Der Gesellschafter.

Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donnerstag und Samstag, und kostet halbjährlich hier (ohne Trägerlohn) 1 ^ KV 4, in dem Bezirk 2 ^5, außerhalb des Bezirks 2 4V 4. Vierteljähr­liches und Monatsabonnement nach Verhältniß.

Samstag -en 12. August.

Jnsertionsgebühr für die tspaltige Zeile aus ge­wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung S «I, bei mehrmaliger je 6 4. Die Inserate müssen spätestens Morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben sein.

1882

O

Nagold.

An die Ortsvsrsteher.

Die Behandlung der Militairpapiere betreffend.

Die Ortsvorsteher werden auf den Erlaß K. Ministeriums des Innern vom 31. v. Mts., Ziffer 6420 in obigem Betreff (Ministerial-Amtsblqtt Seite 302) noch besonders zur künftigen Nachachtung hin­gewiesen.

Den 10. August 1882.

K. Oberamt. Güntner.

Tages-Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

* Nagold, 11. Aug. Als Ergänzung unse­rer Einquartirungsnotizen in letzter Nummer sei be­merkt, daß ferner erhalten am 9. und 10. Sept. Jsels- hausen 1 Comp, des Jnf.-Reg. Nr. 121 mit 110 Mann und 3 Offizieren, am 9. 10. und 11. Sept. Oberthalheim und Schietingen 1 Comp, des Jnf.-Reg. Nr. 122 mit je gleich viel Mannschaft und Offizieren, am 9. und 10. Sept. Unterthalheim Stab und 1 Comp, des Füsi- lir-Batallions des Jnf.-Reg. Nr. 122 mit 117 Mann und 7 Offizieren nnd am 11. Sept. 1 Comp, des Jnf.-Reg. Nr. 122 mit 110 Mann und 3. Offizieren. Nagold erhält am 8. Sept. 455 Mann, 18 Offi­ziere, 16 Pferde, am 9. und 10. Sept. 730 Mann, 29 Offiziere und 263 Pferde und am 11. Sept. 506 Mann, 21 Offiziere und 23 Pferde.

Nagold. (Corresp.) Am vorigen Freitag hielt der Verschönerungs-Verein seine General- Versammlung im Gasthof z. Hirsch ab. Dieselbe war nicht sehr zahlreich besucht und gab der Vor­stand zunächst eingehenden Bericht über die Thätig­keit des Vereins und über seine Leistungen seit seinem Bestehen. Hieran schloß sich gleichfalls vom Vor­stand der Bericht über die finanziellen Verhältnisse des Vereins, aus welchem so viel ersichtlich war, daß die Kasse wie fast bei jedem bisherigen Abschluß wie­der ein Deficit aufzuweisen habe. Die Versamm­lung verwies den Bericht, weil er vom Ausschuß nicht geprüft war, einem Revisions-Comitö zu und dürfte später Veröffentlichung erfolgen. Nach diesem theilte der Vorstand mit, es sei beabsichtigt, vom Verschöne­rungs-Verein aus einen sogen. Führer durch Nagold und Umgebung nebst Karte herzustellen, zum Gebrauch für Fremde, welche die hiesige Stadt besuchen und trug sofort der Versammlung einen bereits von ihm ausgearbeiteten Entwurf vor, in welchem nach einem geschichtlichen Rückblick auf Stadt und Burg, die Schönheiten und Sehenswürdigkeiten unserer Stadt und Umgebung ins gebührende Licht gestellt waren; außerdem sind aufgeführt eine Reihe größerer ge­werblicher Etablissements, sowie eine Auswahl von Gasthöfen, Wirthshäusern u. f. w. Der Vortrag dieses mit Fleiß und Sachkenntniß aus gearbeiteten Entwurfs wurde von der Versammlung sehr beifällig ausgenommen und beschlossen, die weitere Förderung dieser Angelegenheit dem neu zu wählenden Ausschuß zu schleuniger Erledigung zu übertragen. Ein wei­terer aus der Versammlung gemachter Vorschlag über Beschaffung einer Fahne auf den Hauptthurm des Schloßbergs erregte lebhafte Debatte. Obwohl all­seitig zugegeben wurde, wie hübsch und die ganze Gegend zierend sich eine solche Fahne ausnehmen würde, die so, wie beabsichtigt, von starkem Blech, in genügender Größe auf's solideste hergestellt, noch den weiteren praktischen Vortheil hätte, der Stadt und Umgebung als Wetterfahne zu dienen, so fand dieser Vorschlag doch von einer Seite in soweit star­

