Amts- und Intelligenz-Blatt für den Lberamts-Bezirk Nagold.
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Donnerstag den 30. September.
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1880
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„Gesellschafter."
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Redaktion L Expedition.
Nagold.
An die Grtsvorsteher.
Aie Verwendung von Erdöl zur Beleuchtung der Stallungen und Scheunen betreffend.
Unter Hinweisung auf den Ministeriell Erlaß vom 6. d. Nits. (Ministerial-Amtsblatt Nr. 19 S. 338) werden die Ortsvorsteher zum Bericht binnen 8 Tagen anfgefordert, ob und welche ortspolizeiliche Vorschriften in Beziehung auf den Gebrauch von Erdöllaternen in Räumen von oben genannter Art, insbesondere durch die Erlassung eines Gebots oder Verbots der Benützung bestimmter Constructionen oder Fabrikate, in ihren Gemeinden bestehen und wie sich diese Vorschriften sowohl sachlich, als bezüglich ihrer praktischen Durchführbarkeit und der Möglichkeit der Controlirung ihrer Durchführung bewährt haben.
Den 28. September 1880.
K. Oberamt. Güntner.
Der kathol. Schullehrer Franz Fischer in Unter- schwandorf ist am 25. d. M. in den Ruhestand versetzt worden.
TageS-Nenigkeiten.
Deutsches Reich.
Altenstaig Stadt, 27. Sept. Gestern besuchte uns Herr Bezirksfeuerwehr-Jnspektor Schu- ster von Nagold, um eine Inspektion der hiesigen Feuerwehr vorzunehmen. Bei der Post mit Musik begrüßt und empfangen, gieng die gesammte Feuerwehr sofort im Sturmschritt zum Angriff vor, der denn auch in überraschender Weise und mir wirklich staunenswerther Präzision ausgeführt wurde. Auch das Resultat der Rettungsprobe war ein durchaus erfreuliches, bei welchem Anlaß wir gleich dem alten Cato abermals auf das Fehlen eines Sprungtuches aufmerksam machen möchten. Ebenso wacker hielt sich die Schlauchmannschaft, was von den Schläuchen weniger gesagt werden kann. Die Leiterexer- citien giengcn ebenfalls bei der ersten Partie flott von statten, die Ablösung bewies allerdings aufs schlagendste, daß ein großer Unterschied besteht zwischen Leuten, welche die Probe besuchen und solchen, welche dieses nicht thun. Auch die Aufstellungen an der Spritze zeugten von guter Schulung. Herr Inspektor Schuster sprach sich denn auch auf dem Platze den Chargirten gegenüber, wie Abends in der Traube in sehr freundlicher und anerkennenender Weise über das Gesammtresuttat der Hauptprobe aus, welch letztere durch einen gelungenen Parademarsch geschlossen wurde. Die gestrige Vorführung der Feuerwehr machte dieser selbst, aber auch dem inspizirenden Bezirkskommandanten alle Ehre, letzterem, weil es seiner Energie und Sachkenntniß (allerdings nachdrücklich unterstützt durch das K. Oberamt) gelang, eine einheitliche Formation und Organisation in den Feuerwehren des Bezirks herzustellen. Die hiesige freiwillige
Feuerwehr hatte früher 4 Züge, nunmehr ist sie in 5 Compagnien abgethcilt: 1) Schlauchführer und Leitcrmannschaft, 2) Steiger und Retter, 3) Spritzenmannschaft, 4) Buttenmannschaft, 5) Austräger und Wachmannschaft. Zusammen 177 Mann (uui- formirt). Anwesend waren gestern 148 Mann (incl.) 14 Offiziere, 2 Tambours und 8 Hornisten.) Hiezu kommt noch die Pflicht- oder Hilfsmannschaft. Die Utensilien u. s. w. sind in guter Ordnung, nur wünschte Herr Schuster noch die A,Schaffung von Armbinden. Ein dem Inspektor von der Feuerwehr gebrachtes Ständchen nebst heiterer, geselliger Bereinigung in der Traube bildete einen gemüthli- chen Abschluß der Löschprobe. Schließlich noch ein Beispiel, wie man sich bei gutem Willen und etwas Schwabenwitz zu helfen weiß, wenn nicht alles gleich parat liegt. Die benachbarte, neugegründete Feuerwehr in W. hat zwar Schläuche bestellt, aber solche sind eben noch nicht gekommen. Was thut Kommandant Sch. ? Er knüpft flugs 2 Seile zusammen, betrachtet den Knoten als Verschraubung und manöverirt mit diesem Pseudoschlauch bis der wahre kommt. Vivat sagusns!
