Der Gesellschafter.

Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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! Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donnerstag ! und Samstag, und kostet halbjährlich hier lohne § Trägerlobn) 1 60 4, in dem Bezirk 2

außerhalb des Bezirks 2 40 4. Vierteljähr­

liches und Mouatsabouncmeut nach Verhältnis;.

Donnerstag den 1. Juni.

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A -,n t l i ch e s.

Nagold.

An die Grtsvorsteher.

Die Behandlung von Bau-Angelegenheiten betreffend.

Die Ortsvorsteher werden auf den Erlaß königl. Ministeriums des Innern in obigem Betreff, vom 5. d. Mts. Ziff. 236 Amtsblatt Nr. 12 besonders auf­merksam gemacht und angewiesen, denselben auch zur Kenntnis; der Bauschaumitglieder zu bringen.

Den 3N. Mai 1882.

K. Oberamt. Güntner.

Nagold.

Abwehr-Maßregeln gegen die Klntlans

betreffend.

Nachdem sich die Blutlaus in verschiedenen Gegenden des Landes gezeigt hat, werden die Orts­vorsteher auf den Erlaß kgl. Ministeriums des Innern vom 23. November 1874 in obigem Betreff, Mini- srerial-Amtsblatt Seite 299, sowie auf die Mittel zu Bekämpfung derselben, (oberamtliche Bekannt­machung vom 27. October 1874, Amtsbl. Nr. 126) wiederholt aufmerksam gemacht, mit dem Bemerken, daß von dem Vorkommen der Blutlaus in einer Markung und den zu Bekämpfung derselben getroffe­nen Anordnungen der Ortsvorsteher sofort dem Ober­amt Anzeige zu erstatten hat.

Zugleich werden die Besitzer von Obstbäumen und insbesondere die Gemeindebaumwarte aufgefor­dert, sobald sie das Vorkommen der Blutlaus wahr­nehmen, hievon dem Ortsvorsteher Anzeige zu er­statten.

Den 30. Mai 1882.

K. Oberamt. Güntner.

Die niedere Postdicnstpriismig haben u. A. bestanden: Frueth, Emil, von Oberndorf, Hayd, Friedrich Wilhelm, von Calw, Traub, Ludwig Emil, von Wittendorf, Walter, Christian Friedrich, von Calmbach.

Die dritte Volksschulstelle in Calw wurde dem Schul­lehrer Dengler in Loffenau übertragen.

Tages-Ueirigkette«.

Deutsches Reich.

** Nagold, 31. Mai. Gestern trafen die in den Frühjahrsferien abwesenden Seminaristen und Prüparanden ein. Die Zahl der Seminaristen be­trügt nun mit 34 Neueintretenden 119, die der Prä- paranden mit 25 neu aufgenommeuen 58, so daß sich in Seminar und Präparandenanstalt beinahe die normale Zahl von Zöglingen befindet. Kommenden Montag den 5. Juni wird die Seminarübungsschule mit sümmtlichen zur Volksschule gehörigen Knaben, deren Zahl 230 betrügt, eröffnet. Außer den Herren Oberlehrer Kübele, Unterlehrer Sauter u. Lehr­gehilfe Kienle werden sich 56 Lehrseminaristen, die den I. Curs bildenden Seminaristen, betheiligen. Zum Unterricht in der Präparandenanstalt wurde in der Person des Herrn Köhler von Tuttlingen ein weiterer Lehrer angestellt. Die 4 Lokale für diese Schule wurden im Parterre und ersten Stock des alten Schulhauses eingerichtet und mit dem Röthigen gut ausgestattet.

