen, deren Einhaltung zu überwachen und gegen Entgegenhandlungen einzuschreiten.
Den 14. November 1882.
K. Oberamt. Güntner.
Nagold.
A» die Ortsvorsteher.
Landtags-Wahl betreffend.
Unter Beziehung auf die Bekanntmachung vom 11. d. M., Amtsblatt Nr. 133, wird darauf aufmerksam gemacht, daß längstens bis 20. d. M. die Anzeige über die Zusammensetzung der Wahl-Commission, die ungefähre Zahl der Wahlberechtigten sowie des etwaigen Bedarfs an Formularien zu der Wählerliste entgegen gesehen wird. Zugleich wird darauf aufmerksam gemacht, daß den Ortsvorstehern in den nächsten Tagen Formulare, Beurkundungsbogen zum Anheften an die Wählerliste (Beilage zu der Mi- nisterial-Verfügung vom 6. Novbr. 1882, Reggsblatt Seite 355), sowie Placate zu Bekanntmachung, betreffend die Aufforderung der Wahlberechtigten zur
Anmeldung in die Wählerliste, behufs Anschlag am Rathhaus zugeheu werden.
Den 16. November 1882. _ K. Oberamt. Güntn er.
Der Bilderschmuck in unfern Häusern.
Bilder, — wie liebt unser Volk sie! wie fragt Groß und Klein bei jedem Buch, bei jedem Zeitungsblatt, das ihnen in die Hand kommt: „Sind auch Bilder drin'?"
Neulich besuchte ich eine arme Taglvhnerfa- milie auf dem Lande. In dem dürftigen, einzigen Wohnraum stand kaum ein überflüssig Geräth; aber an der grau getünchten Wand, über Bett und Tisch waren ein paar Bildchen aufgeklebt, wie sie sich eben ohne Kosten in das Haus verirrt hatten. Gezierte Modedamen aus dem neuesten Bazar; daneben eine häßliche Karrikatur mit schlechter Anekdote, aus dem alten Kalender ausgeschnitten; ein bunter Bilderbogen vom Dorfkrämer, ein zärtliches Paar in einer Rosenlaube darstellend und eine schwarzlockige Rosalinde, die ihrem davonspringenden Rinaldo schmachtend nachblickt; ein Theaterzettel von der wandernden Truppe, die vor Jahren im nächsten Städtchen gespielt; außerdem ein Preiscourant vom Wäscheausverkauf, bei Samuel Levy, denn vor allem Gedruckten hat der einfache Mann gewaltigen Respekt. Das ist der künstliche Schmuck unserer ländlichen Wohnungen! Der vermöglichere Bauer »ersteigt sich höchstens noch zum geklecksten Oeldruck von Kaiser und Kronprinz und zu dem in Rosen und Vergißmeinnicht gemalten Vornamen seines Heinrich, seiner Wilhelmine, die eben im Stall die Kühe waschen. — Wollen wir, die wir besseres kennen, wollen wir lachen, wollen wir schelten über diese Versuche so vieler, ihre Häuslichkeit zu verschönern? Nein, es darf vielmehr jeder sich wohl fragen, wie dieser Bilder- noth des Volks ab geholfen werden kann.
Oder meinst du, es sei gleichgültig, womit der Arbeiter seine Stube ausputze? Sein Auge sei der beklebten Wand so gewohnt, daß die Bilder dort ohne jeden Eindruck auf ihn seien? — Mag sein; auch die Gewohnheit ist eine Macht, die still und sicher wirkt und arbeitet. Aber denke der Buben u. Mädchen, die in diesem Raum aufwachsen, — möchtest du ihnen nicht eine bessere Mitgift wünschen, als jene dürftigen, wenn nicht schlechten Illustrationen? Möchtest du nicht ihrer jungen Phantasie eine reinere Welt, ihren ersten Lesestudien'einen würdigeren Inhalt geben? Die Eindrücke aus Kindheit und Elternhaus fassen ja die tiefsten Wurzeln im Gemüth und hasten oft für das ganze Leben. — Und weiter. Der Mann wird krank; Wochen- und monatelang liegt er im Bett, in den meisten Fällen doch nur stundenweise von der Frau gepflegt, die nach wie vor auf Arbeit gehen muß. Da liegt nun der Arme auf seinem Lager die langen Tage allein, ganz allein mit seinen Gedanken; und wie bald lassen ihn die eigenen Gedanken im L>tich, wie sehnt er sich nach einem tröstenden, aufrichtenden Zuspruch von außen, der seinem Geist die rechte Weisung gebe! Grinsen da nicht wie ein bitterer, schneidender Hohn die geputzten Balldamen auf den Bildern von der Wand zu ihm herab? — Das ist seine stumme Gesellschaft in den langen, bangen, elenden Tagen!