Calw, 26. Scpt. Gestern fand hier das I. Gailfest des 10. landwirthschafltichcn Ganverbands statt, welcher die Obernmtsbezirke Nagold, Freudenstadt, Neuenbürg und Calw saßt uud sehr zahlreich besucht war. Zur Preisbcwerbung war eine große Anzahl Farrcn, Kühe und Schweine vorgestihrt worden. In der Turnhalle war eine sehr schöne und reichhaltige Ausstellung von Blumen, Gemüsen und Obst. Um II Uhr fand ein Festzug durch die Stadt mit Musik und Bethei- ligung der Feuerwehr statt, welcher durch eine größere Anzahl junger Burschen und Mädchen in den verschiedenen Nationaltrachten interessant war. Nachmittags fand eine Versteigerung einer Anzahl vom hiesigen landwirthschaftlichen Verein in der Schweiz aufgekaufter trächtiger Kalbeln von Allgaier Raccn bei ziemlich flauer Bctheiligung statt. Um die ausgcsetzten namhaften Preise haben konkurrirt: aus dem OA. Calw: 15 Farren, 38 Kühe und Kalbeln, 14 Schweine; aus dem OA. Nagold: 4 Farrcn, 8 Kühe und Kalbeln, 2 Schweine; aus dem OA. Neuenbürg: 7 Farren, 10 Kühe und Kalbeln; aus dem OA. Freudenstadt: 4 Kühe und Kalbeln, 1 Schwein. Preise haben erhalten: 1. für Farrcn: I. Fenchel v. Schwarzenberg, I. F. Dürr v. Esfringen, C. Gaiser v. Altbulach, I. Klotz v. Bieselsberg, Farrenh. Widmaier v. Wildbera, I. G. Schaible v. Oberkollwangen, Gemeinde Gechingen, W. Stoll v. Engelsbrand. 2. Für Kühe und Kalbeln: Fr. Bühlcr v. Gültliugen, Schulth. Ziegler v. Gechingen, F. Maier v. Gechingen, P. Müßte v. Simmozheim, Postverw. Lutz v. Freudenstadt, F. Schneider v. Georgenau, C. Fischer v. Hof Dicke, G. Eberle v. Freudenstadt, F. Moser v. Nagold, Dörnfeld v. Hof Lützenhardt, Posth. Bauer v. Calw, Hirschw. Finkbeiner v. Freudenstadt, Hirschw. Kirchherr v. Oberreichenbach, W. Mörk v. Möttlingcn, G. Ginader v. Stammheim, Adlerwirth Gehring v. Ostelsheim. 3. Für Schweine: a) Eber: Nestle, Blumenw. v. Freudenstadt, Widmaier, Mühlebes. v. Wildberg, Beruh. Stoll v. Wildberg; b) Mntterschweine: Bierbrauer G. Rau v. Calw, I. Betsch v. Althengstett, G. Kugele v. Ober- riedt, Adlcrw. Günthner «. Oberksllbach, Sonnenw. Warner v. Simmozheim. Außerdem wurden von den vorgeführtcn Kälbern der Allgäuer Race, welche den im vor. I. eingeführ- teu Zuchtkalbeln entstammen, wegen rationeller Aufzucht speciell aus der Calwer Vereinskasse n«t Preisen bedacht: Gutspächter C. Fischer auf Hof Dicke, Gutspüchter Fr. Schneider auf Georgenem, Jak. Lutz v. Deckenpfronn, Gutspächter C. Fischer, L-chulth. Hanselmaun in LiebelSberg, Schutt. Alber in Liebels- berg. Von landwirthschaftlichen Produkten wurden 10 Preise gegeben, worunter Schutt. Alber von LiebelSberg für Feld- und Gartenfrüchte, Gänßle und Bühlcr in Waiddorf für Obst- bäume. Ehrende Anerkennung wurde u. a. zu Theil: Gg. Bühler v. Gültliugen für Hopfen, PH. Jak. Holzäpfel v. Gült- lingen für Flachs, Wacker in Holzbronn für Dinkel.
