Franken zu Schulden kommen lassen, und um die Spuren darüber in seinen Akten zu vernichten, sein Haus in Brand gesteckt, war aber überführt und zu zehn Jahren Zuchthaus verurtheilt worden. In dem sich darüber enspinnenden Rechsstreite, ob die Auf­sichtsbehörde, die den rechtzeitigen Cassensturz und die Bücherprüfung unterlassen oder die Gemeinden den Ersatz zu leisten hätten, entschied das Bezirks­gericht zu Ungunsten der letzteren, weil sie den No­tar wiederholt gewählt hätten. So wurden denn durch den Bezirkswaibel von jeder selbstständigen Mannsperson 7Lz Fr. und Li seiner Staatssteuer, von jeder Wittwe Li ihrer Staatssteuer erhoben, und die nicht zahlen können, müssen 3 Tage Frohn- djenste thun.

Am 14..Dezember ging zu Utzenreich (Inn- Viertel) ein Schulmädchen, Tochter eines Bauers, bei heftigem Sturme und Regen aus der Schule nach Hause und hatte das Müdch.m, um sich vor dem Un­wetter zu schützen, den Regenschirm ansgespannt. Kaum aber beim Stege über den reihend angejchwol- lenen Osternachbach angclangt, erfaßte plötzlich ein heftiger Sturmstoß den Schirm und trug diesen sammt dem Mädchen, welches ihn nicht ans den Hän­den fahren ließ, in die hochgehenden Wellen der Osternach, die das Kind sofort verschlangen und erst in einiger Entfernung als Leichnam wieder hecaus- schwemmten.

Ueberallher kommen Klagen über Wassers­no th, die lantesten aus Belgien, wo mehrere Städte und viele Stationen der Eijenbahnen überschwemmt sind. Alle Welt ruft nach Schnee und die Brauer schreien nach Eis. Münchens Bierbrauer lassen Eis aus Tyrol und aus der Schweiz kommen.

Zittau, 20. Dczbr. Am 15. Nov. vor. I. wurde ein hiesiger Gärtner von einem der Toll- wuth verdächtigen großen Hunde, als er ihn von seinem Gehöfte jagen wollte, in's Gesicht gebissen. Vor einigen Tagen ist nun der Mann an der Was­serscheu, die als Folge jenes verhängnißvollen Bis­ses bei ihm jetzt erst, nach Tag und Jahr ausge­brochen war, gestorben.

Köln, 21. Dezbr. Der Sultan wartet mit Sehnsucht aus die Ankunft der deutschen Beamten - außer Gescher ist bekanntlich auch noch ein Stenerbcamter aus dem Elsaß nach Stambul be­rufen, und hat dem deutschen Botschafter, Grafen Hatzfeld, erst neulich versichert, diedeutsche Mission" sei seine persönliche Angelegenheit, und er habe da­für gesorgt, daß nicht nur während seines Lebens, sondern für den Fall seines Todes auch von seiten seines Nachfolgers die von der Türkei gegen die deutschen Beamten übernommenen Verpflichtungen nach jeder Richtung hin aufs pünktlichste erfüllt würden. (Die Nachricht, Herr Wettendorf wolle den türk. Dienst wieder verlassen, ist nach derK. Z." unrichtig.)

I)r. Becker, der Cölner Oberbürgermeister, hat den Württembergischen Kronenorden 1. El. er­halten, mit welchem der persönliche Adel verbunden ist.

Berlin, 22. Dez. Nach dem Berichte einiger Abendblätter wurde in der gestrigen außerordentl. Sitzung der städtischen Schuldeputation über die Angelegenheit des Dr. Henrici, Lehrers an der hiesigen Viktoriaschule (des Sprechers in der bekann­ten Reichshallenversammlung) berathen und beschlos­sen, demselben den Unterricht an der Viktoriaschule bis auf Weiteres zu untersagen und beim königl. Schulkollegium die Disziplinaruntersuchung mit dem Ziele der Entfernung aus dem Amte zu bean­tragen.

