Der Gesellschafter.

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Amts- Md Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Donnerstag den 12. Moder.

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1882.

Amtliches.

Die Standesbeamte«

sind großenthcils noch mit der Vollzugsanzeige in Betreff hcs in Nr. 102, 103 des Gesellschafter er­schienenen amtsgerichtlichen Erlasses vom 30. August 1882 im Rückstand und werden an dieselbe erinnert, (s. auch den amtsgerichtl. Erlaß in Nr. 112.)

Nagold, den 7. Okt. 1882.

K. Amtsgericht.

Daser, O.-A.-R.

Der Gemcindcpsleger Gottlieb Bnrghard von Wör- nersberg wurde zum Ortsvorstcher dieser Gemeinde ernannt.

Die 2tc Schulstelle in Wildberg wurde dem Schullehrer Schroth in Oberhöfen, Bez. Oehringen, die in Warth dem Unterlehrer Reichert in Enzweihingen, Bez. Vaihingen a. E., die in Salmbach, Bez. Neuenbürg, dem Schulamtsverweser Roller in Oberkollbach u. die in Hochdorf, Bez. Freudenstadt, dem Schulamtsverwescr Weber in Mannenberg, Bez. Back­nang, übertragen.

Tages Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

* Nagold, 9. Okt. Heute wurde der Re­daktion ein Sträußchen fast vollständig reifer Erd­beeren und frischen Blüthenansätzen übergeben. Möchte dies ein Zeichen sein noch vieler warmen Herbsttage, denn das Einheimsen so mancher Futter­kräuter und die Bestellung der Wintersaaten wurde durch die fast täglichen Regengüsse in voriger Woche bis jetzt sehr gehindert.

Stuttgart, 8. Oktbr. Die Stichwahl im 14. württembergischen Wahlkreis Ulm-Heiden- Heim-Geislingen ist nunmehr auf Freitag den 13. d. festgestellt worden. Unterdessen hat der Stuttgarter Beobachter an Herrn Magirus das naive Ansin­nen gestellt, freiwillig zurückzutreten, und Herrn Hänle, dem gesinnungstüchtigen Demokraten, das Feld zu überlassen. Es gibt aber ein altes schwäbi­sches Sprichwort, das lautet:So lange man singt, ist d'Kirch net aus", und die Partie steht für den nationalgesinnten Candidaten gar nicht schlecht, wenn man bedenkt, daß bei der Wahl am 3. die Demo­kraten den letzten Mann an die Urne brachten, wäh­rend die staats- und reichsfreundlichen Wähler sehr flau waren. Auch die Wahlbewegung für die Jn- tegralerneuerung des Landtags beginnt in Fluß zu kommen, obwohl das Mandat der bisherigen Abgeordneten erst Mitte Dezembers d. I. abläuft. Eine große Anzahl Deputirter hat sich in ihre Wahl­bezirke begeben, um Rechenschaft über ihre bisherige landständische Thätigkeit abzulegen und ihre Wieder­wahl vorzubereiten. Herr Karl Mayer soll die Trauben in Eßlingen, seinem alten Wahlbezirke, dem Jahrgang entsprechend, zu sauer finden. Er habe, so heißt es, Mergentheim in's Auge gefaßt, dessen Mandat bisher Staatsminister v. Mittnacht inne hatte, und auch behaupten will. Herr Mayer hat, um in dem vorwiegend katholischen Bezirke möglich u sein, den Gang nach Canossa angetreten, und in einem Beobachter klärlich dargethan, daß die Refor­mation das größte Unglück Deutschlands sei. So tief sind unsere Parteiführer gesunken! Der alte M. Mohl ist von der Demokratie vollständig in Acht und Bann gethan worden, weil er es wagte, in letzter Kammersession gegen den Verfassungsrevisions­plan Karl Mayers aufzutreten und das eigentliche Wesen dieses Herrn mit Meistsrstrichen zu schildern. Außerdem wird ihm in seinem bisherigen Wahlbezirke Aalen ein katholischer Candidat entgegengesetzt werden.

