bereitet haben. Sein Dank galt aber auch dem Bau­meister, der in so gelungener Weise dieses Haus aufführte, das zwar kein Prachtbau aber dennoch ein schöner Schmuck deS Waldachthales sei. Wir freuen uns, schloß er, wenn in diesem Hause immer ein reger Lehr- und Lerneifer, echte Frömmigkeit und lebendige Gottesfurcht sowie die wahre Weisheit herrschen wird. Dann werde es ein Haus auf dem Berge sein, eine Segensstätte, von der nicht nur ein reicher Gewinn an irdischem Wissen sondern auch die Tüchtigmachung für das Reich Gottes ausgehe. Helfer Fi nckh, -er Ortsgeistliche, wandte sich schließ­lich noch an die Schuljugend und sprach zu ihr in kindlicher Weise von drei Baumeistern, an welche der heutige Tag erinnere (Erbauer des Hauses, Lehrer der Kinder und Gott der Herr.) Er sprach sodann den Segen des dreieinigen Gottes. An die Ein- weihungsseier reihte sich ein Festmahl in der Linde, welches durch Reden und Toaste gewürzt manchfal- tige Abwechslung bot. Damit die Schuljugend den 30. Oktober 1882 in freundlichem Gedächtniß be­wahre, wurde sie auf Kosten der Gemeinde bewirthet und drückte ihren Dank dafür durch muntere Gesänge lebhaft aus. ^ '

Wildbad, 27. Okt. Wie wir vernehmens ist Herr Musikdirektor Ruß von hier als Nachfolger des kürzlich verstorbenen Kapellmeisters Kühner zum Dirigenten der hiesigen Kurkapelle ernannt worden. (N. T.)

Neusatz, OA. Neuenbürg, 27. Okt. Wenn von wärmeren Gegenden unseres Landes gegenwär­tig von reifen Erdbeeren u. s. w. berichtet wird, so können wir dagegen berichten, daß es auf unfern Höhen gegenwärtig vollkommen reife Heidelbeeren gibt, und zwar an einzelnen Bergeshalden in solcher Menge und Güte, wie mans diesen Sommer nirgends fand. (N. T.)

Stuttgart, 30. Okt. Der auf heute Abend

einberufenen außerordentlichen General-Versammlung der Handwerker bank e. G. wurde seitens des Vorstands zwei Vorschläge gemacht, durch deren An­nahme es allein möglich gewesen wäre, die Liquida­tion abzuwenden. Der erste dieser Vorschläge ging dahin: Bildung einer Aktiencesellschaft zur Uebernahme des Jmmobilienbesitzes der Bank 11 Häuser und 1 Weinberg im Buchwerth von 944 700 zu 75 pCt., also zu 708 525 v/L, wozu es einer Zeich­nung von 1150 Aktien a 300 bedurft hätte.

Der zweite Vorschlag, neben dem ersten herlaufend, lautet: Zeichnung von 200 000 vkL unkündbarer 4*/rproc. Obligationen. Gezeichnet wurden nur 317 Aktien für den Ankauf der Liegenschaften u. 13 500 ^ Obligationen, so daß, wie übrigens vorauSzufehen war, nichts anderes übrig blieb, als die Liquida­tion der Bank zu beschließen. Nach oberfläch­licher Schätzung werden, außer dem Reservefonds, noch etwa 3537 pCt. der Stammantheile verloren gehen. Die Direktoren und der Kassier wurden zu Liquidatoren bestellt, wie überhaupt dem Vor­stand und der Leitung der Bank, ganz im Gegen­satz zu den Verhältnissen bei der Volksbank, im Ver­laufe der Versammlung die unzweideutigsten Zeichen des Vertrauens zu Theil wurden. Befremdend bleibt es, daß die Genossenschaftsbank Sörgel, Parisius u. Cie. in Frankfurt a. M. der Handwerker­bank den Credit gekündigt hat, während die württ. Vereinsbank ihr noch in der letzten Woche auf ihre Liegenschaften eine Nachhypothek von 180 000 bewilligt hat. (T. Chr.)