ken Widerspruch, als verlangt wurde, der Verein solle vorher seine Schulden bezahlen, ehe an weitere Ausgaben gedacht werden könne. Wenn nun diesem Einwand seine Berechtigung nicht abgesprochen wer­den kann, so wäre es doch bedauerlich, wenn die Thätigkeit des Vereins auf diese Weise lahm gelegt und ein so schönes und nützliches Projekt unausge­führt bliebe. Es hat allerdings sein Mißliches, wenn ein Verein, der ganz und gar auf freiwillige Bei­träge angewiesen ist, gezwungen ist, Anlehen zu machen, allein es handelt sich dabei doch um keine namhafte Summe und dann wird auch mit Sicherheit ange­nommen werden dürfen, daß die hiesige Einwohner­schaft in Anerkennung der uneigennützigen Leistungen um Verschönerung der Stadt und Umgebung den Verein nicht im Stich lassen werde. Der Ausschuß kann immerhin die Lehre daraus ziehen, die Ausfüh­rung seiner Projekte mehr im Einklang mit seinen verfügbaren Mitteln zu halten. So viel man hört, will sich der Verein neu organisiren, um eine erhöhte Thätigkeit entwickeln zu können, dabei wäre zu wün­schen, daß ihm die Unterstützung der Einwohnerschaft und besonders der bürgerlichen Collegien in höherem Grade als bisher zu Theil werde. Die zum Schluß vorgenommenen Vorstands- und Ausschuß­wahlen beließen den bisherigen Bestand ziemlich unverändert, worauf nach Dankesausdruck seitens der Versammlung an den Vorstand für geleistete Dienste die Verhandlungen geschlossen wurden.

Stuttgart, 9. Aug. Die Ferrienkolonien sind gestern Nachmittag in verschiedenen Zügen zu­rückgekehrt, und wurden von Comitemitgliedern am Bahnhofe empfangen. Die Kinder sehen alle vor­züglich aus, heute werden sie gewogen und wird das Resultat voraussichtlich sehr befriedigend sein.

Stuttgart, 9. Aug. Heute Nachmittag fand sich eine größere Zahl der zum Homöopathentag hier­ein getroffenen Aerzte und Gelehrten, so wie von Freunden der Homöopathen im Stadtgarten ein, wo sie von dem Sekretär der Hahnemania Herrn Aug. Zöppritz begrüßt und aufs freundlichste empfangen wurden. Voraussichtlich wird die Versammlung eine ziemlich zahlreiche werden. 10. Aug. Heute früh 9 Uhr begannen die öffentlichen Verhandlungen im Hotel Silber. Die Versammlung ist von etwa 100 Homöopathen besucht. Prof. Dr. G. Jäger hält einen Vortrag überDas Wesen von Krankheiten und ihre Heilung"- Derselbe geht davon aus, daß Leben Bewegung, Ruhe gleich Tod ist, also eine Verlangsamung der Bewegung Krankheit. Der Red­ner hat nun in Bezug auf die Wirkung auf den Körper eine Anzahl Stoffe geprüft und gefunden, daß alle konzentrirten Stoffe verlangsamend, alle Verdünnungen beschleunigend wirken. Es ist also der verdünnte Stoff der homöopathischen Arznei ein ganz gewaltiges Heilmittel. Alle Stoffe, welche auf unsere Ausdünstung verflüchtigend wirken, sind be­deutende Heilmittel. Der Redner gibt nun Erklä­rungen über Molekularenergie, d. h. Einwirkung auf die Bewegung einzelner Moleküle durch Verdünnung resp. Mischung verschiedener und gleichartiger Stoffe. Daraus will Jäger mit der Zeit in den Verdünnun­gen die wirksamsten Heilmittel Nachweisen. Dem Red­ner wurde am Schlüsse seines Vortrags lebhafter Beifall zu Theil und vom Vorsitzenden der Dank der Versammlung ausgesprochen.

Tübingen, 9. August. Der landwirth- schaftliche Bezirksverein Tübingen hat, über­einstimmend mit sämmtlichen zum VIII. Gauverband gehörigen Bezirksvereinen, beschlossen, das Gaufest

mit Rücksicht auf die in unserer Gegend eingetretenen großen Hagelschäden und schlechten Ernteergebnisse auf das Jahr 1883 zu verlegen.

