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-- Einfluß des Futters auf die Güte des Schweinefleisches. An verschiedenen Orten Englands wurden hierüber eingehende Untersuchungen angestellt. Aorkshire-Schweine, welche von Anfang der Mast bis zum Schlachten vorzugsweise mit Milch — oder Molkereiabfällen gefüttert wurden, lieferten das bestschmeckende, sehr zartfaserige Fleisch und kamen in verhältnismäßig kurzer Mastzeit zu den höchsten Schlachtgewichten. Nächst diesen kamen die mit Gerste gefütterten Thiere derselben Race zu hohen Gewichten und lieferten ebenfalls sehr schmackhaftes, feinfaseriges Fleisch. Auch die mit gleich viel Hafer und Erbsen gemästeten Schweine lieferten ein gutes Fleisch mit etwas stärkerer Faser und gutem, festem Speck, dabei im Verhältnis; zum Gewicht des werthvollen Fleisches und des Speckes nur geringe Mengen Abfälle. Ausschließlich mit Mais ernährte Schweine gaben weichliches Muskelfleisch und ebensolches Fett, kamen jedoch zu bedeutend hohen Schlachtgewichten. Ausschließlich mit Kartoffeln gefütterte Thiere lieferten .schwammiges, leichtes, unschmackhaftes Fleisch, das beim Kochen stark zusammeusiel. Vorzugsweise mit grünem Rothklee gefütterte Schweine gaben eigenthümlich gelbes, unschmackhaftes Fleisch. Bei starker Fütterung mit Oelkuchen und Leinsamen neben Gerstenschrot bildet sich loses fettiges Fleisch mit starkem, höchst unangenehmem Beigeschmack. Die nur mit Bohnen gemästeten Thiere lieferten festes, schwer verdauliches Fleisch von nicht besonders angenehmem Geschmack. Eichelmast lieferte keine günstigen Resultate und Fleisch von unangenehmem Geschmack. (Bie- dermann's Centralblatt, 1879 Bd. 2 S. 712.)
- - (Ein Soldatenbrief vom letzten Feldzug.) Bor Bclfort lag der tapfere Krieger, der mit dem Bajonett besser nmzngchen versteht, als nüt der Feder. Er war aber ein ebenso guter Sohn seiner Eltern wie seines Vaterlandes, und darum meldete er seinen Lieben daheim, was er für letzteres im Felde that. Sein Schreiben lautete: „Geliebten Eltern! Euern Brief is gesunt angekommen und das Hofe ich auch fon euch. Es duht euch leiht, das ich nichts von das GeschlachtS mitkriege. Das duht mich auch leiht. Aber beward mich nur ein Prölle- chen vor den Frihdcn zu brahten den wir habe bald Frichde. Den Bellfohr hat kaputilihrt, das geht so. Wir haben es kaput geschossen und wenn es ganz kaput is, dann kriegen wir es und das heißt kapn- tilihren auf deutsch. Ich dank Euch auch vor die Zihgarn, die mit euer Briv angekommen sein. Aber das sein echte Zihgarn: man muß zihen, als wenn man von eine guste Kuh Milch haben will und kommt doch nichts aus. Die ich forgestern rauchte die hat guter Zucht und da kam doch nnverwachs unse Haubnliann hinter mich vorbei und sagt: Fui was der Kerl stink, und ich mag gleich Kehrt und sag zu befehlen Herr Haubmann. So müssen wir immer sagen, wenn der Haubmann was sagt. Aber ich habe gedacht unse Haubmann weis fiel, aber Zihgarn kennt es nich, sie hat doch gute Zuch. Ihr schreibt mich, daß unse Kuh Milch geworden sein und 12 Kannen Milch gibt und das Peter und Lene geheirad sint. Das freut mir alle beide und ihr könnt sie von mich grüßen. Gestern haben wir einen Franzos gekrigt, der hat ein von unse Leut mit die Schassepopo von hinten ganz doht geschohsen und das nennt man hier Franztirähr. Ich schlihse jetzt mit die Fehder, aber nich nüt das Herz den ich bin euer geliebten Sohn Hannes."