> Von der Enz, 28. Okt. In Vaihingen wollte heute Vormittag ein 16 Jahre alter Bierbrauer Fässer reinigen und stieg zu diesem Zwecke in ein größeres Faß, das kurz zuvor ausgepicht worden war. Die hiedurch in demselben angesam- inelten Gase betäubten den Arbeiter, daß er für Tod hcraus- gezogen wurde. Die Wiederbelebungsversuche waren von Er­folg und heute Nachmittag ist der Mann wieder gesund.

Vrandfälle: Bei Ehrenstein (Ulm) am 27. Okck-das Trockenhaus der dortigen Pappdeckel­fabrik; in Maitis (Göppingen) am,27. Okt. zwei Wohnhäuser sammt Scheuer, Back- und Waschhaus.

In Mannheim ist am Nheinvorlande ein mit Getreide beladenes Schiff am Freitag Morgen ge­sunken. Beim Ausfahren stieß das Schiff, dieFlora", an ein Schleppboot an und wurde so beschädigt, daß es sofort sank. Die Ladung, 1800 Sack Gerste, nach Frankfurt bestimmt, ging vollständig zu Grund, die Mannschaft konnte sich retten.

Neustadt a. d. H., 29. Okt. Man meldet demFr. I.": Bei der heutigen Altkatholikenver- fammlung herrschte die feierlichste Stimmung. Die

Kirche war überfüllt. Reinkens sprach über die Anbetung im Geiste und in der Wahrheit, über das Ablaßwesen, Michaelis über die Reformation.

Aus Bayern, 27. Oktbr. Aehnlich wie über die unbestreitbare Zunahme des Bettels und Vagan­tenwesens, beklagt man sich in Süddeutschland, na­mentlich seitens des Kaufmannsstandes immer lauter über den die Geschäfte demoralisirenden Einfluß des Gewerbebetriebes im Umherziehen und des Hausir- handels. Die von Baden ergriffene Initiative zur Beseitigung dieser Concurrenz auf dem Wege der Gesetzgebung wurde daher von vielen bayerischen Städten mit großer Freude begrüßt. Einer Petition an den Reichstag, welche schon daraufhin in Augs­burg beschlösse», traten alsbald andere Städte bei, und gegenwärtig ist die Agitation überall eine so lebhafte geworden, daß sie in der bevorstehenden Reichstagssession von der Regierung nicht gut mit Stillschweigen zu übergehen sein wird. Die Wünsche der Petenten sind in erster Linie auf die Einschrän­kung des Gewerbebetriebes im Umherziehen und des Hausirhandels durch Mehrbesteuerung der dieser Ka­tegorie zuzuzählenden Gewerbetreibenden gerichtet. Insbesondere hat man eine Heranziehung der feineren Abart von Hausirern, der sogenannten Detailreisen­den, zu den Gemeindeumlagen rc. im Auge.

Nürnberg, 28. Okt. Die Staatsregierung plant, um einerseits eine größere Rentabilität der Arbeitsprodukte im hiesigen Zellengefängnisse zu erzielen, anderseits vorhandene Arbeitskräfte entspre­chend zu beschäftigen, eine größere Druckerei daselbst zu etabliren und durch dieselbe sümmtliche bei den bayerischen Behörden eingeführten Formularpapiere anfertigen zu lassen. So schreibt man demFr. Journ.", welches hiezu Folgendes bemerkt: Wenn die Staatsbehörde, wie es den Anschein hat, dem Setzer­und Druckerpersonal in Bayern die größte Befähi­gung zum Zuchthäuslerthum zutraut, kann sie ja auch gleich ein Regierungsblatt mit in Aussicht neh­men. Die Redaktion könnte ja vom Münchener Ge- fängniß aus besorgt werden.

Frankfurt a. Nt., 28. Okt. Ein Bauer aus Dietzenbach, welcher in einer Lotterie mehrere hun­dert Mark gewonnen hatte, kam letzten Mittwoch nach Frankfurt, um sein Geld zu erheben, und machte sich einenvergnügten Tag". Dieser endete aber damit, daß er betrunken in die Hände eines Gauners fiel. Als der Bauer aus seinem Rausche erwachte, war der gute Freund und das Geld verschwunden.

