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Amts- und Intelligenz-Matt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

! Erscheint wöchentlich 3mal nnd kostet halbjährlich ! hier (ohne Trägerlohn) 1 60 , in dem Bezirk

! 2 außerhalb des Bezirks 2 40

Samstag den 28. August.

! Jnsertionsgebülir für die lipaltigc Zeile aus ge ' wötmlicher Schrill bei einmaliger Einrückung S bei mehrmaliger je U -.b

1880 .

Bestellungen ans denGesellschafter"

für de» Monat September

nehmen alle Poststellen und Postboten an.

Die niedere Dienstpriifnng im Departement des Innern haben u. a. bestanden: Bruder, Adolf von Loßbnrg, Dett- ling, Eugen von Ahldorf, OA. Horb, Kalmbach, Leonhard von Zumweilcr, Klumpp, Gustav Paul Friedrich von Baicrs- bromi, Krastl, Ernst von Herrcnberg, Welker, Johann Mich, von Egenhausen.

Tages-Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

T -s* Nagold, 26. Aug. Vorgestern fand das wiederholt in diesem Blatte angekündigte zweite Ge- sangfest statt, an dem sich die drei Kirchengesang­vereine Altenstaig, Nagold und Wildberg, sowie die Lehrer des Bezirks, die wieder gleichzeitig ihre zweite Gesangskonferenz hatten, sowie die hiesigen Se­minaristen betheiligten. Mit dem Feste war ein liturgischer Gottesdienst verbunden. Das Programm war sehr reichhaltig. Demselben wurde das neueste Programm desEv. Kirchengesangvereins für Würt­temberg" , der am 13. Sept. d. I. sein zweites Jahresfest in Schorndorf feiert, zu Grunde gelegt. Auf zwei Hauptproben um 11 Uhr Vormittags und ! 1 Uhr Nachmittags folgte um 2'/, Uhr die Auf­führung. Die an den Eingang des Programms gestellte Rede von Pfarrer Zeller in Ebhausen be­handelte in treffender Weise und löblicher Kürze sich befleißend die Bedeutung der Tonkunst sowie das Recht und die Pflicht ihrer Verwendung für den Gottendienst. In der Aufführung selbst wechselten Orgelvorträge, Gemeindegesang, gemischte Chöre nnd Männerchöre in mannigfaltiger Weise ab. Sowohl die biblischen Texte, welche von Helfer Ströle ge­sprochen wurden, als die Chöre waren gut ausge­wählt und folgten nach der Ordnung des Kirchen­jahres auf einander. Die Leitung der gemischten Chöre, an denen sich etwa 80 Sänger betheiligten, hatte Bezirksschulinspektor Mezger von Altenstaig übernommen und wurde von demselben in trefflicher Weise durchgeführt. Sämmtliche Chöre wurden gut gesungen und zeugten von tüchtiger Einübung. Als besonders gelungen möchten wir den Eingangschor: Selig sind, die Gottes Wort hören rc., den Weih­nachtschor: Ehre sei Gott rc., den kräftig erklingen­den Osterchor: Macht auf das Thor rc., das Men- delssohn'sche: Wirf dein Anliegen rc. und den all­gemeinen Lobgesang: Großer Gott, wir loben dich rc., der mit Orgelbegleitung gesungen wurde, hervorheben. Die von den Lehrern im Chor gesungenen zum Theil sehr schweren Männerchöre, auf deren Einübung nur we­nig Zeit verwendet werden konnte, zeugten von tüch­tiger Einübung. Am besten wurde: Ach, theurer Jesus rc. von Silcher und: Jauchzet dem Herrn alle Welt rc. von Fink ausgeführt. Der von den hiesi­gen Seminaristen vorgetragene Chor: Heilig ist der Herr Zebaoth verdiente alle Anerkennung und zeugte von dem ausdauernden Fleiße sowohl des Lehrers als der Schüler. Die Zuhörerschaft war im ganzen eine erfreuliche. Außer dem hiesigen Bezirk waren auch die benachbarten Bezirke namentlich durch Geist­liche und Lehrer vertreten. Das unmittelbar vor dem Beginn der Aufführung ausbrechende heftige Gewitter mag manchen Gesangesfreunden hindernd in den Weg getreten sein. Doch wurde eine solche Einnahme erzielt, daß die Kosten größtentheils ge­deckt werden konnten. Bei der geselligen Bereini­gung im Hirsch sprach der Dirigent Mezger allen beim Feste Mitwirkenden freundlichen Dank und volle Befriedigung aus. Diesem Danke schloß sich auch

der Liturg Ströle an, der den an- und abwesen­den Sängern mit warmen beredten Worten dankte und besonders die Verdienste des Bezirksschulinspek­tors, der die Gesangfeste im Bezirk ins Leben rief, anerkennend hervorhob.

