Der Gesellschafter.
Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
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Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donnerstag und Samstag, und kostet halbjährlich hier (ohne Trägerlohn) 1 »L 60 ^>, in dem Bezirk 2 ^L, außerhalb des Bezirks 2 ^ 40 Vierteljährliches und Monatsabonncment nach Verhältniß.
Donnerstag den 7. September.
Jnsertionsgebühr für die tspaltigc Zeile aus ge
wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 bei mehrmaliger je 6 Die Inserate müssen spätestens Morgan- 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des BlatteS der Druckerei ausgegeben sein.
1882.
Amtliches.
Nagold.
Plenar-Nerfantmlims des Kerlrksnwhltha- tlgkelts-Nerer«s.
Behufs einer Besprechung und Beschlußfassung über die Sammlung von Gaben zur Unterstützung der ärmeren Hagelbeschadigten des Landes findet am Freitag den 8. September d. I., Nachmittags 2 Uhr, Plenar - Versammlung des Bezirkswohlthätigkeits- Vereins im Rathhaussaal in Nagold statt, wozu die Mitglieder desselben, sowie sonstige Freunde des Armenwesens von Stadt und Land freundlichst eingeladen werden.
Den 1. September 1882.
Kgl. Gemeinsch. Oberamt. In Vertr. des Hrn. Dekans
Güntner. Prof. Frohnmeyer.
Die Königliche« Pfarrämter
ersuche ich, die Provisoratstabellen bis 15. Septbr. in äuplo einzusenden und wird auf die Bestimmung des Erlasses ä. ä. 16. Juni 1882, Abl. S. 3200, noch besonders aufmerksam gemacht.
Ebenso wollen die Notizen, betreffend die Unterstützung evangelischer Schullehrerswittwen aus der Denzel'schen Stiftung (s. Abl. 2801 ff.), auf den gleichen Termin eingesandt werden.
Altenstaig, den 5. Sept. 1882.
K. Bezirksschulinfpektorat.
_ Mezger. _
Die Stelle eines Vorstands der Kommission für die gewerblichen Fortbildungsschulen wurde dem Vorstand der Centralstelle für Gewerbe und Handel, Oberregierungsrath Gaupp als widerrufliches Nebenamt gnädigst übertragen.
Tages-Neuigkeiterr.
Deutsches Reich.
** Nagold, 5. Sept. Unmittelbar nach dem Nationalfeste des 2. Sept. folgte vorgestern ein speziell religiöses Fest, die Jahresfeier des Bezirksmissionsvereins, welche seit Jahren am 1. Sonntag des September gehalten wird. Nachdem die Gemeinde das Lied: Der du in Todesnächten erkämpft das Heil der Welt rc. angestimmt hatte, sprach Diakonatsverweser Eisele das Eingangsgebet. Statt des abwesenden Dekan Kemmler übernahm Professor Frohnmeyer, indem er von Matth. 9, 35—38 ausging, die Erstattung des Jahresberichts. Der sehr interessanten, gewandten Rede, die seinerzeit in dem gedruckten Jahresbericht vollständig zu lesen sein wird, entnehmen wir folgendes. Trotz aller Schwierigkeiten ist in Betreff der Mission doch schon viel geschehen. Im Anfang unseres Jahrhunderts z. B. waren es 7 Missionsgesellschaften, jetzt 70. Die Zahl der Missionare stieg von 170 auf 2400, mit den Mitarbeitern aus den Eingeborenen sogar 24,000. Die Summe der eigentlichen Missionsgaben, die durch