(Kongreß deutscher Landwirthe). Wie uns direkt mitgetheilt wird, hält derCongreß deut­scher Landwirthe" im Februar k. I. seine XII. Hauptversammlung in Berlin ab und hat derselbe für die zweitägige Dauer der Verhandlungen vorerst folgende Thema zur Berathung gestellt: 1. Ueber Arbeiterversicherung. 2. Die Produktion Amerikas als größte Gefahr für die deutsche Landwirthschaft. 3. Die Währungsfrage und 4. Ueber Spiritusbesteue­rung.

Die Matrikularbeiträge in dem Entwürfe des Reichshaushalts für 1881/82 werden sich nach dem EtatSentwnrfe im Ganzen auf 106,614,431 «/1L, so­mit um 20,043,481 höher stellen als im Vor­jahre. Von die;e» Matrikularbeiträgen entfallen auf Preußen 54,2ß3,478 »IL, auf Baiern 20,842,410 auf Sachjen 5,817,l78 »lL. auf Württemberg 7,420,006 v/L, auf Baden 5,290,858 vkL, auf Hessen

1,868,254 -M, auf Elsaß-Lothringen 3,917,649 Nach der dem Bundesrathe vorliegenden Berechnung der Matrikularbeiträge sind folgendes die Beträge, welche Baiern und Württemberg pro 1881/82 an Stelle der für Rechnung der übrigen Staaten auf­kommenden Einnahmen an Brausteuern bezw. an Branntweinsteuer und an den Ueberschüssen der Pvst- und Telegraphenverwaltung zur Reichskasse abzufüh­ren haben, und welche in den Matrikularbeiträgen mitenthalten sind: Baiern : Württemberg :

Brausteuer. 2,372,966 888,962

Branntweinsteuer . . . 5,228,244 1,958,609

Ueberschüsse der Post u. s. w. 2,224,613 833,367

Unter den Einnahinen, welche zur Reichskasse fließen, stehen voran Zölle und gemeinsame Verbrauchs­steuern mit 369 Mill.

Unter den hervorragenden Diplomaten des deutschen Reiches ist in der letzten Zeit der jetzt zum Staatssekretär ernannte Gras Hatzfeld, sowohl wegen seiner Verdienste als Vertreter der deutschen Interessen im Auslände, als auch der Schwierig­keiten wegen, welche Fürst Bismarck gehabt hat, seine Ernennung zu dem obigen Posten durchzufetzen, besonders häufrg genannt worden. Er ist setzt 49 Jahre alt und in der Diplomatie seit 21 Jahren heimisch. Seine Befähigung auf diesem Gebiete hat Bismarck zuerst in Paris kennen gelernt, als er dort preußischer Botschafter und Graf Hatzfeld einer sei­ner Sekretäre war. Als daher Bismarck Kanzler wurde, berief er den Grafen ins Auswärtige Amt nach Berlin und übertrug ihm 1874 den Gesandt­schaftsposten in Madrid. Sein gewandtes und energisches Auftreten ließ ihn, als Prinz Reuß seine Stellring als Botschafter in Konstantinopel mit der in Wien vertauschte, als geeignetsten Vertreter des deutschen Reiches im Orient erscheinen, und man weiß, wie sehr er dies Vertrauen gerechtfertigt hat; denn in allen schwebenden Fragen der letzten Zeit hat er unter den europäischen Diplomaten in Kvn- stantinopel vorzugsweise maßgebenden Einfluß auf die Pfortenregierung geübt. Graf Hatzfeld ist der jüngste Sohn, der durch ihre Beziehungen zu Lassalle bekannt gewordenen, nunmehr verstorbenen Gräfin Hatzfeld. Wie sein Vater, so hat auch er schon seit längerer Zeit von seiner Gemahlin, einer gebo­renen Amerikanerin, getrennt gelebt und wie jener ist auch er vor Kurzem gerichtlich von rhr geschieden worden.

