Erlaß des Kgl. Oberamts energisch entgegentreten und bemerkt, daß derartige Vorkommnisse dem Bet­tel gleich zu achten sind und bestraft werden.

Ulm, l. Dezbr. Gestern Nacht wurde laut N.-U. A." im Expeditionslokale der bayr. Post zu Weißenhorn eingebrochen und die Postkasse um 1700 v/L in barem Geld bestohlen, lieber den Thä- ter fehlt noch jeder Anhalt.

Brandsülle: In Roth (Laupheim) am 1. Dez. 1 Wohnhaus.

Karlsruhe, 3. Dez. In Grünwinkel in der Nähe von hier ist ein Kellerneuban eingestürzt, wobei 24 Personen verschüttet wurden. Bis jetzt sind 6 Todte und 11 Verwundete aus den Trüm­mern hervorgezogen worden.

Aus Gemünden berichtet man: Ein seltsamer Passagier wurde aus dem hiesigen Bahuhose angestauut. Es ist der Esel, der bei dem L berammerganer Passionsspiele funk- tionirte, und der nun auf der Durchreise nach seiner neuen Heimath, England, begriffen war. Ein reicher Engländer hat denselben um eine hohe Summe gekauft.

Eisen, 26. Novbr. Wie sehr die jetzt be­sprochenen Bochumer Attentate die Bevölkerung der hiesigen Umgegend, besonders die weibliche, ängstlich erregt haben, geht daraus hervor, daß in diesen Tagen ein harmlos seines Weges von Essen nach Steelle ziehender Eigarren - Reisender durch eine bloße Frage in eine böse Lage kam. Unterwegs traf er ein Mädchen, welches bei seiner Frage, wo­hin er gehen müsse, ein ängstliches Geschrei erhob und einige des Wegs kommende Bergleute zur Hülse rief, die, sofort Böses ahnend, den Kaufmann jämmer- j lich durchbläuten. Nur mir Mühe gelang es dein Reisenden, dieselben von seiner Unschuld zu überzeugen.

Essen, a. d. R., 2. Dez. Mittags wurde dem hiesigen Landgericht ein fein gekleideter Herr im Cylinder, angeblich ein Engländer aus Bochum, ge­schlossen zugeführt, welcher der Bochumer Frauen­morde stark verdächtig ist. Wie verlautet, soll der­selbe in sofortigem Verhör auch den bekannten Mord an einer Bochumer Hebeamme eingestanden haben.

DieMagdeb. Ztg." läßt sich mittheileu, daß der Reichskanzler dem Fürsten Hohenlohe gegenüber geäußert haben soll, er wolle an den Berathungen des Abgeordnetenhauses sich betheiligeu, überhaupt gedenke er vom nächsten Monat ab längere Zeit in Berlin zu verweilen, den Bewachungen der deutschen Minister über die Bundesrathsvorlagen beiznwohnen und die ganze Reichstagssejsion mirzumachcn. - Bezüglich deS Ainanzministers Bitter wird dessen angebliche Aenßernng evlportirt, er werde schwerlich im Reichstage noch einmal daö Wort zu nehmen haben. - Deutschland, Oesterreich und Italien, denen sich nun auch Frankreich angeschlossen zu ha­ben scheint allem Vcrmuthen nach galt die Conferenz des Grafen St. Ballier und des Fürsten Hohenlohe mit Bismarck der orientalischen Angelegenheit, speciell der griechischen Frage), sollen für sofortige Auf­lösung der Demonstrationsflotte sein, sowie für die Ausbietung aller Mittel, um Griechenland zur Mäßigung zu bewegen und vor Schritten zu warnen, welche unabsehbare Consegnenzen nach sich ziehen möchten. Berläusig sieht man in Berliner Kreisen die griechische Frage für vertagt an.

Berlin, 2. Dez. DieGrenzboten" bringen anscheinend einen inspirirten Artickel, worin die Un­terstellung, daß Bismark die Antisemitenbewegung begünstige, kategorisch zurückgewiesen und Stöcker aufs schärfste vernrtheilt wird. DieGrenzboten" führen den Ursprung der ganzen Bewegung aus die ultramontanen und hochkirchlich-conservativen Gegner Bismark's zurück.

