Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Erscheint wöchentlich 3ma>: Dienstag, Donnerstag und Samstag, und kostet halbjährlich hier (ohne Trägerlobn) 1 60 ^1, in dem Bezirk 2

außerhalb des Bezirks 2 40 4. Vierleljähr-

lichcs und Monatsabonnement nach Verhältnis;.

Donnerstag den 9. Februar.

Znieilionsgtvudr für die Ispaltige Zeile aus ge­wöhnlicher Scbrisl bei einmaliger Einrückung 9 4, bei mehrmaliger je 6 4. Die Inserate müssen spälesteno Äcorgeiis 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben sein.

1882.

Amtliches.

Nagold.

An die Grlsschulbehördeir.

Da nach dem neuen Sportel-Gesetz vom 24. März 1881 auch von den Schulfonds-Rechnungen Rechnungs-Prüfungssporteln zu bezahlen sind, so werden die Oltsschulbehörden veranlaßt, binnen 8 Tagen Beschluß zu fassen, ob sie die Festsetzung einer Aversalsumme für je einen Zeitraum von 5 Jahren und zwar zunächst für die pro 1. April 1881 bis 1885 verfallenden Rechnungen wünschen, oder ob keine Aversalsumme festgestellt, sondern die Revi­sionssportel nach dem Blattgehalt der Rechnung und den Beilagen berechnet werden soll, und solchen unter Anschluß der letzt gestellten und revidirten Rechnungen pro ult. März 1881 nebst Beilagen hie- her vorzulegen.

Den 7. Februar 1882.

K. Gern. Oberamt in Schulsachen.

Gestorben: Den 5. Febr. zu Stammheim bei Calw Schult. Stooß. _

TageS-Neuigkeiter».

Deutsches Reich.

** Nagold, 7. Febr. Der l^/sstündige Vor­trag des früheren Feldpredigers, Pfarrer Faulha­ber von Stuttgart, über die denkwürdige Schlacht bei Sedan lockte eine solch große Menge Zuhörer von hier nnd auswärts herbei, daß der geräumige Saal des Gasthofs zumHirsch" sie kaum zu fassen vermochte. Mit gespannter Aufmerksamkeit folgte die Zuhörerschaft den beredten Worten des Augen- und Ohrenzeugen der Ereignisse vom 1.-3. Sept. 1870 in der Nähe von Sedan. Der verehrte Redner schilderte, was er in jenen Tagen miterlebt hatte, mit solch lebhaften Farben und in so gewandter, fließender Sprache, daß es den Zuhörern leicht wurde, sich im Geist in jene großen Tage zu versetzen. Lei­der müssen wir uns versagen, näher auf den Inhalt des ausgezeichneten Vortrags einzugehen und erwäh­nen beispielsweise nur einiges. Redner schilderte ei­nen Reisetag der württembergischen Truppen einige Tage vor der Katastrophe bei Sedan, an welchem dieselben von Morgens früh bis Nachts 12 Uhr zu marschiren hatten. Der Feldprediger kam oft in die Lage, sich der zahlreichen Verwundeten in herzlicher Liebe anzunehmen. Derselbe erzählte von einem Zusammentreffen mit dem nachmaligen deutschen Kai­ser Wilhelm, der den Truppen für ihre Tapferkeit dankte', sowie mit dem gefangen genommenen Kaiser- Napoleon. Die Schilderung eines feindlichen Höhen­angriffs ließen besonders die Hartnäckigkeit und Aus­dauer des deutschen Heeres, aber auch die Greuel erkennen, die ein solcher Kampf, die der Krieg mit sich bringt, und wie geehrter Redner besonders das Bild eines Ambulanceplatzes den Zuhörern vor das Auge führte, da hatte wohl jeder das Gefühl und den Wunsch, daß wir von einem Kriege doch auf immer verschont bleiben möchten. Im Namen aller Zuhörer spendete Dekan Kemmler dem verehrten Red­ner herzlichen Dank für den inhaltsreichen Vortrag.