Seine Königliche Majestät haben vermöge Höchsten Dekrets vom 22. l. M. zur Unterstützung der ärmeren Hagelbeschädigten des Landes einen Beitrag von Zehntausend Mark aus Höchst Ihrer Oberhoskasse gnädigst zu bewilligen und dessen angemessene Verwendung der Zentralleitung des Wohlthätigkeitsvereins zu überlassen geruht.
Stuttgart, 25. Septbr. Letzten Mittwoch stürzte das iLs Jahre alte Kind (Knabe) eines
Schneidermeisters in der Mozartstraße aus oem Fenster des 3. Stocks auf das Trottoir uud hat dadurch an der Stirn schwere Verletzungen erhalten, so daß es an demselben Tag noch gestorben ist.
Stuttgart, 26. Sept. Zu Wagen und zu Fuß, mit der Pferdebahn und der Eisenbahn strömte es von heute 1 Uhr an nach dem Cannitatter Wasen hinaus. In den Budcugängen wogte eine ungeheure Menschenmenge auf und ab und die Geschäfte gingen vorzüglich. Es sind wenigstens 80,000 Menschen, wahrscheinlich aber weit mehr, auf dem Platze gewesen. Die Witterung war so günstig als nur möglich. Auch ihre Majestät die Königin hat eine Fahrt über den Festplatz gemacht. — Wahrhaft coloffal war das Gedränge auf dem Cannstatter Bahnhose, als gegen Abend alle Welt wieder nach Stuttgart wollte. Auf dem Perron waren Eisenbahnbeamte mit Fackeln ausgestellt, um das Geleise frei zu halten und Unglücksscille zu verhüten. Die Schaffner gestanden, daß der Andrang noch auf keinem Volksfeste so riesig gewesen sei, wie heute. Mau mußte nach langem, langem Warten auf dem Perron froh sein, nur einen Stehplatz zu bekommen in den mit doppelter Personenzahl belasteten Waggons. Und dabei war doch heute nur der Vorschmack jdes Volksfestes. Wie soll das erst am Dienstag werden! — Von großem Interesse war die Obstausstellung, das Werk des württ. Obstbauvereins. Es sind im Ganzen 55 Aussteller, meist aus Stuttgart, dann aber aus weiterer Umgebung; auch Oberschwaben ist vertreten.
Stuttgart, 27. Septbr. Am Schluffe des gestrigen Gottesdienstes in den hiesigen evangelischen Pfarrkirchen wurde eine gedruckte Ansprache der evangelischen Geistlichen der Stadt Stuttgart „An die Gemeinde" an die die Kirche Verlassenden vertheilt. Diese Ansprache ist gegen die Verbreitung des Methodismus gerichtet. Es wird zwar zugegeben, daß unter den Methodisten nicht wenige heilsbedürftige Seelen sich befinden und daß ihr Eifer für viele Glieder unserer Kirche beschämend sei. Irrig sei aber ihre Lehre namentlich in Beziehung aus den Weg zur Seligkeit. Hervorzuheben ist am Schluffe der Ansprache folgender Passus, den wir daher dem Wortlaut nach jwieder- geben: „Habet namentlich Acht auf jüngere und ältere Kinder! Denn ein Hauptbestreben der Methodisten ist, in ihren Kinderstunden durch mancherlei Reizmittel die unbefestigten Herzen zu gewinnen, und für die erwachsene Jugend haben sie in ihren oft bis tief in die Nacht fortgesetzten Versammlungen u. dgl. — Mittel der Anziehung, bei welchen die Gefahr, daß Geistliches und Fleischliches vermengt werde, sehr nahe liegt. Statt solchen methodistischen Einwirkungen eure Kinder preiszugeben, haltet sie vielmehr an, diejenigen Veranstaltungen zu religiöser Belehrung und Erbauung der Jugend zu benützen, welche im Zusammenhang mit unserer evangelischen Kirche in hiesiger Stadt in großer Zahl vorhanden sind, wie die kirchlichen Sonntagskinderlehren, die Jugendgottesdienste in der Waisenhauskirche, der Jünglingsverein, die freiwilligen Sonntagsschulen u. dgl.
Stuttgart, 27. Sept. Gestern traf endlich der schon vor acht Tagen erwartete Elephant ein; er ist afrikanischer Herkunft, 3—4jährig, männlichen Geschlechts und hat mit Erfolg Studien in allerlei Kunststücken gemacht. Sie zu zeigen, scheint er noch wenig geneigt, da er sich entweder noch nicht ganz heimisch fühlt oder von seiner sechstägigen Reise aus Marseille noch müde ist. In Belfort hat