Berlin, 2. Dez. Gestern Abend haben in einer Vor­lesung des Prof. Dr. Lasson in einem Hörsaal der Universität sehr bedauerliche Ausschreitungen stattgefunden. Dr. Lasson ist bei einer Vorlesung in voriger Woche in entschiedenem Sinne gegen die Judenhetze vorgcgangen und hat in der con- fessionellen Streitigkeit scharf Stellung genommen. Dabei ist bemerkenswcrth, das; Dr. Lasson selbst getaufter Jude ist, das; er in einer höheren Lehranstalt christlichen Religionsunter­richt ertheilt, der eonscrvativen Partei angehört und für die innere Mission eine rege Thätigkcit entfaltet hat. Wenn er trotzdem gegen die Judenhetze zu Felde zog, so wird man seine Haltung für eine um so parteilosere und ehrenwerthere halten müssen. Ais Dr. Lasson in das Auditorium eintrat, erhob sich ein Toben und Lärmen, das sich in dem Augenblick, wo er seine Vorlesung beginnen wollte, zu einem wüsten Chaos steigerte. Ruse der gemeinsten Art wurden dem Professor, der auf dem Katheder stand, cntgcgengeschleudert:Sie sind ja ein Judcnjungc!" riefen die Studenten dem Professor zu. Seien Tie ruhig!"Juden raus!" und dergleichen mehr brüllten die rohen Gesellen dem Projessor entgegen. Anderer­seits wieder suchten die Anhänger des Professors Lasson dieses Lärmen zu übcrtönen und es kam zu Sccnen der allernicdrig- sten Art, während der Professor bleich und kaum eines Wor­

tes mächtig auf dem Katheder stand, natürlich außer Stande, seinen Vortrag inmitten dieses Tobens zu beginnen. Zischen, Pfeifen, Stampfen und Brüllen, Scharren mit den Füßen, Lachen und gegenseitige Beleidigungen der cstudenten unter­einander klangen zu einem Höllenlärm zusammen, der schließ­lich den Castellan und den Portier herbeiführtc, zum Schutze des Dr. Lasson. Dieselben schlugen vor, die Vorlesung nach dem Baracken-Auditvrium zu verlegen. In der That strömte nun die wüthende und erregte Menge der Studenten dorthin. Professor Lasson hatte aber inzwischen eingesehen, daß von der Abhaltung eines Collegs heute nicht mehr die Rede sein könne und war deshalb auf Veranlassung des Decans Prof. Zupitza seiner Faeultät sortgegangen. In dem Barackcn- Auditorium setzte sich noch einige Zeit hindurch der wüste Scandal fort, bis der herbeigeeilte Decan, sowie der Castellan erklärten, die Studenten hätten das Auditorium zu verlassen und es werde sofort das Gas ausgedreht werden. Unter den Rufen:Vivat Treitschke! Vivat Lasso»! Pereat Treitschkc! Percat Lasson!" verlief sich die Schaar der etwa sechshundert Studenten.

(Judendebatte.) Wir schließen mit der zur Ver­söhnung sprechenden Rede des Dr. Löwe -- Berlin, welcher dem Fortschritt angehört und Jude ist.Sie werfen nns Juden vor, daß wir noch nicht auf derselben Höhe stehen wie Ihre Stammesgenossen, aber Sie vergessen, daß ein Jahr­hunderte lange Unterdrückung erst vor nicht langer Zeit von uns genommen ist^ Sind die Juden nicht gewaltsam hinein­gedrängt worden in Erwerbsarten, die Ihnen mit Recht miß- mllen? Verboten war ihnen der Erwerb von Grundbesitz uno der Landbau, verboten der Eintritt ins Handwerk, verboten der Handel, der mit Maß und Gewicht betrieben wird und nun wollen Sie den Juden einen Vorwurf daraus machen, daß sie mit alten Kleidern handeln ? Sie legen den Juden gewisse Reichthümer zur Last, aber besinnen Sie sich doch, daß die Juden nicht anders als mit einem gewissen Kapitaibesitz Auf nähme als Bürger finden konnten. Die bessern Elemente deS Judenthums fangen an, nachdem sie das Zutrauen gewonnen haben, mau werde ihnen die bürgerliche Existenz nicht wieder unter den Füßen wcgziehen, dahin zu wirken, daß ihre Siam meSgenossen sich mit dem Deutschthum assimiliren, ohne daß sie deshalb den ererbten Glauben aus ihrem Herzen reißen wollen. Es ist kein leichtes Werk, und nun stören Sie es noch, indem Sie die unlautersten Elemente gegen uns loslassen. Rach der klaren Erklärung der Regierung haben wir die Sicherheit gewonnen, daß uns unsere staatsbürgerlichen Rechte nicht verkümmert werden. Das beruhigt und ermulhigt uns."