In der deutschen Marine soll die unterge­gangene PanzerfregatteGroßer Kurfürst" nicht wieder durch ein Schiff gleicher Große ersetzt wer­den; man scheint von dem Baue solcher Panzer­kolosse abgekommen zu sein und will kleinere ge­panzerte Fahrzeuge mit größter Geschwindigkeit an deren Stelle erbauen. Mit den Kosten, wie sie der Große Kurfürst" erheischt hat, lassen sich etwa 8 der beabsichtigten kleineren Schiffe Herstellen. Auch in der italienischen Marine sollen keine Monstre- kriegsschiffe, deren jedes 24 Millionen Franks ge­kostet hat, weiter gebaut werden.

Herr v. Puttkammer hat kürzlich verordnet, daß seine neue Orthographie nicht einmal von den Be­amten seines Ressorts gebraucht werde. Dazu be­merkt dieGegenwart" sehr ironisch:Wie wir hö­ren, wird demnächst ein Jagdgesetz erlassen werden, welches nur für Säuglinge verbindlich ist, ferner eine Tanzordnung für Leute zwischen 80 und 90 Jahren, dann ein Reglement über Manöver der Kavallerie im Divisionsverbande für Gouvernanten, ein Ehe­scheidungsgesetz für katholische Geistliche, ein Exer- zier-Reglement für Lahme, ein Bankgesetz für Treuen- brietzen, ein Gesetz über das Ausweichen auf hoher See für Tischtigel, eine Hofrangsordnung für Mau­sefallenhändler, ein Gesetz für den Umzugstermin der Schwalben nnd ein Logik für höhere Verwaltungs­beamte.

Straßburg, 20. Dezbr. Ein eigenthüm- licher Unglücksfall hat den bekannten Virtuosen und Klavierkomiker Max Reichmann aus Wien betroffen, welcher vor etwa 14 Tagen hier im Hotel zum Englischen Hofe einen Cyclus von Vorstellungen eröffnet hatte. Herr Reichmann verschluckte vor einigen Tagen beim Diner einen ganz kleinen Kno­chen, was einen bedeutenden Hustenreiz und dem- nächstigen Blutandrang zum Kopfe zur Folge hatte. Herr Reichmann siel zu Boden und schlug mit dem Hinterkopf gegen einen eisernen Ofen, erlitt hierbei eine Gehirnerschütterung, welche nach wenigen Stun­den den Ausbruch von Tobsucht verursachte. Der

unglückliche Künstler mußte dem Hospital übergeben werden, in welchem er am Sonntag starb.

Das Resultat der Geldsammlung für den Prof. Mommsen zum Ersatz des Verlustes, welchen der Gelehrte in Folge der Zerstörung eines großen Theiles seiner Bibliothek erlitten hatte, ist, daß bis jetzt 106,000 -,/L zusammen gekommen sind. Wie die Schles. Ztg. hört, hat allein das Haus Mendel­sohn in Berlin 10,000 vIL gezeichnet.

Schweiz.

Bern, 26. Dez. Der für 1881 zum Bun­despräsidenten gewählte Bnndesrath Andcrwcrty hat sich gestern Abend erschossen.

Airolo, 21. Dez. Soeben um 7 Uhr Abends passirte die Gotthardpost von Göschenen kommend zum ersten Mal den großen Tunnel: es sind 7 Rollwagen, Briefe und kleineres Gepäck, natürlich ohne Passagiere, begleitet von dem allen Gotthard- reiscnden bekannten Postkondukteur Zgraggen. Die Durchfahrt dauerte 4 Stunden. Der Gotthard ist zugeschneit; so lange der Berg unpassirbar, geht die Post unten durch.

Frankreich.