— (Wie man einen Trunkenkenbold kn- rirt.I Der k. mexikanische Kavallerie-Offizier Theodor Wachlig erzählt in seinen „Wanderungen in Mexiko" folgende Episode: „Eine eigenthümliche Strafart sah ich einst bei einer indianischen Freiwilligenschaar. An einem Indianer, der sich dem unverbesserlichen Trünke ergeben, sollte ein Exempel sta- tuirt werden. Zn diesem Behufe formirte die Truppe ein Carre, in dessen Mitte der Delinquent unter einem heillosen Lärmen von Trommeln und Trompeten geführt wurde. Drei Kabos (Korporale) stellten sich ihm zur Seite, der eine hielt einen großen Krug Seifenwasser in der Hand, die beiden andern waren mit elastischen Stöcken bewaffnet. Der Kommandant hielt eine kurze, kernige Ansprache an die Truppe und verurtheilte schließlich den Trunkenbold zu dem Kruge Seifenwassers, den er bis zur Neige zu leeren hatte. Der Delinquent, dem noch ganz katzenjämmcr- lich zu Muthe war, that angesichts der drohend emporgehobenen Stöcke einen herzhaften Schluck aus
dem verhänanißvollen Kruge, dann wurde abwechselnd getrunken, geblasen, getrommelt, gebrochen und geprügelt, und die jedesmaligen empfindlichen Prügel halfen dem Verurtheilten über den furchtbaren Eckel hinweg, den in ihm der ungewohnte Trunk erregen mußte. Man sagt mir, der Indianer wäre seit jener Zeit in Folge der originellen Kur der nüchternste Mensch geworden."
— China. Wir Europäer pflegen uns durchweg für sehr gebildete und höchst civilisirte Geschöpfe zu halten. Aber wie sehr werden wir nicht in unserem mit der Zeit immer anwachsenden Eigendünkel uns gekränkt fühlen, wenn wir einmal einen Blick auf die Geschichte der von uns so sehr mißachteten Chinesen werfen, die von dem Amerikaner gar nicht anders als Ungeziefer behandelt zu werden Pflegen. Zur selben Zeit ungefähr, wo Deutschland erst im Begriffe stand, sich zu einem civilisirten Gemeinwesen heranzubilden, lieferte ein chinesischer Schriftsteller, Namens Eben-Wahab, eine Beschreibung über das damalige China. Wir entnehmen derselben eine Stelle, wo Kin-sai, die „Stadt des Himmels", beschrieben wird. Eben-Wahab schildert Kin-sai, ganz wie nach ihm Marko Polo gethan, in einer Weise, die ohne jenen Bürgen für eine Fabel gehalten werden müßte. Umgeben war die Sradt von reichen Dörfern und musterhaft kultivirten Gefilden. Die Bevölkerung lebte in ungestörter Harmonie und industriellem Wohlstand. Er zählt zwölftausend Läden, in denen Edelsteine, Seiden, Wohlgecüche und sonstige Waren feilgeboten wurden, angesichts sehr breiter, schön geebneter Straßen. Er sah zahllose Brücken von anmuthiger Architektur über wohlregulirten Flüssen, während ein weitverzweigtes Kloakensystem für die Säuberung der Stadt sorgte — Beweise von Jngenieurkunst, als in Europa noch der Raubritter auf holperigen Baumpfaden lauerte und der Bürger sich hinter hohen Mauern mit Wehr und Waffen verstecken mußte! Und wir Nachgeborenen wollen über den zopftragenden Chinesen lächeln und spotten? Unser eigener unsichtbarer Zopf ist immer noch zentnerschwer, oder wir tragen ihn, um mit Heine zu reden, „als Schnauzbart unter der Nase".