* Nagold, 31. Mai. Am Pfingstmontag Nachmittag drohte unserem Nagoldthale ein starkes Gewitter, das aber durch die südwestliche Wetter­scheide glücklich abgeleitet und seinen Ausbruch im

Bezirk Rottenburg mit beträchtlichem Hagelschaden gehabt haben soll. Nicht so verlief ein Gewitter, das gestern Abend zwischen 5 und 6 Uhr den ganzen Horizont umdüsterte und besonders von Nordwesten her durch die hellgrauen Wolkenschichten gefahrdrohend schien. Und wirklich brach nach ^26 Uhr ein Ge­witter mit Blitz und Donner, Regen und Hagel aus, welches durch die Heftigkeit des letzteren und beson­ders der großen Körner, in dem Umfang von Welsch- nüsseu und Taubeneiern, an Gartengewächsen, Bäu­men, Hopfenanlagen nicht unbeträchtlichen Schaden verursachte. Mit welchen Mengen von Elektricität die Luft geschwängert sein mußte, zeigte die Dauer des Gewitters, denn die ganze Nacht hindurch tobte dasselbe mit kleinen Pausen fort und scheint erst die­sen Morgen um 7 Uhr durch erneute Heftigkeit mit Blitz und Donner und einen den durch den gestrigen Hagel erkälteten Boden wieder erfrischen­den und erwärmenden Regen sein Ende finden zu wollen. Möchte dies doch die letzte Gefahr für unsere so üppig stehenden Feldsaaten sein und nicht Berichte gleicher Art aus anderen Gegenden das düstere Bild vervollständigen. (Soeben erfahren wir, daß auch Walddorf wieder von dem gestrigen Hagelwetter be­troffen wurde, ebenso Haiterbach, Bösingen, Beihingcn.

" Nagold, 31. Mai. Der mit dem 1 . Juni eintretende Eisenbahn-Fahrtenplan bringt für uns Nagolder nur die wesentliche Aenderung, daß der seit­herige Calwer 10,48-Zug nunmehr 10,22 von hier abgeht und der um 6,57 Abends von Stuttgart ab­gehende Zug seine Fortsetzung bis Nagold hat und um 9,37 hier eintrifft. In Betreff anderer Aende- rungen siehe innere Seite des Blattes.

/v Wildberg, 31. Mai. Nachdem wir schon vorgestern ein heftiges Gewitter mit ungefähr 10 Min. andauerndem starkem Hagel hatten, haben wir seit gestern Abend 5 Uhr fast bis heute Morgen ein ununterbrochenes Gewitter. Auch gestern war der Regen, welcher wolkenbruchartig niederströmte, mit ziemlich starken Hagelkörnern vermischt. In der Nähe der Schwane schlug der Blitz in ein Haus, glücklicherweise jedoch ohne zu zünden. Der durch den Hagel verursachte Schaden dürfte, so viel bis jetzt bekannt ist, bloß Hopfen betreffen; doch werden die Obstbäume auch etwas gelitten haben, besonders Bulach zu, wo der Hagel stärker war. Gegen­wärtig werden in der hiesigen Kirche neue Fen­ster eingesetzt. Unserer Stiftungspflege wurde dieses Unternehmen durch einen bedeutenden Beitrag des verehrten Hin. Stadtpfarrers Schlegel sehr er­leichtert.

In Martinsmoos, OA. Calw, schlug am 23. Mai, Nachmittags 3 Uhr, der Blitz in ein Wohn­haus und richtete nicht unerheblichen Schaden an demselben an.

Rottenburg, 23. Mai. Die Frostnacht vom 16. bis 17. Mai hat in unseren Weinbergen den in Aussicht stehenden reichen Ertrag total zer­nichtet. Auch fürs nächste Jahr ist ein Ertrag zweifelhaft, insofern das neue Holz wohl nicht aus­reifen wird.

In Grünmetstetten, OA. Horb, wurde der ledige Wegknechr Dettling, der bei einem Gewitter am 23. Mai unter einem Baume Schutz gesucht hatte, vom Blitz erschlagen.

Stuttgart, 25. Mai. Der hochwürdigste Herr Bischof Dr. v. Hefele stattete lautW. L.- Z." gestern Vormittag nach Beendigung des Gottes­dienstes dem königl. bayerischen außerordentlichen Ge­sandten Grafen v. Tauffkirchen einen längeren

Besuch ab. Nach dem um 1 Uhr bei der Frau Her­zogin von Urach eingenommenen Diner von 14 Couverts, an welchem die gesammte katholische hie­sige Geistlichkeit Theil nahm, ertheilte S. bischöfliche Gnaden verschiedene Audienzen, machte später einen Spaziergang und verbrachte den Abend in Gesell­schaft der katholischen Geistlichkeit, hervorragender hiesiger Katholiken und der zur Landtagssession hier anwesenden katholischen Abgeordneten im Hotel Royal. Heute früh hat der Herr Bischof um */r8 Uhr in der Eberhardskirche die Messe gelesen, um 9 Uhr wurde derselbe von Sr. Majestät dem König in Audienz empfangen, später begab sich der Kirchen­fürst nach Villa Berg, wo Se. Gnaden von I. Maj. der Königin empfangen wurde.