Der angeblich zwischen dem Reichskanzler und dem Finanzminister Bitter entstandene Zwist soll nun wieder beigelegt sein. Der Finanzminister dürfte jetzt wvhl bald Gelegenheit zu der Erklärung neh­men , daß alle nun zu bewilligenden Steuern im Reichstage unverkürzt zur llebcrweisung an die Ein- zcislaaten bcyufs Stenerentlasrung gelangen fallen.

Die Postbeamten beabsichtigen eine Petition an den Reichstag zu richten, in welcher sie namentlich ihre gegenwärtige Dienstüberbürdung darstellen und um Gewährung eines sie nicht vorzeitig zum Siech- thum oder zur Peusionirung zwingenden Arbeitspen­sums vorstellig werden wollen.

Die Feier deS November-Aufstandes vom Jahre 1830/31 wurde in Posen am 29. November von polnischer Seite unter sehr zahlreicher Bctheiligung begangen. Man sieht, daß die Erinnerung an das Streben nach einem eigenen polnischen Königreiche noch nicht so ganz erloschen sind.

OesterreichUngarn.

Wien, 3. Dez. Meldung derPol. Corr." aus Baosic: Viceadmiral Sehmour notisicirte heute sämmtlichen Geschwader - Commandanten die Auf­lösung der vereinigten Flotte. Das britische Ge­schwader segelt morgen früh nach Malta, das fran­zösische nach Toulon.

Linz, 30. Nov. Wie bestimmt verlautet, soll Bischof Rudigier ans Anlaß der Kaiser Joseph- Feier-Affaire auf höhere Weisung nach Wien be- schieden worden sein. Competenten Orts lasse man sich dabei von der Ansicht stellen, daß man, bei aller Rücksichtnahme aus die Freiheit der Bewegung, es dennoch nicht als angemessen betrachten könne, wenn Vorkommnisse solcher Art, welche leicht zur Erzeu­gung nachhaltiger Gegensätze führen könnten, öfter sich ereignen sollten.

Ried, 30. November. Heute fand hier eine Bauern-Versammlung unter außerordentlichem Andrang der Landbevölkerung statt. Anwesend wa­ren circa 700 Personen. Redakteur Kirchmair hielt eine zündende Fest-Rede. Hierauf wurde die nach­folgende Resolution einstimmig angenommen:Die freie Bauern-Versammlung zu Ried im Jnnkreis am 30. November 1880 erblickt in weiland Sr. Maje­stät Kaiser Joseph II. den Retter und Befreier des Bauernstands und des Volkes, scheut sich nicht, die dankbarsten Gefühle der Verehrung und Bewunde­rung offen vor aller Welt auszusprechen, nachdem weiland Sr. Majestät Kaiser Joseph II. Gleichbe­rechtigung, Freiheit, Edelmuth und seltene Hoch­herzigkeit in so trefflicher Weise zu vereinbaren verstand, daß er in alle Zukunft eine erhabene

Leuchte für kommende Geschlechter sein und bleiben wird, und nennt Jene, die nicht die gleichen Gefühle theilen, die größten Feinde des Volkes und insbe­sondere des Bauernstandes."

Frankreich.

Paris, 1. Dez. Gestern wurde im Bureau der Nordbahn am Börsenplätze in Paris ein Korb mit ungefähr 400,000 Fr. gestohlen. Die Diebe blieben bis jetzt unerlldeckt.

Paris, 2. Dezbr. Fürst Hohenlohe traf diesen Morgen um 11 Uhr wieder in Paris ein. Viele namhafte Personen erschienen diesen Nach­mittag im Botschaftshotel, um den deutschen Bot­schafter zu begrüßen.

Gambelta läßt sich jetzt vom Spanier Mad- razzo für die Kleinigkeit von 30,000 Franken malen.