In Dresden sind diesieben Zwerge" eingezogcn und geben Gastspiele im Residenzlhcater. Die Schanspiclerge- scllschaft ist aus 5 Herren und 2 Damen im Alter von 18 bis 30 Jahren zusammengesetzt. Hinsichtlich der schauspielerischen Routine geben die kleinen Künstler ihren großen Kollegen kaum etwas nach und ihre Darbietungen sind interessant. Auf die Länge aber greift der hohe Sprechton derselben die Nerven an und erweckt in den Zuhörern das Verlangen nach einer nor­malen männlichen Stimme.

Glückliche Schulverhältnisse. In Gera erhal­ten die Schulkinder der Bürgerschule (100 an der Zahl) schon seit Jahren ihre Utensilien und Lehrmittel auf Kosten der Sladtkasse unentgeltlich; jetzt wird nun noch beabsichtigt, auch das Schulgeld aufzuheben. In Schmalkalden brauchten die Schulkinder der resormirtcn Gemeinde in den ersten Dezennien dieses Jahrhunderts nicht nur kein Schulgeld zu bezahle» and erhielten alle Bücher und das Papier gratis, sondern sie beka­men noch Geld dazu: 212 Thaler, je nach der Klasse, in der sie saßen.

Berlin, 29. Okt. Der Tod des Bey von Tunis hat begreiflicherweise das Interesse an den französisch-tunesischen Beziehungen erhöht. Man glaubt indessen, daß, nachdem bereits der Regentschafts­antritt Sidi-Ali's gemeldet worden, nicht, daß es zu einer Aenderuug der bisherigen Haltung Frank­reichs kommen werde, obgleich es vor kurzem hieß, daß dem eventuellen Tode des nunmehr verstorbenen Bey sofort die Annexion folgen solle. Es scheint übrigens, daß man französischerseits in diesem Au­genblicke schon deßhalb weniger geneigt sei, die Annexion durchzuführen, weil man dieselbe durchaus nicht als eine Compensatio» für die englische Prä- ponderanz in Egypten gelten lassen will. Von Pa­ris aus wird vielmehr darauf hingewiesen, daß das Vorgehen Frankreichs in Tunis selbst eine Compen­sation für jenes Englands in Cypern gewesen sei.

Man schreibt ans Berlin: Bei Ablegung des Frei- Willigcn-Examens vor der hierfür gebildeten Prüfungskommis­sion in Berlin mußte bisher jeder der Examinanden sein pho­tographisches Konterfei präsentircn, wobei polizeilich bescheinigt sein mußte, daß die auf der Photograhie dargcstclltc Person auch wirklich der betreffende Examinand sei. Veranlassung zu dieser Sichtrheitsmaßregel hatte die Entdeckung gegeben, daß es vorgekommen war, daß Personen für Andere dieses Exa­men unter deren Namen gemacht Hallen, was bei dem Mangel

an persönlicher Bekanntschaft zwischen Examinator und Exami­nand sehr leicht durchzuführen war. Durch neueste Bestimmung ijt nunmehr eine Acnderung hcrbeigeführt worden, dahingehend, daß die Bescheinigung nicht mehr auf der eventuell ablösbaren Rückseite des Bildes ausgestellt werden, auch nicht mehr auf den Polizeibureaux ertheilt werden, sondern vom Polizei­präsidium selbst, und zwar aus einem besonderen Bogen, auf welche» die betreffende Photographie urkundenartig vermit- telst Schnüre» befestigt und amtlich festgesiegelt wird. Dieses neue Verfahren bezweckt, jeden Mißbrauch endgiliig unmöglich zu machen und der Bescheinigung auch äußerlich mehr den Cha­rakter einer Urkunde zu verleihen.

