A«tts- und Intelligenz-Blatt für den Oderaatts-Bezirk Nagold.

W 54.

Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donnerstag nnd Samstag, und kostet halbjährlich hier (ohne Trägerlohn) 1 66 4, in dem Bezirk 2 ./il,

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Donnerstag den 11. Mai.

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wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 4, bei mehrmaliger je 6 4. Die Inserate müssen spätestens Morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegebcn sein.

1882.

Amtliches.

Krkamitmachirng dev K. Centvalstelle füv die Kmrdwirthschaft, betveffend die Auf­nahme rrsn Zöglingen in die Ackerbau schulen.

Mit dem Ablauf des Schuljahres 1881/82 wird eine Anzahl von Zöglingen in die Ackerbau- jchulen zu Hohenheim, Ellwangen, Ochsen­hausen nnd Kirchbcrg ausgenommen. Es wer­den daher diejenigen Jünglinge, welche in die eine oder die andere Ackerbauschnle einzutreten wünschen, aufgefordert, sich innerhalb 4 Wochen, von heute an gerechnet, je bei dem Vorsteheramt der be­treffenden Anstalt zu melden. Die Aufzuneh­menden müssen das 17te Lebensjahr zurückgelegt ha­ben, vlckommen gesund, für anhaltende Feldarbeiten körperlich erstarkt nnd mit den gewöhnlichen land- wirthschaftlichen Arbeiten bereits vertraut sein, lesen, schreiben und rechnen können und die Fähigkeit besi­tzen, einen populären Vortrag über Lanvwirthschaft gehörig anfzufasscn. Kosi, Wohnung und Unterricht erhalten die Zöglinge für die von ihnen zu leistende Arbeit, woneben sic nach Maßgabe ihrer Leistungen und ihres Verhalten'' je am Jahresschluß noch mit besonderen Prämien bedacht werden. Etwaigen Be­dürftigen wird außerdem eine Unterstützung gereicht.

Mit dem Eintritt in die Schule ist die Ver­pflichtung zu übernehmen, den vorgeschricbenen Lehr­kurs, welcher in Hohenheim, Ellwangen und Ochsen- Hausen 3 Jahre dauert, in Kirchberg zunächst auf 2 Jahre bestimmt worden ist, vollständig durchzumachen, und zu diesem Zweck im Fall der Aushebung zum Militärdienst von der Vergünstigung, sich zurückstel­len zu lassen, Gebrauch zu machen.

Den Eingaben, in welchen die bisherige Lauf­bahn des Bewerbers darzulegen ist, müssen ein Taufschein, Impfschein, ein Zeugniß des Gemeinde- raths über das Heimatrecht und das Prädikat des Bewerbers, über den Stand und den etwaigen Grundbesitz des Vaters und das dem Bewerber etwa künftig von seinen Eltern anfallende Vermögen, sowie eine schriftliche Einwilligigung des Vaters zum Vorhaben seines Sohnes beiliegen.

Die Bewerber, welche nicht durch besonderen Erlaß zurückgewiesen werden, haben sich am Montag den 10. Inli d. I. Movgen» V Uhv zur Erstehung einer Vorprüfung in Hohenheim einzufinden.

Stuttgart, 4. Mai 1882.

K. Centralstelle für die Landwirthschaft.

Werne r.

In Folge der cm den Seminaren zu Eßlingen und

Blaich, Christian, von Altbulach, F-euerbacher, Wilhelm, von Ebhausen, Kaufmann, Karl, von Gechingcn, Schröter, Johannes, von Herzogsweiler, Staig er, Adolf, von Calw, Behl, Jakob, von Deckenpfronn nnd Wolf, Wilhelm, von Deckenpfronn.

Die Prüfung im Wasserbaufach haben u. A. bestanden: Hammer, Christian Wilhelm, Geometer von Wildbad nnd Kußmaul, Jakob, Werkmeister von Bondorf.

Tages-Nenigkeiten.

Deutsches Reich.