Pfalzgrafenweiler, 5. Febr. Der am 1. Januar vorigen Jahres ins Leben getretene Dar­lehenskassenverein Pfalzgrafenweiler (e. G.) hat neuerdings die Bilanz pro 31. Dez. vorgelegt. Die­selbe bezeichnet einen Gesammtumsatz von 54 872,35 Mark bei einer Mitgliederzahl von 107, und bei be­deutenderen einmaligen Ausgaben für Vereinsmo­bilien rc. und sonstigen Unkosten einen Reinertrag von 149,66 ^

Brandfülle: In dem zur Gemeinde Denjächt gehörigen Weiler Thann (nahe bei Unterreichcu- dach) zwei Wohnhäuser und eine Scheuer.

Heilbronn, 3. Feb. Der Stapellauf des neu erbauten Neckarschiffes in Neckarsulm hat heute stattgefunden. Nach einer Ansprache des Vor­stands des hiesigen Handelsvereins W. Meißner wurde durch den Herrn Staatsminister v. Hölder die Taufe des Schiffs aus den Namen Sr. Maj. des Königs vollzogen. Neben einer kurzen An­sprache des Herrn Ministers fehlte auch das Zer­schellen einer Ehampagnerflasche am Kiele des Schif­fes nicht. Eine zahlreich besuchte zwanglose gesellige Vereinigung im kleinen Saale derHarmonie" schloß den Abend, wobei der Stadtvorstand, Oberbürger­meister Wüst, der Freude über den Besuch des Herrn Ministers in einem Toast auf diesen, der Herr Staatsminister dem Dank für die freundliche Auf­nahme in einem Toast auf die Stadt Ausdruck verlieh.

Augsburg, 4. Febr. Ein Beweis der Hoch­achtung, welche Dr. Völk im Leben genoß, sind die überreichen Theilnahmsbezeigungen, welche der Wittwe bezw. Familie des edlen Mannes bei und nach seinem Tode zu Theil wurden und noch wer­den. Unter den zahlreichen Beileidsschreiben, welche aus allen Gauen Deutschlands der Wittwe zugingen, steht obenan dasjenige des Fürsten Bismarck: Darin heißt es:Ich bitte Sie, gnädige Frau, meine herzliche Theilnahme an dem schweren Ver­luste entgegenzunehmen, welchen Sie erlitten haben. Ich betrauere mit Ihnen und allen, welche politische oder persönliche Beziehungen zu dem Verstorbenen gehabt haben, in ihm einen von reiner patrio­tischer Begeisterung getragenen, dabei von großer persönlicher Liebenswürdigkeit unterstützten Mitar­beiter an der nationalen Wiedergeburt Deutsch­lands." Auch der Botschafter Fürst Hohenlohe, sowie der Abg. Lasker haben Beileidschreiben an die Wittwe gesandt. Dasjenige Fürst Hohen­lohes lautet: Paris, 25. Jan.: Aus der mir über­sandten Anzeige ersehe ich mit Schmerz, daß Ihr Gemahl am 22. d. M. verschieden ist. Es drängt mich, Ihnen zu sagen, wie tief ich Ihren Verlust, der zugleich ein Verlust für Bayern und Deutsch­land ist, mit empfinde. Seit Jahren mit Dr. Völk in freundschaftlichem Verkehr stehend, habe ich seine Erkrankung und seine Entfernung von den politischen Geschäften aufrichtig bedauert und die Hoffnung gehegt, daß er seiner Familie und dem Vaterlande erhalten bleiben werde. Nun ist es anders gekom­men, und wir haben einen unserer besten Männer begraben, dem ich ein treues Andenken bewahren werde. In aufrichtiger Ergebenheit rc. Aehnlich lautet das Lasters, in welchem es am Schlüsse heißt:Gewiß gereicht Ihnen und den Nachkommen zu einigem Trost, daß der Name Völks mit den schönsten Frühlingstagen des neuentstandenen Reiches verbunden bleiben wird."

Frankfurt, 3. Fcbr. Ein hiesiger Finanzier beschnitt sich uugeschickr den eingemachscnen Nagel der rechten groben Fußzehe. Die Verletzung wurde schlimm und die Zehe mußte wegen drohender Blutvergiftung abgenommcn werden. Aber der Zweck war damit nicht erreicht und die Aerzle sahen sich bald genöthigt, den Fuß sammt einem Stück des Beines zu amputiren. Auch die zweite Operation war vergeblich, denn nach wenigen Stunden trat der Tod ein.