Die Bemerkungen j des Ministers Barthelemy St. Hilairc im französischen Senat über die gegen­wärtig im Vordergrund stehenden Fragen der aus­wärtigen Politik sind von nicht geringem Interesse. Sie bestätigen namentlich, daß Zwangsmaßregeln, wie etwa eine Ausdehnung der Flottendemonstration, zur Regelung der griechischen Frage ernstlich nicht in Aussicht genommen sind, daß vielmehr die Be­mühungen der Mächte dahin gerichtet sind, den Actionseifer Griechenlands möglichst niederzuhalten und ans eine günstigere Zeit zu vertrösten. In dieser Richtung ist namentlich auch die deutsche Vertretung in Athen thätig, und es soll sich über diesen augen­blicklich brennendsten Punkt der orientalischen Frage bei dem treulichen Besuch des Grafen St. Ballier und des Fürsten Hohenlohe in Friedrichsruh voll­ständiges Einvernehmen ergeben haben.

Amerika.

New-Port, 13. Novbr. Zn Boston starb diese Nacht der bekannte alte deutsche Erzrevolutionär Karl Heinzen, ein ehrlicher Mann, aber durch und durch radikal. Im Jahre 1848 von der Schweiz ausgewiesen, kam er hieher, wo er mit Tissoroskh, dem revolutionären Exdiktator von Krakau, die Schnellpost hcrausgab, welche von Eichthal gegründet wurde. Nach Ausbruch der 1848er Revolution nach Europa znrückgekehrt und bei dem verunglückten Unternehmen Hccker's kom- prvmittirt, begab er sich nach der Schweiz, bethei­ligte sich an der Echebuug in Baden, kehrte in die Schweiz zurück, wurde wiederholt ansgemicsen und kam 1850 nach New-Aort zurück. - Am 30, Okt. Nachts wurde ans Präsident Hayes in der Bahn­station Howed an der Santa - - Eisenbahn ein Attentat gemacht. Ein Mann, Namens Hooker, der unweit der Station wohnt, machte den Versuch, in den Wagen zu steigen, worin sich der Präsident befand; Hooker wurde jedoch von einem Dritten bei Seite gestoßen und blieb stehen, bis der Präsident auf die Plattform trat, zog seinen Revolver und feuerte 2 Schüsse auf Hayes ab, welcher in den Waggon zurücksprang. Hooker entfloh und wurde am zweiten Tage verhaftet.

Kandel L Werkeyr

Vom Fuß des Schwarzwaldes, 2, Dezbr. Allge­mein werden Heuer die Tannenzapfen im Schwarzwald vermißt, die sonst bei meist reichlicher Ernte viel lohnende Ar­beit gebracht haben. Den fast gänzlichen Mangel an dieser geschätzten Samcnfrucht schreibt man mit Recht der strengen Kälte des vorigen Winters zu. Im Getreidegeschätzt ist bis jetzt kein rechtes Leben und die Preise sind besonders bei der Gerste zurückgegangen, so daß man blos 8 ,6t bis 8 .6t 50 4 für den Ztr. anlegt, während die Notirungcn in Romansborn für fremde Gerste bis 23 -6t per Doppel-Ztr. lauten. Unsere Saatfelder stehen sehr schön und kräftig, auch sind wir Heuer znm grüßen Glück von Feldmäusen verschont geblieben.

Hcilbrvnn, 30, Nov, Der heute hier gehaltene Vieh­markt war sehr stark betrieben. Es standen znm Verkauf ca. 3900 Stück Rindvieh und ca. 900 Stück Milch- und Läufcr- schweinc. Trotz der gedrückten Preise ging der Rindviehhan­del äußerst lebhaft. Ans dem Schweinemarkt blieb nur We­niges unverkauft und wurden Milchschweine bis zu 36 und Läuferschweine bis zu 80 das Paar gezahlt.

(Badische 35 fl.-Loose vom Jahre 1845. Zie­hung am 30. Nov. 1880. Gezogene Serien: Nr. 692 815 863 892 942 1279 1751 1946 2151 2356 2495 2534 2908

3851 3432 3545 3916 3962 4031 4261 4275 4908 5163

5273 5408 5812 5870 6167 6384 6604 6617 6762 7047

7276 7324 7429 7688 7690 7748 7977. Die Prämien-

zichung findet am 21. Dezbr. d, I, statt.

Hiemit weisen wir ans die heutige Annonce des Herrn Braun aus Breslau hin, welcher auf seiner Durchreise am Mittwoch den 8. Dez., Nach­mittags im Gasthos z,Hirsch" zu sprechen ist. Die vorzügliche Heilmethode desselben bei genannte m Leiden ist weit und breit bekannt.

§!

A

2

i» » r<"»

rr