— (Aus der Sternenwelt.) Die Sonne ist eine vollkommene Kugel und zeigt nicht, wie die Erde, eine Aplattung an den Polen; ihr Durchmesser beträgt 192,608 Meilen, also das 112fache des Erddurchmessers; ihre Masse ist 355,500 mal und ihre Oberfläche 12,500 mal größer als die der Erde, so daß ihr körperlicher Inhalt hinreichen würde, 1,400,000 Kugeln zu bilden, deren jede die Größe der Erde hätte. Eine Reise um die Sonne würde 12 mal so lange dauern, als eine Reise von der Erde nach dem Monde, der ca. 50,000 Meilen von hier entfernt. Eine Vorstellung von der Größe des Sonnenkörpers kann man sich machen, wenn man sich denselben als eine hohle Kugel denkt; stünde nun die Erde in der Mitte dieser Hohlkugel fest, so könnte der Mond in seiner gewöhnlichen Entfernung von der Erde diese letztere umkreisen, und es bliebe dann zwischen der Mondbahn und der Sonne immer noch eine Entfernung von ca. 10,000 Meilen übrig. Die Entfernung der Sonne von der Erde beträgt 20 Millionen Meilen, so daß eine Lokomotive, welche 7 Meilen in einer Stunde zurücklegte, erst in 350 Jahren auf der Sonne ankommen würde. Als Bestandtheile, aus welchen die Sonnenmaterie besteht, hat die von Kirchhofs und Bunscn entdeckte Sepctral-Analyse vorläufig ergeben: Eisen, Calcium, Magnesium, Natrium, Chrom, Nickel; auch etwas Chlor, Barium, Kupfer, Zink rc. Das Dasein von Kobalt in der Sonnenmaterie ist nicht mit Sicherheit erwiesen. Ganz fehlen in derselben bis jetzt noch: Gold, Silber, Quecksilber, Aluminium, Blei, Antimon und Silicium. Das Licht der Sonne ist 13,000 Mill. mal Heller als das der Vega, eines der hellsten Fixsterne unseres Himmels, und die Dichtigkeit der Sonnenmasse 4 Mal geringer, als die Dichtigkeit der Erdmasse; demgemäß ist die Schwerkraft auf der '-Sonnenoberfläche 28 mal größer als auf der Erdoberfläche, so daß die Geschwindigkeit der auf der Sonne frei fallenden Körper ungefähr der einer abgeschossenen Flintenkngel gleich kommt. Ein Körper, der bei uns 4 Pfund wiegt, muß auf der Sonne ein Gewicht von 1 Centner haben, so daß ein Mensch, dessen Gewicht auf der Erde beispielsweise 100 Pfund beträgt, auf der Sonne nicht weniger als 2500 Pfund oder 15 Centner schwer sein und beim Gehen seinen Fuß mit einem Gewicht von über 2500 Pfund auf
den Boden aufsetzen würde, ein Gewicht, das groß genug wäre, seine Fnßknochen mit einem Tritt zu zertrümmern.
— Ueber das Leben und den Tod der Erde hält der bekannte englische Gelehrte R. A. Proctor augenblicklich Vorlesung in den Vereinigten Staaten. Nach Proctor's Schätzung besteht die Erde als ein selbstständiger Weltkörper etwa 500 Millionen Jahre. Davon vergingen etwa 100 Millionen Jahre über die Umwandlung aus einem dunstförmigen in einen festen und flüssigen Körper. Zweihundert Millionen Jahre lang war die Hitze noch zu groß, um die Entstehung lebender Wesen zu gestatten, seit 100 Millionen Jahren ist die Beschaffenheit der Erde im Wesentlichen so, oder ähnlich gewesen wie jetzt. Bei dieser Annahme stützt sich Proctor auf die Beobachtung der Wandlungen und Vorgänge an anderen Gestirnen. Da, je größer ein Gestirn ist, es sich desto langsamer abkühlen muß, so berechnet er, daß der Jupiter, um zu der jetzigen Beschaffenheit der Erde zu gelangen, 300 Mill. Jahre gebrauchen wird, während der Mond vor 420 Mill. Jahren so beschaffen war, wie es jetzt die Erde war. Das heißt: Jupiter ist noch sehr dünnflüssig und heiß, der Mond sehr hart, dürr und kalt. So wie jetzt Jupiter ist, ist die Erde vor vielen Millionen Jahren gewesen, und so wie jetzt der Mond ist, wird sie in ungefähr 25 Millionen Jahren sein. Im Laufe dieser Entwickelung werden, so lehrt Proctor, die Wasser, die sich jetzt auf der Erdoberfläche finden, aufgesaugt werden, indem die Erdrinde kälter und kälter werdend, in große Klüfte und Höhlungen brechen wird. Da im Erd-Jnnern Raum für viermal so viel Wasser ist, als jetzt aus der Oberfläche Platz findet, so wird, in dem Maße wie das Innere erkaltet, die ganze Erdrinde trocken und todt werden. Mit den Wasserläufen und Meeren wird auch der Dunstkreis und mit ihm das Leben verschwinden. Schon Innerhalb der von Menschen gemachten Wahrnehmungen hat sich die Wassermasse der Erde verringert. Die Wüste Sahara war früher ein Theil des Oceans, die große amerikanische Wüste ein großes Binnenmeer. In Mittelasien gab es noch zur Zeit Alexanders des Großen viele Ströme, die seitdem ausgetrocknet sind; das Kaspische Meer hatte vor 2000 Jahren einen bedeutend höheren Wasserstund rts heute. Der Mi- chigan-See ist heute 7 Fuß niedrige als zu der Zeit, da sich die ersten Weißen in seiner Nähe niederließen; zahllose Sümpfe sind im Laufe weniger Menschenalter zu trockenem Ackerlande geworden rc. So könnte also dereinst auch die Kette unserer großen Binnenseen zu einer Sahara werden.