Eine jüngst in Düsseldorf verstorbene Dame hat ihrem Dienstmädchen in Anerkennung für treu geleistete Dienste die Summe von 10,000 Mark vermacht.

Berlin, 4. Febr. Der Pariser Figaro hat Einsicht von einem Briese nehmen können, den eine hohe Persönlichkeit aus Berlin nach Paris schrieb, nach einer Unterredung mit dem Fürste» Bismarck über den Sturz Gambettas. Fürst Bismarck war von dem Ereigniß nicht überrascht, er erwartete es und glaubt, daß Gambetta lange Zeit bedürfen wird, um wieder an die Gewalt zu kommen.Im Augen­blick ist er der Gefangene des Listenskrutiniums." Dahin faßte Fürst Bismarck seinen Gedanken zu­sammen.

Berlin, 4. Febr. Es ist ungewiß geworden, ob Fürst Bismarck im Stande sein wird, auf einige Zeit nach Friedri hsruhe zu gehen. Man sagt, das auswärtige Amt habe alle Hände voll zu thun und es handle sich darum, verschiedener Ver­wicklungen Herr zu werden, die theils im Orient, theils in Paris erstanden sind.

Berlin, 5. Febr. Staatsminister Dr. Falk wurde vorgestern vom Kronprinzen empfangen. Er war hierzu vom Kronprinzen selbst auf dem Hoffeste, das Tags zuvor stattfand, eingeladen worden. Dr. Falk erhielt neue Beweise des unveränderten Wohl­wollens, das ihm der kronprinzliche Hof von jeher entgegengebracht hatte. Am Dienstag verweilte Dr. Falk längere Zeit beim Reichskanzler Fürsten Bis­marck, der ihm zu seiner Ernennung gratulirte und den Wunsch äußerte, es möchten doch auch ferner­hin dieselben freundschaftlichen Beziehungen fortdauern, in denen sie Beide früher verbunden gewesen wären, und gingen ihre politischen Bestrebungen auch aus­einander, so könnten sie sich doch persönlich nach wie vor nahe stehen.

Berlin, 6. Febr. Professor Th. Mommsen ist wegen Beleidigung des Fürsten Bismarck auf Antrag des Kanzlers auf den 7. d. zur Vernehmung vor den Richter geladen.

Wie derNationalztg." berichtet wird, hat der Kaiser Anlaß genommen, nach dem Abschluß der Verhandlungen über dieHamburgerVorlage im Reichstage dem Finanzminister Bitter über seine Thätigkeit in dieser Angelegenheit in einem huldvollen Handschreiben seine besondere Befriedigung auszusprechen.

Wie man derF. Z." meldet, haben zwischen Fürst Bismarck und Simson, Seckendorf, Fried­berg und Falk Besprechungen darüber stattgefunden, auf welche Weise die Differenzgeschäfte an der Börse am besten getroffen werden könnten. In der Cent­rumsfraktion wurde angeregt, eine Kommission nie­derzusetzen, welche die Frage der Differenzgeschäfte berathen soll. Fürst Bismarck äußerte, er bestehe auf den im Kirchengesetze enthaltenen diskretionä­ren Vollmachten, wolle das Centrum diese wieder ablehnen, so übernehme dasselbe hierfür die Verant­wortung; er könne es ruhig abwarten. Die natio­nalliberale Fraktion beschloß einstimmig, gegen die kirchenpolitische Vorlage sich ablehnend zu verhalten.

Berichtigung. Nicht scchsuuddreißig, sondern 96 Zoll mißt die Riesendamc, die gegenwärtig in Berlin sich se­hen läßt.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 4. Febr. Die Anklage jim Ringtheater­prozesse ist gerichtet gegen: den Polizeirath Land­steiner, den gewesenen Bürgermeister Dr. v. Newald, den städtischen Ingenieur Wilhelm, den Direktor des Ringtheaters Franz Jauner, den Beleuchtungs- Inspektor Nitsche, den städtischen Löschmeister Heer, den Haus-Inspektor des Ringtheaters Breithofer, den Theaterarbeiter Gehringer. Die Anklageschrift dürfte binnen vierzehn Tagen eingebracht werden.