* Nagold, 10. Mai. Am letzten Sonntag Abend siel ein 3jähriger Knabe in der Herrenberger Straße 2 Stock hoch aus dem Fenster, wobei er nur eine kleine Schürfung an der Stirn davon trug und am andern Morgen wieder munter auf der Gasse sich tummelte.

llü Vom Lande. Am Samstag Nachmittag

versammelte sich in Gültlingen eine größere Zahl von Lehrern, um den Abschied des nach Oberjettin­gen beförderten Schullehrer Deublezu feiern. Auch der Ortsvorstand nahm an der Versammlung theil und sprach mit markigen Worten dem nach 25jähriger Thätigkeit in Gültlingen nun aus der Heimat Scheidenden für seinen Fleiß und seine Treue den herzlichsten Dank aus. Kollege Dölker dirigirte die Abschiedsgesänge und Dichter Müller brachte seinem Landsmann und Jugendfreund einen poetischen Abschiedsgruß dar, der mit stürmischem Beifall ausgenommen wurde. Möge Hr. Deuble, den Gültlingen nur ungern ziehen läßt, finden, was er durch seinen Wechsel suchte! Zu erwähnen ist auch noch der rühmlichst bekannte Stoff des Hm. Hirschwirth und dessen aufmerksame Bedienung!

Herrenberg, 5. Mai. Diesen Morgen ver­lor der 32 Jahre alte unverheirathete Taglöhner Johannes Bahlinger von Gültstein auf eine trau­rige Weise sein Leben. Seit seinem 14. Jahre ar­beitete er in der dortigen Giyps- und Sägmühle und wurde auch zeitweise als Heizer eines Lokomo- bils benützt. Als heute Morgen die Maschine stehen blieb nnd man nachschaute, lag Bahlinger mit einge­schlagenem Schädel, einem ausgerissenen Fuße und mit einer tiefen Wunde in der Brust am Boden. Nach kurzer Zeit war er todt. Das Schwungrad, welches in Stücke zerflogen war, hatte seinem Leben ein Ende gemacht.

Tübingen, 8. Mai. (Dementi.) Die von einigen Blättern gebrachte Nachricht, der Raubmörder Reichardt von Entringen sei zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt worden, entbehrt jedes that- sächlichen Anhalts. An die K. Staatsanwaltschaft dahier ist bis jetzt eine königliche Entschließung in dieser Angelegenheit noch nicht gelangt. (T. Chr.)

Eßlingen, 5. Mai. Ein Mann ans einem Nachbar­orte legte sich gestern Abend am Wege nach Mettingen nieder und schlief ein. Ein vorüberwanderndcr Handwcrksburschc be­nützte die Gelegenheit, zog ihm sachte die Stiesel aus und ließ ihm ein Paar defekte Schlappschuhe zurück.

Oberndorf, 8. Mai. In einem hiesigen Gasthause drohte gestern gegen Mitternacht Feuers­gefahr. Durch unvorsichtiges Weglegen eines bren­nenden Cigarrenrestes gerieth in einem Zimmer, in welchem zwei Reisende logirten, die Juppe des einen Reisenden in Brand. Die in der Juppe befindliche Brieftasche, welche 31 lOOMarkscheine enthielt, wurde stark beschädigt und ein Theil des Papiergeldes war halb verkohlt. Da die Nummern jedoch erhalten blieben, dürfte die Einlösung der Scheine durch die Reichskaffe keine Schwierigkeiten verursachen.

In dem zum Oberamt Künzelsau gehörigen Marktflecken Braunsbach kam gestern (4.) Abends ein fremder Handwerksbursche in ein dvrtiges Gast­haus, um daselbst zu übernachten. Als er sich zur Ruhe begeben wollte und ihm vom Dienstpersonal sein Quartier angewiesen wurde, schlich sich ein im Zimmer anwesender Schreinergeselle, der auch nicht aus der Gemeinde ist, nach und warf ihn die Stiege hinab, wobei derselbe einen Arm zweimal brach und die Hirnschale schwer verletzte. Derselbe ist bereits an den erhaltenen Verletzungen gestorben. Der Thäter wurde in Haft genommen.

Oedheim, OA. Neckarsulm, 6. Mai. Man schreibt demJpf": Vor einigen Wochen kam eine Frau, die eine Arbeitshausstrafe von 6 Monaten wegen Diebstahls abzubüßen hatte, wieder zu ihrer Familie (4 kleine Kinder) zurück, und nun ist vor einigen Tagen in deren Nachbarschaft bei einem ledigen Privatmann! wieder ein Diebstahl von 16 verübt worden. Was war natürlicher, als daß sich der Verdacht so­fort auf jene Frau lenkte? Es ist nun aber den Bemühungen des Landjägers gelungen, den richtigen Dieb in einer älteren

ledigen Weibsperson zu ermitteln. Diese hat nun bei ihrer Verhaftung auch eingcstandcn, daß sie den Diebstahl, wegen des­sen obige Frau die Strafe von pz Jahr verbüßte, begangen habe. In Ulm wurde am letzten Freitag Abend wie- ! der einArmer Handwerksbursche" wegen Bettelns festgenommen, welcher im Besitze von 405 ^ (400 j in Gold, das andere in Silber) war, welche er sich nach und nach erspart haben will. Was an der Sache Wahres ist, dürfte die Untersuchung ergeben.