— Aus dem Gerichtssaale. Richter: „Ihr Mitschuldiger ist ein oft abgcstrafter Dieb; wie konnten Sie in Ihrer Stellung sich so weit erniedrigen, mit einem solchen Menschen gemeine Sache zu machen?!" — Angeklagter: „Ja, leider Hab' ich niemand Anständigen hierzu gefunden!"
Wenn ein Journal den 29. Jahrgang antritt und eine' mehr als Hunderttausende zählende Gemeinde von Lesern um sich versammelt, darf man mit Recht annehmen, dass dieser Zeitschrift eine ganz ungewöhnliche Kraft innewohnt, Leser zu fesseln, und eine hervorragende Reichhaltigkeit und Gediegenheit, um sich so lange Zeit als Lieblings-Unterhaltungsblatt zu behaupten.
Die „IllnKrirte Well" (Stuttgart, Verlag von Ed u- ard Hallberger) bringt in ihrem soeben beginnenden neuen, 29. Jahrgang, wie das erste uns vorliegende Heft zeigt, wieder eine solche vortreffliche, ausgewählte Fülle des Unterhaltenden und Interessanten, daß wir noch eine größere Verbreitung der „Jllustrirten Welt" vorausschen. — Da finden wir zuerst zwei große Romane, „Die ,Donn» Anua^" von Roseuthal-Boniw, eine Erzählung, welche den so beliebt gewordenen Roman „Bernsteinsucher" des vorigen Jahrgangs an spannender Kraft des Inhalts und lebenswahrer Ausführung noch weit übertrifft — und das will nicht wenig sagen — dann einen farbenreichen, interessanten, fesselnden Kriminal-Roman „Fluchbeladen", »ach dem Französischen von Bacauo bearbeitet: beide Romane sind illustrirt. Reben diesen größeren Werken verlocken uns kleine Erzählungen, wie die köstliche Humoreske: „Der Berloosungs- lcuchter", dem Hefte besondere Theilnahme zu schenken. Dann erregen unsere Aufmerksamkeit Artikel mehr belehrenden Inhaltes — geistreiche interessante kleine Abhandlungen — fesselnde Abschnitte aus Natur und Leben — kleine Mittheilun- gcu. dann sehen wir auch die beliebten „Humoristischen Blätter", Anekdoten und Witze, auch wieder den Abschnitt „Spiele und Unterhaltungen für die Jugend", ebenso „Aus allen Gebieten": Rezepte, Hauswirthschaft, Landbau, Gärtnerei, Küche und Keller. Den Schluß des Textes machen Aufgaben, „Schach," „Rösselsprung", „Medizinische und andere Korrespondenz." Dieser Reichhaltigkeit an Lesestoff schließen sich ebenbürtig schöne Illustrationen in großer Zahl an — und all' dies zum überaus billigen Preise von nur 30 Pfennig für ein solch' reichhaltiges Heft!
Wir empfehlen auch diesen neuen Jahrgang der „Zlln- kürten Well" wiederum allen unseren Lesern als vortreffliche j Untcrhaltungslektüre.