Der Gesellschafter.
Amts- Md Intelligenz-Blatt sür den Oberamts Bezirk Nagold.
^§131
Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donnerstag und Samstag, und kostet halbjährlich hier (ohne Trägerlobn) 1 60-1, in dem Bezirk 2
* auherhalb des Bezirks 2 40 Vierteljähr
liches und Monatsabonnemeut nach Lcrhältniß.
Donnerstag den 9. November.
Jujcrtionsgebühr sür die Ispaltigc Zeile aus ge- > wohnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung S -t, bei mehrmaliger je 6 Die Inserate müssen spätestens Morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei ausgegcben ^ sein. j
1882 .
Amtliches.
Die K. Standesämter
Ebershardt, Gültlingen, Rohrdorf, werden an den ausstehenden Vollzugs-Bericht in Betreff der in Nr. 102, 103, 112 des Gesellschafter getroffenen Anordnungen wiederholt erinnert.
Nagold, den 6 . November 1882.
K. Amtsgericht. Daser, O.-A.-R.
K. Amtsgericht Nagold.
Gemäß §. 12 der Dienstvorschriften für die Amtsgerichte wird hiemit veröffentlicht, daß vom 1. Januar ^3 31. Dezember
1 ) die ordentlichen Sitzungen des Schöffengerichts am Donnerstag jeder Woche, soferne aber ein Fest- oder bürgerlicher Feiertag mit dem Donnerstag zusammenfällt, mit Verlegung des Sitzungstags auf 2. und 23. Mai, ferner an jedem Mittwoch im Monat, mit Ausnahme der Monate August und September;
2) die ordentlichen Sitzungen des Oberamtsrichters oder feines Stellvertreters am Dienstag, diejenigen des Amtsrichters oder seines Stellvertreters am Mittwoch und Freitag jeder Woche mit Ausnahme der auf den Mittwoch fallenden Schöffen- und derjenigen Sitzungstage, welche mit einem Fest- oder bürgerlichen Feiertage Zusammentreffen;
3) der ordentliche Gerichtstag (an welchem mündliche Anfragen und Gesuche bei einem Amtsrichter vorgetragen, Anträge und Gesuche nach Vorschrift der Prozeßgesetze zum Protokoll des Gerichtsschreibers angebracht und Verhandlungen gemäß Z. 461 Civ.-P.-O. gepflogen werden können), am Samstag jeder Woche stattfindet, mit Ausfall desselben bei Fest- oder bürgerlichen Feiertagen;
4) der Gerichtstag in Altenstaig stets an einem Montag, und zwar am 8 . Januar, 5. Februar,
5. März, 2 . u. 30. April, 28. Mai, 25. Juni,
6 . August, 17. September, 8 . Oktober, 5. November, 3. und 24. Dezember abgehalten wird.
Den 4. November 1882.
Oberamsrichter
Daser.
Die Grtsvorsteher
derjenigen Gemeinden, welchen das Ausschlagen der Straßengräben an den in der Markung liegenden Staatsstraßen gemäß Z 4 der Wegordnung v. 23. Oktober 1808 obliegt, werden aufgefordert, die Straßengräben gemäß § 6 , 7 und 9 der genannten Wegordnung nunmehr ausschlagen zu lassen.
Hiebei ist zu beachten, daß die beiderseitigen Grabenwände nicht senkrecht abgestochen werden, sondern wenigstens eine einfüßige Böschung erhalten. (§ 77 der Dienstanweisung für Staatsstraßenwärter.) Calw, den 7. November 1882.
Kgl. Straßenbau-Jnspection. Stuppel, A.-V.