Privatbeiträge, Opfer von Gemeinschaften und Gemeinden rc. Zusammenstößen, erhielt sich nicht auf der Höhe der bisherigen Leistungen, da dieselben bis jetzt nur 1164 ^ betrugen. Erfreulicher ist der Ertrag der Halbbatzenkollekte, durch welche 3000 für die Mission Zusammenstößen. Missionar Seeg er aus Westafrika, ein 'gebürtiger Zwerenberger, sprach über Apostelgeschichte 4, 12 und wandte dieses Wort in überzeugender Weise auf die Mission und ihre Erfolge an. Die Basler Mission hat in Westafrika 10 Hauptstationen mit 45 Filialgemeinden. Die Zahl der aus den Heiden gewonnenen Christen beträgt 5000, welche zum Theil von einheimischen Seelsorgern (13) bedient werden. Daß in Christo allein das erschienene
Heil zu finden sei, wies Redner an einer interessanten Geschichte nach. Es ist freilich ein ungesundes Klima, dem sich die Missionare aussetzen, so daß in den letzten 7 Jahren 30 Missionare (auch Frauen) dort ein frühes Grab gefunden haben. Sie rufen uns aber zu: „Lasset nicht ab, diese Arbeit fortzusetzen! Es ist selig, in dieser Arbeit stehen und in derselben sterben zu dürfen!" Missionar Theodor Walz ans Indien, der von Oberschwandorf stammt, behandelte Joh. 15 in sehr erbaulicher und eindringlicher Weise, so daß man den Eindruck bekam, der ernste Mann, der künftig unter den Deutschen in Nordamerika sein Missionswerk treiben wird, habe sich zur Aufgabe gestellt, weniger von seiner und der Misstonsarbeit überhaupt zu reden als einen heilsamen Einfluß auf die Missionsfreunde selbst auszuüben. Näheres über den sehr anregenden Vortrag wird der gedruckte Jahresbericht enthalten. vr. Gun- dert von Calw erzählte von dem am 21. Aug. ds. Js. in der Herrnhuter Brüdergemeinde gefeierten 150jährigen Jubiläum und berichtete über die überaus segensreiche Missionsthätigkeit derselben in Westindien, Grönland, Südafrika u. s. w. Im Laufe dieser 150 Jahre sind von der Brüdergemeine 2205 Missionare ausgegangen, durch welche Tausende von Heiden fürs Evangelium gewonnen wurden.
Nagold. (Concert.) Heute Donnerstag den 7. Sept., Abends halb 5 Uhr, findet im Seminar wieder ein Concert statt.
7^ Altenstaig, 4. Sept. Das Bleibtreu'- sche Schlachtgemälde, welches das erfolgreiche Eingreifen der Königl. Württ. Truppen auf einem Punkte der Schlacht bei Wörth darstellt, erfreute sich in unserer Stadt eines sehr zahlreichen Besuchs, wozu besonders auch die sinnige Dekoration der Turnhalle — arrangirt von Herrn und Frau Buchhalter Lang hier — wesentlich beitrug. Letzten Samstag stellten sich die hiesigen Schüler und die unserer Nachbargemeinden mit ihren Classenlehrern zur Besichtigung ein; gestern statteten die Kriegervereine der Umgegend, sowie viele Landleute und Einwohner hiesiger Stadt dem Bilde einen Besuch ab. Die Ausstellung lieferte das erfreuliche Resultat von 222 90 L, so daß ein Reinerlös von ca. 200 ^
in die Unterstützungskasse des württembergischen Kriegerbundes fließt. Von hier kommt das Bild nach Dornstetten.