General v. Fransecky, Gouverneur von Ber­lin, einer der ältesten und verdientesten preußischen Heerführer, tritt in den Ruhestand. Er diente von seiner Kadettenzeit an 64 Jahre. Unvergessen sind seine Worte in der Schlacht bei Königgrätz bei dem Kampf am Swip-Wald:Weiter gehen wir nicht zurück; hier sterben wir." Vom deutschen Reichstage erhielt er 1871 eine Dotation von 450,000 ^

Mühlhausen, 30. Okt. Eine letzten Sams­tag ausgesührte Massenverhaftung macht augen­blicklich viel von sich reden. Es wurden nämlich 15 militärpfichtige junge Leute, meist aus reichen u. angesehenen Familien stammend, verhaftet, weil sie sich betrügerischer Weise vom Militärdienst befreiten. Dieselben hielten sich während der Musterung einige Zeit in irgend einer fremden Stadt auf und veran- laßten eine untaugliche Person, sich mit den Papieren des wirklich Gestellungspflichtigen bei der Militärbe­hörde zu stellen. Das Ergebniß war natürlich dauernd untauglich" und der Zweck war erreicht. Selbstverständlich war Untauglichkeit der Betreffenden sehr in Zweifel zu ziehen, und nach eingehenden Nachforschungen kam die Betrügerei aws Tageslicht. Oesterreich-Ungarn.

Wien, 29. Oet. Mit Rücksicht auf die be­dauerliche Wiederholung der Ueberschwcmmungskata- strophe, von welcher Tyrol eben heimgesucht wird, steht zu erwarten, daß an den Reichsrath die Noth- wendigkeit herantreten wird, sTyrol durch Neichsmittel zu Hilfe zu kommen. (Fr. I.)

Pest, 31. Okt. In Kaposvar fand eine Ver­sammlung von zweihundert Geistlichen, Advocaten, Aerzten und Grundbesitzern statt, welche die Grün­dung von Antisemiten-Vereinen und den Beginn einer energischen Aktion beschloß. (Fr. I.)

Triest, 29. Okt. In dieser Nacht sind drei der größten Kauffahrteischiffe total zu Grunde ge­gangen. Die Mannschaft wurde theilweise gerettet.

Innsbruck, 28. Oct. Die Nachmittags-Nach­richten bestätigen den Einbruch einer größeren furcht­baren Katastrophe über Tyrol. Vom Friedhöfe Brunneck schwemmte das Wasser Särge hinweg. Die Gewässer sind größer als jemals. Das Spital ist delogirt. Die Dörfer Sillian und Porzendorf sind bedroht. Toblach ist in furchtbarer Wassergefahr. Es heißt, in Dölsach seien viele Menschen verunglückt. Die Bahn und Straße nach Kärnthen sind gesperrt. Brixeu und Umgegend sind gefährdet. Der Verkehr von und nach Bozen ist allseits unterbrochen.

Klagenfurt, 28. Okt. In Folge der neuer­lich andauernden Regengüsse ist die Drau rapid gestiegen. Der Bahnverkchr zwischen Oberdrauburg und Linz ist wieder eingestellt. Die Ueberichwem- mung des Möllthales ist größer als im September. Im Gailthale ist der Postverkehr eingestellt. Meh­rere Brücken sind weggerissen. Die in Kirchbach weilende Schadenerhebungskommission ist daselbst vom Wasser eingeschlossen.

Bei der Sektion Schwaben des Alpen­vereins ist heute ein Telegr. der Sektion Villach eingelaufen folgenden Inhalts:Oberkärnthen hat durch die Ueberschwemmung vorgestern (29. Octbr.) fürchterlich gelitten. Alle Thäler sind überschwemmt durch ein größeres Wasser als letzthin; wir bitten um Hilfe." (Sch. M.)

Bozen, 29. Okt. Der Wasferstand ist gefal­len und die Gefahr für die Stadt vorläufig besei­tigt. Die Straße nach Brixen ist an mehreren Stel­len gänzlich zerstört, ebenso die Rekonstruktionsbauten der Eisenbahn; die provisorischen Etsch- und Eisak- Dämme sind durchbrochen; die Jnundation im un­teren Etschthale ist größer als früher, insbesondere in Neumarkt und Branzel, wo auch der Bergbach arg hauste. Der Straßenverkehr nach Meran ist ebenfalls unmöglich. Das Elend ist grenzenlos we­gen der neuerlichen Verkehrsstörung und der Unmög­lichkeit, die Jnundation vor dem Winter zu beseiti­gen, weßhalb nebst der Ernte auch die Reben und die Fruchtbäume verloren sind.