Wollen wir nicht diesem und jenem besseres geben, schon in gesunden Tagen, daß ein guter Zimmerschmuck ihm ein treuer, lieber Freund werde in Freud' und Leid? Du erschrickst, und denkst vielleicht der kostbaren Kupfer-Stiche, wie sie deine Wände schmücken. So thöricht bin ich nicht, das für den
Handwerker, den Tagearbeiter zu verlangen, es ihm auch nur zu wünschen. Hat nicht unsere bessere Presse, haben nicht unsere Kunstanstalten ebenso leicht erreichbare Sachen uns zur Verfügung gestellt? Ist es nicht eine Aufgabe für uns, jene schlechten, entsittlichenden Darstellungen durch Gutes zu verdrängen, zu bekämpfen?
Freilich, du darfst nicht zu dem Arbeitsmann kommen und sagen: „Nimm die schlechten Bildchen fort, sie sind nichts werth!" Wenn du ihm das wenige, das er hat und liebt, schlecht machst und abdisputiren willst, so schließest du dir von vornherein sein Herz zu. Aber wenn du vielleicht dem Kinde, das für dich einen Gang gemacht, als Botenlohn ein gutes Bild oder einen buntgedruckten Wandspruch schenkst, — glaubst du nicht, daß das Kind freudestrahlend nach Hause eilen und den Vater bitten wird: Häng mirs an die Wand! Aber nun die Hauptfrage: Woher nehmen wir bessere Bilder? Da sind z. B. aus dem Verlag von Spittler in Basel solche von 10—40 Pfg. pro Stück zu haben. Ferner bringt auch der Kalender: Der deutsche Reichsbote jedes Jahr ein schönes Farbendruckbild, das man herausnehmen und unter Glas und Rahmen bringen kann; so brachte er in den letzten Jahren ein Bild von Moltke, eines von Prinz Friedrich Karl, eines vom Kronprinzen, eines vom Kaiser und fürs Jahr 1883 bringt er ein Bild von Friedrich dem Großen.
Wer sucht, der findet überall auch sonst manch hübsches Bild. Die Hauptsache ist uns für diesmal nur gewesen, die Aufmerksamkeit unserer Leser auf diesen Umstand hinzuweiscn und manchem, der seine Stube zieren will, Anregung dazu geben.
Tages Neuigkeiten.
Deutsches Reich.
Herrcnberg, 14. Nov. Vergangene Nacht brach in der Nähe des Gasthauses zum Adler iu einem Stalle Feuer aus, welches jedoch, Dank der eifrigen Thätigkeit unserer Feuerwehr, alsbald wieder gelöscht wurde: doch ist der Dachstuhl abgebrannt und das Haus durch bic Löscharbeitcn arg zugerichtet. (N. D.)
Stuttgart, 13. Nov. Die Lib. Corr. erhält „von einer Hand, die sonst nicht gewohnt ist, in das politische Tagesgetriebe einzugreifen", eine Zuschrift „an Alle, die es mit dem engeren und weiteren Vaterlande wohl meinen." Der Einsender wirft die Frage auf: „Was will die Volkspartei?" und beantwortet dieselbe also: „Vor allem will sie um jeden Preis möglichst viel Abgeordnete ihrer Farbe in die Kammer bringen. Was sollen diese dort thun oder bewirken? Sie sollen der Regierung entgegenarbeiten. Warum und wozu? Sind die nach bestem Wissen und Gewissen gefaßten Beschlüsse der Regierung dem Wohle des Volkes förderlich, so ist keine Opposition nöthig, weil man einig ist in dem Bestreben, die Beschlüsse zu verwirklichen. Werden jedoch Verlangen gestellt, die nach der tieberzeugung der Regierung unausführbar und dem Wohle des Volkes schädlich sind, so wird erstere durch nichts bewegt werden, aus den Willen der Demokratie einzu- ehcn. Sollten in diesem Fall Männer von ihrer Seite ans kuder kommen? Wäre dann zu hoffen, daß die leichtfertigen Versprechungen so mancher Wahlkandidaten verwirklicht werden? Müßten sich nicht die Verheißungen, ans welche sie gewählt wurden, als unausführbar und als eiu Köder für die gedankenlose Masse Herausstellen? Die Herren würden einen politischen Bankerott machen, wie sie bei der Volksbank einen politischen und in der Affaire Herz (Mannheim) einen moralischen Bankerott gemacht haben. Wenn aber auch trotz eines eventuellen großen Wahlsiegs der Volkspartci, die Männer der gegenwärtigen Regierung, wie vorauszusehen, am Ruder bleiben, was bedeuten dann alle die Aufwiegelungen zur Unzufriedenheit? Ist diese Selbstzweck? Kann ein Werk, das auf Unfrieden gegründet ist, Befriedigung bringen? Hier wird nach den nothwendigen Conscqnenzcn auf nichts anderes hingewirkt, als auf Umsturz und Anarchie. Wenn auf diesem Weg Unglück genug angcstiftct ist, muß das