7^ Altenstaig Stadt, 4. Septbr. Unsere heurige Sedansfeier war wegen des Bleibtreu'- schen Schlachtgemäldes eine sehr belebte. Am Samstag fand die Schulfeier statt, welche mit der Besichtigung des oben genannten Bildes abschloß. Der Sonntag wurde Morgens mit Böllerschießen und Tagwache eingeleitet. Der Kirchgang fand in der gewöhnlichen Weise statt, die Festpredigt handelte im Anschluß an die Abendlektion von dem paulinischen Wort: Erfüllet meine Freude, daß ihr eines Sinnes seie. Nach der Nachmittagskirche fand der Festzug statt, an welchem sich die Kriegervereine von Pfalzgrafenweiler, Walddorf, Ebhausen, Egenhausen, Spielberg, Oberschwandorf (als Deputation), Altenstaig Stadt, der hiesige Liederkranz und Turnverein betheiligten. Nach Absingung einiger patriotischen Lieder im Löwengarten hielt Herr Stadtschultheiß Walther von hier die sehr gelungene Festrede, in welcher er als Bürger und Patriot auf die Bedeutung des Tages hinwies und in Dankbarkeit seiner Majestät unseres gnädigsten Königs gedachte: als Stadtvorstand aber den fremden Gästen ein herzliches „Willkommen" entgegenbrachte. Es entwickelte
sich nun ein heiteres, gemüthliches Volksleben, gewürzt durch die Klänge unserer Stadtmustk und die frischen Chöre unseres Liederkranzes. Vor dem Abzug sprach noch „Kamerad Ungerer" von Egenhausen einige Abschiedsworte, welche der hiesige Kriegervereinsvorstand dankend erwiderte. Abends war das jährl. Bankett im Vereinslokal, bei welchem Hr. Schüller den Toast auf den deutschen Kaiser ausbrachte, nachdem er vorher in feierlicher Weise der in diesem Feldzuge gefallenen Krieger gedacht hatte. Musik und Liedervorträge wechselten in schöner Harmonie mit einigen Deklamationen und das Fest wäre durch keinen Mißton gestört worden, wenn nicht das heftige Gewitter mit seinen schrecklichen Donnerschlägen und grellen Blitzstrahlen die Heiterkeit des Abends getrübt und eine etwas beklommene Stimmung erzeugt hätte. Der Festtag hat uns aufs neue gezeigt, daß man ein guter Reichsbürger und doch auch ein guter Württemberger sein könne!
/X Wildberg, 3. Septbr. Der Tag von Sedan wurde hier in der herkömmlichen Weise gefeiert. Morgens Trommelwirbel, um 9 Uhr Schulfeier und um 10 Uhr Festzug in die Kirche, unter Vorantritl des Kriegervereins. Nach dem Festgot- tesdienst stellte sich die Schuljugend um die unterhalb der Kirche gepflanzte Kaiserlinde, wo Herr Stadtpsarrer Schlegel nach Absingung des Liedes: „Der Kaiser ist erstanden" eine treffliche Rede hielt: Das deutsche Reich mit der Kaiserlinde vergleichend. Ein Schüler-Preisturnen (mit 15 ^ Prämien) beendete die offizielle Feier. Nachmittags machte eine Schulklasse einen Spaziergang. Abends versammelte sich der Militär- und Veteranen - Verein im Bären. Der Kriegerverein wird erst heute Abend seine Feier im Lokal (Hirschsaal) abhalten.
/X Wildberg, 5. Septbr. Im Garten des Louis Reichert, Conditor, sind schon seit 8 Tagen reife Trauben zu sehen.
Das Gewitter vom letzten Sonntag Abend hatte scheints alle Gegenden unseres Landes berührt. In Stillau (Ellwangen) brannte eine Scheune samt Inhalt durch Blitzschlag gänzlich ab. Auf dem Hofe Dicke bei Teinach brannte nicht das Schafhaus, sondern die Ziegelhütte, worin auch die Feldgeräthe und Maschinen aufbewahrt, gänzlich ab und wurde hiebei nichts gerettet.
Stuttgart, 4. Sept. Gestern Vormittag zwischen 10 und 11 Uhr hat der Anton Schönfelder, Schneider, von Theresienstadt in Böhmen, seine frühere Geliebte Pauline König in deren Wohnung, Steinstr. Nr. 13, zu ermorden versucht, indem derselbe der König ein Kölbchen voll Schwefelsäure in den Mund zu schütten versuchte, was ihm jedoch nicht gelang; dagegen hat sich bei diesem Angriff die Schwefelsäure über das Gesicht, die Brust und einen Arm der König ergossen und derselben bedeutende Brandwunden verursacht. Der Thäter hat sich nach vollbrachter That selbst bei der Polizei gestellt und als Motiv zur That seinerseits Eifersucht und von Seite der König verschmähte Liebe gegen ihn angegeben. Der Thäter wurde heute dem K. Amtsgericht übergeben.
Stuttgart, 4. Sept. Die Bäckerei-Ausstellung erfreut sich großen Besuches, und ist auch in der That in hohem Grade besuchenswerth. Je weniger man sich vielleicht — wenn man nicht gerade Fachmann ist — davon verspricht, desto angenehmer ist die Ueberraschung über das hundertfach Neue, was die ungemein reiche und vollständige Ausstellung bietet, und über das schöne Arrangement Die