Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
Erscheint wöchentlich 3mnl und kostet stalbjälirlich hier (ohne Trägerlohn) 1 ^ 60 -i, in dem Bezirk 2 außerhalb des Bezirks 2 40 -i.
Donnerstag den 4. November.
! Jnsertionsgcbühr sür die l spaltigc Zeile aus ge ! wöhnlichcr Schrift bei einmaliger Einrückung 9 - i bei mehrmaliger je 6
1880 .
HM! Auch für die Monate November tind Dexember kann auf den Gesellschafter abonnirt werden und wollen daher die Bestellungen stets bei dem nächstgelegenen Postamt oder Eisenbahnstation, oder dem den Ort passirenden Postboten gemacht werden.
Amtliches.
N a g o l d.
Kandtags-Abgeordneten Wahl.
Abstimmungs-Bezirk Nagold.
Mit Bezug auf den oberamtlichen Erlas; vom 22. d. Mts. Amtsblatt Nro. 128 mache ich hieinit bekannt, daß im Abstimmungsbezirk Nagold (Rathhaus) am
Mittwoch den 10. November d. I.,
Vormittags 8Vs Uhr die Wahlhandlung beginnt und Nachmittags 3 Uhr geschlossen wird; ferner, daß die Wähler aus den Gemeinden:
Jselshansen Vormittags 8Vs Uhr, Emmingen
9 Uhr, Mindersbach 9Vs Uhr, Pfrondorf lO
Uhr, Nohrdorf lOVs Uhr, Ebhausen 11 Uhr
und Nagold 12Vs Uhr Mittags berufen sind.
Die Ortsvorsteher der betreffenden Gemeinden wollen sich pünktlichst einfinden.
Den 30. Oktober 1880.
Districts-Wahl-Vorstcher:
Oberamtmann Güntner.
N a g o l d^
Die Ortsvorsteher werden aufgefordert, die Berichte über die Veränderungen im Bestand der Steuer-Objekte
vom 1. November 1879/80 binnen 10 Tagen einzusenden.
Den 1. November 1880.
K. Oberamt. Güntner.
Tages-Neuigkeiten.
Deutsches Reich.
* Nagold, 2. Nov. Gestern Abend hatte Hr. Oberregierungsrath Luz als Candidat für die Abgeordnetenwahl unseres Bezirks sich den hiesigen Wühlern auf dem Rathhause vorgestellt. Nachdem das Wahlcomite-Mitglied Gewerbevereins-Vorstand Sannwald der zahlreichen Versammlung kurz mit- getheilt, warum eine Neuwahl nöthig geworden und daß in der bekannten Wahlversammlung die Aufstellung des Hrn. Oberregierungsraths Luz als Candidat einstimmig gut geheißen wurde, ersuchte er deu geehrten Herrn Candidaten zur Ergreifung des Worts. Herr Oberregierungsrath Luz erwähnte zunächst, daß er nun zum dritten Male (1870, 1876 und 1880) die Einladung erhalten habe, die Candidatur für die Stelle eines Landtagsabgevrdneten des hiesigen Bezirks zu übernehmen. Den verschiedenen Bedenken gegenüber, welche auch diesmal Vorgelegen seien, habe die Anhänglichkeit an seinen heimathlichen Bezirk den Ausschlag gegeben. Nachdem er seinen politischen und seinen zollpolitijchen Standpunkt angegeben hatte, ging Redner zu den Aufgaben des nächsten Landtags über, wozu in erster Linie die Berathung des Hauptfinanzetats pro 1881/83 gehöre. Im vorigen Etat sei ein Abmangel von ungefähr 8 Millionen Mark theils durch Restmittel, theils durch Anlehen gedeckt worden. Ein ähnlicher Ausfall werde wahrscheinlich wieder vorhanden sein, wofür die Gründe des Näheren angegeben wurden. Hieher gehöre auch der Umstand, daß der neue Zolltarif seine finanzielle Wirkung für die einzelnen Bundesstaaten, welchen der die Summe von 130 Millionen Mark überstei