Stuttgart, 10. Okt. (Neues Heilbronner Tagblatt.) Gestern fand unter dem Vorsitze des

Ministers von Mittnacht eine Sitzung des Eisen- bahnbeiraths statt. Der Eisenbahnbeirath sprach sich bezüglich der Briefmarkenfrage dahin aus, daß die Erhaltung der finanziellen und administrativen Selbstständigkeit des württembergischen Postwesens Landesintercsse sei, daß daher Aenderungen des Briefmarkenwesens nur unter Wahrung der Selbst­ständigkeit zulässig seien. Deutsche und bayerische Postkarten, welche im württembergischen Postgebiet aufgegeben werden, sollen künftig befördert werden. Ein Antrag auf Umtausch wurde abgelehnt.

Die württembergische Regierung veröffentlicht das Ergebniß der vorjährigen aus der Post- und Telegraphenverwaltung erzielten Einnahmen. Das­selbe ist in Kürze folgendes: der Einnahmeüberschuß beträgt im Vorjahre 1881/82 rund 1,472,000 um 670,000 ^ mehr als 'im Vorjahre 1880/81, was hauptsächlich von der seit April 1881 eingeführ­ten Portopflicht für Dienstsachen u. s. w., sowie von einigen Tarifänderungen herrührt. Dafür hat Würt­temberg, weil es an den Reichsposteinnahmen Theil nimmt, 729,000 in Gestalt des Matrikularbeitrags als Entschädigung °zu bezahlen.

Heilbronn, 10. Oktbr. Gestern wurde die Dienstmagd des Müllers Endreß hier verhaftet, welche ihrem Dienstherrn nicht weniger als 1000 gestohlen und unter dem Dache versteckt hatte.

Letzten Donnerstag wollten in Flunau bei Tettnang die Ehefrau des Gutspüchters Lanz von Flunau mit ihrem bei ihr auf Besuch befindlichen Bruder auf einem Wagen durch die Argen fahren. Der Bruder der Frau Lanz hatte sich auf das Pferd gesetzt, während die Letztere sich im Wagen befand. Auf dieser Fahrt geriethen sie in eine Vertiefung, wodurch der Wagen umgeworfen und die Frau von den Fluthen fortgerissen wurde. Ihrem Bruder ge­lang es indessen, mit dem Pferde glücklich das Ufer zu erreichen. Der am gegenseitigen Ufer der Argen beschäftigte Knecht des Lanz, der das Unglück ge­sehen, wollte seine Herrin zu retten suchen, wurde aber gleichfalls von der Strömung mit fortgerissen und ertrank. Eine halbe Stunde später fand man seine Leiche, während diejenige der Frau Lanz, Mut­ter von 6 Kindern, erst gestern Morgen aufgefun­den wurde.

Brandfälle: In Walheim (Besigheim) am 6. Okt., Nachm. 4 Uhr, abermals zwei wohl- gefüllte Scheunen; in Freudenthal (Besigheim) am 9. Okt das Wohnhaus des Zimmermanns Jo­hannes Pfeiffer; in Frickenhausen (Nürtingen) am 8. Okt. das Gasthaus zur Linde, dessen Scheuer und ein weiteres Wohnhaus; in Unterhaslach (Ulm) die mit Oehmd und Frucht dicht gefüllte Scheuer des Oekonomen Ihle.

Der kürzlich entdeckte Komet ist bei wolken­losem Himmel Morgens kurz vor Sonnenaufgang am Ost-Horizont sichtbar. Er steht nahe am Horizont 10 Grad südlich von dem Punkte, wo die Sonne aufgeht. Sein Schweif ist nach Süden zu geneigt. Seine Sichtbarkeit dauert von 5 Uhr bis 5 Uhr 15 Min. Morgens, also etwa 15 Minuten. Nach 5 Uhr 15 Min. wird er in Folge des zunehmenden Tageslichtes unsichtbar.

In letzter Zeit wurden durch die Großh. Staatsanwaltschaft Konstanz auf Veranlassung der Staatsanwaltschaft Mosbach bei etwa 30 Bierbrauern des Staatsanwaltsbezirks Konstanz (Aemter Kon­stanz, Ueberlingen, Engen, Stockach, Meßkirch und Pfullendorf Bierproben behufs chemischer Unter­suchung erhoben. Grund dieser soll die Unter­

suchung gegen einen Chemiker in M. gegeben haben, der mit dem Nahrungsmittelgesetz in Konflikt gerathen ist. Aus den beschlagnahmten Geschäftsbüchern die­ses Chemikers geht hervor, daß derselbe mit einer Anzahl Bierbrauer Badens in Verbindung stand und ihnen von seinemLebenselixir" verkaufte, von wel­chem man mit 1 Liter 100 Hektoliter Bierfabri- ziren", beziehungsweiseentsäuren" oderwieder gut" machen könne.