Das Nationaldenkmal auf dem Niederwald. Drunten am Rhein, wenn man von Mainz oder Biberich an auf dem Dampfboot hinunter nach Coblenz fährt, hat man des Schönen und Herrlichen gar manches zu schauen, und es reut mich die Flasche Rheinwein nicht, welche ich im, Wirthsgarten zu Biberich im Jahr 1865 meinen 2 Mitreisenden Freun
den spendiren mußte dafür, daß ich damals >zum erstenmal im Leben den „Vater Rhein" gesehen habe. Einer der merkwürdigsten Punkte in jener Gegend ist „das Binger Loch." Dort treten von beiden Seitden her die Berge so nahe an des Stromes Bett heran, daß nur ein verhältnißmäßig schmaler Durchgang für die grünen Fluthen des Rheines bleibt. Auf seiner rechten Seite ist jene herrliche Höhe, welche den Namen Niederwald führt. Wer von Rüdesheim oder Aßmannshausen aus hinausgestiegen ist, der staunt über den herrlichen Ausblick, welcher sich dort dem Auge bietet, zuerst auf dem gesegneten Rheingau mit seiner Fülle von Weinbergen, mit seinen lieblich am Gelände vertheilten Dörfern und Städtchen; dann der Rhein, der majestätisch seine Wasser dem Binger Loch zu wälzt, und drüben über'm Rhein — ach da dehnt sich bis in die blaue Ferne hinaus das liebliche Nahethal. — Hier ist ein schöner Ausguck in die deutschen Lande hinaus und diesen Punkt hat man deßwegen mit Recht bestimmt für Vas deutsche Nationaldenkmal, das an seiner Vorderseite in großer Schrift die Worte trägt: „Fest steht und treu die Wacht am Rhein." Das Denkmal ist entworfen von Professor Dr. Schillwig in Dresden und soll eine Höhe von 34 in (also über 100 Fuß) erhalten, wenige Stufen führen zu dem untersten Theil des kolossalen Postamentes hinauf. In der Mitte dieses Theils sind 2 sitzende Gestalten abgebildet, den Rhein und die Mosel darstellend. Der Vater Rhein gibt der Mosel das gewaltige Horn, weil nämlich nunmehr diese den Wächterdienst an Deutschlands Grenze übernimmt, nachdem durch den Kampf von 1870/71 der Rhein nicht mehr der Grenzwächter unter den deutschen Flüssen ist, sondern vielmehr jetzt auf beiden Seiten deutsches Ufer hat; er ist nun nicht mehr Deutschlands Grenze, sondern in Wahrheit Deutschlands Strom. — Ueber diesen 2 Figuren ragen an den 2 vorderen Ecken des Unterbaues 2 herrliche Jünglings-Gestalten in Niesen- größe empor. Die Eine stellt den Krieg dar; es ist ein Jüngling mit dem Helm auf dem Haupt, das blanke Schlachtschwert in der gesenkten Rechten, mit der linken Hand das Allarmhorn an den Mund setzend, um dröhnenden Schalles Deutschlands Heere zum Kampf zu rufen, daß sie ausziehen dem Erbfeind entgegen. Wohl um an den schnellen, stürmenden Kriegszug von 1870/71 zu erinnern, hat der Künstler der Gestalt 2 gewaltige Flügel gegeben, der Mantel flattert im Winde. — An der anderen Ecke steht eine andere Riesengestalt: ein Jüngling im langen Gewände, den Palmzweig in der Rechten, das Füllhorn in der Linken, den Loorbeerkranz im Haar; mild und ruhig sind die Züge seines edlen Gesichtes, — das ist der Friede.
Zwischen diesen beiden Eckfiguren läuft ein großes Reliefbild hin mit 133 Figuren in Lebensgröße. Dieses Bild soll den Ausmarsch des deutschen Heeres darstellen. In der Mitte des Bildes hält zu Pferd die herrliche HeldengesMt unseres Kaisers Wilhelm; Ihm zur Seite stehen diejenigen unter den deutschen Fürsten, die mit ihm zum Kampfe ausgezogen sind. Zur Linken des Kaisers ist zunächst die Gestalt Bismarcks sichtbar, die französ. Kriegserklärung in der Hand; neben ihm Moltke, das Auge sinnend auf Kriegspläne in seinen Händen gerichtet. Weiter sehen wir Prinz Friedrich Karl, den damaligen Kronprinzen und jetzigen König Albert von Sachsen, den Großherzog von Mecklenburg. Rechts vom Kaiser schreitet der Kronprinz
des deutschen Reiches auf die Heer-Führer der süddeutschen Truppen, die er im Kriege befehligte, auf die Generale von der Tann, von Hartmann u. a. zu, um sie zu begrüßen; im Hintergrund wehen Fahnen, Reiterei ist sichtbar.