Tübingen, 9. Aug. Wie wir hören, hat der Ausschuß der hiesigen freiwilligen Feuerwehr in seiner gestern Abend abgehaltenen Sitzung beschlossen, das für den Feuerwehrtag ursprünglich aufgestellte Programm, wonach sich die Feier auf die Tage vom 26. bis 28. August vollstreckt, im vollen Umfange aufrecht zu erhalten.

In Ravensburg feierten am 7. d. diejenigen katholischen Geistlichen, welche vor 25 Jahren die Priesterweihe erhielten, ihr Jubiläum.

Brandfälle: Am 9. Aug. auf dem Stierhof bei Gaildorf eine Scheuer.

In Mühlhausen a./N. hat gestern früh eine Frau mit ihren beiden Kindern sich in den Neckar gestürzt. Die Kinder wurden als Leichen, die Frau noch lebend aus dem Wasser gezogen.

Von der Strafkammer zu Rottweil wurde bekanntlich vor Kurzem Schultheiß Rupp von Lützen- hardt zu 1 Monat Arrest (dem gesetzlichen Mini­mum) verurtheilt, weil er einen Bettler nicht an's Gericht nach Horb ablieferte, wie es seine Pflicht gewesen wäre, sondern ihn aus Mitleid und wegen sonstiger dringender Amtsgeschäfte entließ. Se. Maj. der König hat nun diese Gefängnißstrafe in eine Geldstrafe von 20 ^ verwandelt.

Gmünd, 8. August.Ein Unglück kommt selten allein." Dieses Sprichwort hat heute in gar trauriger Weise wieder seine Bestätigung gefunden. Kaufmann G lock er von hier wurde heute mit seiner liebenswürdigen Braut, der Toch­ter des Kaufmanns Wohlfahrt von hier, vermählt. Nachdem nun gestern die Tante der Braut, und Schwester der Braut­mutter, Frau Modelleur Weiß, noch bis in die Nacht die Hochzeitsgeschenke für ihre Verwandte und ihre als Braut­jungfer bestimmte Tochter geordnet und verpackt hatte, starb dieselbe plötzlich heute früh 3 Uhr in Folge eines Herzschlages. Das glückliche Brautpaar und die Eltern der Braut wurden selbstverständlich durch diesen raschen Todesfall einer nächsten Verwandten schwer erschüttert. Doch nicht genug des Unglücks war's an diesem Tage, denn als das Brautpaar Mittags l2 Uhr mit den Trauzeugen zum Standesamte fuhr und in Folge dessen die erste Böllersalve von dem nahen Lindenfirst ertönte, stürzte der zu Hause gebliebene und schon mehrere Jahre an Gicht leidende Vater der Braut plötzlich vom Schlage getroffen zu Boden. Sofort wurde das Brautpaar, welches kaum am Rathhaus angefahren war, zurückberufen, um an das plötzliche Sterbelager des Vaters zu treten, welcher zwar noch lebte, aber doch nicht mehr zum Bewußtsein kam. Das Brautpaar begab sich sodann abermals zum Standesamt und zur Kirche, um die Eheschließung zu vollziehen. In welcher Stimmung es auch dem Hochzeitsmahle anwohnte, kann man sich vorstel­len. Der Vater der Braut starb Mittags 3 Uhr, ohne wieder zum Bewußtsein gekommen zu sein. Dieses rasche Aufeinan­derfolgen so jäher Todesfälle machte selbst auf Nichtbetheiligte einen erschütternden Eindruck und die von dem Unglück betrof­fenen werden allgemein bedauert.

Am verflossenen Mittwoch kam eine Frau von Bächlingen mit ihrer Tochter in eine ganz ver- hängnißvolle Karambolage mit einem Rehbock. Die­selben mähten Klee ab auf einem an das Vorholz eines Wäldchens grenzenden Grundstücke, als Plötzlich der besagte Bock aus dem Gestrüpp hervorstürzte und dem Mädchen einen Stoß ins Gesicht versetzte, so daß das Blut herunterlief. Die Mutter eilte zwar sogleich zur Hilfe herbei, aber sie bekam ihre Püffe auch, wie die Tochter, und erst als sich der auf ihre Hilferufe herbeigeeilte Vater mit Beiden vereinigte, konnte das Thier bewältigt und mit einem Strick an einen Baum gebunden werden. Der Bock wurde nach Langenburg transportirt, wo derselbe sodann des folgenden Tages abgethan und in allen Körper- theilen gesund befunden wurde, bis auf das Gehirn, in dessen Höhlung sich eine ziemliche Portion Was­ser vorfand. (W. L.)