* Nagold, 27. Aug. Gestern Nachmittag gegen 4 Uhr zog über unser Thal ein Gewitter, das durch die finstern gewaltigen Wolkenschichten nichts Gutes ahnen ließ. Waren Blitz und Donner weni­ger heftig, so ergoß sich dagegen der Regen in solchen Strömen hernieder und zwar fast ununterbrochen bis Nachts 12 Uhr, daß die Feldgewächsc der Thalebenc fast auf bodenlosem Grunde stehen. Mancher Wa­gen mit Garben und Oehmd wurde auf der Heim­fahrt durch den Regen überrascht und kam triefend m die Scheune. Um 9 Uhr verkündete der Aus­scheller, daß nach einem Telegramm bei Wildberg ein Wolkenbruch gefallen und die Staatsstraße dorthin unpassirbar sei. Diesen Morgen werden uns weitere Hiobsposten gemeldet von Emmingen und Pfron­dorf, wo an Wegen und Feldern großer Schaden angerichtet worden. Zum Glück sind dort die mei­sten Halmfrüchte und oas Oehmd eingeheimst. In Nothfelden sollen diesen Morgen viele Felder und Wiesen nur Sümpfen gleichen. Gegen Hochdvrf sollen auch Schloßen gefallen sein. Da Wildberg die meisten Felder an Bergabhängen hat, so muß, wenn der Wol­kenbruch nicht blos das Thal betroffen, der Schaden dort ungleich größer sein als in Thal- und ebenen Orten. Schlecht eingebrachte Heu- und Fruchternte und ebenso Oehmdeinheimsung bei hoffnungsvollstem Stand der Felder und Wiesen, das ist die Signatur des heurigen Jahrgangs für unsere Gegend. Wenn auch noch die vielversprechende Kartoffelernte uns verkümmert wird, wozu der fast tägliche Regen Be­rechtigung gibt, dann sind die Sorgen für den kom­menden Winter bei dem schlechten Geschäftsgang, dem Geldmangel, der absichtlichen und unabsichtlichen Zahlungsflauheit so vieler und den hohen Steuer­zetteln wohlberechtigte.

Calw, 25. August, lieber den bereits ge­meldeten Wolkenbruch in Oberhaugstett erfahren wir folgendes Nähere: Das Gewitter zog am Samstag, den 21. August, Mittags zwischen 12 und 1 Uhr von Westen her und entlud sich mit einem, eine halbe Stunde andauernden Hagel über die Markungen Liebelsberg, Neubulach, Oberhaugstett und Martinsmoos. Die Hagelkörner waren von seltener Größe, wie ein Augenzeuge sagt, so groß wie Chausseegeschläg, und fielen so dicht, daß z. B. der Zwerenberger Postbote durch 2' tiefe Haufen fahren mußte. In Liebelsberg ist auf "/» der Markung Alles vernichtet, was noch im Felde stand. In Neubulach wird der Schaden auf 34000 -IL geschätzt. In Oberhaugstett ist von sämmtlichen Feldfrüchten, Einkorn, Haber, Sommerwaizeu, Kar­toffeln, Kraut, Hanf, Oehmd, Klee der größte Theil ganz vernichtet, und was noch stehen blieb, wurde durch einen am Sonntag Mittag zu derselben Stunde gefallenen Wolkenbruch ohne Hagel vollends in den Boden geschlagen. Der Schaden wird ca. 13,000 betragen. Auch in Martinsmoos sind

sämmtliche Feldfrüchte total vernichtet, und wurden viele Fensterscheiben und Dachplatten zerschlagen. Hagelkörner wurden auf dem Rathhause gewogen mit einem Gewicht von 40- 50 Gramm. Die Straßen waren in allen Orten derart überfluthet, daß z. B. in Oberhaugstett Wägen und Bauholz­stämme mit fortgerissen wurden. Sämmtliche be­troffenen Orte sind um Steuernachlaß nnd theil- weise auch um Unterstützung der Aermeren einge­