Ueber diesem herrlichen, großartigen Bild und genau über der Gestalt des Kaisers ist der deutsche Reichsadler angebracht und rechts wie links von ihm geht um den ganzen quadratisch sich erhebenden Unterbau ein breiter Gurt, in welchem die sämmtlichen Wappenschilder der deutschen Staaten angebracht sind. Und nun ganz oben, über diesem hochragenden Unterbau mit gebrochenen Ecken steht hoch aufgerichtet die stolze Gestalt der Germania, das loor- beerumwundene Schwert in der Linken, mit der Rechten die deutsche Kaiserkrone stolz und triumphi- rend hoch in die Lüfte haltend. Diese Gestalt wird aus französischem Kanonenmetall gegossen, welches der Kaiser hiezu geschenkt hat. Der Grundstein zu dem herrlichen Nationaldenkmal wurde am 16. September 1877 durch unfern Kaiser gelegt. Der Unterbau ist schon ziemlich vorgeschritten. An dem Guß der Germania wird fleißig gearbeitet, so daß in nicht zu ferner Zeit das ganze Denkmal hergestellt sein wird, eine Zierde für den Rheingau, ein Ehrenstein sür unser Heer, ein Zeichen der Erinnerung an die große Zeit des Krieges 1870/71.
Das erledigte Bezirksbauamt Ravensburg wurde dem Baumeister Geiger in Calw und die erledigte Forstamtsassi- stentenstclle in Neuenbürg dem Revieramtsassistcuten Speidel in Sulz übertragen.
Nachgenannten Angehörigen des K. Landjägerkorps sind wegen vorzüglicher Dienstleistungen Auszeichnungen zuerkannt worden und zwar: Geldprämien haben u. a. erhalten die Stationskommandanten Birk in Nagold, Sixt in Freudenstadt, Schneider in Calw.
Tages-Neitigkeiten.
Deutsches Reich.
* Nagold, 7. Nov. Gestern Mittag scheute das Pferd eines Hausirers mit Schiefertafeln rc. bei dem Bahnübergang bei Jselshausen, aber ohne daß ein nahender Zug hievon die Ursache gewesen. Die Frau desselben suchte dadurch aus dem Wagen zu springen, siel aber, durch die Kleidung gehindert, leider vor das vordere Rad, wodurch sie eine Strecke von dem Wagen geschleift und ihr das eine Bein unten gebrochen, das andere stark gequetscht wurde. Mit dem Beistand ihres jammernden Mannes und des Lammwirths B. in Jselshausen wurde die Be- dauernswerthe in solch hilflosem Zustande in das hiesige Spital verbracht.
Stuttgart, 6. Novbr. Am Samstag hielten gegen 330 Mitglieder der Handwcrkerbauk eine Versammlung bei Paul Weih ab, um zu berathen, wie die Folgen des Beschlusses der Liquidation für die Betheiligtcn abzuwenden seien, da dieselbe nun nicht mehr rückgängig gemacht werden könne. Die Bank hat alle gewährten Credite gekündigt und sind in 4 Wochen von Mitgliedern 2,230,000 zurückzubezahlen. Diese vcrthcilcn sich folgendermaßen: 144 bis 5000 76 bis
10,000 35 bis 15,000 14 bis 20,000 13 bis
30,000 28 über 30,000 Vom Vorsitzenden wurde be
tont, daß die Bank viel zu hohe Credite gewährte. Es wurde übrigens die Miltheilung gemacht, daß ein hiesiges Bankinstitut bereit sei, die Baukmitgliedcr auf ihre Guthaben zu belehnen und zwar bis 500 voll, darüber bis 5000 mit 80chg. Zum Schluß wurde eine Kommission von 5 Mitgliedern gewählt, bestehend aus den Herren Dir. Röhrich, Tuchmacher Wälde, Buchdruckcreibcsitzer Kohlhamm er und Mollcu- kopf und Rechtsanwalt Carl Schott, welche Vorschläge zur Gründung einer neuen Bank machen soll, die an Stelle der alten zu treten Habs. (Dtsch. Rchsp.)
Die „Heilbr. Neckarztg." will wissen, daß die Stuttgarter Demokraten im Sinne haben, bei der bevorstehenden Abgeordnetenwahl in Stuttgart für