In Frankfurt wurde ein Verein zur Be­kämpfung der Trunksucht gegründet. (Wird wohl eine schwere Aufgabe haben.)

Berlin, 7. Okt. Ein verheerendes Feuer, das einen unberechenbaren nach Tausenden von Tha- lern zählenden Schaden angerichtet, hat gestern Abend in der 8. Stunde das neu erbaute, an der Ecke der Dorotheenstraße und Neuen Wilhelmstraße belegene Königl. Physiologische Institut heimgesucht. ^Das Feuer ist entstanden durch ein russisches Rohr, das von der im Souterrain belegenen chemischen Küche nach oben führte.

Berlin, 7. Okt. lieber einen Mordversuch und Selbst­mord, der in der Nacht des letzten Donnerstags in dem Hause Flottwellstraße 6 verübt worden, gehen derTrib." folgende Nachrichten zu. In dem genannten Hause bewohnte seit eini­gen Jahren die 28jährige Modistin E. K. mehrere Zimmer. Schon als sie sich noch durch ihrer Hände Arbeit ernährte, als sie die Bekanntschaft des hier in der Königin-Augustastraße wohnenden Bankiers David sohn gemacht, der, obwohl ver- heirathet, ein Berhältniß mit der K. unterhielt. Derselbe setzte sie in die Lage, auch ohne Arbeit ihren Lebensunterhalt be­streiten zu können, und miethete sie in dem gen. Hause in einer reich ausgestattcten Wohnung ein. Nachdem schon in letzter Zeit zwischen der K. und D. wiederholt ernste Aus­einandersetzungen stattgefunden, erschien derselbe am Donners­tag Abend in ihrer Wohnung und gerieth bald mit ihr in einen Wortstreit, der damit geendet haben soll, daß D. drohte, ihr die früher geschenkten Sachen wieder fortzunehmen. In diesem Augenblick ergriff die K. plötzlich einen bereit liegenden Revolver und feuerte zwei Schüsse auf D. ab. In den Unter­leib schwer getroffen, sank D. ohnmächtig zusammen, während seine Geliebte plötzlich eine anscheinend mit Zuckcrsäure gefüllte Tasse ergriff und den Inhalt in einem Zuge leerte. Bewußt­los sank sie neben D. zur Erde und gab, ehe die durch die Schüsse erschreckten Hausbewohner die Thüren öffnen konnten, ihren Geist auf. D. erzählte den Eintretenden den Thatbestand wie oben angegeben und wurde sodann nach dem Elisabeth- krankenhaus geschafft.

Die Nationalliberalen werden wieder, einem gestern von der unter Vorsitz Bennigsens stattgehab­ten Vertrauensmänner-Versammlung gefaßten Beschluß zufolge einen besonderen Wahlaufruf nicht erlassen.

Berlin. Eingesegneter" Vater. Auf einem hiesigen Standesamte meldete in diesen Tagen ein ehrsamer Schuhmachermeister, der sich erst in der Mitte der vierziger Jahre befand, die Geburt seines einundzwanzigsten Kindes an. Er that dies mit einem gewissen Stolz und Hochgefühl, indem er dabei bemerkte:sein 21. Kind anzumelden, das ist doch noch was". Wir können das in keiner Weise bestreiten, wollen dem glücklichen Vater seine Genug- thuung darüber vielmehr von Herzen gönnen.

Von dem ehemaligen Kreizzeitungs-Redakteur v. Nathusius-Ludom ist eine Broschüre über die wirthschaftliche Zukunft Nußland-Polens und Deutschlands erschienen, in welcher der künftige Kampf mit Rußland als nicht mehr lange zu ver­meiden dargestellt wird. Wenn die Deutschfeindlich­keit in Rußland fortdauere, werde nichts übrig blei­ben, als die Grenzen Rußlands bis zu Düna und Dniepr zurückzulegen und Polen wieder herzustellen; dadurch würde denn auch der Handel Deutschlands, der im Osten durch die russische Grenzsperre lahm­gelegt sei, zu neuem Leben aufblühen. Das ist frei­lich keine so einfache Sache. Jedenfalls ist es leichter