Ein soeben in München gestorbener ehemali­ger Bediensteter der Spitzeder, ein gewisser Greb- meyer, hat, wie dasM. F." schreibt, ein Baarver- mögen von 400,000 cM hinterlaffen, ungerechnet die vielen Pretiosen, die er besaß. Seiner Geliebten vermachte er 30,000 Vor seinem Eintritte bei derBankinhaberin" war er ein armer Teufel.

In Ncudrossenfeld bei Bayreuth wollten Vater und Sohn zugleich hciratheu; darüber geriethcn sie in Streit und der Sohn erschlug seinen Vater.

DieAmberger Bolkszeitnng" schreibt: Bei einer am 2. Mai in Luppurg bei Parsberg (Oberpsalz) stattgcfundcnen Hochzeit wurden nach beendigtem Gottesdienste die üblichen drei Tanztouren im sog. alten Schlosse vorgenommen. Plötzlich brach der Boden unter den Füßen nnd die ganze Hochzeitsge­sellschaft slürzte in den Abgrund und zwar so außerordentlich unglücklich, daß, wie erzählt wird, Einige schwer verwundet und Einige getödtet wurden.

Ein Rheinsischer warf jüngst sein Netz aus und fing einen Lachs, der 30 Kilo wog. Als er ihn schlachtete, fand er im Innern einen Hecht von 2 Kilo und in dem Hecht eine schlanke Forelle und in der Forelle einen niedlichen Weiß- l fisch. (?) Der Fischer hatte von Darwin nie etwas gehört, aber nun wurde ihm ans einmal klar, was mit dem Kampfe ums Dasein gemeint ist, der zu Wasser und zu Land geführt wird. Er hatte das Ding seither nur anders genannt, nämlich nach dem älteren grausamen Sprüchlein: Nein, Du bist mein: denn ich bin groß und Du bist klein!

Dem Herrn Apotheker in Saatfeld, der so schöne Sprüchlein an sein Haus gemalt hat, hat's sein Kollege Harms in Burglengenfeld nachgemacht. Sein Haus trägt folgende Sprüchlein, deren Dichter der Arzt 0r. Schilling ist; denn dort gehen Doctor und Apotheker Hand in Hand:

! Kommst Du daher in finst'rer Nacht,

j So sei von Dir stets das bedacht:

j Zieh' mit Geduld des Hauses Schelle,

! Man braucht ja Kleider, Schuh' und Helle.

Spürst Krankheit Du in Deinem Leibe,

Sorg', das der Doctor was verschreibe.

Läßst gehn die rechte Zeit vorbei,

> Nützt oft nichts mehr die Arzenei.

j Wer leicht versäumt die rechte Zeit,

Hat es oft bitterlich bereut.

Bist krank Du, gehe nicht zum Schmiedle,

Such' Dir den rechten Schmied gleich ans:

Das heißt: Gebrauche keinen Pfuscher,

Sonst geht oft Geld und Leben d'rauf.

Des Menschen Leben ist in seinem Blute.

Guter Heiltrunk macht gut Blut,

Gutes Blut macht frohen Muth,

Froher Muth macht alles gut!

Zur rechten Zeit, im rechten Maß Gebraucht wohl jeder Mensch Etwas:

Doch nehm' die Arzenei auch recht,

Denn all zuviel bekommt oft schlecht.

Was d'rauf steht, heißt die Signatur,

Nach der richt' Dich, nach Maß und Uhr.

, was gar ist,

Trink, was klar ist,

Sprich, was wahr ist,

Du gcscheidt bist!

An guter Lehr' - - Trägt Keiner schwer.

Mittel, böse Mäuler derWcibcr zu bezähmen. Der Amtsdiencr von ... hat auch eine böse Sieben, deren Hauptvergnügcn das Schelten und Kiefen ist. Eines Tages wurde es dem sonst gcmüthlicheu und ruhigen Ehegatten doch zu bunt, als seine Ehehälfte während der Bereitung einer so­genannten geriebenen Suppe mit Kiefen wieder gar nicht auf- hörtc; er stand ganz ruhig auf, nahm das Reibeisen der Frau