gende Ertrag der Zölle und der Tabakssteuer zu- komme, noch nicht geäußert habe. Dies wurde mit Notizen über die massenhafte Einfuhr von Eisen. Leder, Wein, Wollwaareu und Tabak, welche viele Speculanten unmittelbar vor der Einführung des neuen Zolltarifs aussnhrtcn, erläutert. — Im übrigen komme der Rückgang in den Ertrügen der Eisenbahn- und der Fvrsrverwaltung u. s. >v. in Betracht. — Redner führte sodann ans, daß man nach seiner Ansicht den Ausfall ans Grund und Boden, Gebäude und Gewerbe nicht umlegen könne, weil diese schon hoch genug belastet seien. Es werde sich aber empfehlen, die Staatsschuld, welche ungefähr 400 Mill. Mark betrage und hauptsächlich von Eisenbahnballten herrühre, in langsamerem Tempo abzubezahlcu und die 4Vrprozentigen Guldeuobligationen in 4pro- zentige Markobligationen zu verwandeln. — Außerdem werde ein Gesetz über die Besteuerungsrechte der Gemeinden und Amtskörperschaften Vorkommen. Dieses Gesetz habe hauptsächlich eine Bedeutung sür Gemeinden, welche, wie Stuttgart und andere, Verbrauchsabgaben von Bier, Fleisch u. s. w. erheben wollen. Im Anschluß bieran wurde die Frage über Besteuerung der Hansirhändler besprochen und dabei anerkannt, daß viele solche Händler, namentlich auch ausländische, von einer Gemeindesteuer nicht betroffen werden und daß hierin dem ansäßigcn Gewerbestand gegenüber ein unrichtiges Verhältnis; vorliege, welchem in irgend einer Weise abzuhelfen sein werde. Oberregicrungsrath Luz besprach noch einige fernerliegende Ausgaben des Landtags (z. B. über die Reform der Verwaltung der Gemeinden und Oberämter) und ging sodann auf eine Erörterung über seine Eigenschaft als Staatsdiener über. Dieselbe sei den Wühlern bekannt, welche auch wissen, daß er sich keiner extremen Oposition anschließen werde. Gleichwohl habe man ihn zur Annahme der Candidatur wiederholt veranlaßt. Man wisse hier aber auch, daß er der Bevölkerung des Bezirks, aus welchem er stamme , immer nahegeblieben sei. Er kenne die Bedürfnisse und Wünsche des Volkes und werde sie auch zum Ausdruck bringen; dafür bürge seine Thätigkeit im Landtage von 1877. Es werde auch nicht bestritten werden können, daß ihm gerade vermöge seiner langjährigen und reichen Erfahrungen im Staatsdienst für viele und wichtige Fragen eine nähere Sachkenntniß zukomme und daß ihn diese Erfahrung befähige, den Gemeinden und den Einwohnern des Bezirks in vielen Angelegenheiten derselben mit Rath und That an die Hand zu gehen. Lauter Beifall folgte der beständigen klaren Rede, durch welche Hr. Oberregierungsrath Luz bekundete, daß er wirklich der Mann unseres Vertrauens ist, was Hr. Kfm. Pfleiderer noch besonders zu betonen glaubte und daher zur regen Wahl aufforderte.
Nagold. Polizeiliche Uebertretungen kamen vom 1. Jan. 1880 vis 81. Scpt. 1880 znr Anzeige: Wegen Ruhestörung 43, Freilaufenlassen der Hnnde ohne Beißkorb 7, überlretcue marktpolizeiliche Vorschriften 7, Nichtbeachtung polizeilicher Anordnungen 6, Ungehorsam 2, zwecklosem nächtlichem Herumziehen von weiblichen Personen 6, Feuervcrwahr- losnng 2, Thierquälerei 3, Straßenversperrung 3, groben Unfugs 6, Entwenden von Fcldfriichten zum unmittelbaren Genuß '2, schnellem Fahren in der Stadt 1, F-reilaufenlasseu der Gänse am Sonntag 3, unerlaubten Bauens 1, unbefugtem Waiden 8, unbefugtes Befahren fremder Grundstücke ohne Fahrtrecht 8, Ueberschreitung des GrasnutzungSrechts 14, Schulversäum- uisse 16, Sonntagsentheiligung 1. Dem K. Obcramt hier wurden übergeben: Wegen Bettels 69, Schießen innerhalb Etters 1, Fischen ohne Fischerkarle 2. Dem K. Amtsgericht hier wurden übergeben: Wegen Diebstahl 17, Nothzucht 2, Beleidigung im Dienst 2, Widersetzung 1, Be- j trug 2, Körperverletzung 1, Hausfriedensbruchs 1, nnberechtig- - tcn Jagens 2.