Stuttgart, 26. Mai. (Abgeordnetenkammer.) Der Gesetzentwurf, betreffend die Farrenhaltung, wurde schließ­lich in der Fassung des Entwurfs mit einer einzigen geringen Aenderung mir allen (75) abgegebenen Stimmen angenommen. Nach dem Gesetz sind die Gemeinden verpflichtet, die für die Rindviehzucht im Gcmeindebezirk nach Maßgabe des vorhande­nen Biehstandes erforderlichen Farren zu halten, soweit hiefür nicht aus andere genügende Weise gesorgt ist. Nur solche Farren dürfen von den Gemeinden oder Farrenhaltern, oder Privatpersonen bestimmungsgemäß zur Bedeckung fremden Viehes gehalten werden, für welche von der durch die Amts- Versammlung eingesetzten Schaubehörde ein Zulassungsschein crthcilt ist. Gegen Versagung oder Zurücknahme eines Zulas­sungsscheins steht die Beschwerde au die von der Centralstcllc für Landwirthschaft für jeden Bezirk eines landwirthschaftlichen Gauverbandes bestellte Oberschaubehörde zu. Sonst wacht über die Ausführung des Gesetzes das Oberamt, gegen dessen An­ordnungen im Allgemeinen eine Beschwerde an die Kreisrcgie- rung, als letzte Instanz, offen steht. (N. T.)

Stuttgart, 26. Mai. Großfürst Michael von Rußland, Neffe Ihrer Königlichen Majestäten, ist gestern zum mehrtägigen Besuche des Königs und der Königin aus Baden hier eingetroffen und aus der Villa Berg abgestiegen. , W. L.)

Stuttgart, 27. Mai. Oberstlieutenant Pro­titsch, Flügeladjutant des Königs von Rumänien, ist hier eingetroffen, um die Annahme der Königswürde seitens Rumäniens zu notificiren.

Stuttgart, 29. Mai. Die württembergische Staatsschuld beläuft sich nach der am 22. d. M. durch den ständischen Ausschuß vorgenommenen Re­vision auf 423,739,125 41 A. Durch die vo­

riges Jahr vorgenommene Umwandlung der 40zO/- igen Guldenschuld von 167,228,190 A 93 A in eine solche von 40 /oigen Markobligationen das Konversionsanlehen betrug 168,917,400 wer­

den, abgesehen von der wesentlichen Aenderung in den Tilgungsbestimmungen, an jährlichen Zinsen 768,708 Mark 67 L erspart.

Cannstatt. Aus durchaus verläßlicher Quelle erfahren wir, daß auch dieses Jahr wieder das Volksfest in der üblichen Weise bestimmt wird abgehalten werden, nachdem längere Zeit in maß­gebenden Kreisen die Rede davon gewesen war, das­selbe Heuer ausfallen zu lassen.

Weinsberg, 25. Mai. Gestern Abend wur­den von dem Untersuchungsrichter des K. Landge­richts Heilbronn der Küfer Karl Schwab, sun., und seine Ehefrau in Untersuchungshaft genommen; sie stehen im Verdachte, ihren Vater beziehungsweise Schwiegervater, den Kupferschmied Joses Störk da­hier, welcher am 13. März d. I., Morgens, durch einen Pistolenschuß durch den Kopf geschossen, todt in seinem Bette aufgefunden wurde, ermordet zu haben. Der Todesfall war anfänglich als Selbst­mord behandelt; es haben sich jedoch inzwischen die erheblichsten Gründe für jenen Verdacht ergeben. Man sieht hier der weiteren Entwicklung der Unter­suchung mit großer Spannung entgegen, da der Fall