kommen. Eine Mittheilung aus Oberhaugstett ergänzt vorstehenden Berscht dahin, daß das untere Dorf metertief unter Wasser stand und die Hagel­körner meterhoch angeschwemmt wurden. Die Keller füllten sich vollständig mit Wasser. Der Wolken­bruch am Sonntag führte das frisch gemähte Oehmd von den Dorfwiescn durch den Ziegelbach der Na­gold zu und hat an frisch geackerten Feldern großen Schaden angerichtet.

Stuttgart, 24. August. Gestern Abend ist der 5 Jahre alte Knabe des Wilh. Schwarz, Kaufmann, Königsstr. 66 dahier, in diesem Hause vom 4. Stockwerk durch das ganze Treppenhaus bis iu's Parterre auf die Kellerstaffeln gefallen, und war augenblicklich todt. Derselbe hatte das auf der Plattform des Hauses zur Beleuchtung des Treppenhauses angebrachte Glas betreten, wobei Letzteres gebrochen und der Knabe durch die ent­standene Oeffnung hinuntergestürzt ist.

Stuttgart, 25. August. Heute Morgen wor­auf dem Schmicdener Feld die Parade über die Stuttgarter Garnison, die vom herrlichsten Wetter begünstigt wurde. Se. kais. und königl. Hoheit fuhr in offener 4spänniger Hofequipage heute Mor­gen um 7 Uhr aus dem Schlosse ab, passirte das festlich, auch mit einer Ehrenpforte geschmückte Caimstatt, auf dem ganzen Wege vom Publikum enthusiastisch begrüßt, und kam mit w. Hetzer Pünktlichkeit wenige Minuten vor 8 Uhr auf dem Paradefelde an. Hier standen die Truppen in zwei Treffen aufgestellt. Im ersten die fünf Bataillone Infanterie, feldmäßig ausgerüstet und in leinenen Hosen, im zweiten die Ulanen, an den Lanzen die schwarz-rothen Fähnchen. Weder die Ulanen, noch das Olgaregiment trugen die Helmbüsche. Nachdem der deutsche Kronprinz einen prächtigen Fuchs be­stiegen hatte, dasselbe Pferd, welches er in der Schlacht bei Wörth geritten, ritt er mit seinen Adjutanten auf den rechten Flügel des ersten Tref­fens zu, wo die gesammte Generalität, unter ihr Prinz Wilhelm von Württemberg wieder in der rothen Gardehusarenuniform, sich befand. Die Tambours schlugen den Präsentirmarsch, die Musik­kapellen fielen ein. die Truppen präsentirten und empfingen ihren Inspekteur mit dreimaligem dröh­nenden Hurrah. Nachdem der deutsche Kronprinz die Fronten abgeritten hatte, begann das Defiliren in Kompagnie- resp. in Eskadronsfronten, hieran reihte sich das Schulexerziren. Die Ulanen machten verschiedene Schwenkungen und ritten zum Schluß eine glänzend ausgeführte Attaque mit dem deutschen Kronprinzen an der Tete. Mit einem nochmaligen Parademarsch wurden die Ulanen entlassen. Die Exercitien der Infanterie bestanden aus einem Flanken- und Frontmarsch, worauf sie sich in Ge­fechtskolonnen formirte, Plänklerketten vorschickte und dann zum Angriff überging mit Hurrah und Sal­venfeuer. Ein nochmaliger Parademarsch beendete auch die Hebungen der Infanterie. Se. Kais, und Königl. Hoheit sprachen sich sehr lobend über Haltung und Ausbildung der Truppen aus und fuhren dann nach Stuttgart zurück, wieder freudig begrüßt von der überall Spalier bildenden Menge.

Stuttgart, 27. Aug. Die gestrigen Trup­penbesichtigungen durch den deutschen Kronprinzen bei Weingarten und Laupheim sind gleich der heuti­gen in glänzender Weise verlaufen, und sprach sich der hohe Inspektor rühmend über die gute Haltung und die Leistungen der Mannschaften aus. In Wein­garten fuhr derselbe zur katholischen Kirche, wo un­ter Führung de? Stadtpfarrers Dr. Mattes die