! 7^ Altenstaig Stadt, 1. Nov. Die ge
stern im Waldhorn hier abgehaltene Bezirksversammlung des landwirthschaftlichen Vereins war ungemein zahlreich, namentlich auch von Nagold ans, besucht. Unter den Anwesenden bemerkten wir besonders sehr viele Ortsvorskcher. Zuerst referirte der Vorstand über die Berathnngen des X. Gauverbands sin Horb. Wie schon ans den Zeitungen bekannt, hat dort Freiherr von O w eine auf ihn gefallene Wahl znr Beschickung des Delegirtentags in Berlin abgclehnt. 2) wurde beschlossen, eine landwirthschaftlichc Haushaltungsschule — ähnlich der in Stubersheim — in Herrenberg zu gründen, die Einrichtnngskostcn hiezu kommen auf 2000 -4L, wovon 200 -4L von unsrem Bezirk in Aussicht gestellt sind. Ein 3. Punkt betraf die allgemeine Wechselfähigkeir, ein Beschluß hierüber scheint nicht zu Stande gekommen zu sein. Nun folgen die Wahlen: Als Vorstand wurde durch Acclamation einstimmig gewählt Herr Oberamtmann Güntner. Als Ausschussmitglieder Ruefs in Spielberg mit 77, Guoth in Effringen mit 75, Schill in Altenstaig mit 72, Gänßle in Walddorf mit 65, Bühler in Gültlingcn mit 60, Gutekunst in Nagold 52, Dürr in Sulz mit 51, Wiedmaier in Wildberg mit 45, Lehre in Nagold mit 43, Klein in Nagold mit 43, Schulder in Nagold mit 42, Link in Tröllenshof mit 36 Stimmen. Weitere Stimmen erhielten: Schultheiß Rapp und Schult. Schlack (33.) Vicevorstand Gemeinderath Guoth in E. (25). Als Delegirte des X. Gauverbands wurden gewühlt: Guoth mit 58 und Ruefs mit 44 Stimmen. Ersatzmänner: Bühler mit 24 und Schill mit 17 Stimmen. Einsender erlaubt sich hier die Frage aufzuwerfen, ob nicht ein einfacherer Abstim- mungsmodns eingeführt werden dürfte, etwa in der Art, daß die meisten Stimmen beim Ausschuß zugleich die Wahl die Vicevorstandes resp. der beiden Delegirten und ihrer Stellvertreter anzeigen. — Die Tagesordnung gelangte nun zum wichtigsten Theil, nemlich zum Vortrag des Pomologen Herrn Fritzgärtner aus Reutlingen über den Obstbau. Eingeleitet wurde der Vortrag durch den Dank des Vorstands an die K. Centralstelle für Landwirth- schaft, in deren Auftrag Hr. Fritzgärtner gesendet wurde. Versuchen wir nun die Hauptpunkte des Vortrages zu scizziren: Im Laufe des Sommers sind noch viel mehr Schäden — und zwar im ganzen Land an unfern Bäumen hervorgetreten, als man im Frühjahr nur glaubte. Im August, im 2. Saft verdorrten viele Bäume; viele blieben in der Entwicklung zurück. Betrachten wir die verschiedenen Formen, so müssen wir sagen: a) Erfrieren ganzer Bäume, ist der Stamm schwärzlich, so ist in der Regel der Baum verloren, d) Oft ist blos die Krone erfroren und der Stamm gesund, in diesem Falle haben die Stämme Wasserschossen getrieben; dieselben sind gegenwärtig noch grün, deßhslb muß man sorgen, daß diese Schossen nicht erfrieren, sondern reif werden; man thut gut, wenn man V» (etwa eine Handbreite) zurückschneidet, dann formen sich bis Frühjahr neue Aeste, später muß man dann diese Wildlinge veredeln. Da die jungen Bäume gegenwärtig um Vs aufgeschlagen haben, da sie überhaupt rar sind, so muß man die erfrorenen Bäume so viel als möglich zu erhalten suchen.
In Münsingen ereignete sich kürzlich, wie man der „N.-Ztg." schreibt, folgender Fall: Zwei Handwerksbursche kamen in das Haus eines Geistlichen, um zu fechten. Der Geistliche stellte ihnen eine ordentliche Gabe in Aussicht, wenn sie ihm beim Bücherabstäuben behülflich sein wollten. Während