Paris, 22. Dez. Die in der gestrigen Si­tzung von der Enquete in Sachen Cissey entdeckten Veruntreuungen machen das größte Aufsehen. Die­selben betreffen angeblich nicht nur den General-In­tendanten Guillot, welcher Entlastungszeuge des Ge­nerals Cissey war, sondern auch zwei andere Inten­danten.

Die französische Kammer hat das von Mini­ster Ferry vorgelegte Volksschulgcsetz angenommen.' Dasselbe beruht auf dem Grundsatz, die Geistlichkeit so viel als möglich von der Schule auszuschließen. Der Religionsunterricht wird deßhalb unter den Un- terrichksgegcnständen nicht erwähnt, und nur im Vor­mittag sreigegeben, wo derselbe in der Regel in der Kirche, in Ausnahmsfällen in der Schule er- theilt werden kann.

In Bitty in Frankreich lag ein junges Mäd­chen aufgcbahrt im Sarge, um andern Morgens be­erdigt zu werden. Die am Sarge wachende barm­herzige Schwester glaubte schwache Lebenszeichen an der Tobten zu bemerken und rief den Vater und in demselben Augenblick rief das Kind: Papa, Papa, mir sind meine Füße kalt! Es war aus dem Scheintodc erwacht und wurde wieder gesund. Griechenland.

Athen, 25. Dez. Alle griechischen Blätter haben sich gegen den Vorschlag betreffs des Schied- gerichts ausgesprochen und betrachten die Entschei­dung der Berliner Konferenz als definitiv; der Schiedgcrichtsvorschlag werde die Frage verwirren, die Kriegserklärung sei unvermeidlich. Die militärischen Vorbereitungen werden eifrigst fortgesetzt, mehrere Lager gebildet und Vorräthe angeschafft, um 80,000 Mann an der Grenze aufzustellende Truppen zu verpflegen. Es verlautet, daß demnächst die Ein­berufung der Reserve bcvorstche.

Rußland.

In Rußland tritt mit jedem Tag der Haß ge­gen das Deutschthum deutlicher hervor und es dürfte nicht überflüssig sein, die allgemeine Aufmerksamkeit auf jene Stimmen zu lenken, welche aus der Czaren- stadt warnend zu uns herübertönen und uns darauf vorbereiten, was wir früher oder später von unfern Nachbarn im Osten zu erwarten haben. Türkei.

Konstantinopel, 25. Dez. Dem Vernehmen nach beschloß der Ministerrath, das Schiedsgericht in der griechischen Frage eventuell abzulehnen und die in der Note vom 3. Oktbr. ausgesprochenen Zu­geständnisse aufrecht zu erhalten.

Bukarest, 22. Dez. (Der Attentäter Petrartu.) Unter den beim Attentäter Petrariu gefundenen Schriften be­findet sich eine mit der AufschriftComits der Fünfzig". Die­selbe lautet nach der Wiener Presse:Rumänen! Das Comits der Fünfzig verurtheilt den Premierminister Bratiann zum Tode. Das Schicksal hat mich dazu ansersehen, diese traurige Aufgabe zu erfüllen. Ich habe sie vollführt, denn ein Beispiel mußte ausgestellt werden, um das Land zu retten. Was wir wollen, enthält das Programm des geheimen Comitss. Wir wollen uns opfern und selbst dem Tode weihen, um das Ziel zu er­reichen. Mau möge mich nicht als Mörder bezeichnen; ich be­gehe die That mit Uebcrzcugung, um Rumänien einen Dienst zu erweisen. Ich verzichte auf meine Frau und Kinder, auf meine Mutter und Geschwister, ich vergaß mich selbst, nur um unserer gemeinsamen Schwester einen Dienst zu erweisen. Ich verlange keine Gnade; ich that meine Schuldigkeit als Rumäne. Mau soll die ganze Strenge des Gesetzes gegen mich amven- den. Indem ich mich von der Gesellschaft lossage, möge es mir gegönnt sein, die letzten Worte an meine Frau und Kin­der zu richten. Beweine mich nicht mein theures Weib. Das